Was heißt "Entwicklung"?
Vortrag im Januar 1970 (!) an der EWH Landau, mein 1. öffentlicher Vortrag)
Obwohl natürlich für jeden Menschen ein Mindestmaß an grundlegenden Voraussetzungen - gerade auch materiellen Bedürfnissen wie Nahrung - garantiert werden muss, quasi als eingeborenes Menschenrecht, bedeutet Entwicklung viel mehr als die nur materielle Entwicklung. Es geht um eine ganzheitliche Entwicklung aller menschlichen Eigenschaften und Fähigkeiten. Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben alle Völker Kriterien oder gar Standards entwickelt, welche Werte in ihrer jeweiligen Gesellschaft gefördert werden sollen. Besonders Christen sind Kriterien vorgegeben (auch wenn sie nicht als solche erkannt werden), die zur Grundlage menschlichen Zusammenlebens dienen: Das Leben in Gemeinschaft und meine Rolle in dieser Gemeinschaft; Solidarität, vorrangig mit den Schwächeren, Gerechtigkeit für alle, Gleichheit aller Menschen, weil alle in gleicher Weise Kinder Gottes sind, daher auch die unantastbare und einzigartige Würde jedes Mensche; das Recht, nicht nur auf Befriedigung der materiellen Bedürfnisse, sondern auf ein Leben in Fülle. Solche Werte gab und gibt es auch in vor- und nicht christlichen Kulturen und Religionen, meist sogar wesentlich ausgeprägter als im „christlichen“ Abendland. Diese Werte gilt es neu zu entdecken. Von daher ist es eine Schande, wenn ausgerechnet vom christlichen Abendland (mit der USA als dessen Produkt) ein Geist und vor allem eine damit verbundene Praxis ausgeht, die genau diese Werte zerstört.
Theologie und Globalisierung - die Herausforderung einer Option für die Armen
Einleitung für die Studie über die Aufbrüche der Kirche in Peru in der Folge des Konzils und die "Verwicklung" deutscher Partnergemeinden in diese Prozesse.
Auf der einen Seite steht der Glaube an die Unfehlbarkeit des von allen Fesseln befreiten Marktes mit seinen Tod bringenden Folgen für die Mehrheit der Menschen und für die Erde als Schöpfung Gottes. Auf der anderen Seite steht der biblische Glaube an den Gott Abrahams und Jesu, der sein Volk gerade aus dieser Sklaverei herausführen will. Die Frage nach Gott ist daher die zentrale Herausforderung an die Kirche bzw. der Kirche an die Welt. Die Campesinos von Bambamarca, bedroht von der größten Goldgesellschaft der Welt, die ihnen das Wasser abgraben will und sie von ihrem Land vertreibt, protestierten gegen die Minengesellschaft vor dem Bischofspalast (und gegen den Bischof) u.a. mit folgendem Spruchband: „Herr Bischof, entscheide dich: verehrst du den wahren Gott oder das Gold der Mine?“ Auch die Kirche insgesamt steht wie der Bischof von Cajamarca und wie jeder einzelne Christ vor der entscheidenden Frage, an wen sie letztlich (in ihrer Praxis) ihr Herz hängt - an den Gott des Lebens oder an Mammon, den Gott, der zum Tode führt.
Exposurereise El Salvador November 2012 (Justitia et Pax)
Kaum waren wir im Haus unserer Gastfamilie angekommen, sah ich zum 1. Mal unsere „Begleitung“, drei schwerbewaffnete Polizisten, die uns bis zum Abschied nicht von unserer Seite würden. Beim Anblick der Schwerbewaffneten in ihren schwarzen Uniformen überfielen mich unwillkürlich düstere Erinnerungen an Berichte und Reportagen aus den 80er Jahren: Soldaten und Polizisten in schwarzen Uniformen, die gezielt und ohne Vorwarnung unbewaffnete Menschen ermordeten – im Auftrag des „Freien Westens“ und zum Schutze unserer Privilegien und der Freiheit, andere Völker und den gesamten Planeten immer effektiver ausbeuten zu können.
"Waffenexporte sind nach dem Wertekatalog dieses Systems also nichts Unmoralisches. Man verkauft ja nur, was alle haben wollen (Angebot - Nachfrage), verdient dabei und liefert einen Beitrag zum BSP. Man kauft ja auch das Blut der Armen (die haben dann wenigstens für 1 Tag etwas zu essen) für 15 Pf. pro Liter, verkauft giftige Pillen in arme Länder, kauft Ländereien und Lizenzen in aller Welt usw. Man kann alles kaufen und verkaufen. Die Welt ist nichts anderes als ein großer Marktplatz und wer nicht mitmacht, kommt unter die Räder und ist selbst schuld. Es ist einfach dumm, nicht mitzumachen."
Stichworte und Kurzvortrag zu einer Ausstellung in der VH Ulm, mit Beteiligung von St. Georg (Bilder, Texte etc.), über deutsche Waffenexporte,1984 (verantwortlich Willi Knecht).
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