Die Auseinandersetzung mit dem „Gold von Cajamarca“ (seit 1532) ist ein Schlüssel zum Verständnis dessen, was Globalisierung (im wirtschaftlich - neoliberalen Verständnis) besonders für die Menschen in den arm gehaltenen Ländern, aber auch bei uns, bedeutet. Dazu u.a „Der Weg geht weiter“ (im Sammelband und im Web), ebenso: „Das Gold von Cajamarca“ (u.a.).
Theologisch: Auf der einen Seite steht der Glaube an die Unfehlbarkeit des von allen Fesseln befreiten Marktes mit seinen Tod bringenden Folgen für die Mehrheit der Menschen und für die Erde als Schöpfung Gottes. Auf der anderen Seite steht der biblische Glaube an den Gott Abrahams und Jesu, der sein Volk aus dieser Sklaverei herausführen will. Die Frage nach Gott ist daher die zentrale Herausforderung an die Kirche bzw. der Kirche an die Welt. Die Campesinos von Bambamarca, bedroht von der größten Goldgesellschaft der Welt, die ihnen das Wasser abgraben will und sie von ihrem Land vertreibt, protestierten gegen die Minengesellschaft vor dem Bischofspalast und gegen den Bischof mit folgendem Spruchband (März 2002):
„Herr Bischof, entscheide dich: verehrst du den wahren Gott oder das Gold der Mine?“
Kontext und chronologische Darstellung der Krise am QUILISH
1993: Erste Anklagen von Campesinos aus Porcón (lote 38) gegen Yanacocha wegen der Besetzung von Ackerland vor der Staatsanwaltschaft Cajamarca.
1994: Im Mai 1994 kam es dank der Vermittlung des Pfarrers von Porcón (damals Marco Arana) zu einem außergerichtlichen Vergleich zwischen den Campesinos und der Mine. Die Mine bezahlte Entschädigungen an die Campesinos für die Beschädigung ihrer Felder (Erdarbeiten, Errichtung verschiedener Anlagen - ohne die Campesinos vorher zu befragen und unter Anwendung von Gewalt durch eigene bewaffnete Privatwachen). Yanacocha verspricht, keinen Druck mehr auf die Campesinos auszuüben, damit diese ihr Land für den lächerlichen Preis von 100 soles/ha der Mine verkaufen.
1996 - 1998: Yanacocha beginnt mit einem aggressiven Landkauf um den Berg Quilish herum. Diesmal schwankt der Preis zwischen 1.000 - 3.000 soles/ha. Zudem werden denen Arbeitsplätze in der Mine versprochen, die zum Verkauf bereit sind.
1998 - 2000: Proteste der Campesinos wegen zunehmender Erdbauarbeiten mit schwerem Gerät, Errichtung von Straßen etc. am Quilish. Campesinos beklagen zunehmende eine Staubschicht auf ihren Feldern und eine sich abzeichnende Verschlechterung der Wasserqualität aller Quellen im Umkreis des Quilish.
Zusammenstöße zwischen den Campesinos und Vertretern der Stadtverwaltung. Die letzteren werden aufgefordert, die Wasser führenden Schichten am Berg Quilish zu schützen. Yanacocha beginnt mit den ersten Probebohrungen am Quilish.
Oktober 2000: Bürgermeister Hoyos Rubio und sein Stadtrat proklamieren die Unantastbarkeit des Berges “El Quilish” (Städtische Verordnung Nummer: 012-MPC-2000).
2001: Yanacocha legt gegen die erwähnte Verordnung der Stadt Beschwerde ein.
- Der Gerichtshof von Cajamarca entscheidet in erster und zweiter Instanz zu Gunsten der Stadt. Das entscheidende Argument: „Das Gemeinwohl steht über dem privatem Interesse“.
- Yanacocha appelliert an das Verfassungsgericht. Zu Beginn des Jahres 2003 weist das Verfassungsgericht die Beschwerde der Mine zurück und verweist darauf, dass die Kommunen sehr wohl das Recht haben, bestimmte Flächen als Landschaftsschutzgebiete zu erklären. Es verweist aber gleichzeitig darauf, dass Yanacocha das Recht auf Goldabbau erhält, falls ein Gutachten in Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung zu dem Ergebnis kommt, dass ein die Umwelt schonender Abbau möglich sei.
- Es entsteht ein zunehmend gespanntes Klima in Cajamarca. Yanacocha beginnt eine neue Strategie gegenüber der Öffentlichkeit mit dem Ziel, die Öffentlichkeit von den Vorteilen eine Goldabbaus am Quilish zu überzeugen.
September 2001: Große Aufmärsche in der Stadt. Das Hauptbüro der Mine in Cajamarca wird in Brand gesteckt. Erstmals wird Quecksilber im städtischen Leitungswasser (in Privathaushalten) nachgewiesen, ohne dass daraufhin eine wissenschaftliche Untersuchung beauftragt wird und ohne dass entsprechende Untersuchungen und Strafverfahren in Gang gesetzt werden.
November 2001: Der “Runde Tisch” (mesa de diálogo) wird eingerichtet. Dabei geht es auch um die Wasser speichernden Flächen für ganz Cajamarca am Berg Quilish. Yanacocha beginnt parallel zum offiziellen Runden Tisch, eigene „Runde Tische“ unter dem Namen „Freunde des Unternehmens“ mit verschiedenen Sektoren der Bevölkerung einzurichten, in Choropampa, Bambamarca und Cajamarca. Am offiziellen Runden Tisch sind vertreten: der Bürgermeister, Regionalpräsident, Kongressabgeordnete, Vertreter des Ministeriums für Bergbau und Minen, sowie Vertreter der Comunidades, der Rondas, soziale Organisationen und Basisgruppen, Nichtregierungsorganisationen (NRO bzw. NGO) und Funktionäre der Mine Yanacocha.
März 2002: Menschen aus Bambamarca, Chugur, Hualgayoc und Cajamarca nehmen die Plaza de Armas von Cajamarca ein und besetzten die Straße, die zur Mine führt. Diese Aktion dauert 4 Tage und gilt als Protest gegen den Tod der Forellen im Fluss Llaucán (der durch Bambamarca fließt). Ein Bericht der regionalen Fischereibehörde (staatlich) enthüllt, dass Schwermetalle im Gewebe der toten Fische festgestellt wurden.
Aber einige Monate später erklärt die Staatsanwaltschaft, dass die Fische erstickt seien (u.a. weil die Campesinos nicht in der Lage seien, Fische zu züchten - Ergänzung Üb.). Bereits vorher kam es zu einem massiven Fischsterben in den Flüssen Rio Rejo und Rio Grande, in der Fischzucht von Granja Porcón und der Posada del Puruay (4 km von der Stadt Cajamarca entfernt und nahe des Trinkwasserreservoirs El Milagro). In einigen Fällen konnte dies wissenschaftlich untersucht werden und es wurden Schwermetalle in den untersuchten toten Fischen festgestellt.
Juli - Juli 2002: Im Runden Tisch werden die Bedingungen für eine objektive, internationale und unabhängige Untersuchung zum Thema beschlossen. Am Runden Tisch weigert sich daraufhin Yanacocha, den Wunsch der Bevölkerung und den städtischen Beschluss zum Schutz des Quilish, zu respektieren. Yanacocha zieht sich vom Runden Tisch mit der Begründung zurück, dass nicht immer alle Kongressabgeordnete und hohe Vertreter des Ministeriums teilgenommen hätten und dass deshalb der Runde Tisch seine Legitimation verloren habe. Einige Monate später haben sie dann argumentiert, dass wegen dem beginnenden Wahlkampf ein weiterer Dialog nicht möglich sei. Nachträglich haben sie ihren Rückzug noch damit begründet, dass der Runde Tisch sich politisiert habe.
Juli 2003 bis März 2004: Vertreter der Bevölkerung versammeln sich weiterhin am Runden Tisch, aber die politischen Repräsentanten und die Funktionäre der Mine nehmen daran nicht mehr teil. Im Dezember 2003 wird das Abschlussgutachten der erwähnten Umweltstudie von INGETEC vorgestellt, in dem der Mine 278 Vorschläge zur Verbesserung der Umweltschutzmaßnahmen gemacht wurden. Die bisherigen Maßnahmen der Mine wurden als unzureichend erklärt. Damit entfällt die vom Verfassungsgericht gestellte Bedingung zum Goldabbau.
März 2004: Aus der Korrespondenz zwischen den Funktionären der Mine, dem Regionalpräsidenten Felipe Pita und Bürgermeister Emilio Horna filtert sich heraus, dass diese einen neuen Runden Tisch schaffen möchten. Der Regionalpräsident schickt ein Amtsschreiben an P. Marco Arana und kündigt an, dass der Runde Tisch wieder eingerichtet werden soll. Das Schreiben ist unterschrieben vom Vizepräsidenten und trägt den Stempel des Präsidenten.
In Gesprächen mit der Leitung des Runden Tisches erklärt der Präsident, dass er nicht das amtliche Schreiben unterschrieben hat und deswegen habe das Schreiben keinen Wert. Es handele sich um eine individuelle und nicht abgesprochene Tat des Vizepräsidenten. Im Laufe des Jahres 2003 haben Padre Marco Arana, Präsident des Runden Tisches, und die Kongressabgeordneten Manuel Bustamante und Luis Guerrero vielerlei unternommen, um den Runden Tisch wieder zu öffnen. Aber sie wurden von der Regionalregierung und der Stadtverwaltung ignoriert.
Zu gleicher Zeit unternahm Yanacocha Schritte, um neue Abkommen mit den neuen Behörden zu schließen und um die wichtigsten der bisherigen Absprachen unilateral zu verändern. So zum Beispiel die Übereinkunft am Runden Tisch, ein unabhängiges Labor einzurichten, mit dem die Wasserqualität überprüft werden kann. Yanacocha unternahm daraufhin verschiedene Versuche, das Ergebnis
der internationalen Umweltuntersuchung von INGETEC für nichtig zu erklären.
2004, Januar:
Yanacocha präsentiert das Dokument “Abschlussbericht der Umweltverträglichkeitsüberprüfung des Projekts Yanacocha Süd, Porcón - Cerro Quilish“ dem Ministerium für Bergbau und Minen. NGO’s wie GRUFIDES, ECOVIDA und FEDEPAZ (Lima) legen ihre Beobachtungen zu diesem Dokument vor, in denen sie zu dem Schluss kommen, dass es unvollkommen ist und unter ernsthaften Problemen der Glaubwürdigkeit leidet. Die politisch Verantwortlichen und Behörden von Cajamarca machen diesbezüglich keine Bemerkungen.
April: Tausende Anwohner marschieren zum Berg Quilish um zu bekunden, dass sie die soziale Erlaubnis (Einverständnis der Bevölkerung) zum Beginn der Bergwerkaktivitäten nicht geben werden.
Juli: Montag 05: An diesem Tag läuft die Frist ab, in der Yanacocha auf Anordnung des Agrarministeriums der Region den Bewässerungskanal von La Ramada wieder eröffnen sollte. Die Schließung des Kanals durch Yanacocha war die Ursache für viele Konflikte mit den Comunidades.
Dienstag 14: P. Marco Arana trifft sich mit dem Minister, Vizeminister und hohen Funktionären des Ministeriums für Bergbau und Minen, um ihnen die delikate soziale Lage darzulegen, in die Cajamarca gerät, falls des Ministerium die Aufnahme der Minenarbeiten am Quilish erlauben würde. Sie verpflichten sich, dem Thema eine besondere Behandlung (Aufmerksamkeit) zukommen zu lassen und betonen zugleich die Wichtigkeit der privaten Investitionen für die nationale Wirtschaft.
Donnerstag 16: Das Ministerium (MEM) verkündet den Regierungserlass Nº 361-2004-MEM/AAM mit der Erlaubnis für Yanacocha, ihre Tätigkeiten am Quilish wieder aufnehmen zu dürfen.
Mittwoch 21: Ing. Peter Orams von der Minera Yanacocha gibt auf einer Pressekonferenz bekannt, dass diese Tätigkeiten innerhalb von 60 Tagen wieder aufgenommen werden würden.
Samstag 25: Campesinos berichten, dass Yanacocha schweres Gerät zum Berg Quilish gebracht hat.
Dienstag 27: GRUFIDES und ECOVIDA informieren die Bevölkerung über das Vorgehen von Yanacocha und verbreiten Informationen, dass die Mine keine soziale Lizenz der Bevölkerung für den Beginn der Arbeiten am Quilish hat.
Mittwoch 28: Das Öffentlichkeitsbüro der Mine veröffentlicht einen offenen Brief an P. Marco Arana, der an alle Häuser, auf allen Straßen und Plätzen in Cajamarca verteilt wird, ebenso im Internet. In diesem Brief wird P. Marco Arana beschuldigt, zur Gewalt anzustiften und Lügen zu verbreiten.
Jueves 29:
Mitglieder von GRUFIDES treffen sich mit dem Geschäftsführer von Yanacocha. Dieser bittet darum, dass GRUFIDES sich an den Explorationen beteilige. GRUFIDES besteht darauf, dass der Abbau am Quilish von der Bevölkerung nicht befürwortet werden kann (keine soziale Lizenz hat), falls die Probleme, die durch Yanacocha in den letzten 11 Jahren geschaffen wurden, nicht gelöst würden. Solange dies nicht geschehe, könnte es keine Möglichkeit für irgendeine Zustimmung geben. Diese Zustimmung könnte es nur von der Bevölkerung selbst geben und dies zudem nur in transparenter Weise und in aller Öffentlichkeit. Herr Hinze wird gebeten, die schweren Gerätschaften zurückzuziehen. Aber der Geschäftsführer sagt, dass dies nicht möglich sein wird. Denn die Mine habe alle die vom MEM gestellten Bedingungen erfüllt.
Agosto:Montag 16: Massenmobilisierung der Campesinos in Richtung Cajamarca. Die Türen der Stadtverwaltung bleiben ihnen verschlossen. Der Vize der Regionalregierung gibt nach, der Präfekt von Cajamarca kommt hinzu und verspricht, ein amtliches Schreiben zu verfassen, um zu einem Dialog einzuladen.
Dienstag 17: Yanacocha beginnt eine Kampagne der Desinformation und der Attacke in befreundeten Medien und behauptet, es handele sich nur um 400 Personen und um einige Umwelt - NGO’s. Mitglieder von GRUFIDES treffen sich mit dem Vizeminister und hohen Funktionären des MEM in Lima und bekräftigen den Wunsch der Bevölkerung, eine hochrangige Kommission zu schaffen, um die Konflikte lösen zu können und man bittet, den Regierungserlass Nº 361-2004-MEM/AAM außer Kraft zu setzen. Die Funktionäre sagen, das dies nicht möglich sei, dass sie aber die Türen für einen Dialog offen gehalten werden sollten.
Mittwoch 18: Der Assistent für umweltpolitisch-soziale Angelegenheiten und der Direktor für Umweltangelegenheiten des MEM kommen nach Cajamarca. Am Nachmittag findet im Saal der Präfektur von Cajamarca eine Versammlung der Campesino-Führer, Mitglieder des Verteidigungskomitees, Vertreter aller Berufsstände (colegios profesionales), Vertreter der Universität Cajamarca und der NGO’s statt. Es wird dahingehend ein Kompromissvorschlag ausgearbeitet, eine Inspektion am Quilish durchzuführen und innerhalb der Frist von 8 Tagen eine einen Runden Tisch einzurichten, wo Lösungsmöglichkeiten für die Probleme gesucht werden sollen, die Yanacocha in Cajamarca verursacht hat. Die Vertreter der Comunidades (Campesinos) fordern einstimmig die Aufhebung der Resolution des MEM.
Jueves 19: Der Generaldirektor für Umweltangelegenheiten des MEM und Ing. Julio Bonelli und der Staatsanwalt für vorbeugende Verbrechensbekämpfung Dr. Félix Bravo Roncal, machen sich am frühen Morgen in Begleitung von Vertretern der Campesinos, Mitgliedern der Anwaltskammer und der Kammer der Ingenieure, Mitgliedern des Verteidigungskomitees (Einheitsfront aller zivilen Protestgruppen) und von GRUFIDES auf den Weg zum Quilish. Ing. Orams von Minera Yanacocha versucht, die gerichtlichen Bemühungen zu behindern indem er anführt, dass „eine Gruppe von betrunkenen Campesinos Schäden an den Maschinen, Schläuchen etc. verursacht hätte“.
Die Campesinos versichern, dass solche Taten nicht verübt worden sind. In der Tat, nachdem die ganze Zone inspiziert worden war, hat der Staatsanwalt eine offizielle Urkunde verfasst, in der bestätigt wird, dass die von Ing. Orams geschilderten Gewalttaten nicht geschehen sind. Die Inspektion verlief friedlich, die Campesinos hatten einen reibungslosen Ablauf garantiert. Aber Yanacocha verbreitet in den Tageszeitungen El Mercurio und El Clarín die falsche Nachricht, dass eine Gruppe von Campesinos Maschinen und technische Ausrüstung von Yanacocha beschädigt hätte. Dies ist aber nie geschehen, wie der Staatsanwalt selbst an Ort und Stelle hatte feststellen können (auch Oberst Seminario Alegría hatte den Staatsanwalt begleitet).
Freitag 20: Yanacocha verkündet öffentlich, dass die von Agitatoren und NGO’s aufgehetzten Campesinos eine Gruppe von Campesinos manipulieren, um sich der Privatinvestition (freies Kapital) und dem Fortschritt zu widersetzen. Durch ihre Sprachrohre, den Tageszeitungen El Clarín und El Mercurio, entfesseln sie eine Verleumdungskampagne gegen Verantwortliche der Umweltbewegungen, gegen NGO’s und gegen den Kongressabgeordneten Bustamante, den sie einen Lügner („Pinochio“) nennen. Vorher hatten sie schon den Präfekten von Cajamarca angeklagt, einen schwachen Charakter zu haben und der Gewalt Vorschub zu leisten.
Donnerstag 26: Repräsentanten der Campesinos, Mitglieder des Verteidigungskomitees, verschiedener Institutionen und der NGO’s treffen sich vor der verschlossenen Tür der Regionalregierung, um mit dem Runden Tisch zu beginnen, so wie dies in dem Beschluss vom 18. 9. vereinbart und unterschrieben worden war. Von den verschlossenen Türen der Regionalregierung gehen sie nun zur Vertretung der Zentralregierung in Cajamarca (ministerio público). Die Funktionäre des MEM teilen telefonisch mit, dass sie nicht erscheinen werden, falls die Versammlung nicht von den lokalen Behörden (Regionalpräsident und Bürgermeister) einberufen werde. Die lokalen Behörden, die Vertreter des MEM und der Mine waren nicht erschienen. Es wird eine Akte verfasst, in der die Vertreter der betroffenen Comunidades bekunden, dass alle Anstrengungen, einen Dialog und eine friedliche Lösung herbei zu führen, für beendet erklärt werden müssen, weil die politisch Verantwortlichen nicht erschienen sind.
Am Nachmittag bedanken sich die Repräsentanten der Campesinos bei dem Verteidigungskomitee und den NGO’s für die geleistete Hilfe. Sie kündigen an, dass sie von nun an alle Mittel in Bewegung setzen werden, um zu erreichen, dass Yanacocha sofort alle Gerätschaften vom Quilish abzieht und dass das MEM den Regierungserlass, der die Aufnahme der Arbeiten am Quilish autorisiert hat, außer Kraft setzt, weil er nicht das Einverständnis der Bevölkerung hat.
Samstag 28: Es kommt zu ersten Zusammenstößen zwischen Polizei und Campesinos am Cerro Quilish.
September
Mittwoch 01: Yanacocha setzt Polizeikräfte zum Cerro Quilish in Marsch.
Donnerstag 02: In den frühen Morgenstunden blockieren die Campesinos die Zufahrtsstraße zur Mine auf die Länge vier km. Am selben Morgen gehen sie zum Quilish, wo sie ein Kontingent von Polizisten und die Staatsanwaltschaft erwartet. Es kommt zu harten Auseinandersetzungen. Einige Campesinos werden verletzt. Ein Hubschrauber greift ein, von dem aus geschossen wird und Tränengasbomben geworfen werden. Auch verschiedene Polizisten werden verletzt. Im Hubschrauber werden festgenommene Campesinos zu Militärkasernen gebracht. Die Festgenommenen berichten, dass ihnen die Augen verbunden und sie während des Flugs geschlagen worden waren, während man sie gleichzeitig bedrohte und beleidigte.
Am Nachmittag bringt die Polizei eine Gruppe von Verhafteten in die Verliese der staatlichen Behörde (ministerio público). Dort bleiben sie über Nacht. Verletzte Campesinos werden in das Krankenhaus von Cajamarca gebracht, während die verletzten Polizisten in die Klinik Limatambo gebracht werden, wo normalerweise das Personal von Yanacocha behandelt wird. Die Zusammenstöße zwischen Bevölkerung und Polizei zwischen km 2 und km 5 der Straße zur Mine gehen weiter. Noch mehr Verletzte werden ins Krankenhaus von Cajamarca gebracht.
Freitag 03: Die Straße bleibt weiterhin besetzt. Der Präsident der städtischen Wasserversorgung, der anstatt mit der Bevölkerung zu sprechen nur auf Gerüchte eingeht, erhebt eine Strafanzeige wegen einer eventuellen Besetzung des Wasserwerks (Trinkwasserbereitungsanlage) El Milagro durch die Campesinos. Die Zusammenstöße zwischen Polizei und Campesinos gehen den Tag über weiter. Alle Gefangenen werden unter der Auflage, vor Gericht zu erscheinen, frei gelassen.
Am Ort der heftigsten Zusammenstöße treffen auf Gesuch der Staatanwaltschaft P. Marco Arana, Mitglieder von GRUFIDES und der Kongressabgeordnete Manuel Bustamante ein. In der Nacht setzt eine gespannte Ruhe ein. Nach dieser Vermittlung zu Gunsten eines Klima des Dialogs und des Friedens seitens der erwähnten Personen, kehren die Staatsanwälte y eine Kommission der Defensoría del Pueblo (Ombutsstelle) in die Stadt zurück. Den ganzen Tag über steht man in Verbindung mit hohen Funktionären des MEM.
Sábado 04: Dra. Ana Leyva von FEDEPAZ kommt als Repräsentantin des Nationalen Menschenrechtsbüros nach Cajamarca, um bei der legalen Verteidigung beizustehen und um die Einhaltung der Menschenrechte zu überwachen. Am Nachmittag kommen auf Vermittlung von Manuel Bustamante, P. Marco Arana und Mitgliedern von GRUFIDES, die turnusgemäße Staatsanwältin der Provinz, Dra. María Luisa Hernández, die Polizei und die Campesinos überein, die Feindseligkeiten zu unterlassen, währen die Campesinos die Straße so lange weiter blockieren dürfen, bis eine Kommission auf höchster Ebene erneut einen Runden Tisch einberuft und die Lösung der Probleme in Angriff nimmt, die diesen Konflikt verursacht haben.
Einige Verletzte bleiben weiterhin im Krankenhaus von Cajamarca in Behandlung. Eine Gruppe von Bürgern, dessen Identität unbekannt blieb, hat versucht, die Straße zum Flughafen zu besetzen. Die Gruppe wurde festgenommen und inzwischen wieder frei gelassen. Die Kommission mit hohen Funktionären des MEM kündigt an, dass sie am Sonntagnachmittag in Cajamarca ankommen wird. Damit eröffnen sich Perspektiven einer Lösung im Dialog.
Willi Knecht, auf der Basis der Unterlagen von GRUFIDES und ECOVIDA
Insbesondere die wenig bekannten Konflikte des Anfangs (1993), die ersten großen Demonstrationen von 1999 und die Konflikte bis 2002 werden ebenfalls auf diesen Webseiten dokumentiert und kommentiert (siehe auch die Beiträge im Sammelband „Die globale Verantwortung“).
Die Auseinandersetzung mit dem „Gold von Cajamarca“ (seit 1532) ist ein Schlüssel zum Verständnis dessen, was Globalisierung (im wirtschaftlich - neoliberalen Verständnis) besonders für die Menschen in den arm gehaltenen Ländern, aber auch bei uns, bedeutet. Dazu u.a „Der Weg geht weiter“ (im Sammelband und im Web), ebenso: „Das Gold von Cajamarca“ (u.a.)
Theologisch: Auf der einen Seite steht der Glaube an die Unfehlbarkeit des von allen Fesseln befreiten Marktes mit seinen Tod bringenden Folgen für die Mehrheit der Menschen und für die Erde als Schöpfung Gottes. Auf der anderen Seite steht der biblische Glaube an den Gott Abrahams und Jesu, der sein Volk gerade aus dieser Sklaverei herausführen will. Die Frage nach Gott ist daher die zentrale Herausforderung an die Kirche bzw. der Kirche an die Welt. Die Campesinos von Bambamarca, bedroht von der größten Goldgesellschaft der Welt, die ihnen das Wasser abgraben will und sie von ihrem Land vertreibt, protestierten gegen die Minengesellschaft vor dem Bischofspalast und gegen den Bischof mit folgendem Spruchband (März 2002):
„Herr Bischof, entscheide dich: verehrst du den wahren Gott oder das Gold der Mine?“