Spiritualität als Grundlage allen Handelns: "Ohne Spiritualität kein Kampf"! (und umgekehrt)

Spiritualität wird hier als Kraft verstanden, sein Leben im Geiste und in der Nachfolge Jesu zu gestalten. Spiritualität bedeutet aus der Sicht der Armen, Gott inmitten ihres Leides und ihrer Hoffnungen als ein Gott des „Lebens in Fülle“ zu entdecken, der mit ihnen ist und sie führt. Aus der Sicht der „Reichen“ bedeutet Spiritualität, im leidenden Nächsten, das Antlitz des Gekreuzigten zu entdecken, sich mit dem Armen auf den Weg machen und mit ihm zusammen seine Sehnsucht nach dem Reich Gottes zu formulieren und im „Hier und Heute“ Gestalt zu verleihen.

Spiritualität könnte von daher als „Überschreitungsphänomen“ bezeichnet werden. Es werden die Grenzen der eigenen Welt (und Gemeinde) überschritten. Dies kann als Fundament oder Voraussetzung einer Spiritualität und Offenheit - einer Mystik - gedeutet werden, ohne die nach K. Rahner das Christentum keine Zukunft hat. Letztlich ist diese Offenheit für den andersartigen und Not leidenden Fremden die Voraussetzung, dem "ganz Anderen" begegnen und ihn erfahren zu können.

Die folgenden Artikeln zur Spiritualität kreisen um diese Thematik. Oft wurde und wird auch heute noch unter "Spiritualität" verstanden, bestimmte Riten, vorgeschrieben Gebete und Gesänge nachzuahmen. Selbstverständlich sind z.B. das Lesen und meditieren biblischer Texte, der Psalmen sowie Lieder und Texte der Tradition ein reicher und bewährter Schatz zur "Pflege" der eigenen Spiritualität. Die hier vorgestellte Sicht von christlicher (!) Spiritualität halte ich aber nicht nur für eine notwendige Ergänzung. Spiritualität ist nicht um ihrer selbst oder nur um der eigenen Person willen zu pflegen. Es geht immer auch und vor allem um den "Anderen", vor allem mit denen, mit denen sich Jesus identifiziert. Es ist dieser Hunger nach Gott, nach dem täglichen Brot, nach mehr Gerechtigkeit und nach einem Leben in Liebe und Gemeinschaft mitanderen, dem "Anderen". Lasse ich mich darauf ein, dann werde ich auch selbst zum Brot und zur Quelle des Lebens für andere und finde damit zu mir selbst (und zu Gott).