Bewahrung der Schöpfung - damit alle in Würde leben können

Die kath. Kirchengemeinde „Zum Guten Hirten“ (Böfingen/Jungingen) feiert am 2. Juli den „Tag der Schöpfung“. Im Rahmen einer Eucharistiefeier um 10.00 Uhr wird Dr. Franz Alt zum Thema sprechen. Die Gemeinde „Zum Guten Hirten“ hat in Zusammenarbeit mit der Solarstiftung ein Zeichen für eine Energiewende gesetzt. Sie wurde dafür von der Diözese mit einem Preis ausgezeichnet. Das kann und muss ein erster Schritt zur Umkehr sein.

„Kehrt um, denn mit mir wird eine neue Zeit anbrechen“, so die Frohe Botschaft Jesu Christi. Dass eine neue Zeit schon angebrochen ist, wird heute bis hinein in die letzten Winkel der Erde und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln verkündet: freie Fahrt den Tüchtigen, dem Kapital und Konzernen; noch mehr Wachstum, Produktion und Konsum (dadurch angeblich Beseitigung des Hungers); grenzenlose Kommunikation und Kommunion durch den Gebrauch und Genuss weltweit identischer Produkte und „Werte“. Die Hohen Priester dieser nun global herrschenden Religion wollen ihre „Frohe Botschaft“ tief in die Hirne und Herzen der Menschen verpflanzen - und es scheint ihnen zu gelingen! Ihr Gott ist das Geld, und die Gier nach immer mehr Besitz und Macht ist das Erste Gebot. Was sind die sichtbaren Folgen? Immer mehr Dinge werden produziert, doch immer mehr Menschen werden ausgegrenzt; Nahrungsmittel werden im Überschuss produziert und verschleudert, aber immer mehr Menschen verhungern. Die Erde wird zur Wüste. … Diese falschen Propheten des Unheils gilt es als solche zu entlarven, denn sie führen die Welt in den Abgrund.

Laut biblischem Schöpfungsbericht will Gott den Menschen als sein Ebenbild und er vertraut ihm seine Schöpfung an. Der Mensch wird dieser Verantwortung gerecht, wenn er das Werk Gottes fortführt, es hegt und pflegt - und dies insbesondere aus der Perspektive der Ärmsten. Allen Menschen steht z.B. ausreichend Nahrung und sauberes Wasser zu. Das ist göttliches Recht. Denn Gott will, dass jeder Mensch nicht nur ein Leben, sondern dass er ein Leben in Würde hat. Doch der Mensch ist versucht, selbst Gott sein zu wollen oder zumindest den Auftrag Gottes falsch zu verstehen: nämlich als Aufforderung, die Schöpfung und damit andere Menschen aus kurzfristigem, egoistischem Interesse heraus rücksichtslos auszubeuten - jeder für sich so viel er nur kann. Dies führt zu einem Kampf aller gegen alle, die Zerrissenheit innerhalb der einen menschlichen Familie wird immer tiefer. Die Bibel nennt das so: Der Glaube an die falschen Götter führt zum Tod. Wir Christen stellen diesen Götzen (besonders propagiert von den Propheten der „neuen Werteordnung“) den Gott des Lebens gegenüber, der ein Leben in Fülle für alle will.

Das ausgewählte Evangelium für den „Tag der Schöpfung“ ist „Der gute Hirte als Gegenbild zu Dieben und Räubern“ (Joh 10, 1-10). Jesus als „Verkörperung“ von Gottes Liebe zeigt uns eine neue Geisteshaltung und er lebt sie uns vor. „Der Dieb kommt nur, um zu stehlen, zu schlachten und zu vernichten; ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben“(Vers 10). Wer sind heute die „Diebe und Räuber“? Welche von Menschen gemachten Strukturen führen dazu, dass ganze Völker unter die Räuber fallen und die Schöpfung Gottes als Grundlage allen Lebens wegen kurzfristiger materieller Interessen aufs Spiel gesetzt wird?
Jesus Christus ist das Gegenbild, der „alternative Entwurf“. Er zeigt uns den Weg für eine Welt, wie sie Gott gewollt hat. Die Kirche ist die Gemeinschaft aller Gläubigen auf diesem Weg. Wenn sie das ist, dann ist sie Hoffnung und Zeichen für diese Welt und in dieser Welt - ein Zeichen dafür, dass alle Menschen als Kinder Gottes das Leben führen können, das Gott jedem von uns verheißen hat, schon hier und heute. Je mehr das unter uns und für andere sichtbar wird, desto mehr werden wir zur Kirche Jesu Christi. Ein „Tag der Schöpfung“ ist daher auch ein Tag zur Ehre Gottes, der allen seinen Kindern einen gerechten Anteil an allen Gütern seiner Schöpfung verheißen hat. Dafür sich einzusetzen ist wahrer Gottesdienst….

Dr. theol. Willi Knecht, Leitartikel im Kath. Kirchenblatt für Ulm, Neu-Ulm und Blautal