Sozialpastorale Wege befreienden Handelns  (Hannes Kramer, Freiburg)

Ein Essay zum Wirken von Bischof Bellido Dammert, Cajamarca/Peru                   

 

Wieder einmal traf ich Bischof Bellido Dammert. Wir gingen in Freiburg durch die Herrenstraße (Wohnstraße der Domkapitulare und Bischöfe). Ziel war das erzbischöfliche Ordinariat. Leise, fast beiläufig für sich und ohne jeden Harm sinnierte der Bischof laut vor sich hin, als wir auf das burgähnliche Gebäude zugingen: „Wenn euer Bischof, gleich zu welcher Tag- oder Nachstunde und egal wer kommt, den Besuchern selber die Tür öffnen und sie hereinbitten dürfte, dann würden sich die Begegnungen und Beziehungen zu den Menschen verändern. Vor allem dann, wenn es wie bei mir vorzüglich arme Campesinos, Landbewohner wären“. Dies war während des Zweiten Vatikanischen Konzils. Vielleicht denken unsere Bischöfe ähnlich?

Ein andermal kehrt Bischof Dammert, aus Rom kommend, kurz in Freiburg ein. Er erzählte mir, dass er ein persönliches Gespräch mit Papst Johannes Paul II. hatte, den er sehr schätzt. Sie kennen sich schon aus Konzilszeiten, saßen sie doch in der Aula nahe beieinander. Sie verstanden sich wohl ohne große Worte. Fünfzehn junge Männer, aus der Diözese Cajamarca stammend, bereiten sich auf die Priesterweihe vor. Der Papst lobt Bischof Dammert. Dammert: In den ländlichen comunidades arbeiten etwa 250 Katecheten, Frauen und Männer. Sie leiten diese Gemeinden ohne Priester. Der Papst begreift: Du bist in der römisch-katholischen Kirche. Der Bischof von Cajamarca: Ich bin Bischof der Andino-Kirche von Cajamarca. Was soll ich tun?

Eine gute alte Bekannte, auch deutschstämmig wie Bischof Dammert, war nach ihrer Ausbildung als Fürsorgerin an der Sozialen Frauenschule des Deutschen Caritasverbandes in Freiburg (1953 - 1955) wieder in ihre Heimat nach Peru zurückgekehrt. Zunächst ehrenamtlich, später hauptamtlich, war sie im Auftrag von Bischof Dammert  als Sozialarbeiterin, insbesondere für die administrative Verwaltung und Kontenführung der sozialen Projekte der Diözese Cajamarca, verantwortlich. In einem längeren Brief der Rückerinnerung (sie lebt seit 15 Jahren nicht mehr in Peru) schreibt Gunnel Brenner im August 1998 an mich:

„Ich werde nie die Zeremonie zu einem Karfreitag vergessen, in der das Kreuz mit Corpus zur Huldigung auf die Stufen des Altars gelegt wird. Er (Bischof Dammert, Anm. Kramer) predigte über die Verpflichtung, alle Menschen gleich zu sehen und zu behandeln und als Kinder Gottes zu respektieren und zu lieben. Und die große Verantwortung, die jeder auch gegenüber den Campesinos habe! Er appellierte an die Honoratioren, Bürgermeister und die offiziellen Stellen der Regierung, an Richter, Ärzte usw., indem er auf viele Wunden den Finger legte. Am Ende der Predigt nahm er das Kruzifix wieder zu sich und meinte, er wolle Jesus nicht von jemandem küssen lassen, der ungerecht gegen seinen Bruder handele und die Kirchgänger davon befreien, eine unehrliche Huldigung nur wegen des guten Tons (- „qué dirán“ - wegen der Meinung der anderen) zu begehen. Er ging dann persönlich an die Haupttür und verteilte an alle die Durchschrift dieser Predigt. Keiner sagte etwas - es wurde sehr viel über diese mutige - revolutionäre christliche Ehrlichkeit kommentiert. Wir haben in unserem christlichen Familienkreis - bei den Lions - und überall darüber gesprochen.“

Es war an einem Karfreitag Anfang der achtziger Jahre in Freiburg im Breisgau. Die Friedensgruppen des ökumenischen Netzes Baden für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung hatten an Kirchen und öffentlichen Plätzen Stationen errichtet. Wir erinnerten an die Stationierung von Mittelstreckenraketen mit der Gefahr eines Atomschlages in Europa. Mit dem großen Kreuzbalken im Pfarrsaal unserer Gemeinde Heilig-Dreifaltigkeit angekommen, stellten wir das Buch von Reinhold Schneider „Las Casas vor Karl V.“ vor (1).  Reinhold Schneider war ein Freund, der Begründer unserer - heute würde man sagen - Basisgemeinde aus den endzwanziger Jahren. Der Wendepunkt für den Kleriker Las Casas war die Lesung aus Jesus Sirach, Kap. 34, 21 - 27: „Den Nächsten mordet, wer ihm den Unterhalt nimmt, Blut vergießt, wer dem Arbeiter den Lohn vorenthält.“ Dieser Text war nicht von ungefähr gewählt: wir hatten Begegnungen mit Bischof Dammert erlebt.

Nochmals habe ich „Gott oder das Gold, der befreiende Weg des Bartolomé de las Casas“ (2) von Gustavo Gutiérrez (Lima) gelesen. Seite 178/179: „Das Engagement an der Seite der Armen erfordert von ihm, seine privilegierte Position sowie das damals gegebene Netz an gesellschaftlichen Bezügen aufzugeben. Eine solche ‚Deklassierung‘ ist Voraussetzung dafür, dass die Veränderung wirklich greift, ... las Casas bemüht sich, sein Leben dem Beispiel, das Christus uns gegeben hat, gleichförmig zu machen. Denn der Herr hat das Evangelium wie der Kleriker in seinem erstem Buch sagt, nicht nur mit Worten, sondern in erster Linie mit Werken verkündigt.‘ (in unico modo 420) ... Deshalb stellt der erste Evangelist, dem es bekanntlich um die Jüngerschaft geht, die Heuchelei als die große Gefahr für einen Jünger, für eine Jüngerin Jesu Christi dar.“

Wer wie Bischof Dammert gerade im Departement Cajamarca und in den Baños del Inca den furchtbaren, millionenfach todbringenden Abschnitt christlicher Geschichte Lateinamerikas noch leibhaftig in den Gesichtern der Campesinos bewusst wahrnimmt, wird die eindeutige Option für die Armen mit einer solchen Zäsur der eigenen Lebensgeschichte verbinden. Dieser Perspektiven- und Seitenwechsel wird Bürgern der oberen und mittleren Klasse rücksichtslos erscheinen können (oder müssen). So ist verständlich, wenn Frau Brenner an anderer Stelle schreibt: „Für die Mittelschicht war er oft nicht erreichbar oder nicht zu verstehen und er hat viele vor den Kopf gestoßen durch seine allzu ehrliche und oft sehr trockene Art.... Durch den Posten von Sylvester (mein Ex-Mann) war ich auch mit der Problematik der Großgrundbesitzer konfrontiert. Mein Vater selbst war Besitzer einer Farm, wenn er auch eigene Wege einschlug und uns vorlebte, was er als Patron für seine Leute machen konnte und ich denke, er hat einiges bewegt in seinen Kreisen und zum Nachahmen aufgerufen. ...

Msgr. Dammert habe ich sehr geschätzt und ich war froh, die sieben Jahre mitarbeiten zu können. Er war ein besonderer Mann, der auch aus einer anderen Welt kam, da er auch das Deutsche und das Peruanische in sich vereinen musste und aus einer Elitewelt sich ganz den Campesinos widmen wollte.... Sein größter Einsatz galt nunmehr der sozialen Gerechtigkeit und er war der Bischof der Campesinos. In seinem Haus - das Obispado - war immer Platz für die Campesinos, die dort in sehr primitiv eingerichteten Räumen Obdach fanden. Auch er selbst war sehr einfach eingerichtet.... Er war sehr bescheiden und wollte nie im Vordergrund stehen. Doch als Bischof und Repräsentant der Kirche war er seines Platzes bewusst und handelte nach seiner Einstellung und unabhängig von der Meinung anderer. Er gab sehr vielen einen Platz in der pastoralen und sozialen Arbeit, war offen für neue Ideen und ließ auch Vieles durchgehen. Er scharte eine kleine Pilotgruppe um sich und war für einige Priester unverständlich. Trotzdem konnte er Fehler verzeihen.“ Gunnel Brenner schreibt am Ende des sehr langen Briefes „er war mir in Vielem ein Vorbild und hat mir geholfen als Tochter eines ‚haciendero‘ mich für die Campesinos einzusetzen - was mein Vater und Eltern immer taten.“ (3)  Ein Bekenntnis.

Begegnungen - Bewegungen

Diese Erlebnisse geben den tieferen inneren Grund des Denkens und Handelns von José Dammert nur umrisshaft frei. Es sind Tagesausschnitte seines Lebensweges, die eher exemplarisch den Menschen zeigen können, wie er ganz bewusst dreißig Jahre lang im Geiste Jesu von Nazareth als kleiner Bischof mitten unter den armen Campesinos dienen und arbeiten wollte. Manchem mag sein pastorales Handeln auch mehr intuitiv und pragmatisch als gezielt und programmatisch erscheinen. Ich selber sehe es stärker als ein wissenschaftlich geschultes, pastoral-theologisch durchdachtes und sehr differenziertes und zielgerichtetes Handeln, das flexibel genug für einen langen prozesshaften Weg und Überraschungen ist - offen auch für das Wirken des Geistes Gottes in der Zeit.

Kennzeichnend sind für mich dabei Wege und Bewegungen, auf denen ich ihn kennen lernen durfte. Aus kleinen Pfaden und Stegen, immer wieder von ihm zwischen Peru, Europa über Rom und Freiburg begangen, entstanden Brücken und Wege. Darauf wuchsen nicht nur nachhaltige Beziehungen, sondern auch fruchtbare gemeinsame Jahre von Nehmen und Geben, die freie partnerschaftliche Initiativen zu einer diakonischen Kirche mitten in der Wirklichkeit dieser Welt - und Zeitsituation bewirken sollten. Vom Konzil über Medellín bis in die neunziger Jahre kreuzten sich immer wieder unsere Wege in Sachen Caritas und Pastoral, Laienaktivitäten, Diakonat, Gemeindepartnerschaften und unvergesslichen persönlichen Gesprächen. So unterschiedlich die „Berufe“, Wegrouten und Anlässe waren, die uns nahe brachten, so gab es doch ein gemeinsames, einigendes Grundmotiv: die bevorzugte Option zu und mit den Armen.

Der international auf den verschiedenen Instrumenten und mit den unterschiedlichen Ensembles engagierte „Spielmann Gottes“ auf europäischer Seite war dabei zweifelsfrei Dr. Georg Hüssler, Freiburg, Rom, der auch mich mit einer kleinen Nebenrolle ins Spiel brachte. Während des Konzils wird Georg Hüssler, damals Generalsekretär und Leiter der Auslandshilfe des Deutschen Caritasverbandes (DCV) bei einer Sitzung des Exekutivkomitees der Caritas Internationalis in Madrid auf Bischof Dammert Bellido aufmerksam gemacht. Als Konzilsvater gehört Dammert der Gruppe der „kleinen Monsignores“ an. Sie trafen sich um Kardinal Lercaro (Freund von Papst Johannes XXIII.), um von den drei großen Anliegen des Papstes (Aggiornamento der Kirche in die moderne Zeit; ökumenisches Zusammenwirken in christlich-jüdischer Tradition und Religionsfreiheit), vor allem die vom Papst als Erstem geäußerte „Option für die Armen“ am Ende der ersten Konzilsperiode in die Diskussion einzubringen. (Der Vermittlung von Dr. Georg Hüssler, der selbst Mitglied der Priestergemeinschaft von Charles de Foucauld ist, verdanken wir den von Msgr. Bettazzi erbetenen Beitrag für diese Arbeit. Msgr. Bettazzi war ebenfalls Mitglied der Gruppe um Kardinal Lercaro.)

Als Mitarbeiter der Caritas Internationalis (CI) Rom erfuhr Georg Hüssler 1955 zum ersten Mal von der Programmkommission der CI über die Erneuerung des Diakonates durch Prälat Jean Rodhain, Gründer von Secours Catholique, Frankreich und späterer Präsident von Caritas Internationalis. Dieser wurde durch dessen abenteuerliche Tätigkeit als selbsternannter Gefängnisseelsorger für die französischen Soldaten in Deutschland mit dem damaligen Nuntius Roncalli, dem späteren Papst Johannes XXIII, persönlich gut bekannt. Diesem Papst ist es überhaupt zu verdanken, dass die Voten zum Diakonat (über 90) im Konzil behandelt wurden. Prälat Jean Rodhain öffnete gemeinsam mit Dr. Georg Hüssler und Generalsekretär Carlo Bayer von der Caritas Internationalis anlässlich einer Audienz bei Papst Paul VI in Castelgandolfo den Weg und die Bitte, vor allem der lateinamerikanischen Bischöfe eine internationale Studienkonferenz „Der Diakon in Kirche und Welt von heute“ zu Beginn der dritten Konzilsperiode in Rom zu ermöglichen. Dahinter stand auch die Sorge von Bischof Dammert und anderen lateinamerikanischen Bischöfen, dass die Sache auf längere Zeit in der Schublade der vatikanischen Diskasterin verschwinden könnte!

Schon zu Beginn des Konzils nahm Bischof Dammert Kontakte zum Deutschen Caritasverband (DCV) auf. Als Leiter und Referent der Überseehilfe lernte ich damals Msgr. Dammert kennen. Frau Dr. Cäcilia Böhle, von der noch mehr zu sagen sein wird, war damals Leiterin der Sozialen Frauenschule des Deutschen Caritasverbandes. Sie gründete das Seminar für Sozialarbeit in Entwicklungsländern, das Frauen und Männer aus sozial-pädagogischen und krankenpflegerischen Berufen für ihren Einsatz in Entwicklungsländern ausbildete und vorbereitete. Unter diesen Entwicklungshelfern befanden sich vor allem Frauen und Männer, Laien, die aus den sozialen Schulen des Deutschen Caritasverbandes kamen. Diese Schulen entstanden auch aus der Tradition der Laienbewegung der zwanziger Jahre. Damals wurden sowohl die Impulse der sozialen Bewegung wie der liturgischen Bewegung in Deutschland und aus Frankreich aufgegriffen. Personen, insbesondere Caritaspräsidenten, die in diesem Werk tätig waren, verbanden in sich selber beide Bewegungen - überzeugt von der Einheit der Gottes - und Menschenliebe - bis hin zum „primären Akt des Glaubens in der tätigen Liebe“ (K. Rahner).

Das Seminar für Seelsorgehilfe, die Freie Vereinigung für Seelsorge sowie eine Fülle kategorialer seelsorgehelferischer Dienste im DCV und den Fachverbänden (für Behinderte, Taubstumme, Blinde, Suchtkranke) und eine große Abteilung für Seelsorgehilfe im DCV gingen auch auf die soziale und die liturgische Bewegung zurück. In den sozialen Frauenschulen wie in den Seminaren für Fürsorge und Wohlfahrtspflege (sowohl im katholischen wie evangelischen Bereich) gehörte zur wohlfahrtspflegerischen, fürsorgerischen Ausbildung für öffentliche wie freie wohlfahrtspflegerische und sozialarbeiterische Dienste auch die Möglichkeit zur Erlangen der Missio Canonica für den Religionsunterricht in Schulen und Einrichtungen. Dies wird verständlich, wenn man auf die Wurzeln der beiden sozialen und liturgischen Bewegungen und der Ideen der Frauen und Männer zurückgeht, nämlich bereits damals sozialpastorale Ansätze nicht nur in der Theorie, sondern auch beruflich und fachlich zu verwirklichen. Was geistig etwa durch Romano Guardini („die Kirche erwacht in den Seelen“) oder durch die actio catholica im frankophonen Bereich lange vorbereitet war, wurde Jahrzehnte später durch das Zweite Vatikanische Konzil biblisch-dogmatisch und liturgisch-katechetisch begründet und bestätigt.

Prälat Albert Stehlin, damaliger Präsident des DCV und Konsultor der Laienkommission während des Konzils, kam selber aus der liturgischen Bewegung um die Burg Rothenfels, war befreundet mit Max Metzger (hingerichtet durch die Nazis) sowie langjähriger Präsident von Pax Christi, der internationalen katholischen Friedensbewegung. „Der erste Satz der Pastoralkonstitution deutet an, wohin der Weg geht .... Die Caritas muss der Pastoral Angebote machen.“ Dies sind Worte von Albert Stehlin, der nach dem Konzil die Zuordnung von Caritas und Pastoral konsequent verfolgte. Der bekannte Zentralrat des Deutschen Caritasverbandes dazu stand unter dem Titel „Die Caritas in der pastoralen Neuordnung nach dem Konzil“ (1966). (4)

Der Caritasverband wusste sich also seit jeher den sozialen, materiellen, aber auch geistigen und affektiven Bedürfnissen und Interessen der betroffenen Menschen verpflichtet. Und dabei in erster Linie, theologisch gesprochen, den „Armen“, so dass sich heute seine Aufgabe auch als eine Option für die Armen umschreiben lässt. Sein stark strukturiertes organisatorisches und professionalisiertes soziales Helfersystem hat für die Entwicklung der internationalen Caritasarbeit insbesondere in der Zweidrittel-Welt eine entscheidende, beispielhafte Bedeutung gewonnen.
Aufbrüche sozial-pastoralen Handelns

1. Die Wurzeln tragen den Baum

1532 ritt der aus der ärmsten Gegend Spaniens, der Extremadura, stammende Eroberer Francisco Pizarro mit einem Häuflein Soldaten die Hänge der Anden hinauf. Beide Augen hatte er wohl nur auf die Goldschätze gerichtet, welche die Inka besaßen. Er sah nicht, dass er in ein funktionierendes Gemeinwesen einbrach. Bis in ungewohnte, schwindelerregende Höhen wurde Landwirtschaft getrieben und die damals zahlenmäßig sehr große Wohnbevölkerung ernährt. Voraussetzungen waren vor allem die Ingenieurleistungen der Indígenas. Sie hatten mit einer unglaublichen Leistung Kanäle bizarr in die steinharten Felsen geschlagen und leiteten die knappen Wasser in Terrassen an die steilen Hänge heran. Es ist faszinierend, die Reste dieser Meisterleistung zu sehen (Cumbemayo bei Cajamarca).

Was der Extremadureño bei den Überlebenden nicht geschafft hat, nämlich Gemeinschaftssinn und Gemeinschaftshandeln zu zerschlagen, könnte durch die heutige neoliberale kapitalistisch und privatistisch orientierte Wirtschaftsordnung in Gefahr sein. Der derzeitige Präsident Fujimori zwang das peruanische Parlament, den Verfassungsartikel zu ändern, der den Indígenas die kollektive Bewirtschaftung erlaubt. Die Privatisierungswelle schwappt weiter in die Hochtäler. Internationale Großkonzerne könnten eine Jahrtausende alte Kultur mit Dorfgemeinschaften, eigenem genossenschaftlichem Boden bis hin zur Goldschürfung vernichten, dem Mammon ausliefern: „Gott oder das Gold“? (Gustavo Gutiérrez). Genau das Gegenteil war Weg und Ziel von Bischof Dammert. Er war kulturell und biblisch tief davon überzeugt, dass die Wurzeln den Baum tragen und nicht mit den Wurzeln auch noch der Baum absterben soll.

Die historischen Studien von Bischof Dammert, sein Denken und Handeln oder wenn er zu Pferd oder zu Fuß unterwegs war, waren immer wieder bewegt von der grundlegenden Frage, wie ist es möglich, an den uralten Kulturen und Traditionen der Campesinos anzusetzen, ihre Quellen zu lieben und Landbewohner in den verschiedensten Lebensbereichen zu ermutigen, ihre neue Entwicklung selber in die Hand zu nehmen. Unermüdlich suchte er im In- und Ausland nach wirtschaftlich, soziologisch, genossenschaftlich, sozialarbeiterisch,landwirtschaftlich, medizinisch oder theologisch anerkannten Fachleuten, Frauen wie Männer, die diesen Reaktivierungsprozess des Gemeinwesens in die heutigen Lebensbereiche der Campesinos mit auf den Weg bringen konnten.

2.   Soziale Gemeinwesenarbeit, deutsche Ansätze sozialer Arbeit

Zur Vorgeschichte: Die Anfänge der Praxis „sozialer Arbeit“ in den zwanziger Jahren, etwa in USA, England oder Deutschland, setzten sowohl bei der Hilfe für Einzelne wie in Gemeinwesen und Gesellschaft an (vgl. die berühmt gewordene Settlementbewegung in England). (5)  In Deutschland wurden nach der Unterdrückung der wohlfahrtspflegerischen und fürsorgerischen Arbeit während der Nazizeit (durch die nationalsozialistische Volkswohlfahrt) neuere Methoden in Theorie und Praxis der Sozialarbeit anfangs der fünfziger Jahre aus den USA (später auch aus Holland) selektiv übernommen und transferiert - zunächst die Einzelhilfe, später die Gruppenpädagogik und in den sechziger Jahren die Gemeinwesenarbeit. Historisch von Bedeutung ist jedoch, dass nicht, wie oft angenommen, diese drei Bereiche sozialer Einzelarbeit, Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit zeitlich nacheinander in den USA entwickelt wurden, sondern dass von Anfang an beides im Blick war, die individuelle Hilfe am Menschen und die politische Arbeit in Gemeinwesen und Gesellschaft, auch wenn einzelne Sozialarbeiter oder Initiativen ihre eigenen Akzente setzten. Dies wäre heute in einer extremen Individualisierung durch religiöse wie gesellschaftliche Gruppen gar sehr erinnerungs- und aktivierungswürdig.

Anfang der sechziger Jahre wurde in der Bundesrepublik der methodische Ansatz der Gemeinwesenarbeit sowohl im kirchlichen wie im gesellschaftlichen und kommunalen Bereich verstärkt aufgegriffen. Je nach der Philosophie und dem Standort, vom Ansatz des „Community-planning“ oder - „organization“ her bzw. mit dem hier wichtigen Ansatz von „community development“ und „community administration“. Konservative wie revolutionäre Konzepte wurden diskutiert und an verschiedenen Orten auch ausprobiert. (6)

Parallel zur kirchlichen und gesellschaftlichen Entwicklung folgte Ende der sechziger bis Mitte der siebziger Jahre eine Phase der Ernüchterung bzw. der Resignation vor allem mit den mehr konfliktorientierten politischen Ansätzen. Damit begann ein realistischeres Denken und Handeln, das die Macht- und Kräfteinteressen wirklichkeitsgerechter einschätzte und entsprechend versuchte, auch methodisch und strategisch zu handeln. Diese kurzen Andeutungen sind notwendig und müssen in diesem Zusammenhang genügen, um den Akzent und Kontext der Sozialarbeit in Entwicklungsländern, wie er auch vom DCV ausging, richtig einzuordnen.

Anfang der sechziger Jahre begann das Seminar für Sozialarbeit in Entwicklungsländern beim DCV die Schulung und Vorbereitung von krankenpflegerisch oder sozialarbeiterisch tätigen Männern und Frauen für den Bereich der Entwicklungshilfe. Wie ein roter Faden waren fast alle Schulungsbereiche, Methoden, Arbeitsweisen und Strategieentwicklungen von folgenden Überlegungen durchzogen: was kann dazu beitragen, dass die direkt Betroffenen ihr Schicksal in die Hand nehmen, selber aktiviert werden können? Ein zentraler Bereich war dabei der Prozess der Gemeinwesenarbeit, wie er vor allem in holländischen Konzepten rezipiert und praktiziert war und auch bei uns in der Ausbildung theoretisch und praktisch angewandt wurde (Dr. Zwanikken, Jan Kooi). Die Arbeitsziele bezogen sich dabei auf die Lösung von bestimmten gesellschaftlichen Problemen und auf die Veränderung von damit verbundenen nicht befriedigend funktionierenden Strukturen. In der Ausgangssituation galt es vor allem die Wertvorstellungen, Kulturen und Interessen aller Betroffenen zu erkennen und ihnen bewusst zu machen. Je mehr den direkt Betroffenen ihre Wirklichkeit im Kontext der verschiedenen Lebensbereiche bewusst wurde, desto eher sollten sie in der Lage sein, sich zu solidarisieren und auch als Interessensgruppe untereinander sich mit einem Arbeitskonzept zu identifizieren.

Die Praxis hat gezeigt, dass die direkt Betroffenen dann auch selber in der Lage waren, ihre konkreten Arbeitsziele zu formulieren und Wege zu entdecken, um die nötigen Schritte zu gehen. In Kommunen des Hochschwarzwaldes mit verstreuten Einzelhöfen und Weilern und vorwiegend Bauern mit Großfamilien, aber auch in Spanien, wurden solche Konzepte in der Vorbereitung der Entwicklungshelfer/Innen praktisch eingeübt und weiterentwickelt, diskutiert und wertvolle Schritte einer ganzheitlichen Vorbereitung für den späteren Einsatz getan. Konflikt- und Harmoniestrategien, Umgang mit Macht und Interessen spielten eine wichtige Rolle. Von ausschlaggebender Bedeutung war, die komplexen Kraftfelder und Interessen kennen zu lernen und Kooperationsformen zwischen den betroffenen Entscheidungsträgern und der Mithilfe von Gemeinwesenarbeitern zu entwickeln.

Wichtige Faktoren des Referenzrahmens, die Personen, Familien, Gemeinwesen dabei bestimmen, wurden entdeckt wie z.B.: die Entwicklung der Persönlichkeit, die Entwicklung von Gruppen, Fragen der Bildung, Gesundheit, des Unterrichts, der Rolle und Position in der Gesellschaft, den Auffassungen und Wertvorstellungen von Mensch und Gesellschaft, von Ideologien und Glauben. Auf die spannende Entwicklung der Gemeinwesenarbeit, jeweils im Kontext der Situation unterschiedlich praktisch entfaltet und im Wandel der gesellschaftlichen und kirchlichen Veränderungen weiterentwickelt, kann ich nicht eingehen. Es würde sich lohnen, für die Zukunft durch historische Studien daraus zu lernen. Die erste Dekade der Entwicklungshilfe war in dieser Hinsicht eine sehr kreative Zeit.

In der Folge wurden in der BRD vermehrt methodische Hilfen moderner Sozialarbeit in den Dienst pastoraler Praxis (vgl. B. Maaß, seit 1971) gestellt und umgekehrt beeinflusste eine theologische Grundausbildung mit der Erlangen der Missio Canonica für Religionspädagogik die Studenten an den sozialen Schulen von Caritas und Diakonie. Das Studium ruhte damals auf einer weitgefächerten philosophisch-sozialethischen, volkswirtschaftlich-rechtlichen, medizinisch- und verwaltungsorientierten Grundlage. In den sechziger und siebziger Jahren der Entwicklungshilfe sind gleichzeitig auch neue methodische Wege und Perspektiven sozial-pastoralen Handelns, etwa als Gemeinwesenarbeit in Kirchengemeinden, als soziale Randgruppenarbeit in Verbindung mit der Gemeindecaritas (DW, Dreier, Würzburg) im Dialog zwischen Praxis und Theorie weiter ausgestaltet und ausgearbeitet worden. (7)  Diese mehr im Westen innovierten Handlungsmethoden wurden bereichert durch lateinamerikanische Methoden und Konzeptionen etwa der Alphabetisierung nach Paolo Freire, Brasilien bis hin zu einer „Pädagogik als Theologie“. (8)

Im Übrigen entfalteten sich diese Wege ganz in Treue zum Konzil (Lumen Gentium, Gaudium et Spes). Vor allem mit Beginn der siebziger Jahre wurden auf diözesaner und nationaler Ebene verbandlicher Caritasarbeit in Deutschland, Referate oder Arbeitsbereiche in Caritas und Pastoral bzw. Gemeindecaritas im Sinne von mehr Gemeindeorientierung auf verbandlicher Ebene und mehr Caritas und Diakonie auf gemeindlicher Ebene, oft auch als gemeinsame Projekte zwischen Ordinariat und Caritasverband, eingerichtet. Dabei ging es trotz geunkter Verdachte nicht darum (was auch in Zukunft für die Caritasstrukturen in den Entwicklungsländern wichtig war), freie verbandliche, von Laien geleitete (oft von Vertretern des DCV mitinitiierte) Organisationen und Einrichtungen zu klerikalisieren, sondern ein integratives diakonisches und pastorales Konzept speziell auf den Ebenen der Gemeinden zu ermöglichen. An diesen peruanischen und deutschen Hintergrund ist zu erinnern, um das Zusammenwirken von peruanischen Initiativen unter deutscher Mithilfe im Nachhinein verstehen und fachlich und theologisch-pastoral einschätzen zu können.

3. Aufbruch zur Randpastoral im Bistum Cajamarca - das Beispiel von Bambamarca  (in den sechziger Jahren)

3.1. Das Obispado de Cajamarca und sein Aufbruch zur Landpastoral

Im Mai 1971 weilt Bischof Dammert eine Woche in Bambamarca. Er reflektiert die Arbeit, „die sowohl in pastoraler wie sozialer Hinsicht dort seit acht Jahren“ geleistet wurde. Dammert resümiert: „Die ersten Bemühungen von Pater Bartolini und Fräulein Neumann (Fürsorgerin aus Deutschland), erwachsene ländliche Führungskräfte auszubilden, haben Erfolg. Man kann in den verschiedenen Siedlungen Campesinos antreffen, die wirkliche Promotoren ihrer Gemeinde sind.“ Er berichtet, wie der Campesino selbst die Einkaufsgenossenschaften (Bast zum Hüteflechten) führt. Die Mehrzweck­genossenschaften (Hühnerfarm, Zucht von Meerschweinchen), initiiert durch die Fachleute des Instituto de Educación Rural (IER), leisten gute Arbeit.

Er nennt die anstehende Ablösung peruanischer und deutscher Fachleute, die mir alle noch in guter Erinnerung sind. Zum Beispiel die dreijährige fruchtbare Ausbildungsarbeit von Odilia Fürst, die Campesinas zu Hilfskrankenschwestern herangebildet hat. Er lobt vor allem, wie peruanische Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als Lehrer, Caritasmitarbeiter und Katecheten „ganz integriert“ in die Equipe sind. Die Weiterführung der Arbeit des IER hat großartiges hervorgebracht: Sie hat es ermöglicht, dass „die durch Jahrhunderte verborgenen Werte neu erwachten und dass trotz der unvermeidlichen Schwächen, diese Führungskräfte erneut Vertrauen in sich gefasst haben, so dass sie ihre eigenen Aktivitäten entwickeln können.“

Als ich im Mai 1968 von Buenos Aires und Chile über Lima mit Georg Hüssler in diese Hochregion der Anden kam, konnten wir dieses unglaubliche Aufblühen des Selbstbewusstseins der Campesinos und Campesinas, die Dialogfähigkeit der Menschen und die Vielfalt der sozialen, land- und hauswirtschaftlichen, medizinischen, katechetischen, landpastoralen Ansätze und Aktivitäten in den verschiedenen Comunidades, vor allem in der Region um Bambamarca, nur staunend bewundern. „Die Tätigkeit der ländlichen Katecheten aus den verschiedenen Siedlungen, die diakonale Tätigkeit, zum Beispiel von Don Candelario Cruzado, die sonntägliche Taufvorbereitung durch die Katecheten in der Pfarrkirche, wurden von den Campesinos voll anerkannt.“ „Heute Katholik zu sein ist etwas Hartes“, so meinte ein Katechet zu Bischof Dammert und er erklärte in seinem Bericht von 1971: „denn sie haben die Verantwortung verstanden, die jedem aus dem Kontakt mit Christus erwächst.“ (9)

Bischof Dammert schreibt in seinem Bericht vom Mai 1971, dass die genannten Hilfskrankenschwestern vor allem aus der katholischen Landjugendarbeit und aus deren Führungskräften erwachsen sind. Entschiedene Kritik hat der Bischof an der Teilnahme von Campesinos an überregionalen Tagungen: sie werden ihren Wurzeln entrissen, sie gehen der eigenen Führungsqualitäten für die eigenen Gemeinschaften verlustig, sie werden verunsichert durch Flug- und Hotelaufenthalte, durch nicht verantwortbare Verschwendung trotz gutgemeinter Absichten. Sie kommen mit großen Anpassungsschwierigkeiten zurück.

Gemeinsam mit den Verantwortlichen von IER fordert er eindeutig auf, diese Seminare auf regionaler Ebene durchzuführen. Dammert fährt fort: „Der gemeinsame Besuch mit dem Direktor von CENCERA, dem nationalen Zentrum für Agrarreform und Gesprächen mit hohen Funktionären bringt die Einsicht, dass die Kirche mit den Kleinstbesitzern arbeiten muss, um diese in den Prozess des nationalen Wandels einzubeziehen, da die staatlichen Mittel begrenzt sind ... , denn es ist unmöglich, das Evangelium zu verkünden, ohne gleichzeitig bei der Lösung der materiellen Probleme mitzuarbeiten. Für einen Volkswirt erscheinen die Aufwendungen an Personal und Geld unter diesen Bedingungen absurd, doch wir arbeiten mit dem Menschen, dem Ebenbild Gottes.“

Dass es für eine so ausgezeichnete und lehrende Volkswirtin wie Frau Dr. Cäcilia Böhle vom Deutschen Caritasverband und den sozialen Schulen Freiburg nicht absurd war, was da gesagt wurde, können wir später erkennen. Die klaren „Schlussfolgerungen“, die Dammert Bellido auch aus Gesprächen mit dem Direktor des DESCO (Institut für Sozialstudien Lima) und dem engagierten, aus dem Elsaß stammenden Bischof von Ayaviri, Monseñor Metzinger, gezogen hat, lassen in der ersten Dekade der Entwicklungshilfe aufhorchen: „Es ist notwendig, dass die Wichtigkeit erkannt wird, die Kontinuität der bestehenden Arbeit zu garantieren. Der Mythos der Selbst­finanzierung für die Mehrzahl der Entwicklungsprojekte muss zerstört werden, vor allem für Projekte, die Führungskräfte ausbilden ... Bei dem Ausmaß der Not und der eigenen Armut der Kirchen, kann keine nennenswerte Finanzierung aus diesen Quellen erwartet werden. ... Wichtig ist, dass die Hilfe notwendig und unumgänglich ist - ohne dass man die Abhängigkeit der Projekte - vor allem die der Kirche - durch eine externe Finanzierung verstärken sollte.“

Für Bischof Dammert muss „der zentrale Faktor für die Bewilligung eines Projektes das Vorhandensein von ver­trau­ens­würdigem Personal sein“, sowohl im Blick auf dessen Engagement, seine Kompetenz und im Blick auf die Teamarbeit. Er warnt vor „Paternalismus“. Ein unschätzbarer Erfolg ist nach Jahrhunderten der Ausbeutung und unerfüllter Versprechen, „dass man das Vertrauen des Campesinos gewann. ... Doch bleibt noch ein langer Weg, den wir zusammen mit unseren Brüdern, den Campesinos gehen müssen. Wir alle, die wir an den Fortschritt des Menschen, der ja nach dem Bilde Gottes geschaffen wurde, glauben, müssen uns solidarisch daran beteiligen.“

Der im Oktober 1965 in einem Schreiben vom Obispado Cajamarca an das Bischöfliche Werk Misereor wie an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) und den Deutschen Caritasverband für Bambamarca aufgestellten Zehnjahresplan soll an anderer Stelle ausführlich dokumentiert werden. An dieser Stelle ist mir wichtig, dass Bischof Dammert in diesem Plan nach einer Analyse der Tätigkeit und der verschiedenen Initiativen, nach der Würdigung des personellen Engagements, der Finanzierung durch Misereor und BMZ (Anträge über den DCV) von sechs Sozialzentren, das entscheidende Engagement der Campesinos nochmals herausstellt und einmal die Hilfe aus dem Eigenland Peru für Bambamarca auflistet wie:

Genossenschaftsgründung zum Kuhkauf und zur Haltung des Zuchtstieres auf gemeinsamer Basis (Förderung durch das Landwirtschaftsministerium und die IPA), zweitausend Eukalyptussetzlinge zum Aufforsten (Forstamt); Architekten planen das Sozialzentrum; Acción popular liefert kostenlos Zement; Caterpillar für Boden- und Straßenarbeiten wird kostenlos gestellt (Verkehrsministerium); staatliche Anstellung von Lehrpersonal erfolgt für die ganzjährige Internatsarbeit (Unterrichtsministerium).

Entscheidend für ihn bleibt das Engagement der Campesinos: „Dieser Interessenaufschwung des Campesinos und seine aufopfernde Bereitschaft gibt mir die hundertprozentige und notwendige Überzeugung, dass er selbst in der Lage ist, seine ökonomische Lage zu verbessern, wenn er erstens die nötige Anleitung, zweitens eine notwendige landwirtschaftliche Ausbildung und drittens ein Investier-Kapital hat.“ Zum Schluss merkt Bischof Dammert besorgt an, „dass die Arbeiten technischer und landwirtschaftlicher Natur die Seelsorgetätigkeit meiner Priester stark beeinträchtigt.“ Für ihn ist dies ein weiterer wichtiger Grund, um nach peruanischem und ausländischem Fachpersonal für die verschiedenen Bereiche Ausschau zu halten.

Ich schließe diesen äußerst knappen, aber notwendigen Einblick in die eigene Einschätzung der Landpastoral durch das Bistum Cajamarca ab mit einem Brief von José Dammert Bellido vom Januar 1971 an seine Freunde in Deutschland. „Liebe Freunde in Deutschland, allen Mitarbeitern und Freunden sende ich meine Grüße und meinen aufrichtigen Dank. Von manchen wird heute ungeduldig gefordert, die finanzielle und personelle Hilfe aus dem Ausland möglichst bald zu beenden, damit endlich etwas Eigenständiges wachsen könne. Ich selbst habe gerade vor kurzem der nordamerikanischen Kirche gegenüber zum Ausdruck gebracht, dass nicht jede Hilfe, nur weil sie gegeben wird, auch schon nützt. Wenn die Großzügigkeit der Geber wirksam werden soll, muss man eine ehrliche und manchmal harte Untersuchung eines jeden Programms anstreben. Wir sind uns bewusst, dass wir damit immer wieder bei uns selbst anfangen müssen. Trotzdem bin ich überzeugt, dass die Zusammenarbeit von Kirchen verschiedener Länder in unserer Zeit eine große Bedeutung gewonnen hat. Ohne die Hilfe von außen können wir die begonnenen Sozialprogramme nicht weiterführen.

Dem Deutschen Caritasverband (in den letzten Jahren für Cajamarca Leitstelle für die finanzielle und personelle Hilfe von Misereor bzw. BMZ), habe ich geschrieben: ‚Es ist der peruanischen Regierung im Augenblick einfach nicht möglich, die angefangenen Projekte zu übernehmen. Dieses noch viel weniger nach dem Erdbeben im Mai 1970. Natürlich hat sie für den Augenblick aus aller Welt eine außerordentliche Hilfe bekommen. Aber man muss auch an den Wiederaufbau und an neue Wege für die Entwicklung denken. Berechtigterweise müssen sich darauf alle Kräfte konzentrieren‘.

Padre Hans, der, bezugnehmend auf Ivan Illich, seine Anwesenheit in Bambamarca in Frage stellte, habe ich geantwortet: ‚Wenn wirklich die erste Evangelisierung Wurzel geschlagen und eine einheimische Kirche gegründet hätte, könnte man diese sich jetzt selbst überlassen. Aber eine Kirche, die nur schwache Strukturen besitzt, ohne Basis, würde sich auflösen, oder es bleiben nur Pseudo-Kirchen, wie etwa die, die von der „Macumba“ Brasiliens inspiriert sind‘. Leider hat man jahrhundertlang schlecht gepflanzt, die Pflanzen hatten keine Wurzeln oder sind schief gewachsen. Man muss immer von neuem säen. Ich glaube nicht, dass die lateinamerikanische Kirche sich allein genügt, sondern eher, dass sie alleingelassen, alles verlieren würde.“ (10)

3.2 Initiativen zur ganzheitlichen Bildung der Landbevölkerung (eine soziologische Studie von IER)

Was im Zusammenwirken der verschiedenen Initiativen vor allem angestrebt wurde, was das Bistum Cajamarca mit dem Zentrum Bambamarca und den umliegenden Ortschaften bereits 1969 in die Wege geleitet hatte und wirksam wurde, macht eine soziologische Studie über die Planung und Tätigkeit des IER (Instituto de Educación Rural), einer Einrichtung zur ganzheitlichen Bildung der Landbevölkerung, überzeugend sichtbar. 1969 wurde ein Dutzend kleiner Ortschaften (zwischen 200 und 1300 Menschen) durch das IER rund um die Zentrale Bambamarca mit Hilfe empirischer Daten, Befragung der Landarbeiter, weiterer Analysen, eigenen Erfahrungen und Beobachtungen  untersucht. Während damals noch 72% der Frauen und 80% der Männer Analphabeten waren, ging die Zahl bei den Mädchen 1969 bereits auf 30% zurück. Die zwischen 1964 und 1969 durch das IER in Verbindung mit den anderen Einrichtungen durchgeführten Tätigkeiten waren, kurzgefasst: Versammlungen der ganzen Gemeinde, der Väter (Genossenschaftswesen), der Mütter (Kinderernährung, Hygiene, Nähschule, Kochkurse ... inzwischen selbst durchgeführt), Jugend (Sport, Ehevorbereitung, Klubarbeit), Katechese. Auffällig ist die hohe Zahl der an den Aktivitäten beteiligten Frauen.

Zurückgeführt wird dies auf die Arbeit der peruanischen und vor allem deutschen Sozialassistentinnen und Sozialarbeiterinnen aus dem Sozialzentrum Bambamarca, die sowohl in der Zentrale wie auch in den Ortschaften tätig waren. 7% der Bevölkerung aus den umliegenden kleinen Ortschaften nahmen an der zentralen Bildungsarbeit in Bambamarca teil. Mario Patrón von DEIS (Documentos de Estudio Investigación Social) erstellte die besagte Studie und stellte auch einige Hypothesen auf. Er ging dabei davon aus, dass in der Region der Provinz Chota im Departement Cajamarca damals wenige Familien von Bauern (4%) Geld und Land (ca. 500 ha) besaßen. Sie und ihre Verwandten beherrschten den Handel, kontrollierten die Ämter, saßen in der Regierung, in der Polizei und im Militär.

Insbesondere wurde die große Hazienda Chala mit 16.800 ha Land analysiert. Dort herrschte eine sklavische Ausbeutung. Als wichtigste Voraussetzung für das Funktionieren dieser Unterdrückungsstruktur wird die Verknüpfung der Besitzer mit der richterlichen Exekutive und der Gewalt der Regierung bezeichnet. Grausame Beispiele der Misshandlung von Männern, auch bei monatelanger Gefängnishaft in Bambamarca, werden bezeugt. Die an die Ausbeutung und Abhängigkeit dieser Großhazienda gebundenen Bauern schlossen sich in der Gewerkschaftsbewegung (im Mitkontakt zu APRA) zusammen. Zur Verkündigung des Gesetzes über die Enteignung der Hazienda Chala im November 1969 erschien Bischof Dammert als der Mittler. Ein 17 Jahre dauernder Kampf der Menschen und dieser Landbauernbewegung ging zu Ende.

Die Hauptakzente von IER lagen jedoch weniger in der Entwicklung und Durchsetzung eines eigenen Programms, als in der Schulung der Führerschaft der Landbauernbewegung. Die Kompetenz der ausgewählten Führer beruhte vor allem auf einem eigenen Charisma, auf erlittenem Unrecht, auf großer Erfahrung und Wissen über die Manipulation von Regierung, Militär, Großgrundbesitzern usw. Als größtes Problem wird der Verkauf der eigenen Produkte (Straßenverhältnisse, Zwischenhändler) der Campesinos geschildert. Im Zentrum Bambamarca wurden die von den Einrichtungen ausgebildeten Männer (z.B. für die Holzverarbeitung) gut angenommen. Interessant ist eine Aussage zur Ausbildung der Katecheten: „Man wird Acht geben müssen, dass man solchen Leitern nicht zu schnell irgendwelche kirchlichen Vollmachten überträgt. Denn solche religiöse Begründung der Führerschaft könnte leicht ein Hindernis werden für die Gesamtentwicklung der ländlichen Gemeinschaften.“ Bischof Dammert selber sah dieses mögliche Hindernis.

Richard Wiederkehr, wir werden ihn noch als Entwicklungshelfer und Katechet in Cajamarca kennen lernen, schreibt am 26.6.1974 als Mitarbeiter der Zentrale des Deutschen Caritasverbandes den sachlichen Abschlußbericht zum Endverwen­dungsnachweis für die vom BMZ für IER bewilligten Mittel.) (11) „Auch diese Initiative von IER Cajamarca wurde über den Deutschen Caritasverband zwischen 1967 und 1971 vom BMZ gefördert. Ziel dieser Programme war es, mit einem Team von peruanischen und ausländischen Fachkräften verschiedener Berufe (Diplomlandwirte, Agrartechniker, Sozialarbeiter, Krankenschwestern, Genossenschaftsleute, Lehrer, Schreiner etc.) Impulse für einen eigenständigen Entwicklungsprozess der Campesinos zu geben. Realisiert wurde dies durch allgemeinbildende und fachliche Kursangebote, durch Hilfe beim Aufbau eigener Organisationen und durch die Programme der Gemeinwesenarbeit, grundlegend orientiert an den Bedürfnissen der Campesinos.

Bis zum Regierungswechsel 1968 war das Institut die einzige Organisation mit einer so breiten Zielsetzung und den erforderlichen Kontakten mit den Campesinos in dieser abgelegenen Zone. Da die finanziellen Mittel ab 1972 von Deutschland aus nicht mehr gesichert waren, wanderten viele der Mitarbeiter in die neugeschaffenen staatlichen oder schon bestehenden privaten Organisationen ab und nahmen leitende Funktionen ein. Ende 1972 wurde das IER-Team in Cajamarca und Bambamarca aufgelöst. In Bambamarca bildeten die Campesinos eigene Komitees für die verschiedenen Bereiche, so dass die Weiterführung der Arbeit gesichert war. Neben den bereits genannten Initiativen haben in vielen Ortschaften Campesinos, die durch das IER aktiviert wurden, Schulen, Gemeindezentren, Sanitätsposten, Wasserreservoirs aufgebaut oder Berghänge aufgeforstet, den Viehbestand und die Anbaumethoden verbessert. In Bambamarca schufen sich die Campesinos ein eigenes Informationsblatt (‚Despertar‘ mit einer Auflage von 1000 Exemplaren und ca. 5000 - 8000 Lesern).

Die Campesinos nehmen damit öffentlich Stellung zu aktuellen Ereignissen und treten aus der Isolierung heraus“. Richard Wiederkehr schließt den Bericht: „ Die wesentlichen, jedoch nicht direkt messbaren Resultate liegen sicher in dem Gewinn an Selbstvertrauen für die Campesinos, mit denen das IER durch die verschiedenen Programme über Jahre hinweg in Kontakt war, in der Bewegung zur Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Situation und in der Stärkung des Wunsches nach Veränderung.“

3.3  Die entwicklungspolitische Wirksamkeit des Sozialzentrums Bambamarca (Beobachtungsbericht C. Böhle 1966)

Bischof Dammert wollte an Zentren seines Bistums Pilotprojekte entwickeln. Sie sollten, von Fachleuten verschiedener Disziplinen begleitet und reflektiert, durch sozialpastorale Arbeit die Verbesserung der Lebensbedingungen von Campesinos bewirken. Vom 15.8. bis 29.9.1966 besuchte Frau Dr. Böhle dreizehn Sozialzentren in Lateinamerika (in Peru fünf, in Bolivien 1, in Chile 1, in Mexiko fünf, in Venezuela 1). Sie sollte im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) „die entwicklungspolitische Wirksamkeit von Sozialzentren“12 studieren. Frau Böhle war Direktorin der Sozialen Frauenschule und des Seminars für Sozialarbeit in Entwicklungsländern beim DCV lehrte an den sozialen Schulen des DCV mit hoher Kompetenz Volkswirtschaft, war international anerkannte Expertin für Entwicklungshilfe, zeitweilig Vizepräsidentin im Zentralkomitee der Deutschen Katholiken und von Schülerinnen und Schülern, Kolleginnen und Kollegen eine hochgeschätzte, glaubensstarke Frau.

Zur Sache nahm sie für ihre Beobachtungsreise Kontakte mit Vertretern privater und staatlicher Sozialorganisationen und Schulen, mit Botschaften und Konsulaten auf und wertete diese Erkenntnisse in ihrem Bericht mit aus. Im Unterschied zu einer eher flächendeckenden karitativen oder seelsorglichen Arbeit bzw. nach den „Gießkannenprinzip“ und politischen Interessensverflechtungen gewährten Geldern für manche große Renommierprojekte, ging es bei all diesen Aktivitäten um Projekte, die an bestimmten Menschengruppen, ihren Situationen und Bedürfnissen, umschriebenen Räumen und Orten, zeitlich und inhaltlich umgrenzten Aufgaben wie kurz-, mittel- oder langfristigen Zielen orientiert waren.

Nach einer kundigen Skizze über Geschichte, Funktion und Arbeitsbereiche der Sozialzentren aus internationaler Sicht wurden von C. Böhle Kriterien beschrieben, die als Maßstab für die auszuwertenden Beobachtungen der einzelnen analysierten Sozialzentren dienten. Auch die Bewertung der Zentren aus entwicklungspolitischer Sicht wird begrifflich definiert: im Rahmen der Sozialarbeit wird ein Sozialzentrum im weiteren Sinne dann als „entwicklungspolitisch relevant und wirksam“ bezeichnet, wenn „die Gesamtheit aller organisierten Maßnahmen, (die) den Menschen und Menschengruppen zur Gestaltung eines menschenwürdigen Daseins möglichst aus eigener Kraft verhelfen, besonders denen, die von sich aus dazu nicht in der Lage sind.“ „Die Veränderung der Verhältnisse (kann) in allen Bereichen des Daseins, in wirtschaftlicher, gesundheitlicher, kultureller oder religiöser Hinsicht erfolgen“, mögen die Bedingungen individuelle gesellschaftliche oder meist vielschichtig verflochtene Ursachen haben (Böhle, S. 68).

Das Sozialzentrum Bambamarca war eines dieser Zentren. Während einige der anderen Projekte ihre Akzente mehr im sozial-karitativen bzw. missionarisch-seel­sorglichen Bereich setzten, zählte Bambamarca am deutlichsten zu den Projekten mit einem sozial-pastoralen Ansatz auf dem Hintergrund übergreifender Fragestellungen, wobei die Antworten vor allem im konkreten Tun und in der Reflexion der Arbeit gesucht wurden. Dies zeigten die Aufgaben, die aus den Bedürfnissen der Menschen heraus bereits 1965 entwickelt waren: Dispensarien, Mütterberatung und Mütterschulung, fachlich geleitete Kindertagesstätten, ambulante Kurse der Ersten Hilfe für verschiedene Gruppen in den Weilern und Ortschaften, Säuglingspflegeunterricht, Nähkurse, Werkgruppen (Heimindustrie mit Strickmaschinen).

Hinzu kamen Aufgaben, die von Mitarbeitern ambulant in der Stadt Bambamarca übernommen worden sind wie Sport- und Werkunterricht, Gefängnisfürsorge u.a.  Für das neu zu errichtende Sozialzentrum sollten allgemeine Bildungs-, Freizeitveranstaltungen und eine offene Tür für Jugendliche hinzukommen. Bereits damals zeigten sich im Planungs- und Arbeitsansatz wichtige Kriterien, die erste Priorität hatten: Die jeweils am Ort lebenden Menschen und deren Bedürfnisse, die Schaffung einer Basis für Initiativen aus dem ganzen Gemeinwesen und entsprechend ein auf Festigkeit und Dauer mit eigenen Räumen ausgelegtes Sozialzentrum. Nach einer Experimentierphase wurden für die Sozialzentren elf Comunidades (Landgemeinden) ausgewählt, die von sich aus zu engerer Zusammenarbeit bereit waren, ohne die anderen zu vernachlässigen. Aus der Praxis entwickelte sich in Kooperation mit dem IER ein Programm: Wochenkurse mit getrennter Gruppenarbeit für Männer, Frauen und junge Mädchen.

Die Zusammenarbeit mit den Mädchen wurde mit besonderer Sorgfalt bedacht, da diese durch das ständige Alleinsein als Hirtinnen einen großen Nachholbedarf in Geselligkeit, Spiel, gemeinschaftlichen Begegnungen und Gespräch hatten. Daraus entstanden Frauenklubs, die sich ein Komitee wählten und das Programm ihrer wöchentlichen Zusammenkünfte selbst entwickelten. Frauen, die mehrere Intensivkurse am Sozialzentrum Bambamarca mitgemacht hatten, entfalteten in verschiedenen Gemeinden ihre Tätigkeit als „líderes“ (Führungskräfte), die wiederum von Entwicklungshelferinnen durch die Gruppenarbeit weitergebildet und beraten wurden.

Die Männer waren zunächst passiv-kritische Zuhörer bei den Zusammenkünften der Frauen, entwickelten jedoch später ihre eigenen Interessen und Gruppen und baten die Entwicklungshelferinnen um Zusammenarbeit. Diese gingen in ähnlichen Phasen wie bei den Frauen vor, nämlich ein Bewusstmachen der eigenen Bedürfnisse, praktische Anleitung zum Beobachten ihrer vertrauten Lebensbereiche und konkrete praktische Schritte. Diese bezogen sich auf die Erde (Ungeziefer, Düngung, Samenpflege, Baumpflege), die Tiere (Qualität, Pflege), das Haus (Fenster, Unterteilung, Sauberkeit, menschliche Wohnung, Stallungen), die Familie (Kinder, Hygiene), die Beziehungen zu Nachbarn, die friedliche Schlichtung von Streit, die Gemeindearbeit (Schule, Wasserversorgung, öffentliche Hygiene, Sozialzentrum). Dabei wurden ganz konkrete jahreszeitbedingte Akzente gesetzt (Saatgut, Düngemittel). Bevor das deutsche Team nach Bambamarca kam, bestand bereits eine Kreditgenossenschaft (vom Pfarrer begleitet), eine Konsumgenossenschaft unter eigener Regie eines Komitees der Campesinos und eine  Produktions- und Absatzgenossenschaft (z.B. für die Sombreros).

Aufbauend auf der uralten Tradition der kooperativen Arbeit der Campesinos wurde, diese reaktivierend, nun eine „Kooperation für Viehzucht, Landwirtschaft und andere Dienste“ gegründet - ein Ergebnis der Arbeit des IER und den Entwicklungshelferinnen, die selber in Lima geschult wurden. Durch freiwillige Landumlegung in vier Comunidades wurden gemeinsame Weide- und Hüteplätze für ausgewählte Kühe und Schafe eingerichtet. Dies hatte Schneeballeffekt für weitere Ortschaften. Es entstand eine Bewegung der Selbsthilfe zur Besserung der Lebensbedingungen.

Zum damaligen Zeitpunkt wirkten im Zentrum als Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen mit: Campesinas, die nach den Kursen als Familienerzieherinnen arbeiteten, Schwesterhelferinnen, Praktikantinnen der Sozialen Schule Lima, der Lehrerbildungseinrichtungen, Lehrer und von deutscher Seite drei Entwicklungshelferinnen als Fürsorgerinnen, Heimerzieherinnen, Hebamme und Krankenschwester. Gefragt war nach einem Sozialarbeiter aus Deutschland, da es keine männliche Sozialarbeiterausbildung in Peru gab. Die Eigenleistung der Campesinos war beachtlich: Bau der örtlichen und überörtlichen Sozialzentren, Naturalien, kleinere Geldgaben, ganz abgesehen von dem nicht hoch genug zu schätzenden Reichtum an eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen, die eingebracht wurden.

Frau Dr. Cäcilia Böhle erstellte eine Einzelauswertung für Bambamarca (S. 42 -45), in der sie aufzeigt, dass es sich hierbei um die systematisch angewandte Methode des „social community work“ handelt und dass das Sozialzentrum entsprechend der weitesten Begriffsbestimmung als „Operationsbasis für community development“ ausgelegt war. Kriterien für die entwicklungspolitische Wirksamkeit von Sozialzentren wurden von der Autorin erstellt (S. 130 - 148). Sie gelten insbesondere für Bambamarca und werden hier in aller Kürze zusammengefasst:

Intensive Kontakte mit der Bevölkerung, den Vertretern von Behörden, Organisationen und Institutionen (als systematische Vorbereitungsarbeit); Bedürfnisse und Hilfsquellen, besonders durch aktivierende Befragung studieren und die Bedürfnisse der Betroffenen selbst sichtbar und bewusst machen; Weckung der Verbesserung der eigenen Lage, „líderes“ herausfinden; kleine Dienste in dieser Phase dienen der Weckung des Interesses und der Herstellung des Vertrauensverhältnisses; die Durchführung von Gemeinschaftsaufgaben knüpft an alte Traditionen an, führt aber hinsichtlich Zielsetzung und Personenkreis weit darüber hinaus; soziale Kontakte zwischen Bewohnern von Dörfern, Stadt und Land kommen erstmals zustande; Menschen verschiedener sozialer Schichten finden sich partnerschaftlich zusammen.

Sozialzentren erweisen sich als Übungsstätten und Ausgangspunkte für solidarisches Handeln (Genossenschaften); initiatives Planen und Handeln manifestiert sich in spontanen oder geplanten Aktionen der Bevölkerung wie Verbesserung der eigenen Wohnhäuser, Bau von Sozialzentren, Schulen, Straßen, Bau eines überörtlichen Zentrums unter Beteiligung von Bewohnern verschiedener Dörfer (Bambamarca), Verbesserung nicht nur des Real-, sondern auch des Nominaleinkommens durch Steigerung der Produktivität, Vermittlung von Aufträgen und Absatzmöglichkeiten. Wesentlich: einige der grundlegenden Ursachen der Unterentwicklung werden wirksam angegangen: Unwissenheit, Lethargie, mangelndes Vertrauen und soziale Isolierung. Dr. C. Böhle: „Sozialzentren sind eine ausgezeichnete Schule für die Entwicklung demokratischen Denkens und Handelns und können wesentliche Beiträge leisten hinsichtlich der Auslese und Schulung von „líderes“.

Ein wichtiges, über die Aufgabenstellung des Zentrums hinausgehendes Kriterium war die Bedeutung des Globaleffekts im Entwicklungsprozess: Neue Aufgaben kommen in den Blick, neue Methoden und Formen der Zusammenarbeit werden gewählt, immer mehr Menschengruppen interessieren und engagieren sich; der Ausstrahlungseffekt über den örtlichen Bereich hinaus, internationale Kontakte und Beziehungen bis hin zu Partnerschaften kommen zustande, eine Horizonterweiterung der Landbevölkerung entsteht durch die engen Kontakte und freundschaftlichen Kommunikationen mit den Entwicklungshelfern und Fachleuten. Hinzu kommt, „relativ wenig Personal und geringe finanzielle Mittel erbringen also einen großen und nachhaltigen Effekt“.

Nicht zu vergessen ist die integrierende Rolle der Sozialzentren (als Vermittler zwischen verschiedenen Gruppen und Bewegungen, als Verbindungsstelle zu Behörden, zur Verwaltung und praktische Möglichkeiten zu Information und Schulung). Zusammenfassend schreibt Cäcilia Böhle: „Die Beispiele zeigen, dass von den Sozialzentren wirksame Impulse ausgehen zur Beseitigung der wichtigsten Hemmungen gegen jede Entwicklung: Unwissenheit, Lethargie, mangelndes Vertrauen und dass sie darüber hinaus Ausgangspunkte werden für die Sanierung der Sozialstruktur und für eine sozial-ökonomische Entwicklung.“

3.4 Ein integratives Konzept sozial-pastoralen Handelns

Wenn wir nun die verschiedenen Bemühungen des Obispado Cajamarca, die Initiativen von IER und den Gesamtplan von Bischof Dammert mit dem Beobachtungsbericht von Frau Böhle vergleichen und in einer Zusammenschau lesen, dann lassen sich daraus durchaus Kriterien pastoralen und sozialen Handelns entdecken, hinter denen ein integratives Konzept landpastoraler Arbeit in verschiedenen Grundvollzügen und Aufgabenstellungen der Gemeinwesen- und der Gemeindeentwicklung sichtbar werden. Dies sind:

  • Die Einbeziehung des gewachsenen sozialen Umfeldes und historischer Wurzeln als eine fachliche Qualität der Arbeit, statt überstülpter Konzepte oder uniformierter Handlungsanweisungen;
  • Die Vorrangigkeit der Eigeninitiativen und der Selbsthilfe vor zentralen, direktiven Maßnahmen und Strukturen;
  • Weniger festgelegte Programme, mehr prozesshaft entwickelte methodische Handlungsschritte, weniger Institution, mehr Subjektwerdung und verantwortetes Handeln und Entscheiden Betroffener vor Ort, statt flächendeckende zentralistisch angeordnete Maßnahmen;
  • Entdecken, ermutigen, weiterentwickeln der ruhenden Fähigkeiten der Betroffenen, statt Entmündigung; Vertrauensbildung und Stärkung des Selbstbewusstseins; Entwicklung demokratischer Strukturen durch eigenes kreatives Handeln unter den Kriterien von Gerechtigkeit, Gleichheit und Eintreten gegen jede Unterdrückung von Menschen und ihren Rechten und Pflichten;
  • Weniger schnelle Aktionen und Maßnahmen als langfristige geduldige Prozesse und Ressourcensuche bei Betroffenen;
  • Vorrang vor Beteiligung, Mitverantwortung, Mitentscheidung und Eigenarbeit gegenüber patriarchalischer oder hierarchischer Letzt- und Allesverantwortung;
  • Integrierende ganzheitliche Ansätze von Caritas und Seelsorge, Heils- und Weltdienst, Gottes- und Menschendienst statt vorkonziliarer Spaltung.

3.5     Ein synoptischer Vergleich Deutschland - Bambamarca

Wie im Abschnitt „Begegnungen - Bewegungen“ angedeutet, spielte die Sozialpastoral in Europa bereits in den zwanziger Jahren in Zusammenhang mit der sozialen Frage eine Rolle. In den letzten zehn Jahren waren es vor allem die Professoren Norbert Mette (Paderborn) und Hermann Steinkamp (Münster/­Westfalen), die auf dem Hintergrund der befreiungstheologisch orientierten Sozialpastoral Lateinamerikas (Medellín, Puebla) die dortige Praxis und deren Prozess auch an Ort und Stelle mitverfolgt und für die BRD ausgewertet und rezipiert haben. In Verbindung mit gesellschaftspolitischen und kulturellen Veränderungen wie veränderten Arbeitsansätzen von Caritas und Diakonie wurde die Sozialpastoral hierdurch in der BRD stark beeinflusst, neu konzipiert und weiterentwickelt (Mette 1989, 1999; Steinkamp 1994).

Auf dieser Grundlage 13 und anhand zahlreicher Praxisbeispiele hat Ulrich Thien sieben Kennzeichen der Sozialpastoral für die deutsche Situation herausgearbeitet. (14) Ich bringe nachfolgend einen systematischen Vergleich dieser Kennzeichen mit der Arbeit im Sozialzentrum Bambamarca und dessen Umfeld. Aus Platzgründen fasse ich diesen Vergleich nur stichwortartig zusammen. Er wäre jedoch durch viele Beispiele aus der Praxis hier wie dort zu ergänzen bzw. fortzuschreiben.

1) Leben in Fülle für alle (Grundbedürfnisse: Wohnen, Gesundheit, Arbeit, soziale, gesellschaftliche Teilhabe, existentielle Sicherheit) Veränderung der Verhältnisse in allen Lebensbereichen (gesellschaftlich, kulturell, religiös)

2) Lebensbotschaft der Armen. Arme und Marginalisierte werden selber als Betroffene in die Planung und Gestaltung sozial-pastoraler Praxis einbezogen.
Campesinos werden als Subjekte und als Betroffene motiviert und planen, gestalten, handeln aus eigenen Quellen und eigener Kraft im sozialen und pastoralen Bereich

3) Wiederentdecken u. Deuten der biblischen Texte und der kirch­lichen Soziallehre bei gleich­zeitigem Bewusstwerden der gesellschaftlichen Wirklichkeit, Gerech­tigkeit u. Barmherzig­keit im „Licht des Evangeliums“ heute. Bewusstwerden der eigenen gesellschaftlichen Wirklichkeit in Verbindung mit einem ersten Kennen lernen u. Deuten der Bibel und der Soziallehre von Medellín. Campesino -Promotoren wünschen selber die Erweiterung ihrer Bildung in diesen Bereichen

4) Öffentliche Anklage: struktureller Ungerechtigkeit, öffentliche Parteinahme und Option für Entrechtete, bewusstes Einmischen in gesellschaftl. Änderungsprozesse Zahlreiche Beispiele (z.T. veröffentlicht in: „Informationen aus Cajamarca (15) bezeugen, wie Bischof Dammert, Mitarbeiter (und Campesinos) öffentlich in ökologischen (Minen), politischen Konflikten sich eingemischt und in der Anklage eine Option für die Campesinos eingenommen haben.

5) Solidarisches Handeln: durch Identifikation engagierter Chri­sten mit „Armen“ entsteht eine kritische „Gegen­öffent­lichkeit“ i.S. von prophetischer, individueller und politischer Diakonie, insbesondere durch Projekte, Netz­werke, soziale Gemeinde­entwicklung. Zahlreiche Beispiele solidarischen Handelns; Beispiele: Goldminen - Ronda - Karfreitagspredigt - Anwaltschaft bei Verletzung der Menschenrechte vgl. Veröffentlichungen (16).

6) Neu-Evangelisierung, kirchliche Identität im S.d. Botschaft Jesu als Erzähl-, Einmischungs- Glaubensgemeinschaft; politisch-diakonische Spiritualität. Das Beispiel von Bambamarca ist das Entstehen des „Katechismus“ „Vamos caminando“ zusammen mit den Campesinos.

7) Der Weg ist das Ziel: Mit den Bedürftigsten zu mehr Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Langsame Entwicklungsprozesse in ganz konkreten Schritten: vgl. die Aufgaben der örtlichen und regionalen Sozialzentren und weitere Beispiele wie Wasserleitungsbau - Solar-Kocher für die Familien - örtliche Sender zur gegenseitigen Information und Bildung.

Das Ergebnis: Alle sieben Kennzeichen sozial-pastoraler Arbeit finden sich in Verbindung mit dem Sozialzentrum Bambamarca in Ansätzen bereits in den sechziger und siebziger Jahren. Der Beobachtungsbericht von Dr. C. Böhle (1965), die Berichte von Bischof Dammert und von dem IER aus den sechziger Jahren bis Anfang der siebziger Jahre dokumentieren dies überzeugend. Die „Informationen aus Cajamarca“, (hrsg. vom Dritte-Weltkreis St. Martin, Bergerstraße 32, 44141 Dortmund, verantwortlich dafür ist Bernhard Fechtelpeter), bringen ständig Veröffentlichungen und Ansprachen von Bischof Dammert, Berichte aus Cajamarca, Stadt und Region, insbesondere auch aus Bambamarca, Stadt und Umland sowie über die partnerschaftliche Arbeit. Sie sind ein Sprachrohr und ein unschätzbares, auch historisches Dokument für die sozialpastorale Arbeit der letzten dreißig Jahre im Bistum Cajamarca, speziell auch in Bambamarca.

Natürlich entwickelte sich die insbesondere von Ulrich Thien dokumentierte Praxis in Münster/Westfalen und anderen Diözesen aus total unterschiedlichen Situationen und Bedürfnissen und in einem gänzlich anderen Kontext wie dies im Bistum Cajamarca und in der Gemeinde Bambamarca geschah. Entsprechend sind die methodischen Ansätze situationsgemäß, lebensweltlich und betroffenenorientiert genauso unterschiedlich ausdifferenziert und auch in der Aufgabenstellung entwickelt. Wir können also die praktischen Ansätze der Sozialpastoral zwischen Deutschland und Peru nicht einfach vergleichen. Die Methode der Sozialpastoral lässt in ihren übergeordneten Zielen, etwa den „Sieben Kennzeichen“, jedoch durchaus analoge Vergleiche eines befreiungstheologischen Handelns zu.

4.   Für eine diakonisch-geschwisterliche Gemeindekirche des  Gottesvolkes

4. 1  Männliche Entwicklungshelfer aus Deutschland, Sozialarbeiter oder Katecheten?         

33 Jahre danach komme ich ins Sinnieren. Sollte ich im Abstand gesehen, mich selber täuschen? Haben diese gut vorbereiteten Sozialarbeiter ihren professionellen Einsatz - gleich in welchem sozialen Aufgabenfeld tätig - nicht zielstrebig im communitiy development der community organization bzw. in der Mithilfe zur persönlichen oder gemeinschaftlichen Selbsthilfe gesucht? Doch diese übergeordneten methodischen Handlungsansätze hatten sie sich überzeugend zu eigen gemacht. Sie haben in ihrer praktischen Arbeit entsprechend gehandelt. Doch was waren ihre Arbeitsfelder?

Richard Wiederkehr, der mit Ali Hoffmann zu den ersten Männern gehörte, die wir in Verbindung mit der Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH) als Sozialarbeiter für ihren Einsatz am Seminar für Sozialarbeit in Übersee beim Deutschen Caritasverband vorbereitet haben, schreibt mir am 12. März 196617 ganz im Sinne des Mitinitiators der Arbeiterbewegung Cardijn: „Unsere Hauptaufgabe ist vor allem noch sehen, lernen, urteilen.“ Interessant ist dabei allerdings die Variante: es ist nicht wie bei Cardijn, dem großen Initiator der katholischen Arbeiterbewegung, von „sehen, urteilen, handeln“ die Rede, sondern zwischen „sehen und urteilen und vor allem als drittem handeln liegt „lernen“. Richard fährt fort: „Wir gehen deshalb, sobald sich eine Möglichkeit bietet, mit aufs Campo, um die Lebensbedingungen der Campesinos, ihre Comunidades ..., ihre Refectorios (Zubereitung und Verteilung von Essen für Kinder, stillende Mütter und alte Leute durch den Caritasverband), die Responsables (die mit uns arbeiten werden und für mehrere „Gemeindeaufgaben“ verantwortlich sind, wie Gebetsversammlung ohne Priester, Refectorios, Bau von Wasserversorgung oder Straße usw. ...) und die ganze Atmosphäre, in der die Leute leben, kennen zu lernen.“

In diesem ersten Brief ist taufrisch die Schönheit dieser wunderbaren Landschaft, die Liebenswürdigkeit der Menschen, die fast demutsvolle Hochachtung der Landbewohner gegenüber den Fremden, aber auch schon die Richtung eingefangen, wohin die Reise gehen soll: das Hauptarbeitsfeld war die katechetisch-homiletische Aufgabe - gleich ob im Bereich von Bewusstwerden oder Bildungsarbeit, von Gemeinwesen- oder Gemeindeentwicklung, von Jugend- oder Erwachsenenarbeit. Immer ging es um die Suche eines menschen - und situationsgerechten Weges, um eine ganzheitliche Entwicklung der Bevölkerung. Dass die Männer ihren Platz im katechetisch-homiletischen Arbeitsfeld gefunden haben, mag unterschiedliche Gründe haben. Zweifelsfrei waren die Fürsorgerinnen mit ihren den materiell existentiellen Grundbedürfnissen nahen Berufen als Krankenpflegerinnen, Hebamme oder Sozialarbeiterin der praktischen Arbeit der Frauen mit ihren Kindern in Küche, Haushalt und Umfeld näher als die Männer.

Frau Neumann begann bereits 1963 ihre engagierte und aufopferungsvolle Tätigkeit. Ihr folgten die weiteren Entwicklungshelferinnen, von deren kompetenter Arbeit bereits früher die Rede war. Vor den männlichen Entwicklungshelfern aus Deutschland waren bereits inländische und auch ausländische Berufe im Genossenschaftswesen in der Landwirtschaft, Viehzucht, aber auch in der Landarbeiterbewegung vor Ort tätig. Die Männer waren und wollten auch nicht die Katecheten am Ort sein. Dies waren die Campesinos als Katechetinnen und Katecheten. Am ehesten waren sie wohl, wie von den Campesinos selber genannt, die „Padrecitos“, die kleinen Padres und die „Profesores“, die mit den Priestern wie Alois Eichenlaub und Padre Alfonso eng zusammenarbeiteten.

Genauso gab es eine intensive Zusammenarbeit und einen Erfahrungsaustausch mit den deutschen Entwicklungshelferinnen und mit Frau Brenner, von der schon früher die Rede war. Die spätere Veröffentlichung von  „Vamos Caminando“ zeigt exemplarisch das Ergebnis einer Arbeit, die zu den Zeiten von Bischof Dammert auch schon zu Beginn der sechziger Jahre im Bereich der katechetischen Erwachsenenbildung auf der Basis der Wirklichkeit der Campesinos geschaffen wurde.

Als ich 1968 zusammen mit Dr. Hüssler die Diözese Cajamarca und verschiedene Ortschaften in der Region besuchte und die Arbeit der Entwicklungshelferinnen und Entwicklungshelfer aus Deutschland begleiten konnte, war ich tief beeindruckt von dem, was sie gemeinsam mit den Menschen vor Ort in die Wege leiten konnten und durften, aber auch von ihrem menschlichen An- und Aufgenommensein.

Entscheidend für ihren Berufsweg war sicher auch Bischof Dammert. Des öfteren haben sie erzählt, er habe ihnen in ihrem praktischen Einsatz völlig „freie Hand“ gelassen. Die Arbeitsweise der „Kollegen“ war ihre Chance, nicht gleich wie „germania docet“, als Lehrmeister aufzutreten. Oft hat mir Bischof Dammert erklärt, dass die ausländischen Entwicklungshelfer/Innen eigentlich zehn Jahre im Land bleiben sollten. Einmal um zuerst die Sprache, die Kultur schauend, hörend, verstehen zu lernen, um dann im gemeinsamen Tun Beziehungen und Vertrauen aufzubauen und dann noch ein paar Jahre effizient als Freunde kompetent und solidarisch ihre beruflichen Fähigkeiten mehr begleitend als leitend dem eigenen Aufbauwerk der Campesinos, auf deren „Boden“ zur Verfügung zu stellen. Dammert wusste aber auch sehr genau, wann und für wen es Zeit war, wieder zu gehen, auch wenn dies Schmerzen bereitete. Vor allem um der eigenen Entwicklung der Campesinos willen.

Am 22. Juli 1968 vermerke ich in meiner Aktennotiz, nachdem das Ehepaar Hofmann Cajamarca Ende dieses Jahres verlässt: „... der Bischof von Cajamarca sucht dringend einen Nachfolger und zwar einen deutschen Katecheten. Die Kombination Sozialarbeiter und Katechet hat sich bei dieser Arbeit als sehr günstig erwiesen. Das Schwergewicht müsste allerdings auf die katechetische Arbeit gelegt werden. Unter Umständen wäre eine zusätzliche katechetische Ausbildung für einen Sozialarbeiter notwendig oder umgekehrt eine ergänzende Sozialausbildung für einen Katecheten.“ Und Ali Hofmann schreibt zu den Tätigkeitsmerkmalen seines Nachfolgers: „Wir brauchen also einen jungen, herzhaften Mann, noch günstiger, wenn verheiratet, der wirklich mit Herz und Seele von der Wichtigkeit und Notwendigkeit der katechetischen Arbeit überzeugt ist. Schulungsarbeit muss ihm Spaß machen. ... Sein Aufgabenbereich: Ausbildung von ländlichen Führern, ländlichen Katecheten, sei es in sonntäglichen und wöchentlichen Treffen, Wochenkursen usw. ... Es käme des weiteren darauf an, dass er Erfahrungen hat in Jugendarbeit, insbesondere müsse er imstande sein, eine Gruppenarbeit ... aufzubauen. ... Er muss Bereitschaft mitbringen, im Team zu arbeiten. Im letzten Jahr gelang es nun doch, das „equipo catequístico“ aufzubauen. Es wäre ein Jammer, wenn dies wieder zusammenfallen würde. Auch müsste daran gedacht werden, eine gewisse Zusammenarbeit mit dem „neuen ländlichen Sozialzentrum“, Baños del Inca, durchzuführen.“  (18)

Dass der katechetisch ausgebildete Sozialarbeiter Richard Wiederkehr mit seiner Familie nach einer Tätigkeit bei der Überseehilfe des Deutschen Caritasverbands in Freiburg noch einmal in eines der schlimmsten Elendssituationen nach Afrika, nämlich nach Ruanda ging und schließlich in seiner Suchbewegung mit Doris und seiner Familie bei der „Integrierten Gemeinde“ in Deutschland landete, zeigt auch, dass das integrative Gemeindekonzept nicht nur eine Marotte von Bischof Dammert war. Gemeinsam haben wir über Jahre hin in einer engagierten bundesdeutschen Gruppe „Basisgemeinden“ Wege gemeindlicher Sozialpastoral gesucht und begangen. Fazit: Ob Sozialarbeiter oder Katechet, es ging um eine sozial-pastorale Arbeit.

4.2 Die Diakonatsbewegung:  Volk-Gottes-Diakone oder Kleriker?

An dieser Stelle möchte ich nur auf eine Frage, auch im Blick auf die Diözese Cajamarca, eingehen: Warum ist die Erneuerung des ständigen Diakonates gerade in den Ländern der Zweidrittel-Welt des Südens nicht in den zu Konzilszeiten gerade auch von den Bischöfen Lateinamerikas erwarteten Ausmaß gelungen? Bischof Dammert schreibt in einem ausführlichen Bericht „Über die Möglichkeiten der Erneuerung des Diakonates“ vom 10. September 1965 (der im Rahmen eines Gesamtberichtes dem vatikanischen Staatssekretariat übergeben wurde) u.a.: „Dass eine einheitliche Regelung offener Fragen (Weihealter, Wiederverheiratung, Ausbildung ...) nicht günstig wäre, sondern dass den Bischofskonferenzen weitgehend Freiheit gelassen werden muss. Was die Ausbildung angeht, ist es geradezu für die anderen wichtig, dass man von dem kulturellen Niveaus ausgeht, in dem künftige Diakone leben. Am besten wäre es, wenn die Diakone aus der Schicht der Gläubigen kommen würden, zu denen sie später gesandt werden. Es wäre nicht gut, wenn man an ein „Duplikat“ des Presbyter denken würde. ...

Was die Ausbildung anbetrifft, soll man Acht geben, nicht nur an die Grundausbildung zu denken, sondern auch an die Fortbildung, damit die Diakone später nicht verlassen sind wie es bei vielen Priestern in Lateinamerika der Fall ist.“ Bischof Dammert, selbst Mitglied der entsprechenden juristischen römischen Kommissionen, konnte sich nicht durchsetzen, obwohl dies die Meinung der Mehrheit der Bischöfe nicht nur der Zweidrittel-Welt war. Bemerkens- und bedenkenswert ist, was Bischof Dammert unter Ziffer 8 des genannten Berichts bereits damals zu bedenken gab, nämlich, dass Diakone ihre Dienste eventuell „in einem rotativen System“ ausüben sollen, damit die Familien nicht überlastet werden. Die Vision der lateinamerikanischen Bischofskonferenz von Puebla (1979) zum Diakon war „das des dienenden Christus“.

Man versprach sich hierdurch „eine weitreichende Wirkung bei der Verwirklichung einer dienenden und armen Kirche, die ihre missionarische Funktion zugunsten einer umfassenden Befreiung des Menschen ausübt“ (148). Zum Einsatzort für Diakone: Basisgemeinden sind der ideale Einsatz von Diakonen (119). Santo Domingo stellt 1993 fest: „Der Diakon ist der einzige geweihte Amtsträger, der Zugang zu bestimmten Situationen und Orten hat, insbesondere in abgeschiedenen ländlichen Gegenden und dichtbevölkerten Städten.“ (77) Die Diskussion über Diakone und Diakoninnen ist z.Z. wieder international voll im Gange. Natürlich kann auch in den Kirchen der Zweidrittel-Welt die Frage des ständigen Diakonates erst dann redlich diskutiert werden, wenn der Pflichtzölibat für den Priester und die Diskriminierung der Frau wenigstens schrittweise aufgehoben würde. An dieser Stelle möchte ich nur ein paar Fragen stellen dürfen als einer, der zusammen mit Bischof Dammert und vielen anderen um eine zeitgerechte Erneuerung des ständigen Diakonates in der Kirche eingetreten ist und selber als Diakon gewirkt hat bzw. auch im Ruhestand noch wirkt:

Geht es heute nicht genauso wie bei den Anfängen der Kirche um eine Gemeindebildung, in der das ganze Gottesvolk leibhaftig, d.h. alle ihre Charismen verantwortlich und glaubwürdig individuell und gesellschaftlich im Dienst an Mensch und Welt einzubringen haben? Sollte für die Grundvollzüge der Kirche (Liturgie, Verkündigung, Diakonie und Gemeindebildung), d.h. für auf Dauer wichtige Dienste, nicht auch eindeutige Formen von Beauftragungen oder Bestellungen, auch der Ordination, wiederum sinnvoll sein? Ist noch nicht verstanden worden, dass dazu auch die Diakonie gehört?

Wollen die Ärmsten in der Zweidrittel-Welt nicht genauso wie die Reichen vor Ort in überschaubaren Gemeinden Jesu Christi leben und schreien sie nicht genauso nach den materiellen Gütern wie auch nach dem eucharistischen Brot? Wer hat das Recht, ihnen beides zu verweigern? Gilt für uns als Christen, als Kirche auch hier, dass wir um des Lebens der Menschen und der Welt willen solidarisch teilen sollen und wollen?

Fragen bestimmte Stellen der zentralen Kirchenleitung heute noch ehrlich nach dem „sentire cum ecclesia“? Hat das Zweite Vatikanische Konzil (Lumen Gentium) die Kirche nicht wieder vom Kopf auf die Füße gestellt? Ist das allgemeine Priestertum wie das allgemeine Diakonat und das Prophetenamt nicht auch jedem Einzelnen und dem ganzen Volk Gottes gemeinsam aufgetragen? Haben wir als Volk Gottes, gerade aber auch als geweihte oder nicht geweihte Diakone oder andere Amtsträger noch nicht hinreichend begriffen, dass es bei diesem Dienstamt nicht um die Schaffung von Klassen unterschiedlichen Niveaus, um klerikale, patriarchale oder matriarchale Machtinteressen, um ungeschwisterliche Strukturen, um Hilfs- oder Ersatzfunktion für zölibatäre Priester oder Gemeindeleiter, sondern um eigenständige Dienste zum Wohl des Ganzen geht? Wir Alten wollten diese Gräben schließen, aber haben wir nicht auch selber diese „diakonale Christusverkündigung“ an der Wende zum dritten Jahrtausend“ gekreuzigt? Das letzte Vermächtnis Jesu hat uns ein Doppeltes anvertraut, nämlich das eucharistische Mahl der Liebe und die Fußwaschung als Zeichen der Liebe zueinander und für die Vielen. Auch dafür gibt es weltweit hoffnungsvolle ökumenische weltoffene Zeichen der Diakonie. (19)

5.     Von der Pfarrei zur Gemeinde:  Patenschaft oder Partnerschaft?

5.1   Lernschritte der Gemeinde Heilig-Dreifaltigkeit Freiburg

Die eigendynamische  Entwicklung der Gemeinde Heilig-Dreifaltigkeit ist äußerlich geprägt von den kirchlichen und gesellschaftlichen Veränderungen, von Krisen und Katastrophen der Zeitgeschichte - von 1927 bis heute. Menschen der Caritas, der sozialen und liturgischen Erneuerungsbewegung fanden sich in der Urzelle, heute würde man sagen, der  Basisgemeinde Sankt Carolus zusammen. Ihr Gründer war der Altpräsident des DCV, Alois Eckert. Aber auch Frauen und Männer des stillen oder auch offenen Widerstandes gegen das Nazisystem (Max Metzger, Reinhold Schneider und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des DCV) begegneten den im Waldseegebiet wohnenden Menschen in der schwesterlich-brüder­lichen Altar­gemeinde Sankt Carolus. An das Haus mit Kindergarten, Nähstube, Krankenstation und Schwesternwohnung wurde eine kleine Kapelle, die Heimat von Vielen dazugebaut. St. Carolus war ein Ableger der Mutterpfarrei „Maria Hilf“, wurde 1951 Kuratie und 1953 wuchs daraus die Pfarrgemeinde Heilig Dreifaltigkeit mit einer eigenen Kirche und einem Pfarrhaus.

Einige Leitbilder und Konfliktworte sollen den differenzierten und komplexen Prozess dieser Gemeinde skizzieren. (20)  Das Konzil wurde bereits damals von Pfarrer Eugen Walter, dem Mitbegründer der Gemeindereform im deutschen Sprachraum, in der eigenen Liturgiereform vorweggenommen. Ein Ältestenrat begleitete die Gemeindearbeit. Gemeinde­helferinnen für jedes Quartier trugen die Arbeit mit. Ohne eigenes Vereinsleben wurde die Gemeinde in der „Nähe zu Gottes lebendigem Wort“ als eine aktive Altar- und Erwachsenengemeinde mit einem individuellen sozialen Engagement in der Nachbarschaft entfaltet. Betroffen war Gemeindepfarrer Eugen Walter, als 1966 eine Predigtreihe mit dem Thema „Jahr der Brüderlichkeit“ scheiterte. 1969 haben wir mit dem ersten von der Gemeinde gewählten Pfarrgemeinderat eine Aktion „brüderliche Gemeinde“ (heute wohl besser geschwisterliche Gemeinde) in die Wege geleitet.

Wir wählten den Weg der Selbstaktivierung und die Methode des community development nach den Schritten „sehen, urteilen, handeln“. Ergebnis: Die in der akademisch orientierten Innengemeinde weniger sichtbaren Nöte der unteren Mittelschichtgruppe von Menschen wurden bewusst, die Analyse der Situation und Bedürfnisse brachte eine vorläufige Ziel- und Prioritätenbildung im Blick auf das Handeln, die Aufgabenstellung mit den berühmten Sieben-W-Fragen (warum, wann, womit, wozu, wer, wem und was). Im Jahr 1971 entwickelten sich aufgrund der erkannten Nöte und Bedürfnisse sowie der Bereitschaften und Kompetenzen zur Hilfe ein Dutzend pfarrinterne Dienste (Babysitterdienst, akute Not- und Besuchsdienste, Alten-, Krankenpflegedienste, Kurse für häusliche Krankenpflege und soziale Grundbildung, Nachbarschaftshilfe, Einzelfallnothilfe und Beratung sowie ein materieller Helferkreis).

Mit der erstaunlichen Hilfsbereitschaft wuchs auch eine Zusammen­arbeit in der Ökumene über die christliche Gemeindearbeit und über den Sozialbereich hinaus. Es entstanden vorwurfsvolle Konflikte wie Horizontalismus versus Vertikalismus, Individualismus versus Solidarität. Ein erstaunliches Ergebnis war: die große Vielfalt engagierter Gruppen in der sozialdiakonischen Arbeit führte im nächsten Schritt zu einer weiteren Priorität in der Gemeindekatechese (junge Erwachsene und Familien wirken als Katecheten und Katechetinnen in der Kommunion und Beichtvorbereitung mit, die Erwachsenen­katechese entfaltet sich in Bibelkreisen, Gesprächsabenden, Seniorengruppen, Kurse für Altenpflege, häusliche Krankenpflege werden durchgeführt). Das in unserer Gemeinde entwickelte Leitbild wurde von der Gemeinsamen Synode der deutschen Bistümer angenommen: nämlich „von einer durch wenige versorgten Pfarrei zu einer von vielen mitverantworteten und mitgetragenen Gemeinde mit dem Ziel, dass die Gemeinde selber Träger des Glaubens, Mitträger der Verkündigung, Liturgie und Diakonie“ wird.

Frauen und Männer unserer eher bürgerlichen Pfarrei im Osten Freiburgs wirkten in der gesellschaftlichen und politischen Diakonie der sozialen Brennpunktarbeit in Freiburgs Westen (bei Sinti und Romas, Wohnungslosen in einem Nachbarschaftswerk) mit. Konflikte wie „Frauen nicht am Altar, Laien nicht am Ambo“ wurden begleitet von anderen wie „Privatisierung versus Politisierung“. Auch wenn Konflikte hin und herschwappten und Regression, Depression und Progression sich ablösten, so blieb doch die Suche nach der gegenseitigen Durchdringung und Gleichbewertung der Grundfunktionen der Gemeinde (Verkündigung, Liturgie und Diakonie) und das Ziel einer offenen ökumenischen und solidarischen Gemeinde­arbeit. Gruppen von Jugendlichen oder Familien, die einen alternativen Lebensstil suchten, die sich in Umweltschutz- und Kernenergiefragen engagierten, wurden akzeptiert. Neue Leitbilder entstanden wie „Andersleben - aus dem Geist Jesu leben - damit andere überleben“ oder „im Alltag den Glauben leben, im Sonntag den Alltag einbringen“.

Ein in den achtziger Jahren im Pfarrgemeinderat geforderter Sachausschuss „Frieden, Entwicklung, Mission“ wurde nicht zum Begräbnisverein. Praktische Erfahrungen trugen Früchte (1974 erste Partnerschaft mit einer Pfarrgemeinde in Tansania, katholisch-evangelische Begegnungen mit Jugendlichen aus Belfast, Partnerschaftsgruppen mit Jugendlichen, die vom Erdbeben in Peru getroffen als Waisen in Valencia lebten). Statt eines Sachausschusses entwickelte sich ein Friedenskreis, der persönlich, aber auch gesellschaftlich und politisch an Fragen der Gewaltfreiheit, atomarer Energie und der Option für die Armen arbeitete. Er übernahm Verantwortung für eine Partnergemeinde in der ärmsten Gegend von Argentinien. Der Friedenskreis wirkte mit in der Friedensbewegung und im ökumenischen Konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ....

Als ich 1987 noch einmal mit unserem Gemeindepfarrer Paul Sumser nach Peru kam, um seine Schwester Anne Sumser und Rudi Eichenlaub (Mitglieder in unserem Friedenskreis) bei ihrer Arbeit in San Marcos - Ichocán zu besuchen, wurde es für uns offensichtlich, dass wir neben der Gemeinde­partnerschaft mit der Dreifaltigkeitsgemeinde Dresden auch eine Gemeindepartnerschaft mit San Marcos - Ichocán bilden sollten.

5. 2   Gemeinsame Lernprozesse:  San Marcos - Ichocán, Cajamarca und Heilig Drei­faltig­keit, Freiburg

Der Weg unserer Gemeinde, besonders unseres Pastoralteams, des Pfarrgemeinde­rates und der eigenständigen Arbeitsgruppen in der Gemeinde Dreifaltigkeit, wurde durch die verantwortliche und mündige soziale und pastorale Arbeit der Katechetinnen und Katecheten von Cajamarca eindrücklich bestärkt, durch ihr mutiges Glaubenszeugnis trotz materieller Armut vertieft, und ob ihres Einsatzes für die Menschenrechte ihrer Brüder und ihres bevollmächtigten Wirkens als Spender von Sakramenten zum Vorbild. Zu einem tiefen geistigen Zeichen gegenseitiger Liebe und Zuwendung, im Teilen von Freuden und Leiden wurden die gegenseitige Erinnerung im Hochgebet der Eucharistie, bei ausgetauschten Fürbitten, in Erfahrungsgottesdiensten von Basisgruppen der Gemeinde, im Bibellesen (auch lateinamerikanischer Übersetzungen und Kommentare) und Bibelteilen.

Der Einsatz für Menschenrechte reichte über die Beteiligung von Einzelnen oder Gruppen, zuweilen auch der ganzen Gemeinde, an Amnesty International, an Aktionen von Justitia et Pax und bis zu der internationalen katholischen Friedensbewegung Pax Christi. Er mündete ein in die gemeinsame Mitwirkung am konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung (Themen: Schuldenkrise, Menschenrechte, Friedensdienste, Shalomdiakonat). In der Zusammenarbeit zwischen den pastoralen Teams, insbesondere den Katecheten von San Marcos mit unseren Partnergruppen, entwickelte sich in partnerschaftlicher Abstimmung ein gemeinsames Ziel: durch eine ganzheitliche Förderung der Grundbedürfnisse der Campesinos (eine sehr bescheidene Mithilfe), zu deren Selbsthilfe im kleinen und damit zur menschlichen, gesellschaftlichen und strukturellen Verbesserung ihrer Lebenssituation beizutragen.

Kleinprojekte waren und sind zum Teil auch heute noch: Trinkwasserversorgung, Wiedereinführung der Naturheilkunde, Förderung einheimischer Musik, Baumodelle für Solarküchen zur Eigenanfertigung und kleiner Solargeräte zur Stromerzeugung (zur gegenseitigen Kommunikation und zum Schutz), Weiterbildung von Katecheten/Innen, Errichtung von pfarreigenen Kollegien zur Erwachsenenbildung sowie familientherapeutische Arbeit bei Campesinas (begonnen durch Anne Sumser) und der Ausbau einer Altenbegegnungsstätte mit teilweiser Selbst­versorgung für die Ärmsten. Die Höhepunkte der Partnerschaft waren persönliche Besuche in Gemeinden und Ortschaften durch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unserer Gemeinde, aber auch von Priestern und Campesino - Fachleuten bei uns. Vor allem aber waren es die tief beeindruckenden Besuche und Begegnungen mit Bischof Dammert, als dem Vorbild für ein einfaches, solidarisches Leben mit und für die Armen.

Wenn ich den Weg unserer Dreifaltigkeitsgemeinde, zumindest von Gruppen, an dieser Stelle nochmals reflektiere, so lassen sich bewusstseinsbildende Prozesse und Schritte des Handelns erkennen:

Aus der Einsicht gegen den Hunger in der Welt an einem konkreten Ort (San Marcos - Cajamarca) zunächst aus Mitleid als Reiche vom eigenen materiellen Gut abzugeben, d.h. für Arme etwas zu tun, wuchs die Erkenntnis, verarmten, entwicklungsbedürftigen Menschen und Völkern zu helfen, damit sie sich selber helfen können, d.h. wegen ihrer Armut zu helfen;

Dies brachte - nicht zuletzt der 500-jährigen Erinnerungen an Kolonisation und sogenannter Christianisierung - die bittere Wahrheit, dass diese Menschen und Völker mit ihren Kulturen und Religionen Ungeheuerliches erlitten haben (erniedrigt, arm gemacht, ausgeraubt, gemartert, genozitär vernichtet und um Millionen Menschen dezimiert). Weil die katholische Kirche Europas (mit Rom an der Spitze) gemeinsam mit den weltlich Mächtigen schuldig geworden ist, wird auch noch heute ein Schuldbekenntnis der Kirche, erinnernde Umkehr und Wieder­gut­machung von uns eingefordert; Diese Überzeugung von heute aus dem erneuerten und befreienden Geist Jesu Christi im hier und jetzt verlangt nach einem Handeln, nach einer Option solidarisch mit den Armen.

Dieser Standort - zumindest Blickwechsel auf die Seite der „Armen“ - könnte uns die Chance bringen, den großen geistigen, kulturellen und religiösen Reichtum, die Quellen der Würde dieser Völker und Menschen wiederzuerkennen und erst dadurch, uns echte partnerschaftliche Freundschaften ermöglichen. Die  Hochachtung ihrer frohen Gemeinschaftskraft im einfachen armen Leben, ihrer Leidensstärke, ihrer im Volke tief verwurzelten Frömmigkeit könnte uns vom „Geber“ zum Nehmer werden lassen, indem der Schwache dem hilft, der sich für stark hält, der Kranke, dem hilft, der sich für gesund hält, und der Arme den beschenkt, der sich für reich hält. Dann, ja dann könnten wir wohl glaubend, hoffend und liebend im „Armen und Kleinen den „alter Christus“ erkennen und dem glaubwürdig nachfolgen, der Wahrheit, Weg, Mittelpunkt und Ziel unseres Lebens sein will.

In der notwendigen Bescheidenheit, aber auch aus innerer Überzeugung möchte ich diesen Weg unserer Gemeinde Dreifaltigkeit, in dem ich selber mitverwoben in, noch etwas persönliches hinzufügen. Nicht als „68er“ aber als „44er“, der den Zweiten Weltkrieg als Kind und Jugendlicher noch in all seinen Grausamkeiten erfahren musste und der als Bekehrter aus diesem Inferno herauskam. Der schließlich auf „geführten Wegen“ zu einem kleinen Werkzeug der internationalen ökumenischen und katholischen Diakonatsbewegung wurde, in der Not- und Katastrophenhilfe und der Sozialstrukturhilfe der Arbeit des Deutschen Caritasverbandes in der Zweidrittel-Welt landete und an dem Versuch einer sozial-pastoral bzw. einer integrativen Arbeit von Caritas und Pastoral, von Gemeinde und Caritasverband weitere zwanzig Jahre im DCV (bis 1989) mitwirken durfte. Zehn Jahre später möchte ich darüber nachdenken und bekennend anmerken dürfen: ich wurde im Laufe der Jahre vom „kleinen frommen Jungen vom Land“, in einem Weiler, einer Comunidad im Dreiländereck am Bodensee geboren, herausgeführt in eine andere Welt.

Aus einem kleinkarierten, kirchlich und gesellschaftlichen Denken und Handeln wurde ich hineingeführt in weltoffene Horizonte - auch durch persönliche und kollektive Schatten hindurch - und hinein in das Drama einer Welt, die heute noch geteilt ist in eine Zweidrittel-Menschheit der Hungernden, Leidenden, die an Stellvertreterkriegen sterben und ermordet werden und ein Drittel Reicher, die genauso wie die Armen verstreut über die Erde leben. Durch diese berufliche Arbeit, aber auch über das Maximilian-Kolbe-Werk für KZ-Häftlinge aus Westeuropa, über gemeindliche, regionale und weltweite ökumenische Prozesse für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung und durch die internationale Friedensarbeit habe ich einerseits die komplexen wirtschaftlichen und fast undurchschaubaren politischen Ursachen stalinistisch - marxistischer wie neoliberaler Systeme der Ausbeutung, Tötung und Dezimierung der Ärmsten aufgrund einer brutalen menschenverachtenden Wirtschafts- und Machtpolitik deutlicher sehen gelernt. Im Herzen Europas erfahren wir heute wieder beispielhaft am Kosovokrieg, leidvoll und erschütternd das Ausmaß individueller und kollektiver Verantwortlichkeit, ja struktureller Sünde und Schuld. Andererseits durfte ich wahrscheinlich gerade dadurch mit vielen Bekannten, Freunden und zahllosen Unbekannten in aller Welt bewusst oder anonym den Weg der Gefährtenschaft mit dem gewaltfrei lebenden Jesus gehen.

Durch alle Gewalt, Hunger, Tod und Zerstörung hindurch mehren und vernetzen sich hoffnungsstarke, bruchstückhafte Zeichen der Liebe und des Shalom Gottes, beschämend gerade bei und mit den leidgeprüften Kleinen und leider noch zu sehr im Kleinen. Nicht selten habe ich von diesen gemarterten und geschundenen, für ihr Leben gebrochenen Menschen erfahren dürfen: „Ich habe vergeben“ oder „ich habe trotz allem nie gehasst“. Dafür danke ich. (21)

Lieber Bruder Don Pepe

Bei Ihrem letzten Besuch - wir beide gingen am Stock - fragten Sie, wieder einmal leise, ob wir nicht ein Abschiedsphoto machen sollten. Es war gerade kein Apparat zur Hand. Ich werde Ihren offenen und freimütigen Blick, das bescheidene und lebendige Auge ihres Herzens, die hellwachen Sinne Ihres Geistes, die mutige und öffentliche Sprache, Ihre unerschrockene und offene Option für und mit den Campesinos, ihren transparenten Kampf gegen die erneute Verelendung, Ausbeutung und Dezimierung ihres leidenden Volkes, aber auch Lateinamerikas, aufgrund einer brutalen, menschenverachtenden Machtpolitik und neoliberaler, kapitalistischer, sündiger Strukturen und Systeme nicht vergessen. Sie haben für mich mit den Augen der Armen die Welt und Gottes befreiende Botschaft gesehen und weitergegeben. Aus ihren Augen hat mich zuweilen die, pardon, „com-passion“ angeschaut. Vor allem aber war es Ihr einfach und schlicht gelebtes Zeugnis mit den Leidenden und Gedemütigten. Sie waren für diese „ihr „Don Pepe“. In der eingangs beschriebenen Freitagsliturgie mit ihrer Gemeinde haben Sie mich an die Bekehrung und den Weg von Bartolomé de las Casas und dem Bischof von Chiapas erinnert (Jesus Sir. 34,21 - 27). Auch in dem, was Sie immer offen und gerade vor den Großen der Welt und der Kirche gesagt und eingeklagt haben. In Ihrem Dienst bei den Campesinos wollten Sie jedoch, so empfand ich es, im Geist eines Charles de Foucauld und in der Nachfolge des Jesus von Nazareth ihr kleiner Bischof, ganz einer der ihren sein - mit Sombrero und Poncho unter ihnen sein dürfen.

Ich ahne, dass Sie in den Armen den leidenden Christus erkannten, weil die Armen für Sie zur Quelle und zum Weg der Befreiung, zum „Sakrament Christi“ (Paul VI.) geworden sind. Im Geiste Ihres Freundes, Gustavo Gutiérrez, möchte ich sagen: Die Befreiung der Armen muss und wird weitergehen. Der Zusammenbruch des stalinistisch-marxistischen Kommunismus offenbart erst das Versagen eines jetzt „ungebremsten neoliberalen Kapitalismus“: Wo die dreihundert reichsten Menschen der Welt, mehr als die vierzig ärmsten Länder besitzen (Gutiérrez) und die ärmsten Länder nicht ihre tatsächlichen Schulden bezahlen, sondern den reichen Ländern die Zinsen und Zinseszinsen, um deren Kapital nur noch zu steigern, wird das „Erlassjahr“ für 2000 drängender und brennender denn je. Das wäre eine Antwort europäischer (und nordamerikanischer) Staaten, Banken und Kirchen unserer Völker in großer Schuld. Sie haben selber konkrete Wege aufgezeigt, wie das erlassene Geld wirklich den Ärmsten zugute kommen kann. Tun wir als Kirchen, Hilfswerke, Staaten, Banken, als Volk Gottes, als Reiche das Unsere!

Lieber Bruder Bischof Simón

Erlauben Sie mir, Sie zum Abschluss so anzusprechen. Bei unserem Treffen am 9.5.1993 in Freiburg, St. Johann, mit Vertretern der Partnergemeinden haben wir offen und ehrlich, auch konfliktlösend, miteinander gesprochen. Dies möchte ich auch jetzt tun. Sie versicherten uns damals, Sie möchten den Weg von Bischof Dammert fortsetzen. Jeder Mensch und jeder Nachfolger, gleich in welcher Position, wird seinen, einen anderen Weg gehen wollen. Das ist nicht nur legitim, sondern zutiefst menschlich, berufungsgemäß. Deswegen möchte ich Ihre Versicherung von damals nur auf Ziele und Inhalte der Arbeit von Bischof Dammert beziehen, in Gehorsam gegenüber der Botschaft Jesu Christi in der Zeit, so wie dies das Zweite  Vati­kanische Konzil, Medellín, Puebla und auch Santo Domingo zum Ausdruck brachten.

Seither wurde christlicher Glaube nicht mehr als Priorität einer Kultur definiert, auch nicht einer im Laufe der Geschichte immer wieder veränderten christlichen Tradition. Die Bekehrung im Glauben an das Evangelium Jesu Christi und an die damit verbundene vorrangige Option mit und für die Armen ist die Energie für jede Kultur - ohne normativen Zwang und Druck in der Freiheit, zu der wir als Christen befreit sind. Aus Glaubensmut (wie lateinamerikanische Märtyrer von heute bezeugen), aus Hoffnungsstärke (in der wir von den „Armen“ lernen dürfen) und in Liebe Gottes zu allen (aus Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, die besonders den Armen bis hin zum Feind gilt) scheint mir heute der Erinnerung und der Ermutigung im Handeln wert:

Die Hoffnung für die Lösung der großen Probleme des peruanischen Volkes liegt in seinen Fähigkeiten (gemeinsam zu leiden, zu widerstehen, auch in bitterster Wirklichkeit, beharrlich und phantasievoll im Umfeld Wege aus dem Elend zu suchen, auch zu feiern, zu hoffen, zu lieben trotz allem). Dies sollten wir nicht unterschätzen. Es ist Auftrag und Aufgabe der Verantwortlichen der Kirche politisches Handeln der Machthaber im Land - vor allem gegenüber den Unterdrückten und Ärmsten nach den Maßstäben des Evangeliums auch öffentlich zu bewerten und gegebenenfalls anzuklagen. Diese solidarische Praxis aus dem Geist Jesu wünsche ich ihnen von Herzen.

Dieser solidarischen Praxis von Kirchen und Gemeinden nach außen mit ihren Ärmsten und Schwächsten entspricht nach innen, dass die Campesinos als Verantwortliche und Träger kirchlichen Handelns in ihren Gemeinden bestärkt werden. Ihre Vertreter sollten auch beratende Mitentscheidungsträger auf Bistumsebene werden und bleiben können. Die bisherigen Dienste, welche Frauen und Männer als Katecheten und Katechetinnen, praktisch auch als Gemeindeleiter, mit Genehmigung von Rom im Auftrag des Bischofs in liturgisch-sakramentalen Aufgaben (Taufe, Assistenz bei Ehe und Begräbnis) erfüllen, wäre nicht nur zu fördern, sondern dringlich weiterzuentwickeln.

Den Kirchenleitungen ist es aufgetragen, von Laienchristen auf gemeindlicher Ebene verantwortete Organisationen mit christlicher Zielsetzung zu fördern. Gerade im sozial-karitativen Bereich wird eine offene und kritische Zusammenarbeit von Kirche, Staat und Gesellschaft heute weltweit angestrebt. Sie ist auch im CIC geregelt.
Dies gilt auch für die transparente Verwaltung materieller Güter. Gaben, die den Gläubigen für einen bestimmten Zweck gegeben werden, können auch nur für diesen Zweck verwendet werden (CIC 1267 u. 1248).

Bischof Dammert hat vorgelebt, wie die „Option für die Armen“ auch in den diözesanen Entscheidungskriterien und Ämtern der Kirche verwirklicht werden kann. Gundel Brenner berichtet aber auch, wie er Gelder bestimmter einheimischer Bürger mit dem Hinweis, „bleiben Sie mir weg mit dem Geld“ schroff ablehnen konnte. Für ihn waren die Armen „die Schätze der Kirche“ (Laurentius).

Ohne Schuldzuweisung geht es im ganzen auch um die kirchlich-gesellschaftliche Entkolonialisierung einer mehr als 400-jährigen Praxis. Dies verlangt von Christen und Kirchen Europas und Nordamerikas mehr als Solidarität und geduldige Weitsicht. Es erfordert Teilen von dem, was Gottes ist und allen gehört. Hadwig Müller, Missio Aachen, ruft uns zu einer neuen Praxis aus einer „Theologie des Armwerdens“ auf.

Im Kern geht es also um eine neue Spiritualität, gerade dann, wenn wir die heutige Weltsituation von den Unterdrückten und Entrechteten her zu sehen versuchen. Bereits in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts meinte Albert Einstein dies: die einzige Chance des Menschen, die Zukunft zu bestehen, sei die Erkenntnis, dass „sein Schicksal mit allen unteilbar ist und dass er zur Natur und nicht die Natur zu ihm gehört“. Wie diese Spiritualität unser Innerstes, Göttliches trifft, hat der verstorbene Bischof Germán Schmitz, Lima, bereits prophetisch beschrieben: „Die Befreiung als Erlösungswerk Christi ist ein Prozess, in dem der Mensch sich der vollen Gemeinschaft mit Gott und mit seinen Brüdern nähert; ein Prozess, in welchem durch das Wirken Christi und durch den Dienst der Kirche alles überwunden wird, was das volle Menschsein verhindert, von der persönlichen Sünde bis hin zu den sozialen Strukturen des Bösen.“ Gott sei Dank gibt es viele kleine Ereignisse und Prozesse, die darauf hinweisen, dass das Reich Gottes am Anbrechen ist, nicht nur in der Kirche, aber auch in ihr. „Der Geist weht, wo er will“.

Für uns Christen ist es jedoch unmöglich, die geschenkten Gnadengaben des Erlösungswerkes Christi zu proklamieren, ohne gleichzeitig all dem entgegenzutreten, was soziale Ungerechtigkeit, Verelendung und Hunger, Tod und Unterdrückung, Menschen- und Völkerrechtsverletzungen zulässt oder bewirkt. Alles andere träfe mitten ins Herz Jesu, ins Herz der Kirche - auch in unser Herz.

„Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, und das übrige wird euch hinzugegeben werden.“  Zu dieser Seligpreisung Jesu wünsche ich Ihnen von Herzen, lieber Bruder Bischof Simón, Gottes Shalom.

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1 Reinhold Schneider, Las Casas vor Karl V., Bayrischer Schulbuchverlag 1948

2 Gustavo Gutiérrez, Gott oder das Gold, der befreiende Weg des Bartolomé de las Casas, Herder, Freiburg 1990

3 Hannes Kramer, DCV-Archiv Freiburg bzw. privat, Freiburg, Hirzbergstr. 8

4 siehe: DCV-Archiv

5 E. Moberly Bell, Octavia Hill, L. Schwann, Düsseldorf 1948

6 Saul D. Alinsky, Die Stunde der Radikalen, Burckhardthaus-Verlag 1974 u. Saul D. Alinsky, Leidenschaft für den Nächsten, Burckhardthaus-Verlag 1973

7 Gemeinwesenarbeit in christlichen Gemeinden, hrsg. von W. Dennig/Hannes Kramer, Christophorus-Buckhardthaus-Verlag 1975

8 Rogério Almeida Cunha (zeitweilig Mitarbeiter in der Entwicklungshilfe des DCV), Pädagogik als Theologie Paolo Freires pädagogisches Konzept als Ansatz für eine systematische Glaubensreflexion lateinamerikanischer Christen, (Inaugural-Dissertation), Münster/Westf. 1975

9 Archiv Dt. Caritasverband (DCV), 187 I ÜH, 316.061, Faszikel 01-010 u. Hannes Kramer, Archiv DCV

10 dito

11 siehe Anm. 9

12 Dr. Cäcilia Böhle, Die entwicklungspolitische Wirksamkeit von Sozialzentren, Ein Beobachtungsbericht (1966),  DCV-Archiv u. Archiv Kramer

13 Norbert Mette, Hermann Steinkamp, Anstiftung zur Solidarität, Praktische Beispiele der Sozialarbeit, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1997

14 Ulrich Thien, Das Menschenrecht auf Wohnung in der Sozialpastoral, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1998

15 Informationen aus Cajamarca, hrsg. vom Dritte-Welt-Kreis St. Martin, Gabelsbergerstr. 32, V.i.S.d.P.: B. Fechtelpeter (erscheint in Folge)

16 dito

17 Archiv Dt. Caritasverband (DCV), 187 I ÜH, 316.061, Faszikel 01-010

18 dito

19 M. Morche, Zur Erneuerung des ständigen Diakonates, hrsg. i.A. des DCV, Lambertus 1996  Diakonat, Ein Amt für Frauen in der Kirche, - ein frauengerechtes Amt?, P. Hünermann, A. Biesinger, Marianne Heimbach-Steins, Anna Jensen (Hrsg.), Schwabenverlag 1997  Pinwand, Netzwerk Diakonat der Frau, Rundbriefe, Münster/West.

20 Paul Sumser, Hannes Kramer, Auf dem Weg zur diakonischen Gemeinde, in: Diaconia Christi, Juni 1983, Freiburg, Int. Diakonatszentrum (Hrg.)

21 L. Boff, Den Schrei der Unterdrückten hören, Patmos 1996;

O. Fuchs, Solidarität und Glaube, in: Caritas 99, Jahrbuch, Freiburg 1998;

Fr. Marei, A. Matulla-Marcus, „Mit den Armen unterwegs“, Bericht über eine sozial-pastorale Arbeit in Peru. AGEH-Reihe Basispädagogik, Aachen 1998;

Missionszentrale der Franziskaner, Berichte, Dokumente, Kommentare, Grüne Schriftenreihe (erscheint in Folge);

Jon Sobrino, Christologie der Befreiung, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1998;

Hermann Steinkamp, Die sanfte Macht der Hirten, Matthias-Grünewald-Verlag, Mainz 1999