Die Auferweckung des Jünglings von Nain (Lk 7,11-17)
Die Auferweckungserzählungen stehen wie die Wunderheilungen im Dienst der Predigt Jesu von der Herrschaft Gottes, das nun beginnt und in Jesus präsent wird. In der traditionellen, europäischen Theologie wird diese Erzählung aber als „Beweis“ u.a. für die göttliche Vollmacht Jesu gedeutet. Jesu Tat ist sowohl mehr als die des Propheten Elias (auch von ihm wird eine Totenerweckung berichtet, in 1 Kön 17, 23f), als auch ein Hinweis auf seine eigene Auferweckung.
Auferstehung im Geiste der Botschaft Jesu bedeutet dagegen etwas völlig Neues: Die Abkehr vom „alten Menschen“, besessen von der Gier, hin zum „neuen Menschen“, besessen von Liebe und der Sehnsucht nach der Gerechtigkeit für alle.
In unmittelbarem Zusammenhang mit dieser Auferweckungsgeschichte steht die Frage des Johannes des Täufers, der wegen seiner Kritik an den herrschenden Missständen ins Gefängnis geworfen worden war. Von dort ließ er über seine Jünger Jesus fragen: „Bist du der, auf den wir warten“? Es war natürlich gemeint: „Bist du der Messias“? Jesus antwortete: „Sagt ihm, was ihr gesehen habt: Blinde sehen, Lahme gehen, Aussätzige werden rein und den Armen wird eine Frohe Botschaft verkündet“ (LK 7, 18-23). Jesus meinte - und Johannes verstand es so - dass ab jetzt alles anders wird. Ja, die Zeit des Messias ist jetzt gekommen!