Begrüßung und Einführung von Bischof Fürst:

Die zentralen Dialogforen in Mannheim 2011 und Hannover 2012 haben das Vertrauen in die kath. Kirche verbessert. Aber zuletzt gab es zwei Rückschläge: die Aufkündigung der wiss. Aufarbeitung des Missbrauchs und die Nichtbehandlung eines Vergewaltigungsopfers. Die DBK hat nun einstimmig beschlossen, dass die wiss. Aufarbeitung des Missbrauchs in der kath. Kirche weitergehen muss und dies wird mit neuen Partnern auch geschehen. Ebenso wurde in der Frage der „Pille danach“ Klarheit geschaffen. Alle Bischöfe versprechen, dass vergewaltigte Frauen jede Art von Hilfe erhalten, auch die Pille danach – falls der männliche Samen sich noch nicht in die weibliche Eizelle eingenistet hat (denn sonst wäre es Abtreibung). An dem Verbot der künstlichen Empfängnisverhütung ändert sich nichts.

Der Dialogprozess in unserer Diözese hat einen guten Verlauf genommen (siehe auch auf drs.de/ Dialogprozess). Der Bischof führte 480 Gespräche. Dabei habe er vor allem zugehört und viel gelernt. Daher muss der Erneuerungsprozess weitergehen und nun in die Phase einer praktischen Erneuerung eintreten – nach der Phase des Hörens nun die Phase der praktischen Umsetzung.

1. Hauptthema:  Wiederverheiratet  Geschiedene (Ordinariatsrat Dr. Drumm)

„…Sie müssen sehen, dass sie auch so vollkommen in der Kirche leben“ (Benedikt XVI., 2012). Sie sind aber ausgeschlossen vom zentralen Sakrament dessen, was Kirche ist – die Eucharistie (und auch sonst von allen Sakramenten außer der Beichte). Jesus hat die Unauflöslichkeit der Ehe betont, die Kirche kann das nicht ändern. Das Festhalten des Paares am Ehebruch lässt keine Versöhnung zu, denn dazu gehört bekanntlich die Beichte, das Bereuen und der Vorsatz, der Sünde abzuschwören. (Persönliche Anmerkung: sie dürfen aber weiterhin Kirchensteuer bezahlen). Drumm: eine zivile Zweitehe sollte nicht einfach als fortdauernder Ehebruch verurteilt werden….! Ziel der Pastoral sollte es sein, die Menschen auf der Suche nach gangbaren Wegen zu begleiten.

2. Hauptthema: Frauen in der Kirche (Ordinariatsrätin Augustyniak-Dürr)

Stichworte: Erschaffung des Menschen und Ebenbildlichkeit als Mann und Frau – allgemeines Priestertum für Mann und Frau - CIC, can 208: wahre Gleichheit in Würde und Tätigkeit – lehramtliche Klärung 1994: Frauen können nicht Priester werden, weil der Priester Jesus Christus repräsentiert (imitatio et repräsentatio Christi - in personam). Siehe auch den Vortrag von Kardinal Kasper bei der letzten DBK. (u.a.:  Die realsymbolische repraesentatio Christi als Bräutigam seiner Braut der Kirche ist im Sinn der biblischen Geschlechtersymbolik nach der übereinstimmenden Tradition der Kirche von Ost und West Sache des Mannes“).

Ziel des Dialogprozesses und persönliches Anliegen des Bischofs: Der Anteil der Frauen in Führungspositionen innerhalb der Diözese soll erhöht werden. Eine Kommission wird eingesetzt, die nach fünf Jahren evaluieren soll, ob es mehr Frauen in Leitungsfunktionen gibt oder nicht.

Podiumsdiskussion zu den beiden bisherigen Hauptthemen

Dekan Hambücher, Ulm: Die geplante Praxis ist ein Herumeiern um kirchenrechtliche Bestimmungen und schöne Theorien > alles bleibt weit hinter den Erwartungen und den Realitäten der Menschen zurück. Bischof: „All das bekümmert mich sehr“! Die DBK hat eine Arbeitsgruppe von 6 Bischöfen eingesetzt, die sich mit der Frage der wiederverheiratet Geschiedenen befassen soll. Bischof Fürst hat sich sehr dafür eingesetzt, dass dies zu einem Thema der DBK wird, er habe so sein Versprechen erfüllt. Das Wort Jesu vom Verbot der Scheidung – so der Bischof – gilt aber absolut.

Das Publikum zeigte großes Unverständnis angesichts theologischer Spitzfindigkeiten bzw. dogmatischer Festlegungen, die Menschen ausgrenzen. Hat das Kirchenrecht tatsächlich seinen Ursprung in Jesu Botschaft und Praxis? 

3. Hauptthema: „Die Zukunft der Seelsorge (Gemeinden)

Einführung von Domkapitular Karrer: Von der „versorgten Gemeinde“ zur „mitsorgenden Pastoral“, vom Verwalter zum Seelsorger, vom Strukturerhalt zur Aufgabenorientierung – und vieles mehr (siehe auch Diözesansynode 1986).

Workshops (Stichworte): Wie gemeinsam in Gemeinden leben und arbeiten? Verhältnis von Pfarrer und Pfarreibeauftragten (in Teilgemeinden); gemeinsames Leitungsteam; „Laien als Verantwortliche werden sowohl von „oben“ als auch von „unten“ oft nicht ernst genommen bzw. nicht akzeptiert; Delegation heißt immer auch Verantwortung und Zuständigkeit übertragen. An wen delegieren, wenn alle Ehrenamtliche jetzt schon völlig ausgelastet sind? Was, wenn Pfarrer unfähig sind zu delegieren bzw. im Team zu arbeiten? Ehrenamtliche dürfen nicht als Notlösung angesehen werden, auch nicht Wortgottesdienstleiterinnen (als Ersatz, wenn sonst niemand da ist).

Abschlussrunde, Schlusswort

Ergebnisse:

  • Mehr Frauen in Leitungsfunktionen (als 1. Schritt: Verbesserung des Arbeitsrechts, so dass z.B. wiederverheiratet Geschiedene trotzdem verantwortliche Aufgaben übernehmen dürfen
  • Theologische Kommission soll die Frage des Frauendiakonats  (Weiheamt) weiterverfolgen, denn die lehramtliche Festlegung bezieht sich nicht ausdrücklich auf das Amt der Diakonin.
  • Das Amt der Gemeindediakonin (siehe Referat Kasper) als Nicht-Weiheamt könnte bald eingeführt werden (durch eine Segnung beauftragt, diakonisch in einer Gemeinde zu wirken).
  • Pastorale Bezugspersonen in Teilgemeinden sollen verstärkt berufen und gefördert werden.
  • Die Frage der wiederverheiraten Geschiedenen wird von einer bischöflichen Kommission weiterbearbeitet, um dann die Ergebnisse dem Vatikan vorzulegen.

Persönliches Fazit

Was sich bereits vor dem sogenannten Dialogprozess als pastorale Notwendigkeit abzeichnete und übrigens schon in einigen Diözesen (z.B: Hildesheim) praktiziert wird, soll nun auch in unserer Diözese vorsichtig eingeführt und ausprobiert werden (z.B. kooperative Gemeindeleitung und Frauen als Ordinariatsrätinnen). Dieses „Ergebnis“ stand schon vor 2-3 Jahren fest, wird nun aber als Ergebnis eines gelungenen Dialogprozesses vorgestellt. Alle dürfen wir das Gefühl haben, gehört worden zu sein und mitreden zu dürfen.

Danke, Herr Bischof!

Die Atmosphäre auf dem Regionalforum war sehr locker und freundlich. Die Diözesanleitung fühlt sich dadurch bestätigt und sieht der Zukunft sehr optimistisch entgegen. Die große Mehrheit der Delegierten hat dagegen eine gesunde Skepsis, nicht nur gegenüber den hoffnungsvollen Absichtserklärungen, sondern auch gegenüber dem Veränderungswillen innerhalb der Strukturen und selbst auch der Gemeinden. Fundamentale Probleme und das "Wie" einer notwendigen Umkehr wurden nicht erwähnt! ... (radikale Umkehr, neurotische Sexualitätslehre, Kirche der Armen auf der Seite der "Aussätzigen" weltweit, Verzicht auf alle Privilegien, Ent-Machtung, u.s.w.....)

Hinweis auf neueste Referate

  • Der Vortrag von Kardinal Kasper auf der letzten Sitzung der DBK.
  • Der Vortrag von Schwester Prof. Dr. Margareta Gruber OSF (sehr bemerkenswert!), ebenfalls gehalten auf dem Studientag der DBK im Rahmen der letzten Sitzung.
  • Der Vortrag von Sabine Demel zum Thema „Unser Pfarrer ist eine Frau – mehr als nur ein Traum?“  (http://www.wir-sind-kirche.de/?id=373&id_entry=4520)

Willi Knecht, als Delegierter des Dekanats Ehingen – Ulm auf dem Forum.