"Eine Kirche, die den Menschen dient, muss diese Orte der begegnung mit Gott und den Nächsten erst entdecken, sie muss aufbrechen und sich auf den Weg machen - erstrecht, wenn sie in einer „Wohlstandsgesellschaft“ derart fest verankert ist, dass sie von dieser kaum zu unterscheiden ist. Sie muss ausziehen, nach draußen gehen, vor die Tür – zu den Menschen im Straßengraben, die unter die Räuber gefallen sind, dann wird sie zur Gemeinschaft derer, für die Jesus der Messias ist. Das wäre dann echte Erneuerung!"
"....Es geht dabei nicht nur um Pater Boff, schreibt Knecht im Kirchenblatt, sondern auch um die „Gefahr, dass die Stimme der Armen und Verhungernden, mit denen sich Jesus identifiziert, zum Schweigen gebracht wird“ - die Maßregelung Boffs werde von vielen Unrechtsregimes als Bestätigung blutiger Verfolgung von Millionen engagierter Christen aufgefasst. Überdies gehe es dabei „auch um uns“, nämlich um die eigene Glaubwürdigkeit und darum, „wie wir als Christen mit einander umgehen“. Es hänge von allen ab, was aus dieser Kirche werde, „ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen oder ein Ort der Resignation, der Angst, der Verzweiflung, des inneren Auszugs und der Selbstaufgabe“. Nicht zuletzt, schreibt Knecht, sei der Brief an den Papst „auch als Hilfe und Ermutigung für die Verantwortlichen unserer Kirche, wie zum Beispiel Kardinal Ratzinger, gedacht, damit sie weniger Angst vor der Zukunft und mehr Vertrauen in das Wirken des Heiligen Geistes haben“. (Südwestpresse, 13. Juli 1985)
"...Doch in der Vorbereitungsphase stellte sich bald heraus, dass in diesem Rottenburger Modell die Erfahrungen der eigenen Gemeinde keine Rolle spielen durften und dass es um die Erprobung eines an Schreibtischen erdachten Modells ging. Es entstand auch der Eindruck, dass das diözesane Modell dazu dienen sollte, für die ehrenamtliche Mitarbeit von Gemeindemitgliedern deshalb zu werben, weil sonst das „Modell Kirche“, wie es in der Vergangenheit funktionierte, nicht mehr weiter existieren kann - also nicht aus inhaltlichen, sondern aus strukturellen und das System konservierenden Gründen."
Lieber Bischof ……, (nicht öffentlicher Brief an alle Bischöfe, 15. 9. 2010)
Lähmung, gar Schockstarre, sich einmauern, Angst, Schönreden - aber nichts tun. Schlagworte, die man zuletzt hörte, wenn von deutschen Bischöfen die Rede war. Zu Recht oder Unrecht, das sei dahin gestellt, und ich möchte dies nicht beurteilen, zumal ich in jedem Bischof zuerst einen gläubigen Menschen sehe, dem eine große Verantwortung auferlegt wurde. Fakt ist aber, dass gerade engagierte Gläubige sehr verunsichert sind, aber dennoch große Hoffnungen auf eine Erneuerung der Kirche setzen - aber wie lange noch? Angesichts dieser Situation, deren Ursachen ich hier nicht aufzählen muss, ist der Erwartung nach Erneuerung sehr hoch, (zu hoch?). Den Satz „Es muss sich etwas bewegen, sonst ….“, habe ich oft gehört.
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