...Unmittelbarer Anlass der Studie war ein Brief des neuen Bischofs von Cajamarca (1993) mit der Aufforderung an alle Partnergemeinden in Deutschland, die Spenden an die Partnergemeinden ab sofort auf sein eigenes Konto zu überweisen...

Die deutsche Kirche angesichts der Herausforderung einer Option für die Armen - exemplarisch aufgezeigt am Beispiel der Diözese Cajamarca und deren Partnergemeinden.

Beteiligte:Die Studie entsteht in enger Zusammenarbeit mit den Gemeinden hier und dort, sie ist nicht zuerst „universitär“, sondern sie hat ihr Fundament in der Basis. Hier wie dort werden Gemeinden befragt, begleitet, motiviert. Dazu werden Archive ausgewertet (Briefwechsel etc.), ebenso die entsprechenden Dokumente der Kirche. Erfolge und Misserfolge der Partnerarbeit sollen analysiert werden. Von entscheidender Bedeutung ist die Stimme der Betroffenen, der Campesinos. Sie selbst sollen zu Wort kommen und uns den Grund ihres Leidens und den Grund ihrer Hoffnung mitteilen. 

Den wissenschaftlichen Rahmen der Studie bilden die Universitäten Würzburg (Fundamentaltheologie, Prof. Dr. Elmar Klinger), Tübingen (Praktische Theologie, Prof. Dr. Ottmar Fuchs) und das Instituto Bartolomé de Las Casas in Lima, Leitung Gustavo Gutiérrez, wiss. Mitarbeiter: Luís Mujica, Lima. "Oberleitung": Bischof em. José Dammert, z.Z. Lima.

Koordinator der Studie und wiss. Mitarbeiter am Lehrstuhl für Fundamentaltheologie in Würzburg: Willi Knecht, Ulm

Anlass der Studie 

Die Campesinos und alle ausgegrenzten Menschen in der Diözese Cajamarca entdeckten während der Amtszeit von Bischof Dammert (1962 - 1992) und dessen Einsatz für die Armen, dass sie eine unvergleichliche Würde und unveräußerliche Rechte haben. Deutsche Gemeinden hatten das Glück, diese Menschen auf ihrem Weg hin zu einer gerechteren Welt begleiten zu dürfen.

Unmittelbarer Anlass der Studie war ein Brief des neuen Bischofs von Cajamarca (1993) mit der Aufforderung an alle Partnergemeinden in Deutschland, die Spenden an die Partnergemeinden ab sofort auf sein Konto zu überweisen. Bestärkt durch persönliche Besuche und durch Berichte aus den Partnergemeinden wurde im Laufe der Zeit immer deutlicher, dass der neue Bischof zerstören will, was seit 1962 aufgebaut wurde. Die Armen zählen nun nichts mehr. Die deutschen Gemeinden aber wollen den Kontakt mit den Armen nicht nur nicht aufgeben, sie wollen mit ihnen weiterhin den Weg gehen, der aus der Gefangenschaft und Sklaverei herausführt in eine Welt, in der jeder Mensch ein gleiches Recht auf die ihm von Gott verheißene Fülle des Lebens hat. Aus christlicher Sicht bedeutet dies, dass die Armen, ihre Bedürfnisse und ihr Hunger nach Gerechtigkeit und nach Gott im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen. Sowohl die Basisgruppen in Cajamarca als auch die deutschen Partnergruppen wollen es nicht einfach hinnehmen, dass ihnen dieser Weg verbaut wird.

Inhalt und Zielsetzung

Am Beispiel der Diözese Cajamarca soll gezeigt werden, wie durch die Impulse des Zweiten Vatikanischen Konzils eine Pastoral und Theologie entstand, die zu einem neuen Aufbruch in der lateinamerikanischen Kirche führte. Durch diese Studie soll im Sinne einer "memoria subversiva" das prophetische Zeugnis vieler Laien und Priester in Erinnerung gehalten werden: Die befreienden Erfahrungen der Armen als Orientierung für die Zukunft.

Vieles, was seit 1962 in der Kirche Cajamarcas (und Lateinamerikas) geschah, ist ohne die Einflüsse und Anregungen von Europa nicht erklärbar, zumindest gibt es starke europäische Anteile an diesem Prozess der Befreiung. Diese meist partnerschaftlichen Beziehungen bilden das Fundament einer wahrhaft universellen Kirche. Die Studie soll dies begründen und dokumentieren.

Wenn unsere Partner eine solche Studie angesichts weitreichender und weltweiter Veränderungen in der Kirche für notwendig halten, dürfen wir sie nicht im Stich lassen. Wir sind es unseren Partnern schuldig, ihre Interessen zu Gehör zu bringen und ihnen weiterhin unsere Solidarität zu bezeugen.

Die Studie soll - auch aus deutscher Sicht - die Veränderungen in unseren Partnerkirchen seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil dokumentieren und analysieren (darunter auch der Beitrag der deutschen Seite und deren Veränderungen innerhalb dieses Prozesses). Dies richtet den Blick auf die deutschen Partnergemeinden: Wie und was hat sich bei ihnen in und durch die Partnerschaft verändert, welche Bewusstseinsprozesse wurden ausgelöst, vor allem aber, ob und wie hat dies die Praxis im Gemeindealltag verändert? Die Studie soll eine praktische Hilfe („Handreichung“) anbieten für unsere Gemeinden - positive und negative Erfahrungen, Motivationen für die Partnerschaft, Bezug zur „Lebendigen Gemeinde“ und „Neuevangelisierung“, Verbindung von Glauben und Politik (Wirtschaft) etc. Ebenso soll auf dem Hintergrund der gemachten Erfahrungen eine theologische Begründung von Partnerschaften erarbeitet werden.

Die Studie hat die drei Grundintensionen:

•Angesichts der Veränderungen in der lateinamerikanischen Kirche geht es darum, ausgehend vom Zweiten Vatikanischen Konzil, den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen und auch unsere Partner darin zu bestärken.
•Aus Treue unseren Partnern (Option für die Armen!) gegenüber sind wir verpflichtet, ihnen unsere - auch wissenschaftliche - Hilfe anzubieten, ihre Stimme zu sein.
•Unsere Gemeinden brauchen - wollen sie „Licht auf dem Berge“ sein - die Zeugnisse gelebten Glaubens (als Gemeinde und individuell).

Soweit der "offizielle" Text. die Arbeitsgrundlage aller Beteiligten seit 1997.


Die Studie wurde zuerst finanziert von den 3 bayrischen Diözesen Würzburg, Eichstätt und Bamberg mit einer Laufzeit von 2 Jahren. Nach 2 Jahren stellten alle Beteilgten fest, dass noch weitere 3-5 Jahre notwendig sein werden, um die sehr umfangreichen Materialien, Archive, Befragungen etc. auszuwerten und zu deuten. Zur weiteren Finanzierung wurde ein Antrag an die DFG gestellt und genehmigt.

Warum wurde gerade Cajamarca ausgewählt? siehe: Cajamarca als Exempel