Theologie
Theologie
"Als theologische Herausforderung auf den Punkt gebracht: die strukturelle Verstrickung mit dem „System“, gerade auch finanziell, bringt Theologen und Bischöfe strukturell und systematisch in Gefahr, als „Hoftheologen des Pharao“ wahrgenommen zu werden. Wie kann man dem versklavten Volk die Befreiung verkünden, wenn man im Dienste des Pharao steht? Die Theologie hat dann eine Chance und wird unentbehrlich, wenn sie ihre prophetische Rolle wiederfindet und mit Gemeinden zusammen die Umkehr wagt...".
Weiterlesen … Die Herausforderung einer Option für die Armen
Die Option für die Armen als Primat des Evangeliums
„Seitens der Kirche müssen wir aufzeigen, dass wir mit der Armut kein ‚weltliches Problem’ vor uns haben, sondern ein theologisches Problem. Gott will alle Menschen in der Welt lieben und nicht nur die 25%, die in den reichen Ländern leben. Das Beispiel Jesu zeigt, dass Gott die Armen liebt“ (1).
Im SS 1972 hat sich in Frankfurt, St. Georgen, der erste „Studienkreis Theologie der Befreiung“ in Deutschland gebildet, noch vor Erscheinen des Buches „Theologie der Befreiung“ von Gustavo Gutiérrez in deutsch. Hier ein Referat WS 73/74.: "Die wahre Kirche, die Kirche Jesu Christi, wird in erster Linie von denen repräsentiert, die in dem Erlösungswerk, im Befreiungsgeschehen Christi in der ersten Reihe stehen und dadurch wie er selbst Verfolgung, Ausgrenzung und sogar den Tod erleiden. Verbürgerlichte Christen und Kirchenführer, Stützen und Rechtfertiger eines unmenschlichen Wirtschaftssystems, stehen in ihrer Praxis im Widerspruch zur Botschaft und zum Leben Jesu. Eine solch reiche und angepasste Kirche, ist ein Widerspruch in sich. Sie hat jedes Recht und jede Autorität verloren, sich Kirche Jesu Christi zu nennen. Sie ist in Wahrheit eine „römische Kirche“, die die weltweit herrschende „Pax Romana“ („Amerikana“) rechtfertigt."
Von einer Praxis der Herrschaft zu einer Praxis der Befreiung - Eine barbarische Theologie, die von den "Barbaren" ausgeht
„Das Nein zum Anderen ist die einzig mögliche Sünde; es ist die `Sünde der Welt`, die Ursünde. (…) Geschichtlich und real gesehen nimmt die Sünde seit dem 15. Jh. die konkrete Gestalt des Neins des nordatlantischen Zentrums zum Indio, Afrikaner, Asiaten, zum Landarbeiter, zum Außenseiter an. Der Europäer erobert die ganze Welt und sieht dies als legitime Ausfaltung seines Ich, seiner Welt und seiner Kultur an. Er leugnet damit die anthropologische Andersheit (z.B. den Indio) und die absolute Andersheit (Gott). Er bestätigt dadurch sich selbst und seine abendländische Zivilisation als „Gott“. Er erklärt seine Welt zur Welt schlechthin und erhebt die Herrschaft des Menschen über den Menschen zur „natürlichen Ordnung“ (Aristoteles).
Von einer Praxis der Herrschaft zu einer Praxis der Befreiung - von Willi Knecht, Frankfurt, St. Georgen im WS 73/74 (Seminar "Theologie der Befreiung")
PS: Im SS 1972 hatte sich in St. Georgen der erste "Studienkreis Theologie der Befreiung" in Deutschland gebildet, noch vor Erscheinen der deutschen Ausgabe des Buches "Theologie der Befreiung" von Gustavo Gutiérrez. Er wurde von lateinamerikanischen Mitstudenten (Doktoranden, mit konkreten Erfahrungen aus LA) initiiert und getragen. Einzige deutsche Mitarbeiter waren Christian Herwartz (heute Obdachlosenpriester in Berlin) und ich. Pater Semmelroth und Pater Grillmeier waren kritische Begleiter.
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