Kirchenverfolgung in Peru!

 

Die sozialpastorale Arbeit der katholischen Kirche im Süden Perus (von Cusco nach Puno, insgesamt 5 Diözesen bzw. Prälaturen) gilt zusammen mit der Arbeit der Diözese Cajamarca unter Bischof Dammert (1962 - 1992) als Beispiel gebend für die authentische Umsetzung des "Geistes und des Anliegens des 2. Vatikanischen Konzils" in die Praxis. Doch dieser Praxis, inkarniert und ausgehend von den Freuden und Hoffnungen, den Sorgen und Ängsten der Armen, soll nun der Garaus gemacht werden - ausgehend von Rom (u.a. die Kardinäle López Trujillo und Dario Castrillon Hoyos aus Kolumbien) und dem römischen Nuntius in Peru, Rino Passigato (Opus Dei) und einigen weiteren Bischöfen als Handlanger. Während diese Kardinäle und Bischöfe offen das Konzil verteufeln können und jeden beliebigen theologischen Nonsens verbreiten dürfen, werden Priester und Ordensleute vertrieben, weil sie auf der Seite und inmitten der Armen die Botschaft Jesu Christi von der beginnenden Herrschaft Gottes verkünden....  Dies alles wird in den folgenden Seiten dokumentiert (mehr und im Original: siehe textos espanoles).

 

 

I. Gram und Bestürzung: Das bemerkenswerte Zeugnis eines peruanischen Bischofs über den erzwungenen Abgang eines Bischofskollegen, Bischof Juan Godayol em. von Ayaviri (gekürzte Fassung)  ECLESALIA, 19. 11. 2006.

Gram. Viel Kummer und Bestürzung. Als wir am 3. Tag der letzten Jahresversammlung der  Bischöfe wieder zusammenkamen, lag auf dem Platz von jedem Bischof die Kopie eines Briefes von Bischof Juan Godayol, in der er uns erklärte, dass er von der Nuntiatur gebeten worden war, sein Amt als Bischof in Ayaviri aus „gesundheitlichen Gründen“ niederzulegen.

 

Seine „Krankheit“ war, dass er in der Höhen des Altiplano lebte. Ja, es gibt kranke  und alte Bischöfe in Peru wie Bischof Gurruchaga, Bischof in Lurín, der in diesem Jahr 75 Jahre alt wird der in der Tat krank ist und seinen Ruhestand verdient hat. Und der Bischofssitz in Ica ist seit einem Jahr vakant. Wir verstehen aber sehr gut, dass du, Bischof Godayol nicht im Traum daran gedacht hättest, deinen Rücktritt einzureichen. Außerdem wärst du der ideale Kandidat gewesen, deinem Bruder im Salesianerorden, Bischof Gurruchaga, als Bischof von Lurín nachzufolgen.

Mit deinen 65 Jahren hättest du noch 10 Jahre Bischof sein können, zusammen mit dem Volk, geliebt von allen, besonders von den Jugendlichen, den Campesinos, den Priestern und Ordensleuten und den Gemeindemitgliedern. Sie sollten doch diese mal befragen, die dich als engagierten und volksnahen Bischof in Ayaviri erlebt haben!

 

Ich begann damit, dass ich sagte, dass ich großen Kummer und Bestürzung verspüre. Kummer und Gram, weil wir übrigen Bischöfe nichts gesagt haben. Wir haben nicht nachgefragt und nicht darüber nachgedacht, dass das, zu dem man dich verpflichtete, keinen Sinn machte, zumindest ich kann darin keinen Sinn sehen, ich begreife es nicht. Ich habe gesehen, wie verletzt du warst, ausgestoßen, gezwungen zu gehen. Ich nehme an, du hast einen Moment daran gedacht, ob dir deine Brüder im Bischofsamt dir eine Gelegenheit geben würden, uns deine Situation zu erklären. Aber wir haben es nicht getan. Wir haben dich das Haus verlassen sehen und es scheint, dass dein Gehen uns nicht geschmerzt hat. Was für eine Familie, der du angehört hast!

 

Bestürzung befällt mich, wenn ich anfange zu vergleichen. Die Diözese Puno liegt so nahe an der deinen, dass man nicht umhin kommt, Vergleiche anzustellen und den gewaltigen - brutalen würde ich sagen - Unterschied zu sehen: den höchsten Respekt, den man der Person und dem Handeln des Bischof von Puno, sowohl von der Peruanischen Bischofskonferenz als auch der Nuntiatur entgegen bringt und dem, was man mit dir gemacht hat.

 

Bischof Carrión von Puno ließ sich seit drei Jahren nicht mehr in den Bischofsversammlungen blicken, niemals wurde seine dunkle Rolle in der Sache der berühmten Briefe gegen den Kardinal und den Nuntius aufgeklärt; es gab verschiedene Unregelmäßigkeiten gegenüber der Bischofskonferenz, er stellte sich allen Anfragen gegenüber taub, auch gegenüber Briefen und Besuchen anderer Bischöfe.

 

Wir alle wissen von der großen Verwirrung in der Mehrheit der Kirche von Puno, es gab Proteste und Rücktrittsforderungen. Priester und Ordensleute, die in seiner Diözese arbeiten, sind angesichts der Handlungen und der Art der merkwürdigen Beziehung, die der Bischof zu seinen Gläubigen unterhält, höchst bestürzt. Und was geschieht? Nichts! Anscheinend ist er bei sehr guter Gesundheit und - so kann man schließen - hat er wohl so gute “Argumente”, die ihn unantastbar machen.

 

In weniger als einem Monat wurde dein Rücktrittsgesuch von Rom angenommen. Darin haben wir uns zweifellos verbessert. Der Herr Nuntius schreibt an uns Bischöfe, dass er die Ehre hat, uns die Annahme des Rücktrittsgesuches mitzuteilen. Das war am Freitag, der 17. Februar. Im gleichen vertraulichen Brief wird uns mitgeteilt, dass die Ernennung des neuen Bischofs von Ayaviri am Samstag, dem18. Februar erfolgen wird. Ich verbleibe voller Verwunderung angesichts der Schnelligkeit und Effektivität dieser Vorkommnisse.

 

Ich kehre zurück zum Evangelium Jesu Christi und lese das Gleichnis vom Verlorenen Sohn. Wir hätten ein großes Fest veranstaltet, wenn der Verlorene Sohn an den Tisch der Bischofskonferenz zurückgekehrt wäre, wenn du, Mons. Jorge Carrión, wieder deinen Platz unter uns eingenommen hättest. Würden wir das nicht tun, würden nicht das Evangelium leben und wenn wir dies nicht tun, wären wir verloren. Aber mit Mons. Godayol haben wir das Gleichnis verändert. Im Hause des Vaters kommt zu den beiden bekannten Söhnen nun ein dritter Sohn dazu: den Sohn, den man hinauswirft oder den man bittet, dass er gehe. Ein solcher Vater, der dies tut, hat aber nichts mit dem Vater zu tun, den uns Jesus zeigt.

 

Gracias, Mons. Juan Godayol, für deine 14 Jahre als Bischof  und deine 45 Jahre als Salesianer - Missionar in Peru. Vor allem Dank für deinen Wunsch, weiterhin den Armen in Demut zu dienen, in deiner Heimat Katalonien. Viel Glück - der Gott der Vergebung und des Lebens erfülle weiterhin dein Herz mit Güte, denn Gott ist Liebe.

 

Nota: Diie Nachrichtenagentur “Eclesia Informativo” autorisiert und empfiehlt die Verbreitung ihrer Veröffentlichungen, falls die Quelle genannt wird. Juan Godayol war Bischof von Ayaviri wo an seiner Stelle als sein Nachfolger mit ungewöhnlicher Schnelligkeit en Mitglied des Sodalitium, dem Opus Dei nahe stehend, ernannt wurde. Bestürzt über diese Vorfälle schrieb P. Hilario Huanca Mamani den erschütternden Brief: "Nueva situación eclesial en la prelatura de Araviri". (Neue Situation in der Diözese Ayaviri“).   Übersetzung: Dr. theol. Willi Knecht, Ulm

 


 

II: Neue kirchliche Situation in der Prälatur Ayaviri

Was ist los in unserer peruanischen Kirche? Wir machen uns große Sorgen wegen der Bischofsernennungen, denn mit wenigen Ausnahmen führen sie weder zur Einheit noch dazu, dass die Kirche ihrem Auftrag gerecht wird, in aller Klarheit ihren einzigen Herren, Jesus Christus, zu bezeugen. Wie nie zuvor berichten die Medien über die höchst autoritären Vorgehensweisen, die als uns Katholiken unglaubwürdig machen.

 

Wir beziehen uns besonders auf die Kirche im Surandino, einer Kirche, die in den letzten 50 Jahren versucht hat, inmitten einer Situation extremer Armut und politischer Gewalt ihrem Auftrag treu zu bleiben. Wie sollten wir nicht den Hirten dankbar sein, die ihren Glauben, ihre Hoffnung und ihren Geist der Gemeinschaft mit allen zu vermitteln wussten. Gemeinsam als Volk Gottes kamen wir voran. Licht und Schatten wechselten, wie in jenen tragischen Jahren des Terrors und im Widerstand gegen das Vergessen des Elends seitens der jeweiligen Regierungen, so wie sich das auch in den letzten Wahlen klar gezeigt hat.

 

Jene Guten Hirten, die im Geist des Zweiten Vatikanischen Konzils unter den Ärmsten lebten und sich so mit ihnen solidarisiert haben, gibt es heute nicht mehr. Die Bischofsernennungen, zumindest im Surandino, so wie wir sie kennen und erleben, bringt uns in eine Situation, die kaum noch zu ertragen ist. Ein wahrhafter Hirte kann nicht umhin, gütig und barmherzig mit den Leuten zu sein, die so viele Jahre in diesem Land gearbeitet und dem sie ihr Leben gewidmet haben.

 

Sie mögen vielleicht auch Fehler begangen haben, aber ihre Hingabe war bedingungslos, und das in äußerst schwierigen Umständen. Inmitten des armen und einfachen Volkes waren wir glücklich, egal ob wir von außen kamen oder hier geboren sind. Wir berichten nun von einigen Tatsachen, die uns betroffen haben und die vielleicht das Unbehagen erklären können, das wir fühlen:

 

Seit dem 30. April 2006, dem Tag, an dem Bischof Kay Martín Schmalhausen Panizo scv sein Bischofsamt in der Prälatur Ayaviri angetreten hat, leben wir als pastorale Mitarbeiter in einer neuen kirchlichen Situation. Diese Situation ist davon gekennzeichnet, dass sich die Handlungen des neuen Bischofs und den Mitgliedern des “Sodalitium Christianae Vitae” (Sodalitium, scv) gegen die Kultur unserer andinen Region richten, gegen unsere Art Kirche zu sein und gegen den priesterlichen Auftrag, dem wir alle den besten Teil unseres Leben hier vor Ort gewidmet haben.

 

Bereits am 29. April, einen Tag vor seiner feierlichen Amtseinführung, haben wir als Priester und pastorale Mitarbeiter, Ordensleute und Laien, unseren neuen Hirten begrüßt und unter uns aufgenommen. Dabei haben wir den Wunsch ausgedrückt, er möge unsere Pfarreien und Comunidades besuchen. Die Einladung wurde angenommen und dann auch realisiert. Doch während der Besuche und bei anderen Gelegenheiten haben wir immer deutlicher gesehen, dass der Bischof und seine neuen Begleiter die pastoralen Mitarbeiter ignorieren, besonders aber die Laien, Katecheten und Gruppenleiter.

 

Der Bischof besuchte nur den Pfarrer und die lokalen, zivilen Autoritäten. Uns, die wir stets Arm in Arm an der Seite unserer andinen Brüder und Schwestern gearbeitet haben, tut dies weh. Wir lieben Peru, aber wir wissen um den herrschenden Rassismus und dass diese Art des Umgangs mit den Menschen nur als Diskriminierung empfunden werden kann. Was uns am meisten überrascht und schmerzt sind die feindseligen Entscheidungen, die der Herr Bischof gegen einige Priester getroffen hat:

 

- P. Luis Humberto Béjar Assaf aus Argentinien, Leiter des Präseminars “Casa San José”, wurde aufgrund der vom Bischof auferlegten Bedingungen gezwungen, sich zurückzuziehen. Am 14. Juli dieses Jahres hat er die Prälatur verlassen.

- Padre Otto Brun aus der Schweiz, Pfarrer der Pfarrei "San Francisco de Ayaviri“ wurde in die Pfarrei "Nuestra Señora del Rosario de Crucero“ versetzt, eine geographisch schwer zugängliche Pfarrei, schwierig für einen Priester im Alter von 68 Jahren. Auf Bitten der Priester wurde er dann in die Pfarrei Santa Cruz de Orurillo versetzt.

- Padre Francisco Fritsch aus Frankreich, Pfarrer der Pfarrei "Santa Catalina de Antauta“, wurde der Vertrag gekündigt, obwohl dieser wünschte, weiterhin seine priesterlichen Dienste anzubieten und obwohl in der Prälatur so viele Priester fehlen. Diesem Priester, der 33 Jahre in der Prälatur gearbeitet hat, hat der Bischof am 29. Juni einen Brief mit Datum vom 7. Juni übergeben und ihm eine Frist von drei Monaten gesetzt, um die Prälatur zu verlassen. In dem Brief wird versichert, dass diese Entscheidung im Einvernehmen mit Bischof Doré, dem Bischof von Francisco in Frankreich, getroffen wurde, was aber laut Francisco nicht der Wahrheit entspricht.

 

Im Wissen um diese Entscheidung haben die Priester im Namen aller pastoralen Mitarbeiter am 12. Juli schriftlich den Bischof um eine Audienz gebeten und ihn aufgefordert, sie über die Gründe seiner Entscheidung zu informieren. Derselbe Wunsch wurde dem Bischof im Treffen mit den Priestern am 17. August vorgetragen. Der Bischof verweigerte jede Auskunft, aber auf Drängen der Priester sagte er, dass die Gründe für den Weggang von Padre Francisco nicht in dessen pastoraler Arbeit und noch weniger in dessen persönlicher Situation liegen.

 

Danach haben wir mit großer Trauer, aber in Gehorsam, die Feier der Verabschiedung von Padre Francisco aus der Pfarrei Antauta und der Prälatur Ayaviri für den 29. bzw. 27. September geplant. Der Bischof hat in einem Brief aus Rom, mit Datum 10. 09. und erst am 21. 09. hier angekommen, Padre Francisco mitgeteilt, dass er am 22. September die Prälatur verlassen haben muss. Danach würde er noch eine Abschiedsmesse am Sonntag, den 24. 9. in der Pfarrei Antauta akzeptieren aber nicht die geplante Abschiedsmesse am 27. September in der Kathedrale von Ayaviri.  Die Messe wurde aber gefeiert mit der Autorisation von Generalvikar Pablo Habing, denn die Einladungen waren schon alle verschickt worden ohne die letzten Entscheidungen des Bischofs zu kennen.

Wenn wir pastoralen Mitarbeiter der Prälatur sehen, was alles mit diesem Priester angestellt wurde, denken wir, dass es nicht nur um eine Kündigung des Vertrages geht, sondern es sich um eine Entlassung handelt. Warum?

 

Im Bezug auf die Pastoral verstehen wir nicht, warum ein Hirte und seine neu gekommenen Mitarbeiter, die neu mit dieser Wirklichkeit hier konfrontiert werden, keinerlei Interesse gezeigt haben, danach zu fragen, was wir bisher gemacht haben und warum wir eine bestimmte Pastoral entwickelt haben. Es wurde nicht nach dem Pastoralplan von 1998 gefragt, nicht nach den Ergebnissen und nach den Schwierigkeiten oder Schwächen, die wir haben. Es macht uns traurig, dass er überhaupt nicht unsere Organisation zur Kenntnis genommen hat, die unter großer Anstrengung und unter Berücksichtigung der speziellen Eigenschaften unserer andinen Region geschaffen worden war.

 

Stattdessen berief er zu den Versammlungen nur Priester und Ordensleute, getrennt von den Laien, und nicht zu gemeinsamen Versammlungen, so wie dies bisher war. Er ignoriert und - wie man denken kann - er erlaubt keine Organisation von unten. Er erlaubt auch nicht, dass pastorale Mitarbeiter an Treffen außerhalb der Prälatur teilnehmen, aber er schickt sie zu Personen aus seinem eigenen Umfeld, die auch erst neu in die Prälatur gekommen sind und die weder das Volk noch die Kirche von Ayaviri kennen.

 

Uns schmerzt sehr, dass auf den Besuchen, Treffen oder persönlichen Unterredungen immer nur negative Kommentare über die bisherige Pastoralarbeit in der Prälatur Ayaviri zu hören sind: „Es wurde nicht evangelisiert“. „Man hat den Leuten geschadet“. „Die moralische Verwilderung der Bevölkerung“. Vielleicht erhellen diese Aussagen besser, was die Meldung aus Königstein in Deutschland, verbreitet von der Nachrichtenagentur ACI am 10. Oktober 2006, meint: „Bischöfe verstärken die pastorale Betreuung angesichts der Ideologien im Surandino“.

 

In ihr bekräftigen unser Bischof, Mons. Kay Martín und Mons. José María Ortega, Bischof der Prälatur Juli, gegenüber dem Hilfswerk „Kirche in Not“: „…die Folgen von Jahrzehnte währender ideologischer Indoktrination bekämpfen“. „Während der vergangenen drei Jahrzehnte wurden zuerst ‚soziale Interessen’ verfolgt und die pastorale Betreuung der einheimischen Bevölkerung aus den Augen verloren“.

 

Angesichts dessen fühlen wir uns sehr entmutigt und wir berichten dies aus der Notwendigkeit heraus, gehört und verstanden zu werden. Wir sind Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen, die die Kirche lieben und wir wollen einen Dialog eröffnen. Wir können nicht leben mit gegenseitigen Vorurteilen. Wir glauben, dass wir unsererseits viele Anstrengungen diesbezüglich unternommen haben. Zweifellos hat jede Arbeit ihre Grenzen und es ist möglich, dass es bei uns Aspekte gab, die hätten besser gemacht werden können. Aber mit unversöhnlichen Forderungen erreicht man nichts, Forderungen, die nicht nur denen schaden, die verpflichtet sind, die Gute Botschaft zu verkünden. Es ist das verarmte Volk, das davon betroffen ist und dem geschadet wird.

 

Wir glauben nicht, dass unsere Haltung die des Schweigens sein kann. Es ist nicht leicht, in dieser Zeit Verkünder einer Frohen Botschaft zu sein. Umso mehr, wenn wir nur ein Nichtwissen um all das, was wir bisher in bescheidener Weise gelebt und praktiziert haben, sehen. Wir fragen uns: Was tun in einer solchen Situation? Wie die Liebe leben, von der uns jeden Tag das Evangelium spricht und über die unser jetziger Papst Benedikt XVI. so tiefgründig nachgedacht hat?

 

Der Surandino leidet als Kirche wegen der Vorurteile und der Beschlüsse unseres jetzigen Bischofs. Wie sind weiterhin bereit, in der Verkündigung des Reiches Gottes unter den „Kleinsten“ und den Vergessenen zusammen zu arbeiten. Aber wir wollen auch, dass man uns als menschliche Personen betrachtet, die das Recht haben, sich als Erwachsene zu äußern, die respektiert werden wollen, die nicht aus unserer Realität herausgerissen werden und nicht verleugnet werden wollen. Denn dies lässt uns die Energie verlieren, die wir für das Leben und den Auftrag in der Kirche von Ayaviri brauchen. Denn wie Paulus so schön sagt: „Wir führen diesen Schatz in zerbrechlichen Gefäßen mit uns“.

 

Zum Schluss und im Bewusstsein dessen, was wir erlebt und gelebt haben: Wir pastorale Mitarbeiter forderten schriftlich eine Audienz beim Bischof, um ihm unsere Sorgen mitzuteilen. Der Bischof hat dies akzeptiert, aber nur mit den Priestern. Diese Versammlung fand am 17. August statt. Darin hat der Bischof den Brief als “nicht erhalten” deklariert, weil er den Brief als ein Instrument betrachtete, um Druck auszuüben und um zu manipulieren. Das heißt, es kam zu keiner Lösung. Weil wir nun als Ordensmänner und Ordensfrauen die Konsequenzen zu erleiden haben, bitten wir die Konferenz der Ordensleute, das Geschehene zur Kenntnis zu nehmen und uns zu helfen, einen wirklichen Dialog zu etablieren.

Ayaviri, November 2006, P. Hilario Huanca Mamani ss.cc.

 

Nota: Lucrecia Aliaga ssj - Präsidentin der Konferenz der peruanischen Ordensleute (CRP): "Ich unterstütze diese Art der Kommunikation unserer Brüder und Schwestern, weil die Folgen sehr schmerzhaft sind. Peru ist ein Land, das bisher die Verkünder der Frohen Botschaft höchst aufmerksam und dankbar aufgenommen hat und es hat deren Hirten immer respektiert. Daher ist der Wille zu einem „Dialog in Wahrheit“, der das Leben in dieser ausgedehnten Region nicht abwürgt, sehr dringend."

 

Solidarität mit der Kirche des Surandino, Lima, 22 de diciembre del 2006

Mit einer Eucharistiefeier ging der “Tag des Gebets”, zu dem die Konferenz der peruanischen Ordensleute als Zeichen der Solidarität mit der Kirche des Surandino eingeladen hatte, zu Ende. Etwa 200 Ordensleute kamen in der Pfarrkirche „La Recoleta“ in Lima zusammen, um die Erfahrungen einer befreienden Sozialpastoral in den Prälaturen Ayaviri, Sicuani und Juli miteinander zu teilen und gemeinsam zu feiern.

 

Über fast 4 Jahrzehnte hinweg haben Bischöfe dieser drei Prälaturen eine ganzheitliche und gemeinsame Pastoral aufgebaut und gemeinsame Institutionen wie das „Institut andiner Pastoral“ geschaffen. Der Dialog mit den Kulturen der Quechua und Aymara, der Dialog mit der sozialen und politischen Situation und die Verteidigung der Menschenrechte waren die drei Säulen der Pastoralarbeit im Surandino. Die „Kommission für Wahrheit und Versöhnung“ hat in ihrem Abschlussbericht 2003 diese Arbeit anerkannt und ihr den Verdienst zugesprochen, ein weiteres Vordringen der Terrorgruppe „Leuchtender Pfad“ in der Region von Puno bis Cusco verhindert zu haben.

 

Wegen der neuen kirchenpolitischen Situation in Ayaviri und Juli - 2006 wurden zwei neue Bischöfe ernannt, die zu den Bewegungen “Sodalitium Vital Cristianae“ und Opus Dei gehören oder ihr nahe stehen - wird nun dieser pastoralen Linie von der Hierarchie die Unterstützung entzogen und in ihrem weiteren Fortbestehen bedroht. Eine erste Veränderung betrifft die Frauen - Ordensfrauen wie nicht geweihte Frauen. Sie werden nicht mehr als Lehrerinnen oder Schülerinnen des Seminars von Chucuito zugelassen. „Ich bin frustriert und ich fühle mich ohnmächtig, weil ich nicht mehr Theologie studieren kann“, wie die Novizin Zenobia Quispe, die aus Puno stammt, in ihrem Glaubenszeugnis erzählt.

 

Die Konferenz der „Peruanischen Ordensleute“ ist bereit, die bisherigen theologischen und pastoralen Grundlinien der Kirche des Surandino zu verteidigen. „Wir Ordensfrauen und Ordensmänner sind schon erwachsen. Wie sprechen soviel von Bürgerrechten und Zivilcourage - wie sollten wir jetzt angesichts dieser neuen Kirchenpolitik schweigen können“, bekräftigt Schwester Lucrecia Aliaga ssj, die Präsidentin der Konferenz der peruanischen Ordensleute (CRP). (hw)

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„Die Diözesen und Prälaturen im Hochland Südperus bezeichnen sich seit 1969 als „Iglesia del Sur Andino“ (Kirche der südlichen Anden). Die jeweiligen Bischöfe waren mit Dammert eng befreundet, es fand ein intensiver Erfahrungsaustausch statt. Auch die äußeren Bedingungen sind gut vergleichbar (extreme Armut, überwiegend von Campesinos bewohnt etc.).  Die Erzdiözese Cusco scherte (inhaltlich, nicht formal) nach dem Tod von Erzbischof Vallejos, 1982, aus dieser Gemeinschaft aus. Inzwischen sind alle Bischöfe des Surandino, die sich einer befreienden Pastoral verpflichtet fühlten, nicht mehr im Amt. Ihre Nachfolger (in Cusco bereits 1982, dann seit 2003 mit einem Bischof des Opus Dei) setzen andere Schwerpunkte“.  Aus Willi Knecht: „Die Kirche von Cajamarca - die Herausforderung einer Option für die Armen“, S. 34.

 

Weitere Hinweise: Bischof Simón (1992-2004 in Cajamarca) war und ist der „Hausbischof“ des Sodalitium (in Peru stark verbreitet und schlimmer als Opus Dei). Vgl. sein Vorgehen in Cajamarca, auch im „Fall“ Alois Eichenlaub, etc. Nun passiert „endgültig“ im Surandino, was bereits seit 1992 in Cajamarca „erprobt“ worden war. Vgl. den Aufruf: „Lasst uns den Weg weitergehen - Ein Aufruf, treu zu bleiben“ aus Bambamarca.Es handelt sich um dieselbe „Sprache“, dasselbe Anliegen, denselben Anlass!
Übersetzung und Anmerkungen von Dr. theol. Willi Knecht.    Ulm, den 28. 12. 06


 

III: Offener Brief von fünf Priestern aus Puno

Dieser Rücktrittsbrief richtet sich an die Rektoren des Priesterseminars in Chucuito/Peru - 19 de diciembre de 2006, Übersetzung: Willi Knecht, Ulm.

 

Liebe Brüder: Zum Ende des akademischen Jahres einen brüderlichen und herzlichen Gruß. Das Jahr 2006 wird als ein untypisches Jahr für das Seminar „Nuestra Señora de Guadalupe“ in Erinnerung bleiben. Schon vor so vielen Jahren haben wir unsere gemeinsame Arbeit begonnen, mit den Gründern des Seminars, Priestern, Laien und Ordensleuten zusammengearbeitet und diese schöne und schwierige Arbeit im Seminar bis heute fortgeführt. So viele Fragen! So viel Genugtuung! So viel Mut und so viele Irrtümer! So viel Unverständnis, das wir im brüderlichen Geist überwunden haben! Wie könnten wir Gott nicht für all dies Dank sagen?!

 

Es geht hier nicht um einen nostalgischen Rückblick. Wir weisen vielmehr auf diese lebendige Tradition hin, weil in letzter Zeit viel Verwirrendes über das Seminar gesagt wurde und wir viel Unverständnis und Ablehnung erfahren haben. Es ist schwer zu verstehen, wie Mitbrüder solch kategorische und „kalten“ Urteile fällen können. Sie sind erst einige Monate unter uns und haben schon eine fest geformte Vorstellung über die Gesamtheit aller Aktivitäten der Kirche vor Ort. „Hier wurde nichts geleistet!“ „Es gab keine Katechese, nur Soziologie“. „Die hiesige Kirche hat Schaden angerichtet“, oder Erklärungen über den Glauben und die Moral unseres Volkes, so wie dies in der nicht immer die Wahrheit liebenden Nachrichtenagentur ACI veröffentlicht wurde… .

 

Wir könnten eine Liste all der Sachen aufstellen, die uns Gläubige berichten. Sie können nicht verstehen, dass ihre Hirten sich so negativ über das so lange Leben der Kirche des Surandino auslassen können. Das gilt vor allem dann, wenn wir die Worte Jesu „Unter Euch soll es so nicht sein“ (Mk 10,43) vergegenwärtigen, wo er sich auf übel geführte Machtausübung bezieht.

 

Was wir verteidigen sind keine „kalten“ Ideen, Worthülsen, Theologien oder „Ideologien“ (als ob diejenigen, die solche Urteile verkünden, keine hätten), sondern LEBEN, Leben und GLAUBEN von uns selbst und unseres Volkes, dem in extremer Vereinfachung Heidentum unterstellt wird und ein Leben „ohne die Gnade Gottes“. Es sind keine kalten Ideen und Worthülsen, sondern es handelt sich um das Leben und Leiden unserer Brüder und Schwestern, die sich heute so sehr misshandelt fühlen. Zum Glück macht uns die Gnade unseren Herrn Jesus Christus menschlicher und nicht zu „kalten“ Verwaltern dieser Gnade!!!

 

Das Leben im Seminar, ebenso wie andere Erfahrungen im Surandino, waren und sind eine Antwort auf die Kraft des Heiligen Geistes, den die Kirche im Zweiten Vatikanischen Konzil erfahren hat. Deswegen haben wir hier mit der integralen Pastoral, die das Konzil anregte, begonnen und das ist auch der Grund für unsere Anwesenheit als Professoren im Seminar von Chucuito. Wir glauben jedoch, dass die hier zuletzt erlebten Vorfälle nicht nur einen Versuch darstellen, die Aussagen des genannten Konzils auszubremsen, sondern sie sogar zu leugnen (obwohl man das Gegenteil sagt).

 

Heute gibt es Strömungen mit Ideologien im Schoß der Kirche, die gegen das Evangeliums gerichtet sind. So sagt der Theologe José Ignacio González Faus: „Die Kirche installiert so einen ‚ekklesiologischen Arianismus’, der Gott als Autorität und nicht als Gemeinschaft (Kommunion, Trinität) versteht und wo die intertrinitarische Dynamik des Gebens und Empfangens durch eine heidnische Dynamik des Beherrschens und Unterwerfens ersetzt wird. Das verfälscht die zwei authentischsten Selbstaussagen Gottes für uns: Vater und Sohn. Gott ist nicht mehr Vater (oder Mutter), weil er Leben schenkt, sondern weil er ‚herrscht und befiehlt’.“ (”Calidad cristiana. Identidad y crisis del cristianismo”, José Ignacio González Faus. Sal térrea. Santander 2006 S.199).

 

Deswegen werden wir das nächste Jahr nicht mehr im Seminar unterrichten. Unser Rücktritt ist ein Protest, denn die Perspektiven des Seminars gehen in eine Richtung, die der bisherigen völlig widerspricht. Andererseits ist es für die Seminaristen nicht gut, wenn sie durch gegensätzliche Positionen verwirrt werden - nicht weil es ungesund wäre, unterschiedliche Positionen zu haben, sondern wegen der ausschließlich und sogar beleidigenden Art und Weise, mit der diese Differenzen behandelt werden.

 

Es gibt einen Grund mehr: Unsere Position als Lehrer im Seminar richtet sich insgesamt an den Überlegungen von Bischof Ratzinger aus, die er in einem seiner Werke darlegte: „Der wahre Gehorsam ist nicht der Gehorsam der ‚Schleimer’, die jede Konfrontation vermeiden und die ihre unantastbare Bequemlichkeit über alles stellen. Was die Kirche heute und für alle Zeiten benötigt sind nicht Schönredner, sondern Menschen, denen Bescheidenheit und Gehorsam genau so wichtig sind wie die Leidenschaft für die Wahrheit - Menschen, die Zeugnis ablegen, ungeachtet aller Attacken und Verdrehung ihrer Worte“. (J. Ratzinger, “El verdadero pueblo de Dios”, Barcelona, 1972, S. 293).

 

Eine der Anschuldigungen, die der Kirche des Surandino gemacht wird besteht darin, dass sie sich mit der Theologie der Befreiung identifiziert hat. Es wäre gut sich daran zu erinnern, dass die peruanische Bischofskonferenz am 1. September dieses Jahres ein offizielles Dokument über die Theologie von P. Gustavo Gutiérrez an alle Diözesen verschickt hat. Darin steht, dass das „Thema über einige Aspekte seines Werkes“ nicht nur abgeschlossen ist, sondern dass es laut vatikanischer Glaubenskonkregation keinen „theologisch-pastoralen“ Einwand gegen seine Theologie gibt.

 

Merkwürdiger Weise wurde besagter Text von den Bischöfen unserer Region nicht an die „Priester, Ordensleute und Laien“ verteilt, an die sich dieses Dokument auch wendet. Wenn es sich aber um die „Kindermission“ (Infancia Misionera), das Rosenkranzgebet oder sonst einer liturgischen Rubrik gehandelt hätte, wäre dies sofort mit einer ungewöhnlichen Schnelligkeit unter die Leute gebracht worden. Um klarzustellen: Wir haben keinerlei Problem mit diesen drei Themen, denn wir arbeiten damit auch in unseren Pfarreien. Aber uns verwundert der Filter, dem einige Dokumente, wie das zuletzt genannte, unterworfen sind.

 

Es steht uns nicht zu, die Entscheidungen der Bischöfe über das Seminar in Frage zu stellen. Denn wir gehören nicht der Prälatur an und außerdem sind wir grundsätzlich Männer der Kirche. Aber gerade wegen dem letzten Grund ist es uns wichtig zu sagen, dass die Rolle der Lehrer im Glauben, den die Hirten haben, nicht mit der Rolle von “Watchdogs” (Polizeihunden) verwechselt werden darf. Wir nehmen uns die Freiheit, dies so zu qualifizieren, denn dies hat wortwörtlich der Apostolische Nuntius in den USA vor wenigen Tagen so den Mitgliedern der Nordamerikanischen Bischofskonferenz gesagt.  Wer sich dadurch beleidigt fühlt, möge sich an ihn wenden (in: www.thetablet.co.uk/articles/8938/).

 

Wir lassen nicht zu, dass man so leichtfertig sagt, wir hätten nichts geleistet und dass wir nur soziale Sachen und keine Evangelisierung gemacht hätten. Unser ganzes Leben haben wir nichts anderes getan als von Gott zu sprechen. Deswegen sind wir Priester. Einige dieser Anklagen sind nicht neu, aber im Unterschied zu einigen ehemaligen Hirten, denen wir auch unsere Ideen vorgetragen haben, waren diese brüderlich und so flexibel eingestellt, dass sie unsere Art Kirche zu werden verstanden haben.

 

Heute haben wir den Eindruck einer Verschlossenheit, die andere Positionen nicht ertragen kann - fast wie elektrische, moderne Apparate, die so gebrandmarkt (branding, „abgestempelt“) sind, dass sie für nichts anderes geeignet sind. Aber gerade weil wir solche „Brandzeichen“ nicht haben, erlauben wir diese Art des „Gebrauchen und Wegwerfen“ nicht.

Mit dieser Entscheidung schließt sich ein langes und wichtiges Kapitel in unserem priesterlichen Leben. Trotz des gelegentlichen Tonfalls in diesem Brief, erneuern wir unseren Optimismus in die Zukunft unserer Kirche und unseres Volkes. Das ist keine bloße Illusion, sondern eine Überzeugung, die vom Glauben an den Auferstandenen kommt.

 

Eure Brüder und Freunde
Marcos Degen Dublín C.E.000287230; Juan Gnaldi Codeschi; Luis Edmundo Zambrano Rojas DNI 01230663; Luis Jesús Lopez Rivera C.E.000254129; Manuel Antonio Vassallo Pastor DNI 07791642.


 

IV: Offener Brief zu Weihnachten Von P. Francisco Fritsch, Träger des Nationalen Menschenrechtspreises von Peru, 2006 Sur andino, Navidad 2006: „Sie können zwar die Blumen abschneiden, aber sie können nicht verhindern, dass es wieder Frühling wird“.

 

Wauqueypanaykuna, queridos amigos,

an diesen Weihnachtstagen möchte ich euch dazu aufrufen, Jesus dem Befreier und der Kirche des Volkes Gottes treu zu bleiben. Viele von Euch wissen, was mir geschah: der Rauswurf aus der Prälatur Ayaviri durch den neuen Bischof des Sodalitium. Er hat meinen auf 5 Jahre laufenden Vertrag als Fidei - Donum - Priester einseitig und auf autoritäre Weise aufgehoben. Dabei hat er auf die anderen drei Vertragspartner keinerlei Rücksicht genommen: meinen Bischof von Straßburg, CEFAL (Bischöfliche Kommission Frankreich - Lateinamerika) und mich selbst. Und warum?

Weil ich gesagt habe, dass das christliche Volk der Quechua nach 500 Jahren Evangelisierung es verdient hat, einen Quetschua - Bischof zu bekommen.

 

Das Zweite Vatikanische Konzil erkennt an, dass Christen das Recht haben, frei ihre Meinung sagen zu dürfen: „Die Gläubigen, sowohl Kleriker als auch Laien, haben das Recht in Freiheit zu forschen, ihre Gedanken zu äußern und auf bescheidene und tapfere Art ihre Sichtweise vorzutragen…“. Aber wir wissen, dass den neuen Bischöfen, die in die Kirche der Südanden gekommen sind, das Zweite Vatikanische Konzil nicht sehr gefällt. Sie glauben stattdessen, dass Sie allein die Wahrheit besitzen und wollen sie den anderen aufzwingen. Sie halten sich für die Herren und die Retter der Kirche. Wir hoffen, dass sie nicht ihre Totengräber sind. Und wir? Werden wir die neue Kirche des Schweigens sein?

 

Vor 33 Jahren hat mich General Pinochet aus Chile rausgeworfen. Im Ausweisungsschreiben hieß es: „Er wird des Landes verwiesen, weil er einen Anschlag auf die Sicherheit des Staates verübt hat“. Und jetzt werde ich vom Bischof aus der Prälatur Ayaviri ausgewiesen. Weil ich einen Anschlag gegen die Sicherheit und die Einheit der Kirche verübt habe? Zur Zeit sind es vielmehr die neuen Bischöfe des Surandino, die gegen die Sicherheit und Einheit der Kirche einen Anschlag verüben. Denn sie respektieren weder die Option noch die pastorale Arbeit von 90% der Verantwortlichen in der Pastoral, die hier seit vielen Jahren arbeiten.

 

Ich erinnere mich an die Worte, die ich an den Mauern der chilenischen Gefängnisse gelesen habe: „Sie können zwar die Blumen abschneiden, aber sie können nicht verhindern, dass es wieder Frühling wird“. Was werfen uns diese neuen Herren der Kirche, die nicht „Meine Herren“ (Misseñores) sind, vor? Politik zu machen statt zu evangelisieren, zu „ideologisieren“ statt Seelsorge zu machen, mit einem Wort: subversiv zu sein. Wir sind und wir wollen subversiv sein - und zwar im etymologischem Sinn des Wortes: wir wollen die Dinge von Grund auf ändern.

 

Wenn Jesus nicht subversiv in diesem Sinn gewesen wäre - die Hohen Priester klagten ihn an, das Volk aufzuwiegeln - wäre er als alter Mann im Bett gestorben. Die Subversion ist notwendig sowohl in der Kirche als auch in der Gesellschaft. Bischof Pedro Casaldáliga antwortete den Kardinälen Ratzinger und Gandin, die ihm vorwarfen, die Kirche revolutionieren zu wollen: „Ja, man muss das eigene Leben ständig im Sinn einer persönlichen Umkehr revolutionieren. Man muss die Gesellschaft - egal welches System oder Regime gerade an der Macht ist - immer wieder revolutionieren. Und man muss die Kirche beständig revolutionieren, damit sie immer mehr dem Evangelium entsprechender wird“. Wenn das Wort „Revolution“ Euch erschreckt oder es Euch altmodisch scheint, könnt ihr es durch „Veränderung“ ersetzen.

 

Die Kirche, oder genauer, einige Mitglieder der Hierarchie lassen mich leiden: Die Kirche tut mir weh. In diesem Fall ist mein erster Reflex, mich auf meine Mitte zu besinnen und zum Wesentlichen zurückkehren: Was zuerst kommt ist, was Jesus sagt: „Liebt Eure Feinde“. Er sagt uns nicht, dass wir keine Feinde haben sollen, denn es ist unmöglich keine zu haben, wenn wir die Leute aus dem Volk verteidigen. Es kommt einem teuer zu stehen, wenn man frei sein will und den Menschen helfen will, sich zu befreien und aufrecht zu stehen.

 

Mein zweiter Reflex ist, zu relativieren. Die Kirche ist sekundär, besser gesagt, sie kommt an zweiter Stelle. Sie steht im Dienste des Reiches Gottes, der Gerechtigkeit und der Geschwisterlichkeit unter den Menschen. Die Kirche ist von Jesus gegründet worden um zu dienen und nicht, um die Menschen zu beherrschen. Die Kirche ist weder eine Kaserne noch ein „wawahuasi“, ein Kindergarten für Erwachsene, sie ist eine Gemeinschaft von freien und ihrer Verantwortung bewussten Schwestern und Brüdern.

 

Eine andere Kirche, oder besser, diese Kirche als eine andere, ist möglich und nicht nur möglich, wünschenswert oder virtuell, sondern sie ist auch schon Wirklichkeit und gegenwärtig. Die Mehrheit der Christen leben und glauben in ihr. In der Kirche muss man respektieren „das Recht auf Verschiedenheit, das Recht auf Freiheit für jeden, das Recht auf Demokratie. Die Kirche muss die Stimme derer sein, die keine Stimme haben; die Kirche der Ausgestoßenen, nicht die Kirche des Ausschlusses“. (Bischof Gaillot).

 

Bis jetzt war ich glücklich und stolz, dieser lateinamerikanischen Kirche angehören zu dürfen und ich bin es auch jetzt noch. Ich hatte das große Glück, die außergewöhnliche Öffnung der Kirche zur Welt wie sie vom Zweiten Vatikanischen Konzil gewollt worden war und dessen Anwendung auf Lateinamerika durch die Theologie und Pastoral der Befreiung, erleben zu dürfen. „Ich danke Gott, das er mich dazu berufen hat, seinem geliebtem Volk dienen zu dürfen und ich danke Euch allen, die ihr mich wie einen Bruder aufgenommen habt.

 

In Eurer Mitte, inmitten seines Volkes und seiner Kirche, war ich glücklich und fühlte mich zu Hause“. So habe ich meine Predigt in den Dankgottesdiensten in Antauta und in der Kathedrale von Ayaviri begonnen. Bei dieser Gelegenheit habe ich von den Verantwortlichen in der Pastoral, von Laien, Ordensleuten und Priestern viele Zeugnisse der Solidarität und der Freundschaft erhalten. Danke an alle!

 

Wahrhaftig, ich habe gar nicht gemerkt, dass so viele Leute aus dem Volk mich schätzen und so sehr lieben. Bischof Francisco d’Alteroche, mein Freund und vorhergehender Bischof, erklärte an diesem Tag im lokalen Fernsehen: „Wir haben heute ein Tag der Freude und zugleich der Trauer erlebt. Freude, weil wir gesehen haben und alles erkennen, was Padre Francisco im Verlauf von 33 Jahren in der Prälatur Ayaviri und im Surandino gesät hat. Es ist aber auch ein Tag der Trauer, denn wir sehen ihn Ayaviri verlassen, ohne dass er dies gewollt hätte. Diese Entscheidung kommt von oben und wir haben große Schwierigkeiten, sie zu verstehen“.

 

Und jetzt: Was soll ich tun? Ich weiß es noch nicht. Aber ich weiß, was ich will: ich werde weiterhin meinen Geschwistern dienen, den Armen, innerhalb der Kirche. Wann? Wo? Emmanuel - Gott mit uns - sein Geist, meine Freunde und mein Gewissen werden mir neue Weg eröffnen....
Feliz Navidad, Francisco 19. 12. 2006


 

V. Über die Situation des Missionsordens Maryknoll in Juli - Perú

1. Brief des Maryknoll Superior von Perú, Jaime Madden:  Brüder und Schwestern, hier haben Sie eine Kopie des Briefs mit der endgültigen Entscheidung unseres Bischofs, die Vereinbarung unserer Prälatur mit der Ordensgemeinschaft von Maryknoll nicht zu erneuern. Dieses Dokument enthält schöne Worte, die sich sehr von seinen Worten und Handlungen unterscheiden, die nicht aufgeschrieben sind. Dieses Dokument bleibt als Zeugnis für die Zukunft, während die Worte, die er sprach, und seine Aktionen, die in eine andere Kategorie gehören, immer geleugnet werden können.

 

Sie haben unsere Erlaubnis, dieses Dokument zu senden, an wen Sie wollen. Von neuem wollen wir bekräftigen, wie sehr wir die Unterstützung schätzen, die Sie uns unaufhörlich zuteil werden lassen. Bemerkung: Der Brief ist an James Lynch in Guatemala, unseren regionalen Superior von Lateinamerika gerichtet, und nicht an mich persönlich.
Mit aufrichtiger Gesinnung, Jaime Madden.

 

2. Brief von Mons. José Maria Ortega Trinidad, des Bischofs von Juli

An den Hochwürdigen Pater James M. Lynch, Superior der Ordensgemeinschaft Maryknoll für die Region Lateinamerika, GUATEMALA

 

Verehrter Pater James!
Mit einem Gruß im Herrn wende ich mich an Sie in meiner Funktion als bischöflicher Prälat und als solcher kanonischer Repräsentant der Prälatur Juli mit der Absicht, Ihnen mitzuteilen, dass ich bezüglich der „Generalvereinbarung zwischen der Ordensgemeinschaft Maryknoll für nordamerikanische Mission im Ausland und der Prälatur von Juli, Perú“, die am 1. September 2005 in Kraft trat und bis zum 31. Dezember 2008 dauert, nach einer tiefgreifenden Reflexion vor dem Allerheiligsten Sakrament beschlossen habe, diese Generalvereinbarung nicht zu erneuern, in Übereinstimmung mit der Klausel des zitierten Dokuments, die besagt, dass der 31. Dezember des laufenden Jahres der Vereinbarung zwischen der Ordensgemeinschaft Maryknoll und der Prälatur von Juli absolut ein Ende setzen wird.

 

Diese Entscheidung bleibt außerdem gerechtfertigt durch die Richtlinien der Gesetze des Kanonischen Rechts, die dem Bischof die dreifache Macht übertragen: die legislative, exekutive und juridische in der Jurisdiktion der ihm zugehörigen Kirche. In gleicher Weise anerkennt die Ordensgemeinschaft Maryknoll in der Klausel Nr. 1 der Vereinbarung als „selbstverständlich, dass der Ordinarius der Prälatur von Juli der Hirte und das Zentrum des diözesanen Apostolats ist, der die missionarischen Aktivitäten fördert, leitet und koordiniert.“

 

Zugleich möchte ich als Bischof der Prälatur von Juli die opferbereite Pastoralarbeit, die die zahlreichen Brüder und Kleriker von Maryknoll fünfzig Jahre lang im Dienste der katholischen, apostolischen und römischen Kirche geleistet haben, dankend anerkennen. Sie haben das Beste von sich selbst gegeben für die Evangelisierung der Völker der Quechuas und Aymaras in diesem Teil der Kirche Perús.

 

Schließlich sage ich dem ersten Bischof der Prälatur besonderen Dank für seine pastorale Arbeit: Monsignor Eduardo L. Fedders MM, der uns in sehr angenehmer Erinnerung bleibt; ebenso danke ich Mons. Alberto Koenigsknecht Thelen MM,
dem bereits verstorbenen Apostolischen Administrator, dem Diözesanen Ex-Administrator Pater Miguel Briggs G. MM, dem Apostolischen Ex- Administrator Pater Robert E. Hoffmann Strauss MM., Pater James J. Madden MM. und Pater Edmundo Coocson MM. unter anderen verdienstvollen Brüdern der Ordensgemeinschaft Maryknoll. Mit diesen Gefühlen der Dankbarkeit bitte ich die Unbefleckte Empfängnis, dass sie Ihre heiligen Arbeiten, die Sie in der ganzen Welt im Dienste unserer katholischen Kirche leisten, weiterhin segne.
Mons. José Maria Ortega Trinidad, Bischöflicher Prälat von Juli

 

3. Erklärung der Konferenz der obersten Ordenssuperioren von Perú, veröffentlicht am Sonntag, dem 2. Dezember 2007, in den Tageszeitungen „Perú 21“ und „La Republica“, Konferenz der SSMM der Ordensgemeinschaften von Perú – CRP

 

VERÖFFENTLICHUNG

Die Generalversammlung der Konferenz der obersten Ordenssuperioren von Perú bekräftigt als vertretende Instanz der zweihundert männlichen und weiblichen Kongregationen und Ordenseinrichtungen, die in derselben anwesend sind, mit diesem öffentlichen Brief ihre bedingungslose Unterstützung der Ordensgemeinschaften, die in der Diözese Puno und in den Prälaturen Juli und Ayaviri ihre pastorale Missionsarbeit leisten, im besonderen Fall den Patern und Brüdern vom Missionsorden Maryknoll gegenüber, die von seiten des Bischofs von Juli her Opfer von unbegründeten Anklagen wurden.

 

Die pastoralen Optionen der Ordensleute, die in den letzten vier Jahrzehnten im Sur Andino gearbeitet haben, entsprechen vollständig dem Magisterium der Kirche, das in den Dokumenten von Puebla, Medellín und Santo Domingo ausgesprochen wurde. Diese Optionen wurden vom Heiligen Vater Benedikt XVI und vom Episkopat Lateinamerikas in diesem Jahr beim Treffen in Aparecida (Brasilien) bestätigt. Die Generalversammlung der Konferenz der obersten Ordenssuperioren von Perú fühlt sich zutiefst verletzt durch den Vorfall, den sie als Undankbarkeit unseren Schwestern und Brüdern von Maryknoll gegenüber und ebenso gegen alle Ordensleute angesehen hat, die ihr Leben dem Dienst an den Ärmsten des Sur Andino gewidmet haben.

 

Ihre Mission zu missachten, heißt den Beitrag zum religiösen Leben in Perú durch diejenigen, die wir repräsentieren, zu negieren. Wir bitten Jesus, den guten Hirten, um das Geschenk der Gemeinschaft innerhalb der Kirche, die von der Anerkennung der Würde unserer Brüder und Schwestern in den Ordensgemeinschaften sowie aller, die im pastoralen Dienst stehen, ausgehen soll.
Lima, am 2. Dezember 2007 Übersetzung: Elsa Wolfbauer

 

OFFENER BRIEF

Zeugnis und lebendiges Andenken Im Laufe des Jahres 1943 kamen sie nach Puno, eingeladen vom damaligen Bischof von Puno, Mons. Salvador Herrera: einige junge, enthusiastische Missionare aus den Vereinigten Staaten, von der Ordensgemeinschaft Maryknoll. Von Anfang an liebten sie die Kulturen der Quechuas und Aymaras und das Volk selbst, viele lernten ihre Sprachen, und es kam dazu, dass sie in den Landgemeinden selbst lebten. Sie kamen nicht, um über das Volk zu urteilen, sondern um es zu begleiten in seiner Entwicklung zur Erkenntnis und Nachfolge Jesu hin. Ihre Arbeit war intensiv und progressiv. Sie erbauten unzählige Pfarrkomplexe.

 

Sie schufen ebenso Spar- und Kreditgenossenschaften. Sie gründeten pfarreigene Schulen wie „San Juan Bautista“ in Puno, wo sie speziell Bauernkinder ins Internat aufnahmen In ihrem Bemühen um die Berufungen aus der bodenständigen Bevölkerung wurden sie Mitbegründer des Seminario Menor „San Ambrosio“ und waren dort in der Ausbildung tätig.

 

Sie förderten auch die Schaffung von Gemeindebibliotheken, die sie dem Magistrat jeder Gemeinde übergaben. Ebenso errichteten sie gemeindeeigene Hausapotheken und bildeten die für das Gesundheitswesen Beauftragten heran. Sie unterstützten dezidiert die Alphabetisierung auf breiter Ebene mit Hilfe der Radioschulen im Programm der Onda Azul, dem Radiosender der Diözese Puno, den sie selbst einrichteten. Durch eine entsprechende Katechese förderten sie unermüdlich den Empfang der Sakramente in den Landgemeinden und in der Stadt sowie in den Schulen und Kollegien, in denen sie tätig waren.  Vor allem achteten sie darauf, dass die Indigenen nicht an den Rand gedrängt wurden.

 

Mit ihrer pastoralen Arbeit wirkten sie wie eine Drehachse im Hinblick auf die Förderung der Laien. Im Jahre 1957 wurde ihnen mit der Ernennung von Mons. Eduardo Fedders zum ersten Bischof die Prälatur Juli anvertraut. Konfrontiert mit dieser Herausforderung, verstanden sie es, die unternehmungsfreudige Pastoral fortzusetzen und zu stärken, und in Verbindung damit koordinierten sie pastorale Aktionen mit den Jurisdiktionen der Nachbarn wie der Diözese Puno und der Prälatur Ayaviri.

 

Gemeinsam schufen und leiteten sie das Seminar „San Martín“ in Puno. Sie gründeten die Katechistenschule in Puno, deren Programm anderen Gegenden in unserem Land und im Ausland als Vorbild diente. Ebenso verstanden sie es, den Richtlinien des ll. Vatikanischen Konzils, des CELAM Und der Peruanischen Bischofskonferenz gemäß, die Verkündigung der Guten Nachricht und des sakramentalen Lebens mit der Förderung des Menschen und dem Engagement für die Armen zu verbinden.

 

So schufen sie 1964 das Instituto de Educación Rural (IER, Institution für Erziehung der Landbevölkerung), um Techniken für Ackerbau und Viehzucht, Bewusstmachung der sozialen und ökonomischen Realität und der Leitungsstrukturen zu vermitteln. Dieses wurde 1981 durch den Sendero Luminoso und andere, die einem Fortschritt im Bereich des Landlebens feindlich gegenüberstanden, angegriffen. In ihrem Streben, die Kultur des Volkes, dem sie dienten, zu fördern, schufen sie 1974 das Instituto de Estudios Aymaras (IDEA: Institut für Aymara-Studien)

 

Ihre persönliche Identifikation mit den Männern und Frauen der Aymaras brachte sie dazu, die Bauern bei der rechtmäßigen Wiedergewinnung ihrer Ländereien zu unterstützen. So präsentierte Alberto Königsknecht zusammen mit den anderen Bischöfen der Gegend dem damaligen Präsidenten, Herrn Alan García Pérez, ein Schreiben, in dem sie Argumente für die Notwendigkeit eines dahingehenden Dekrets darlegten, das schließlich 1986 von der Regierung beschlossen wurde.

 

Während dieser ganzen Zeit solidarisierten sich die Patres von Maryknoll auf Grund ihres christlichen Glaubens mit der armen, ausgegrenzten Bevölkerung, die einmal unter Trockenheit, ein andermal unter Überschwemmungen litt, immer unter dem Vergessen der Regierenden und, von den Achtzigerjahren an, unter der politischen Invasion, provoziert durch den Sendero Luminoso und fortgesetzt durch die Streitkräfte, bei der die Opfer in erster Linie die Bauern waren. Um über diese heikle Situation besser Gedanken austauschen zu können, schufen die Patres von Maryknoll den Kreis „Gerechtigkeit und Friede“.

 

Und im Jahre 1988 brachten sie gemeinsam mit anderen zur Prälatur gehörigen Organisatoren der Pastoral das Solidaritätsvikariat der Prälatur Juli zum Leben, das seit diesem Zeitpunkt bis zu seiner „Aberkennung“ als „kirchliche Institution“ im Jahre 2007 das Leben der Ärmsten verteidigte und wirksam zur Nutzung ihrer Rechte und zur Stärkung des Friedens beitrug.1997 gaben sie außerdem in der Nationalen Universität des Altiplano (UNA) von Puno die Anregung zur Pastoral an der Universität, die es ermöglichte, bei vielen jungen gebildeten Menschen den Glauben und das christliche Engagement neu zu beleben.

 

Diese bedeutenden Handlungen der Missionsgemeinschaft der Patres von Maryknoll zeigen ihren fortlaufenden Dienst gemäß dem Evangelium in unserer ganzen Region, wofür die Bevölkerung zutiefst dankbar ist. Eine Dankbarkeit, die am 4. November 2007 offen ausgesprochen wurde, indem Herr Luis Butrón Castillo, der Bürgermeister von Puno, ihnen den Orden „Comunidad Andina en grado de los Uros“ als Dank der Gemeinde für ihre Arbeit zuerkannte. Und danach überreichte ihnen die Federación Campesina (Bauernvereinigung) von Puno den Anerkennungspreis „Tupac Amaru“ als höchste Auszeichnung.

 

Daher befremdet es uns außerordentlich, es erfüllt uns als Bürger und Glaubende mit Sorge, ja mit Entrüstung, dass der derzeitige Bischof von Juli, Mons. José María Ortega Trinidad, Mitglied der Vereinigung „Santa Cruz“, die eine Tochtergemeinschaft von Opus Dei ist, nicht mehr will, dass die Patres von Maryknoll weiterhin in der Prälatur verbleiben: JAIME MADDEN, MIGUEL BRIGGS, ROBERTO HOFFMANN und EDMUNDO COOKSON. Diese haben großzügig ihr Leben und ihre Jugend in der Prälatur verschenkt; ebenso hat die Vereinigung von Maryknoll die Erhaltung und Entwicklung der Mission in moralischer und ökonomischer Hinsicht jahrzehntelang unterstützt.

 

Ihre Entlassung ist Teil von anderen Aktionen gegen kirchliche Einrichtungen und gegen Laien derselben Prälatur, die man abrupt und ohne ihre sozialen Verdienste in Betracht zu ziehen, entlässt. Ebenso setzt man andere Laien unter Druck, und viele andere werden marginalisiert und schlecht behandelt. Gerade als die Bevölkerung von seiten der katholischen Hierarchie eine Geste des Dankes für die ertragreiche apostolische Arbeit erwartete, die diese Brüder in der Mission seit 65 Jahren leisten, befiehlt man ihnen, dass sie sich von der Prälatur zurückziehen, ohne ihnen eine Erklärung zu geben.

 

Die Patres von Maryknoll werden aus unseren Herzen und unserer Erinnerung niemals fortgehen, und dies möchten wir öffentlich der Welt und der ganzen Kirche gegenüber zum Ausdruck bringen, denn uns bewegen weder Furcht noch Engherzigkeit, ebensowenig bewegen uns Kompromisse und schon gar nicht das pharisäische Wort. Uns bewegt die Liebe und Anerkennung echten Missionaren gegenüber, wie die Patres von Maryknoll es sind. Uns bewegt die Liebe zu den Aymara- und Quechua-Völkern. Uns bewegt in erster Linie die Liebe zu Christus und seiner surandinischen und universalen Kirche. Und es schmerzt uns, dass man die Geschichte ignoriert oder verfälscht.

Puno - Cusco, am 30. August 2008. 

Es haben unterzeichnet 1.152 Personen.