Theologie
Theologie
10 Thesen zur Theologie der Befreiung - ausgehend von einer bereits konkreten Praxis
Ausgehend von den Erfahrungen der Campesinos und in Anlehnung an Schlüsselbegriffe der daraus entstandenen Theologie der Befreiung lässt sich diese Theologie in zehn Thesen plakativ und in Stichworten formulieren - ohne den Anspruch, alle Bereiche der klassischen Theologie mit einbeziehen zu können und zu wollen. Es folgen nun die wesentlichen Inhalte einer Theologie der Befreiung, wie sie sich von der Praxis und dem Selbstverständnis der Campesinos her ableiten lassen. Die ersten fünf Thesen beziehen sich auf Jesus Christus, die nächsten fünf Thesen auf die Kirche als die Gemeinschaft der Gläubigen.
"Als theologische Herausforderung auf den Punkt gebracht: die strukturelle Verstrickung mit dem „System“, gerade auch finanziell, bringt Theologen und Bischöfe strukturell und systematisch in Gefahr, als „Hoftheologen des Pharao“ wahrgenommen zu werden. Wie kann man dem versklavten Volk die Befreiung verkünden, wenn man im Dienste des Pharao steht? Die Theologie hat dann eine Chance und wird unentbehrlich, wenn sie ihre prophetische Rolle wiederfindet und mit Gemeinden zusammen die Umkehr wagt...".
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Die Option für die Armen als Primat des Evangeliums
„Seitens der Kirche müssen wir aufzeigen, dass wir mit der Armut kein ‚weltliches Problem’ vor uns haben, sondern ein theologisches Problem. Gott will alle Menschen in der Welt lieben und nicht nur die 25%, die in den reichen Ländern leben. Das Beispiel Jesu zeigt, dass Gott die Armen liebt“ (1).
Im SS 1972 hat sich in Frankfurt, St. Georgen, der erste „Studienkreis Theologie der Befreiung“ in Deutschland gebildet, noch vor Erscheinen des Buches „Theologie der Befreiung“ von Gustavo Gutiérrez in deutsch. Hier ein Referat WS 73/74.: "Die wahre Kirche, die Kirche Jesu Christi, wird in erster Linie von denen repräsentiert, die in dem Erlösungswerk, im Befreiungsgeschehen Christi in der ersten Reihe stehen und dadurch wie er selbst Verfolgung, Ausgrenzung und sogar den Tod erleiden. Verbürgerlichte Christen und Kirchenführer, Stützen und Rechtfertiger eines unmenschlichen Wirtschaftssystems, stehen in ihrer Praxis im Widerspruch zur Botschaft und zum Leben Jesu. Eine solch reiche und angepasste Kirche, ist ein Widerspruch in sich. Sie hat jedes Recht und jede Autorität verloren, sich Kirche Jesu Christi zu nennen. Sie ist in Wahrheit eine „römische Kirche“, die die weltweit herrschende „Pax Romana“ („Amerikana“) rechtfertigt."
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