"Als Padre Alois Eichenlaub in den 60-er Jahren Sonoviso gründete, war es das Ziel, um es mit den Worten des damaligen Bischofs José Dammert Bellido zu sagen, „eine Botschaft des Lebens zu überbringen und sich einer Botschaft des Todes, die den Massenmedien zu eigen ist, entgegen zu stellen“.
Evangelisation mit audiovisuellen Medien in Cajamarca, Peru
Erfahrungsbericht von Alois Eichenlaub - Cajamarca 15. 7. 98
Ungeplant entstanden in Cajamarca zwei Institutionen im Dienste der Evangelisation, an denen ich maßgebend beteiligt war: Sonoviso und Druckerei/Verlag/Buchhandlung. Warum
kann ich von ungeplant sprechen?
Vorbereitet im internationalen katechetischen Institut „Lumen Vitae“, Brüssel und im „Collegium pro America Latina“ der Universität Löwen, erlaubte mir Bischof Dammert 1962 in seiner Landdiözese Cajamarca weit abgelegen in den Nordanden Perus zu arbeiten. Eine lange Reihe von Faktoren wie Pastoralbriefe des weltoffenen Konzilsbischof, diözesane und nationale Pastoralwochen, vor allem aber die Campesinos selbst, unter denen und mit denen ich zu leben hatte, haben mich, einige meiner Priesterkollegen und Laienmitarbeiter evangelisiert. Was verstanden wir darunter?
Wir bemerkten, daß unsere akademischen Predigten, Katechesen und Liturgien den Campesinos fast nichts bedeuteten. Wir stellten fest, daß ihre Welt nicht unsere Welt war. Sie lebten in einer anderen Kultur. Sie ertrugen uns mit Geduld, denn sie benötigten uns, die für sie magisch wirkenden und deshalb lebenswichtigen Sakramente zu „kaufen“.
Langsam entdeckten wir die andersartige Kommunikationsweise: ihr spanisch unterschied
sich in Aussprache, in der Satzbildung und in Sonderworten von unserem angeblich besseren spanisch. Die Campesinos sprachen von konkreten Alltagsdingen, wir von abstrakten und weltfremden Theorien. Wir beherrschten die verbale Kommunikation, sie verständigten sich mit wenigen Worten, dafür aber ihre Mythen, über Zeichen und Gesten und durch konkrete Aktionen.
Um auf ihre Kommunikationsebene zu gelangen, fingen wir an, die Gottesdienste und Glaubensgespräche anders zu gestalten. Wir lernten es zu hören, zu sehen und zu fühlen. Zum Beispiel wurde der Bibeltext nicht nur vorgelesen, die Campesinos liebten es ihn zu dramatisieren, außerdem ergänzten und erweiterten sie ihn mit Erlebnissen und Problemen aus ihrer eigenen Erfahrungswelt. Das Wort Gottes ließ sie ihre Werte und Rechte erkennen, spendete Mut in ihren Nöten, half ihnen ihre Fehler zu erkennen und gab so den Anstoß, ihre Welt neu und menschenwürdiger zu gestalten. Eine vertiefte Gläubigkeit befreite sie immer mehr vom Zwang einer religiösen Magie. Ihr Dialog mit dem Wort Gottes führte sie auch zu einem neuen Verständnis der Sakramente, als Begegnung mit dem österlichen Christus, der mit uns den Weg geht vom Leid zum vollen Leben.
Unsere Rolle war nicht mehr die des allwissenden Priesters, der Glaubenswahrheiten einpaukt und automatisch wirkende Sakramente und Gnaden verteilt oder verkauft. Wir entdeckten, daß der Samen des göttlichen Wortes („Semilla del Verbo) im einfachen angeblich ungebilde-en Volk schon vorhanden war. Das Studium der Dokumente des II. Vatikanischen Konzils ließen uns noch klarer sehen. Die Konstitution „Gaudium et Spes“ in Nr. 57 spricht vom Wort Gottes, das schon immer in der Welt war. Unsere Rolle sahen wir immer mehr darin, die Geburtshelferrolle zu übernehmen, zu helfen, daß in der tiefe aller werte der Natur und des Menschen vorhandene Wort Gottes sichtbar werden zu lassen. Wir verstanden deshalb unsere Aufgabe deshalb darin, den Armen und Entrechteten ihre Stimme, d.h. ihre Rechte und Werte zurückzugeben, wovon in Puebla, Dokument Nr. 1094 die Rede ist.
Schon 1973 schrieb Bischof Germán Schmitz von Lima in Bezug zum Dokument der peruanischen Bischofskonferenz „Evangelización: algunas lineas pastorales“ vom Januar 1973, daß wir die Stimme derer sein müssen, die keine Stimme haben, der Armen und Unterdrückten. Zu einer unserer wichtigsten Aufgaben wurde es mitzuhelfen, damit die Stimme der Campesinos, ihre Kultur und ihre Werte lesbar, sichtbar und hörbar werden, für sie selbst und für andere.
In meiner Jugendzeit fotografierte ich gerne, hatte deshalb meine Fotoausrüstung mitgebracht und nützte jede Gelegenheit, um auch hier in den Anden meinem Hobby zu frönen. Jetzt durften die Campesinos sich selbst, ihre Arbeit mit den Tieren und auf ihrem Acker, die Schönheiten der sie umgebenden Andenwelt, fotografisch zu sehen. Ihre Kreativen und spontanen Theaterspiele konnten sie dank des Tonbandes nochmals nachvollziehen. Die neu aufkommende Solartechnik machte es möglich, die über Adveniat gelieferten Geräte von Sonoviso (Projektor und Tonband gekoppelt) in den abgelegensten Dörfern dank der mit Sonnenenergie aufgeladenen Autobatterien einzusetzen. Erst in den letzten Jahren bekamen Landzonen elektrisches Licht, aber auch nur die, die sich nahe bei der Stadt befinden.
Bischof Dammert stellte sein Haus, das „Obispado“, für die Bearbeitung der audiovisuellen
Medien zur Verfügung. Jugendliche vom Land, die studieren wollten und auch ich selbst,
durften beim Bischof wohnen. Die jungen Campesinos erlernten die audiovisuellen Techniken sehr schnell und halfen mit beim Erstellen von Ton- und Bildaufnahmen und bei deren Verarbeitung zu Tonbildern. Es entstanden Programme verschiedenster Art, z. B. erzählte ein Junge vom Land auf seine Art seinen Alltag von morgens bis abends, oder eine Gruppe von Landmädchen zeigte ihre Arbeit mit der Schafwolle, vom Scheren der Schafe bis zu den Schwierigkeiten beim Verkauf ihrer kunstvollen Tücher. Sehr bald mußten wir mithelfen, ihre Gesundheitsprobleme und ihre landwirtschaftlichen Probleme in audiovisuellen Medien darzustellen und konnten dann Lösungswege dank der Beiträge von Fachleuten. aufzeichnen. Je nach politischen Veränderungen kamen Bereiche hinzu wie Organisationsmethoden oder nationale und internationale Problematiken, z.B. die Auslandsverschuldung. Nicht vergessen waren das Studium der Menschenrechte, das Verteidigen dieser Rechte und soziale Probleme.
In den letzten Jahren wuchs ein kritisches Interesse für die kulturellen Werte, die ihre Wurzeln in einer Jahrtausende alten, unglaublich reichen peruanischen und andinen Geschichte haben. Wir arbeiten an so etwas ähnlichem wie die in Deutschland benannte „Spurensicherung“. Indem unser entstehendes Medienzentrum sich für alle diese Aufgaben stark machte, half es dem einfachen Andenvolk sich seiner Würde bewußter zu werden und seine Selbstsicherheit zu stärken. Nicht vergessen waren die direkt religiösen Bedürfnisse. Fast ein Drittel unserer Produktionen waren ihnen gewidmet. Sehr viel Material entstand, das mithelfen will zu einem besseren Verständnis der Hl. Schrift. Andere Materialien dienen der Vorbereitung der Sakramenten und der Belebung der Gottesdienste. Die Begeisterung für diese neuen Medien war so groß, daß des Öfteren Campesinos zu mir kamen, um eine „Messe mit Filmvorführung“ (Dias) zu bestellen. Schwieriger war es, rein dogmatische Wahrheiten zu bearbeiten. Einer unserer Priester verstand es, was wohl einmalig sein dürfte, die Geschichte der christlichen Philosophie in Tonbildern darzustellen. Er arbeitet sie zurzeit um zu einer Videoserie mit 26 Kapiteln. Nicht fehlen konnten die Serien über die Geschichte der Religionen, vor allem der Geschichte unserer eigenen katholischen Kirche.
Wir waren nicht die einzigen in Peru, die volksnahe Kleinmedien produzierten. Wir konnten
auch viele Programme kaufen und sie in unseren Ausleihdienst übernehmen. Zum Glück unterstützten uns finanziell die Hilfswerke Misereor und Adveniat zusammen mit Freundeskreisen. Ohne diese Hilfe hätten wir unseren Mediendienst nicht aufbauen können. Es entstand ein sichtbares Zentrum mit den entsprechenden Geräten. Es konnten auch Fachleute finanziert werden, die in der Praxis herangewachsen waren. Da der Anfang mit angestoßen war durch die von Adveniat geschenkten Geräte für Sonoviso nannten wir dann unser gesamtes Zentrum Sonoviso. Bei der peruanischen Bischofskonferenz entstand ein Zentrum mit dem gleichen Namen, wir konnten mit ihm sowohl die Produktion als auch den Vertrieb ihrer und unserer Materialien koordinieren.
Neue Aufgaben kamen auf uns zu durch die Tatsache, daß die Radiosender sich vermehrten. Dank erschwinglich gewordenen batteriebetriebenen Transistoren wurden die Radioprogramme zu wichtigen Informationsquellen für die Landbevölkerung. In den letzten Jahren erreichen auch mehrere Fernsehkanäle die abgelegensten Orte auf dem Land. Vor Autowerkstätten am Rande der Landstädte kann man des Öfteren Campesinos mit ihren Eseln sehen, die auf ihre aufgeladenen Batterien warten. Sie benötigen sie vor allem für ihre Fernsehgeräte, die viel Strom verbrauchen.
Mc Luhan, ein kanadischer Kommunikationswissenschaftler, schreibt von einer Revolution
der Kommunikationswege in der heutigen Zeit und vergleicht sie mit Gutemberg, der den
Buchdruck erfand. Er spricht deshalb von einer Ära Gutemberg, die einen neuen audiovisuellen Menschen hervorbringt. In dieser elektronischen, jetzt digitalen Kommunikation, der sich vor allem die Massenmedien bedienen, sieht er eine große moralische Gefahr. Die modernen Großmedien sind sehr teuer. Nur das Großkapital, dem es nicht um den Menschen, sondern um seinen wirtschaftlichen Vorteil geht, kann sie finanzieren. Diese Medien stehen nicht im Dienste des Volkes. Mc Luhan denunziert die Unmoral der Großmedien, die ohne Rücksicht auf die Würde des einfachen Volkes, deren Augen, Ohren und Gefühle „anmietet“ für seine Interessen und Ziele. Der einfache, noch unkritische Mensch, wird sich selbst und seiner Welt entfremdet und abhängig gemacht von vorgesetzten fragwürdigen Werten der kommerziellen Werbung. Es wird ihm eine Zivilisation aufgezwungen, die seine Kultur und seine traditionellen Werte ignoriert. Diese Abhängigkeit läßt ihn immer auch materiell verarmen.
Wir sehen deshalb unsere audiovisuelle Arbeit auch als eine Hilfe für das Volk, sich der Ma-
nipulation durch die Großmedien bewußt zu werden, sie kritisch zu benutzen und zu lernen,
sich von ihrem psychologischen Zwang zu befreien. Unsere Medien ersetzen die Großmedien nicht, sie wollen Kleinmedien oder Gruppenmedien sein und bleiben. Es wurde als notwendig angesehen, die Katecheten, Lehrer und auch die Seminaristen in eine kreative Arbeit mit diesen Gruppenmedien einzuführen.
Die Zahl unserer Videoproduktionen wuchs inzwischen schon auf über Tausend, auch die
etwa 850 Tonbilder werden weiterhin gerne eingesetzt. Auch die vielen Serien von Hörspie-
len, einige von uns produziert, mit über tausend Kurzprogrammen, sind noch gefragt. Großen Anklang finden auch unsere verschiedenen Wanderausstellungen von Großfotos, die versuchen, auf die Werte der andinen Welt hinzuweisen. Für die Produktion entstand ein umfassendes Bild-Ton-Archiv. Wir haben jetzt unser eigenes für diese Arbeit ausgebautes Haus mit Video- und Tonstudio. Sonoviso wurde zu einem gemeinnützigen Verein im Dienste einer Evangelisation im weitesten Sinn des Wortes. Die Ausleihgebühr ist den finanziellen Möglichkeiten der Benutzer angepaßt. Katecheten, Studenten und Campesinos bezahlen weniger als staatliche Stellen und regierungsunabhängige Organisationen. Mit diesen vielen kleinen Beiträgen konnten wir zwei Personen voll anstellen. Weitere drei Fachkräfte helfen uns stundenweise je nach den verschiedenen Arbeitsaufträgen, die wir bekommen. Studenten, die bei uns ihr Praktikum machen, sind uns eine willkommene Hilfe. Neue eigene Schöpfungen, ori- entiert an den vielen noch erfüllten Bedürfnissen unserer „Kunden“ können wir nur produzie- ren, wenn wir dafür Finanzierer finden, was nicht leicht ist.
Die Druckerei: Für diese audiovisuellen Medien und unabhängig von ihnen wuchs das Bedürfnis nach dem gedruckten Wort. Auf welche Weise eine Landgruppe im Lichte des Wortes Gottes ihre Probleme neu sah und Kraft schöpfte aus dem Glauben an das Wort Gottes, das wollten auch die anderen Basisgruppen wissen. Ein Arbeitsteam sammelte viele dieser Zeugnisse. Zunächst vervielfältigten wir sie mit Wachsmatrizen. Auch dafür stellte uns unser Bischof einen Raum in seinem Haus zur Verfügung. Statt fliegender Papiere wollten die Campesinos handliche Bücher haben. In der Stadt Cajamarca gab es keine richtige Druckerei. Im über 800 km entfernten Lima mußten wir Verleger finden. So entstand auch das inzwischen in englisch, deutsch und portugiesisch übersetzte und mit viel Anerkennung rezensierte Buch „Vamos Caminando“, ein systematisches Buch voller Glaubenszeugnisse in Wort, Bild und Gebet. Freunde aus Deutschland schenkten uns ein Offsetgerät und als die Produktion wuchs, schenkten sie uns weitere zwei.
Die räumlichen Möglichkeiten im Bischofshaus waren begrenzt. Dank vieler Spenden konn-
ten wir für die Druckerei und für Sonoviso ein altes Haus kaufen und unseren Bedürfnissen
entsprechen aus- und umbauen. Da wir damals noch nicht selbständig waren kauften wir das Haus auf den Namen der Diözese und die Diözese wurde rechtlicher Besitzer. Der neue Bischof ließ uns notariell wissen, daß wir innerhalb sehr kurzer Frist das Haus räumen und ihm zurückzugeben hätten. Zurzeit wird es umgebaut zu einem Wohnhaus von Ordensschwestern.
Zum Glück hatten wir kurz zuvor einen gemeinnützigen Verein gegründet, ähnlich übrigens
wie dem von Sonoviso. Diesem Verein konnten so rechtlich die Geräte der Druckerei, Arbeitsmaterialien und Kapital übertragen werden. Um seine Verbindung zur Evangelisation
auszudrücken, wählten wir für diesen Verein den Namen eines Bischofs der Diözese Trujillo, zu der zu Lebzeiten dieses Bischofs Cajamarca gehörte. Dieser Bischof, Jaime Baltasar Martínez Compañón, war in der ausgehenden Kolonialzeit Stimme des einfachen Volkes. Er war monatelang unterwegs auf den ermüdenden Saumpfaden der Anden. Sichtbar und lesbar machte er die kulturellen Werte und Nöte der Landbevölkerung in seinen bildlichen und schriftlichen Zeugnissen, darunter neun Bände mit über tausend farbigen Aquarellen. Unsere Asociación Obispo Martínez Compañón (AOMC) nennt sich deshalb nach ihm. Nachdem der neue Bischof das bisherige Arbeitsgebäude für andere Zwecke bestimmte konnten wir dank vieler Spender, vor allem einer alten Frau aus Zweibrücken, ein verfallenes Kolonialhaus kaufen. Wir restaurierten es und paßten es den Bedürfnissen der Druckerei und des Verlages an. Es ist in den Grundbüchern eingetragen als Besitz des Vereins. Die Liste der verlegten Bücher wuchs inzwischen auf etwa 30 Titel an.
Die Buchhandlung befand sich in der Zeit von Bischof Dammert in einem Raum des kolonialen Innenhofes des Obispado. Das große Tor zum Hauptplatz stand tagsüber meist einladend für alle offen. Der neue Bischof baut dieses Haus zurzeit um zu einem privaten bischöflichen Palais. Erfreulicherweise durften wir einen anderen nach außen gelegenen Raum des Gebäudes mit Zugang zum Hauptplatz umbauen und dürfen ihn noch Miete zahlend benutzen. Die gegenwärtige pastorale Linie der Diözese benötigt das Material von Sonoviso und der Druckerei fast nicht mehr. Es wird an dessen Stelle Material verbreitet, das unserer Kultur fremd ist, aus einer rein städtischen Umwelt stammt oder aus Spanien importiert wird.
Ich erwähnte schon das Dokument der peruanischen Bischofskonferenz über die Evangelisation. In ihm wird die Evangelisierung definiert als das Verkünden des Wortes Gottes auf eine Art und Wiese, daß es seine historische und soziale Effizienz, die ihm eigen ist, bewahren kann, also nicht nur rein religiöse Unterrichtung ist. Wir sprechen deshalb gerne von einer integralen Evangelisation. Dieses Prinzip galt uns für die Arbeit mit den audiovisuellen Medien, es galt auch für das gedruckte Wort. Schon früh verlangten die Bedürfnisse unseres Volkes nach nicht nur rein religiösem Material. Wir kümmerten uns deshalb im Sinne der integral verstandenen Evangelisation auch um Schriften ohne direkt religiösen Inhalt. So veröffentlichten wir Bücher, die die Erfahrungen des Volkes, seine Erzählungen und Lebensweisheiten festhielten, dann Bücher als Hilfe für das Gesundheitswesen, für Land- und Viehwirtschaft. Wichtig wurden soziale und geschichtliche Studien. Auch gedrucktes Bildmaterial wie Postkarten sollen der Aufwertung der einheimischen Kultur dienen. Dazu kamen literarische Werke von volksnahen Autoren. Ein besonderes Anliegen war es für uns, die Bücher von Bischof Dammert zu veröffentlichen, der auch jetzt als emeritierter Bischof noch viele, vor allem geschichtliche Studien über Cajamarca verfaßt. Ende 1997 konnten wir sein neues Werk „Fama de Caxamarca“ verlegen.
Bei den beiden Medienstellen Sonoviso wie auch Druckerei/Verlag/Buchhandlung müssen
wir ehrlich zugeben, daß wir unserem Anfangsziel, nämlich Stimme der Stimmlosen zu sein, nicht immer treu bleiben können. Die Profesionalisierung all derer, die in den beiden Institutionen arbeiten, hat uns etwas vom einfachen Volk entfernen lassen. Die Institutionalisierung, das notwendige Ansammeln von materiellen Produktionsgütern und die Verpflichtung zur Selbstfinanzierung binden uns leider an das neoliberale kapitalistische System. Wir müssen wirtschaftlich denken, um existieren zu können. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als auch finanziell ergiebige Aufträge anzunehmen. Wir versuchen es zusammen mit den Vereinsmitgliedern und auch treu den Statuten, hellhörig zu bleiben für die Stimme, die kulturellen Werte und die Nöte des einfachen Volkes. Wir wollen volksnahes Material erarbeiten und veröffentlichen und so im Dienste des unterdrückten Volkes bleiben. Wenn auch nicht kirchlich gebunden, so hoffen wir doch, dem Evangelium treu bleiben zu können, indem wir mithelfen die Welt menschlicher und so christlicher zu gestalten. Möge unser tägliches Gebet nicht leeres Wort bleiben, möge es sich verwirklichen „zu uns komme dein Reich“.
Miguel Garnett:
Als Padre Alois Eichenlaub in den 60-er Jahren Sonoviso gründete, war es das Ziel, um es mit den Worten des damaligen Bischofs José Dammert Bellido zu sagen, „eine Botschaft des Lebens zu überbringen und sich einer Botschaft des Todes, die den Massenmedien zu eigen ist, entgegen zu stellen“. Und wenn dies bereits vor 35 Jahren seine Notwendigkeit hatte, so erst recht in der heutigen Zeit. Dies bestätigte mir auch Norma Padilla, die aktuelle Leiterin con Sonoviso. Sie betonte insbesondere, dass es sich um einen Dienst handelt und nicht um ein Geschäft - ein Dienst, der darin besteht, der Bevölkerung von Cajamarca Materialien für Bildung und Erziehung zur Verfügung zu stellen. „Klar“, sagt sie, „wir müssen auch einen kleinen Beitrag für die Ausleihe unserer Materialien verlangen, denn nur so können wir unsere Räume finanzieren“. Das ist auch schon alles, was die Gebühren für die Ausleihe und einige Verkäufe einbringen. Es bleibt kaum Geld übrig, um die Produktionskosten für die Erstellung neuer Materialien zu finanzieren. Dessen ungeachtet unternimmt Sonoviso alles, was in seiner Kraft steht, um auch weiterhin produzieren zu können, seien es Materialien wie Diaserien, bespielte Kassetten oder selbst produzierte Videos.
Möglicherweise kann sich die große Mehrheit der Kunden nicht vorstellen, wie teuer es ist, audiovisuelles Material zu produzieren, vor allem wenn es sich um Videos handelt. Vor kurzem wurde ein professionelles Unternehmen um einen Kostenvoranschlag für die Produktion eines Videos gebeten und der Preis betrug 5 Dollar pro Sekunde (9.000 Dollar für 30 Minuten), allein für den technischen Teil der Produktion. Dies hilft uns vielleicht verstehen zu können, wie James Cameron 200 Millionen Dollar für den Film „Titanic“ ausgeben konnte.
Trotz dieser abgrundtiefen Differenz zwischen den Ressourcen von Sonoviso, Cajamarca und Hollywood, gelang es Sonoviso immer wieder, neue Materialien herzustellen. Erst neulich wurde eine Dokumentation über die Karwoche (Semana Santa) in Contumazá mit dem Titel „Sklaven und Bußbrüder“ erarbeitet. In Bearbeitung sind zur Zeit Videos über die Kulturen Perus und über die Geschichte der Philosophie.
Trotz der großen Umwälzung, die die Videotechnik in den Kommunikationsmitteln bewirkte,
bleibt der Gebrauch von Diaserien von großer Bedeutung. Dies gilt vor allem für die Landzonen. Einer der wichtigsten Ziele, die Alois Eichenlaub mit der Gründung von Sonoviso verfolgte war, den Campesinos einen Zugang zu den modernen Medien der Bildung und Erziehung zu verschaffen.
Ich habe Norma gefragt, welche Personen am meisten die Dienste von Sonoviso in Anspruch nehmen. Sie hat mit geantwortet, dass es zuerst die Studenten der Sozialwissenschaften, Er- ziehung und Krankenpflege sind. Danach sind es die Schüler der Fachhochschulen der Päda- gogik, Gesundheit und der Schönen Künste. Es folgen die öffentlichen und privaten Institutionen, wie z.B. die NGO. Und schließlich noch die drei verschiedenen Schularten Kindergarten, Grundschule, Oberschule - hauptsächlich Privatschulen. Es scheint so, dass die staatlichen Schulzentren wenig audiovisuelle Medien benutzen.
Selbstverständlich besitzt Sonoviso sehr viel Material für die Katechese und Evangelisierung im Allgemeinen. Aber eine Überprüfung der Ausleihen und Verkäufe zeigt, dass sowohl die katholischen Pfarreien als auch die evangelischen Kirchen nicht sehr viel von diesen Medien Gebrauch machen. Das ist schade, denn es sind die Katechese und die Evangelisierung, die an erster Stelle stehen müssten. Es waren schließlich Materialien für die Evangelisierung, die Sonoviso am Anfang produzierte. Erst nach einiger Zeit traute man sich auf das Feld des So- zialen und Politischen. Dies geschah deswegen, weil man damals bemerkte, dass man das Evangelium nicht losgelöst von der Wirklichkeit in der wir leben, predigen konnte. Heute ist es genau umgekehrt: die Materialien über die Wirklichkeit werden häufig ausgeliehen, während die Materialien für die Evangelisierung in den Regalen verstauben.
Ich glaube es ist wahr, wenn ich sage, dass alle die in Sonoviso arbeiten eine Option haben, eine Berufung wenn man will, der Bevölkerung von Cajamarca Material anzubieten für die Bildung, Erziehung und Kultur. Es ist sehr traurig zu hören, dass z. B. Kultur sich nicht lohne, weil sie unrentabel sei, während die Pornographie, die Gewalt, das Vulgäre und alles, was den Menschen missbildet, Gewinne abwirft. Die Mitarbeiter von Sonoviso werden jedoch weiter kämpfen, so wie David gegen Goliath, damit man wenigsten in einer Ecke von Cajamarca ein gutes Angebot für Bildung und Erziehung finden kann.
Wenn du eine Diaserie oder ein Video ausleihen willst, so findest du in Loyda Torres eine
stets aufmerksame und lächelnde Stütze. Wenn du eine Kassette bespielen willst, kannst du dich auf die fachmännische Hilfe von Antonio Astopilco verlassen. Und wenn du etwas auf eine Videokassette aufnehmen willst, stehen dir die Erfahrung und das geschulte Auge von César Alva zur Verfügung. Der Letztere wird in diesem Jahr von einem deutschen Freiwilligen unterstützt. Die Leiterin, Norma Padilla, hat schon viele Jahre ihres Lebens der Betreuung der Bevölkerung von Cajamarca gewidmet. Und schließlich bildet Alois Eichenlaub immer noch nach über 35 Jahren harter Arbeit mit seiner Großzügigkeit, seinen Kenntnissen und seiner Fotokamera das Rückgrat von Sonoviso.