Ein Kreuzweg aus Peru

Von José Espíritu Taifur, Katechet und Maler aus Bambamarca, Peru (mit Familie vor seiner Hütte)

Der Kreuzweg basiert auf den Beobachtungen der Realität, in welcher wir Campesinos leben: die Armut. Jesus teilte sein Leben, sein Fleisch und sein Blut, mit uns und für uns. Das bedeutet für uns, dass unsere Comunidad sich versammelt und das Brot und alle Früchte teilt, die die Erde hervorbringt: Kartoffeln, Mais, usw.

Das geschieht auch in der Minga, wenn wir alle einander helfen z.B. ein Haus zu bauen. Alle helfen beim Hausbau und jeder hat dabei eine bestimmte Rolle. Zuerst markieren wir die vier Eckpunkte, die wir über Kreuz anlegen, so dass die Grundlage eines Hauses ein Kreuz darstellt und auch das Dach wird schließlich „über Kreuz“ geplant und ausgeführt. Der Pate des Hausbaus organisiert am Ende eine Feier, spricht den Segen und alle teilen das, was sie mitgebracht haben. Gott wird daher ebenfalls das Haus segnen, er erleuchtet uns und gibt uns die Kraft.


1. Station – Das letzte Abendmahl

In der ersten Station sehen wir, wie Jesus von Nazareth, der Verteidiger der Armen, einen Tag vor seinem Tod mit seinen zwölf vertrautesten Freunden das letzte Abendmahl einnimmt. Jesus fühlt eine unvergleichliche Liebe zu seinen Freunden. Er selbst gibt sich in Gestalt von Brot und Wein als Nahrung hin. Mit dem Zeichen der Fußwaschung lehrt Jesus, dass niemand sich als der Wichtigste fühlen darf, sondern dass wir uns alle als Gleiche fühlen, dass wir uns gegenseitig lieben und wir uns gegenseitig dienen, der eine dem anderen. Heute noch lebt diese Liebe in uns, dieses Beispiel des Miteinanderteilens, dieses Beispiel der Hingabe aus Liebe an die anderen.
Hier in den ländlichen Gebieten von Bambamarca lebt diese Liebe unter uns weiter - trotz unser traurigen Wirklichkeit, in der wir leben. Bei vielen Gelegenheiten feiern wir noch dieses traditionelle Abendmahl, das uns immer eint, das Kraft gibt und das uns immer ermutigt, uns gegenseitig bei den dringendsten Arbeiten zu helfen. Dieses traditionelle Abendmahl realisiert sich in der gemeinsamen Fertigstellung eines Hauses, in einer Trauerfeier, einem Heiligenfest und bei anderen Versammlungen.
In diesem Abendmahl gibt es keine Diskriminierung von Kindern, Jugendlichen, alten Menschen und Behinderten; es gibt keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen, Eingeladenen und Nichteingeladenen.

„Gebt allen etwas vom Essen und von der Chicha. Sorgt dafür, dass niemand ohne Essen bleibt“.

Kommentar: Auf den ersten Blick gibt einen Unterschied zwischen dem Mahl Jesu mit seinen Freunden und unserem Festmahl. Auf dem Land haben wir keinen Tisch zum Essen. Der Tisch ist der Boden. Wenn die Menschen sich versammeln, wird ein Poncho oder je nach der Anzahl der Leute (bis zu 80 - 100 Menschen) mehrere Tücher auf den Boden gelegt, darauf werden die mitgebrachten Gaben ausgebreitet und die Leute setzen sich darum herum. Jesus trägt einen Sombrero und einen Poncho, denn Jesus ist mit den erniedrigten und den einfachen Menschen, er wird mit ihnen identifiziert.
Er benutzt am Tisch als Kelch einen einfachen Krug aus Erde, aus der Erde, aus der wir alle stammen. In der Kirche benutzt man einen Kelch aus Gold. Die Schale für das Essen ist ebenfalls aus unserem Alltag, sehr verschieden zum Hostienteller in der Kirche. Denn Jesus ist Teil unseres Alltages, er lebt mit und unter uns, den Armen. Er macht sich zum Campesino. Er wählt die Ärmsten und Kleinsten aus. Wenn wir alle unsere Kraft und unsere Opfer in eine gemeinsame Arbeit einbringen (z.B. in der Minga), dann folgen wir Jesus, der sein Leben für uns gegeben hat. Dieses Beispiel schweißt uns zusammen.
In der gemeinsamen Arbeit und diesem Festmahl in Gemeinschaft hat die Arbeit und hat das Essen keinen Preis, hier geschieht alles aus der Liebe, die uns vereint. Bei uns auf dem Land widmen wir alle unsere Kraft und Anstrengung unseren Nachbarn. Das gemeinsame Essen repräsentiert diese Liebe, die unter uns herrscht.
Auf dem Bild sehen wir auch die aufgehende Sonne. Das symbolisiert das Licht, das uns Jesus im Beispiel des Letzten Abendmahles gegeben hat. Dieses Licht ist unter uns bis heute und wir verbreiten es weiter.


2. Station – Jesu Todesangst im Garten Gethsemani

In der zweiten Station betrachten wir die Agonie Jesu im Garten von Gethsemani. Hier sehen wir, wie Jesus sich in einer Situation voller Trauer, Erniedrigung und Furcht befindet. Die Priester seiner Zeit und die jüdischen Autoritäten verfolgen ihn. Ein Gefährte seiner Gruppe, die er selbst gebildet hatte, hat ihn verraten. Jesus war niedergeschlagen. Einige Stunden bevor er ausgeliefert wird, geht er zu dem gewohnten Ort des Gebets. Im Gebet liefert sich Jesus dem Willen des Vaters aus, der ihm das ganze Risiko auferlegt hatte, das er in seinem eigenen Leben erfuhr.

In unserer aktuellen Situation heute gibt es viele Menschen wie Christus , die niedergeschmettert wegen der extremen Armut in Agonie versinken. Es gibt keine Arbeit, die meisten Familien arbeiten Tag und Nacht, aber sie verdienen fast nichts, Tausende Kinder weinen vor Hunger, viele Mütter wissen nicht, was sie in den Kochtopf hineintun sollen. Die Väter schuften täglich auf dem Acker oder verdingen sich als Tagelöhner. Obwohl sie wie Sklaven arbeiten, reicht es nicht, die Familie zu ernähren. Es gibt Tausende unterernährter Kinder als Folge der Ungerechtigkeit, die Menschen altern vorzeitig und vereinsamen bis zum Tod. Viele glauben, Gott hat uns verlassen. Es ist wahr, wir sind sehr schwach und wir verharren im Schlaf und wir bitten nicht darum, dass Er uns helfen möge.
Jesus: „Herr, die Leiden meiner schutzlosen Brüder drücken mich nieder. Für sie gebe ich mein Leben. Schon naht der Augenblick, in dem sie mich in die Hände der Unterdrücker übergeben werden. Herr, es geschehe nicht, was ich will, sondern dein Wille geschehe“.
Volk: „Für uns Arme gibt es keine Arbeit - Tausende von Jugendlichen und Erwachsen sind ohne Arbeit - Ungerechte Kredite - Eine Unzahl von Zwischenhändlern - Überteuerte Düngemittel - Hohe Steuern - Preiserhöhungen für Grundnahrungsmittel - was wir Armen produzieren hat keine festen Preise, die Produkte der Reichen aber sehr wohl - In unserem Handwerk arbeiten wir Tag und Nacht und verdienen fast nichts - Viele Kinder weinen vor Hunger - Tausende Mütter wissen nicht, was sie in den Kochtopf tun sollen den - Das Los der Armen ist ermüdende Sklavenarbeit - Die meisten Kinder sind zunehmend unterernährt - Es scheint, als habe uns Gott vergessen, da er uns so leiden lässt - Menschen altern zu früh und leben zum großen Teil verlassen und in Armut."

Kommentar: Hier sehen wir die Hohen Priester und die Gesetzeslehrer, die schon damals mit den Militärs unter einer Decke steckten. Wenn wir heute unsere Realität betrachten, dann sehen wir dasselbe. Jesus sucht Zuflucht im Gebet, denn als Mensch fühlte er sicherlich Angst, Traurigkeit und er wusste, dass er ausgeliefert werden würde. In dieser Situation geht er zum Berg Gethsemani und nimmt seine drei engsten Vertrauten mit. Seine Gefährten ermüden und schlafen ein, während Jesus sich an den Vater wendet. Wenn wir das heute mit unserer Gegenwart vergleichen, dann sehen wir, dass in Peru und in unserer Umgebung in Bambamarca die Menschen sehr viel leiden.
Das wird im Bild ausgedrückt durch einen Schubkarren mit einer großen Last, die über uns ausgeschüttet wird. Wir sehen einen Menschen, von der Last zu Tode erdrückt und es scheint, als ob er das ausgesuchte Opfer der Mächtigen sei, vielleicht ein Vorkämpfer für die Gerechtigkeit, um alle anderen einzuschüchtern. In seinem Todesschrei zeigt sich das Schicksal aller. Ein anderer flechtet einen Hut. Das ist die Wirklichkeit, in der wir leben. Wir flechten Tag und Nacht Sombreros, um einige wenige Lebensmittel kaufen zu können. Seit ich acht Jahre alt bin, flechte ich Sombreros.
Es ist eine sehr harte Arbeit, mehrere Stunden auf dem Boden sitzend und über dem Stroh gebeugt, können wir danach kaum aufstehen. Wir sehen zwei weinende Kinder, die Tausende von Kinder in Bambamarca repräsentieren und drei Jugendliche, die keine Arbeit finden. Es gibt viele Provinzen in Peru und überall, in der Kinder vor Hunger sterben oder in Agonie dahinvegetieren. Weiter sehen wir eine Frau mit einem leeren Kochtopf und einen Mann mit der Pickelhaube auf der Schulter, der wie wir alle sich bemüht, der steinigen Erde etwas abzugewinnen. Die hungernden Kinder und viele alte Menschen, die leiden, stehen für die Agonie der Armen. Der Agonie Jesu entspricht heute die Agonie der Armen.
Wir sehen auch Judas, der Jesus den Mächtigen ausliefert, weil er von ihnen bezahlt wird. Auch heute gibt es einige Brüder, die sich als Priester ausgeben und die die Führer der Armen den Mächtigen ausliefern. Der einzige Unterschied besteht darin, dass die Mächtigen der damaligen Zeit keine Brille und keine Krawatte tragen.


3. Station – Jesus wird zum Tod verurteilt

In der dritten Station sehen wir, wie Jesus zum Tod verurteilt wird.... Jesus ist der Gesandte Gottes um die Unterdrückten zu befreien. Aber das gefiel den Priestern nicht, denn die Hohen Priester und Gesetzeslehrer haben sich ihre eigene Religion geschaffen, die nicht frei macht - im Gegenteil: mit ihrem Kult, ihren Gebeten und Gesetzen unterdrückten sie die Menschen. Jesus überwand mit seiner Botschaft diese Religionen, ebenso die jüdischen Gesetze. Daher einigten sich die Geistlichen und die jüdischen Autoritäten, die die Gesetze diktierten, darauf, falsche Anschuldigungen gegen Jesus zu erheben. Und schließlich entschieden sie, mit ihm ein Ende zu machen und ihn zu töten.
In unserem Alltag heute gibt es ebenfalls Autoritäten, die sich für Könige halten. Sie unterdrücken und beherrschen das Volk mit ihrer Diktatur. Es gibt auch zahlreiche religiöse Sekten und kirchliche Autoritäten, die die Menschen demütigen. Wenn wir uns organisieren, um unsere Rechte als Menschen einzufordern, reagieren sie mit der Arroganz der Macht und greifen zu den Waffen. Daher kann niemand etwas sagen und auf diese Weise vernichten sie uns. Wir sind dazu bestimmt, die ganze Last zu ertragen, die von denen da oben kommt. Wir Schwachen und Armen spüren am meisten die Last. Durch das Elend, den Hunger und die Unterernährung sind wir dazu verurteilt, einen langsamen Tod zu sterben - besonders die Kinder. Sie sind die „Christi von Bambamarca“, denn sie sterben den langsamen Tod der Unterernährung.

(oben) „Dieser Mensch muss sterben. Er gibt sich für den König aus, außerdem beleidigt er Gott, weil er sagt, er sei der Sohn von ihm“. - „Töten wir Unruhestifter, er sagt, man soll keine Steuern zahlen. Unmöglich, Kollegen!“ - „Er ist ein Agitator. Sterben soll er!“
(unten von links nach rechts, Richter und Militär) „Notfalls mit Gewalt werden wir diese elenden Indios und Analphabeten zum Schweigen bringen.“ - „Weicht sofort zurück oder wir werden schießen!“ - „Wer sind euere Anführer?“
Transparente: Alle Frauen vereint verteidigen wir unsere Rechte - Wir wollen Gerechtigkeit für die Armen - Wir spüren das Elend am eigenen Leib - Hoch die Gerechtigkeit, nieder mit der Ausbeutung - Vereint kämpfen wir gegen den Missbrauch und die Ungerechtigkeit - Nein zu den Steuern auf unsere Produkte.

Kommentar: Jesus ist gefangen und zum Tod am Kreuz verurteilt. Er steht verlassen und hilflos vor den Autoritäten und wir sehen seine Ankläger. Auch viele von uns sind zum Tod verurteilt. Auf dem Bild sehen wir eine Krone, die die Macht darstellt. Von dieser Krone geht eine große Gewalt aus. Sie macht Angst und sie bringt die Menschen zum Schweigen, sie erniedrigt die Menschen und sie bringt Elend und Ungerechtigkeit über sie. Analphabetismus, Hunger, Unternährung und ein langsamer Tod sind die unmittelbare Folge. Was auf dem Bild zu sehen ist, haben wir z.B. im Jahre 1971 erlebt. Damals haben wir Campesinos erstmals geschlossen in der Stadt protestiert und Gerechtigkeit gefordert: gerechte Preise, eine gerechte Justiz, der Erlass der Entschädigung für die Großgrundbesitzer und die Streichung der Abgaben auf alle Produkte. Viele Arme, die noch nicht einmal das Notwendige besaßen, um sich ausreichend ernähren zu können, sollten nun einen Tribut bezahlen für jeden einzelnen Baum, für jedes Schaf etc. und selbst für die armseligste Hütte. Alle Comunidades von Bambamarca hatten sich organisiert und sie sprachen vor den Behörden vor. Die Macht ist sich aber ihrer Macht bewusst und sie will nicht, dass man Forderungen an sie stellt. Sie antwortete mit bewaffneter Gewalt und sie will, dass alle Armen weiterhin stumm bleiben. Wegen unserer Hartnäckigkeit haben wir aber erreicht, dass einige Abgaben gestrichen wurden.

1978 kam es zu einem weiteren großen Protest, ein Campesino wurde getötet und viele wurden gefangengenommen. Ich wurde auch gefangen, es kamen 20 Soldaten in mein Haus und sie führten mich ab. Alle hatten das Gewehr auf mich angelegt und sie stahlen viele Sachen aus dem Haus (Werkzeuge, Haushaltsgegenstände etc.). Sie brachten uns in der Nacht nach Cajamarca ins Gefängnis. Auf der Fahrt hatten sie große Angst und sie hielten uns die Gewehrläufe ins Gesicht. Sie sagten uns, wir seien Terroristen und Kommunisten, weil wir mit den Priestern zusammenarbeiteten. Wir sollten weitere Namen nennen, doch wir sagten nichts und wir dachten, sie würden jeden Moment schießen. Wir blieben mehr als zwei Monate gefangen.
Durch die Hilfe von Bischof Dammert und von Schwester Mensegal, die ständig den Kommandanten bedrängten, kamen wir frei. Während der Gefangenschaft waren wir a zehn Leute in kleinen Käfigen eingesperrt. Wir hatten sehr intensive Gespräche und wir verließen gestärkt das Gefängnis. Auch Hans Hillenbrand war gefangengenommen wurden. Er war allein in einer Zelle, aber zusammen mit sechs Soldaten, die ihn mit Maschinenpistolen bewaffnet bewacht haben. Denn sie hatten große Angst.
Auch wir von der Comunidad El Cumbe nahmen am Protest in der Stadt Bambamarca teil. Nachdem die Streitkräfte das Feuer eröffnet hatten, vertrieben sie alle Campesinos von der Stadt. Am dritten Tag nach dem Protest wollte der Teniente die drei Anführer unserer Comunidad, darunter ich, nach Bambamarca abführen, um dort dem Militär übergeben zu werden. Aber wir blieben einfach zu Hause, zeitweise hatten wir uns versteckt, und danach hatten wir den Teniente überzeugt, dass es besser wäre, uns nicht auszuliefern. Nach etwa einem Monat kehrte Ruhe ein und die Gefahr war vorbei.


4. Station – Jesus vor Pilatus

In der vierten Station sehen wir, wie Jesus der höchsten Autorität vorgeführt wird, dem römischen Statthalter (Pilatus). Diese Autorität findet keinerlei Schuld an dem einfachen Jesus. Er besaß viel Autorität und Macht, um die Freiheit des unschuldigen Jesus zu verfügen. Aber er war ein Feigling, er ließ sich von den Städtern verführen, den Unschuldigen zu verurteilen und den Schuldigen freizulassen.
Heutzutage gibt es in unserer Region Cajamarca einige „Pilatusse“. Sie lassen sich von den Schuldigen bestechen, damit diese in Freiheit bleiben und die Führer der Ronda werden wie Christus angeklagt und verurteilt vor dem Gesetz Sie werden als Verführer und des Amtsmissbrauchs angeklagt. Das ist die Realität bei den Armen, für die Armen gibt es keine wahrhafte Gerechtigkeit.

Pilatus: „Wen von den beiden soll ich freilassen, den König der Juden oder den Räuber Barrabas?“ Soldaten und städtische Oberschicht: „Lass Barrabas frei!“ Pilatus: „Was soll ich mit dem König der Juden machen?“ Soldaten und städtische Oberschicht: - „Kreuzige ihn!“
Unten, Polizist: „Das sind also die Ronderos, die Entführer!“ Viehdiebe (vor dem Richter): „Ein Geschenk, mein Herr, damit wir freikommen. Die Ronderos haben uns entführt. Nach dem Gesetz müssten sie verurteilt werden“ - „Wir stehlen ja nur, um zu leben und uns zu kleiden.“

Kommentar: Pilatus war zu jener Zeit die höchste Autorität. Die Hohen Priester und Gesetzeslehrer brachten Jesus zu Pilatus, weil sie ohne Pilatus sich Jesus nicht entledigen konnten. So geschieht es auch in unserer Gegenwart. Heute haben wir die Ronda, die die Aufgabe hat, uns vor den Viehdieben zu schützen. Die Diebe wenden sich manchmal an die Autoritäten und bitten um Schutz. Da es überall Korruption und schlechte Autoritäten gibt, bezahlen die Schuldigen den Richter und der Richter spricht die Opfer schuldig, die Ronderos. Er bestraft die Ronderos und lässt die Schuldigen frei. Die Ronderos werden beschuldigt, Terroristen und Volksaufwiegler zu sein und werden ins Gefängnis gesteckt. Für uns Campesinos gibt es kei-ne Gerechtigkeit. Ein konkretes Beispiel aus dem Alltag: vor drei oder vier Jahren hatte die Ronda zwei Anwälte als Berater: Ramiro Castillo und Dr. Solf, beide aus Bambamarca. Nun geschah es, dass der amtierende Richter längere Zeit abwesend war und Dr. Solf übernahm vorübergehend sein Amt. Kaum hatte er sein Amt übernommen, lässt er für alle Präsidenten der Rondas einen Haftbefehl ausstellen, aus der Zone Huancamarca waren es 39, aus Llaucán 29, aus Frutillo 15 Präsidenten usw. Sie wurden nach Bambamarca gebracht und des Amtsmissbrauchs angeklagt.

Unglücklicherweise hatte zu dieser Zeit die Regierung ein Gesetz erlassen, dass die Ronderos explizit davon ausschloss, bestimmte staatliche Funktionen übernehmen zu dürfen. Der frühere Berater der Ronda wird nun zum härtesten Verfolger der Ronda. Er lebt auch heute noch in Bambamarca und vertritt die Mine Yanacocha. Wir wandten uns an den anderen Berater, den früheren Freund von Dr. Solf, damit er uns verteidigte. Wir erreichten, dass sich alle Beteiligten, der Richter, die Polizei, der Staatsanwalt und die angeklagten Präsidenten der Rondas in der Schule zu einem Gespräch trafen. Dr. Solf bestand darauf, dass das Gesetz erfüllt werden müsse, das Gesetz lautet nun mal so und er bestand immer wieder auf dem Gesetz, das unter allen Umständen eingehalten werden müsse. Es kam zu keiner Einigung.


5. Station – Jesus wird grausam misshandelt

In der fünften Station sehen wir, wie Jesus grausam von den religiösen und politischen Autoritäten und von den Städtern misshandelt wird. Pilatus spricht einige schöne Worte zur Verteidigung und zu Gunsten Jesu, aber in Wirklichkeit ist er der Korrupteste und Ungerechteste jener Zeit. Er, der festgestellt hatte, dass Jesus keinerlei Schuld hatte, lässt Jesus ungerechterweise auspeitschen. Nur um vor seinen besten Freunden gut dazustehen, übergab er Jesus in die Hände der kriminellen Ankläger, damit sie ihn noch übler zurichteten.
In unserer Heimat leben Tausende, die wie Christus misshandelt werden, obwohl viele wie Pilatus verkünden, sie würden Gewalt und Armut bekämpfen und Demokratie und Meinungsfreiheit verteidigen. Aber die extreme Armut nimmt mehr und mehr zu, Menschenrechte werden mit Füßen getreten und Demokratie ist nirgends zu sehen. Wer für Gerechtigkeit eintritt, wird von den großen Unterdrückern des peruanischen Volkes verfolgt und massakriert - oder man lässt ihn verschwinden. Angeklagt des Terrorismus, des Drogenhandels, des Diebstahls oder anderer Verbrechen werden sie gefangen genommen. Unter dem Vorwand der Schuldaufklärung werden sie zu Tode gefoltert und heimlich weggeschafft. Viele sind schuldlos. So geht es Christus heute.
Pilatus: „Ich finde keinerlei Schuld an ihm. Aber auf euren Wunsch lasse ich euren König auspeitschen, bestrafen und gemäß eurem Gesetz kreuzigen“

Kommentar: In der fünften Station betrachten wir, wie sie Jesus misshandeln. Jesus wird auf Befehl des römischen Statthalters misshandelt. Man hat ihm alle Kleider genommen und er ist nackt und gefesselt seinen Peinigern ausgeliefert, dem römischen Militär. Pilatus hatte die Macht, Jesus freizulassen, doch er übergibt ihn einem grausamen Tod. In unserer Realität geschieht heute dasselbe. Es gibt unzählige Fälle von Menschen, die unschuldig sind und misshandelt werden. In vielen Orten unseres Landes werden z.B. Menschen angeklagt, Terroristen oder Drogenhändler zu sein, doch meist geschieht dies nur deshalb, weil sie ihre Rechte einfordern. Die Militärs misshandeln die armen Leute, egal ob sie schuldig sind oder nicht. Das darf aber nicht sein, denn die Autoritäten haben die Pflicht, alle Fälle genau zu recherchieren und dann ein gerechtes Urteil zu fällen. Aber oft erleiden die Armen dasselbe Schicksal wie Jesus.
In den Zeiten, als es die technischen Mittel, die heute von der Geheimpolizei und den Militärs angewandt werden, noch nicht gab, ist es genau so passiert, wie zu den Zeiten Jesu - mit Peitsche und Stöcken. Während der Verhöre nehmen sie dem Gefangenen die Kleider weg, sie hängen ihn an einen Balken auf. In einem dunklen Zimmer treten sie ihn mit Füßen und misshandeln ihn auf alle möglichen Weisen, damit er seine Schuld eingestehe oder seine Freunde verrate. Viele Misshandelte sagen dann, was die Peiniger hören wollen. Wenn sie dann freigelassen werden, haben sie Angst vor den Militärs und sie schämen sich vor ihren Freunden.

Oft wissen die Militärs, dass der Gefangene unschuldig ist, aber sie misshandeln ihn anstelle des Schuldigen. Der eigentliche Verbrecher geht zu den Richtern und Autoritäten und besticht sie, meist ist er einer von ihnen, daher müssen sie nun einen unschuldigen Armen finden, an dem sie dann „Gerechtigkeit walten lassen“, damit das Gesetz erfüllt werde. Der Unschuldige wird ins Gefängnis gesteckt, oft gefoltert, manchmal bis zum Tod. Heute benutzt man auch andere Foltermethoden, z.B. Elektrizität, aber das System ist gleich. Als sie uns damals gefangen genommen haben, brachten sie uns in das Zimmer der Geheimpolizei (PIP) zum Verhör, jeder einzeln. Doch fast gleichzeitig erschien Monseñor Dammert, der soviel für uns gekämpft hat, inkarniert im armen Volk. Er stieg mühsam mit seinem Stock die Treppe hinauf. Unsere Bewacher ließen von uns ab und sagten: „Der Bischof kommt“. Er ist gekommen, um seine Leute zu verteidigen. Er sagte den Verantwortlichen, dass sie es ja nicht wagen sollten, die Gefangenen anzurühren. Und uns ist auch nichts geschehen. Ohne seine Anwesenheit und Intervention hätten sie uns sicher misshandelt, denn das haben sie sonst immer gemacht. Sie sahen uns als die intellektuellen Anführer der Protestversammlung an, so lautete auch die Anklage. Sie haben uns immer wieder verhört, aber nicht misshandelt. Andere aber haben sie misshandelt, denn niemand fragte nach ihnen oder setze sich für sie ein.


6. Station – Jesus muss das schwere Kreuz tragen

In der sechsten Station sehen wir, wie jene Gesetzeslehrer und Hohen Priester Jesus das ganze Gewicht des Kreuzes auf seinen schmerzgepeinigten, misshandelten Leib aufladen. Sie hiel-ten sich für die einzig Vollkommenen, die Gottes Gesetz erfüllten. Aber in ihrem Gewissen gab es nicht die geringste menschliche Regung, als sie den menschgewordenen Gott so er-barmungslos behandelten.
Heutzutage beladen sie uns Ärmste in Peru, jeden einzelnen, auch mit einem sehr schweren Kreuz, einem Kreuz aus Hunger, Elend und Ausbeutung. Eine handvoll Peruaner halten sich für die einzig Perfekten und Gerechten in all ihrer Weisheit. Sie halten sich für die einzig Fähigen, das Land regieren zu können. Sie glauben, nur sie haben das Recht gut zu essen, sich anständig zu kleiden und ein bequemes Leben zu führen. In ihren Händen liegt alle Macht und die gesamte Wirtschaft Perus. Sie gestehen sich gegenseitig hohe Löhne zu und sitzen in ihren Büros herum. Sie sind zu den großen Millionären unseres Landes geworden. Aber keiner von ihnen bringt es fertig, mit einem menschlichen Herzen zu denken und zu fühlen. Wir, Tausende von sehr armen Christen, haben zu wenig zum Leben, wir liegen auf dem Boden, zerschmettert durch das schwere Kreuz der extremen Armut, des Hungers und der Verelendung. Wir sind die Überlebenden der Dritten Welt, uns bleibt allein der Staub der Erde und der Schweiß unserer Stirn.

Oben: „Jetzt haben wir ihn, der uns so lästig war und unserem Gesetz widersprach. Als Gekreuzigter soll er sterben! Ans Kreuz mit ihm!“
Unten: „Ich verdiene 20.000 Soles im Monat. Und ich verdiene 30.000 Soles“:

Kommentar: Auf dem Bild sehen wir, wie sie Jesus das Kreuz aufladen. Wie schon auf den vorherigen Stationen tragen die Akteure Kleider aus der heutigen Zeit. Dies soll zeigen, dass sich die Geschichte wiederholt, die Leidensgeschichte Jesus spielt auch in der heutigen Zeit. Die Soldaten tragen die Uniformen von heute, die Autoritäten tragen Anzüge und die Priester die aktuellen Opfergewänder. Sie werden begleitet von Menschen, die sich damals wie heute immer nach vorne drängen. Wir sehen Jesus mit dem Kreuz auf den Schultern, mit seinem Poncho und Sombrero, wie wir auch. Alle Armen tragen heute das Kreuz, das Kreuz eines mühseligen alltäglichen Lebens. Unser Kreuz ist der Hunger, das Elend, die Armut und alles Leid, das wir täglich ertragen müssen. Wir bearbeiten mühselig unser kleines Fleckchen Erde und die Frauen tragen ein besonders schweres Kreuz: das tägliche Waschen, Kochen, Tiere füttern usw. Die Leute, die uns das Kreuz auferlegen sind die Großen und die Mächtigen, die viel Geld haben; es ist das gesamte Wirtschaftssystem. Sie sind nicht fähig, uns mit unserem Kreuz wahrzunehmen.

Die sechste Station zeigt uns viel aus unserem täglichen Leben. Besonders zeigt es die zwei Welten, auf der einen Seite der Landarbeiter mit seiner Hacke und dem Kreuz auf der Schulter und ohne Aussicht auf Lohn, auf der anderen Seite der Mensch in der Stadt mit seinem hohen und sicheren Lohn. In der Stadt gibt es viele Bequemlichkeiten, elektrisches Licht, Trinkwasser, gepflegte Straßen und schöne Häuser. Auf dem Land gibt es das alles nicht, wir leben in einer kleiner Hütte mit einem einzigen Raum, in dem man isst, sich unterhält und schläft. Ich erinnere mich an eine kleine Begebenheit, als auch wir eine bessere Wasserversorgung wollten. Wir fragten Monseñor Dammert, ob wir nicht ein Wasserbecken mit einer Wasserleitung für unsere Comunidad bekommen könnten, u.a. um einen Garten mit wertvollen Pflanzen anlegen zu können. Monseñor war davon sehr angetan und so geschah es, dass mit seiner Hilfe zum ersten Mal fließendes Wasser aufs Land kam. Es gab zwar einige Problem wegen der Regelung der Wasserverteilung, den Wartungsarbeiten, aber alles lief dann gut, bis heute. Es gab auch Anstrengungen, elektrisches Licht aufs Land zu bringen. Alle diese Arbeiten haben großen Anklang gefunden. Die Stadtverwaltung hat sich nie darum gekümmert, sondern wir waren es, die mit der Hilfe des Bischofs das alles geleistet haben. Wir müssen bis heute Tribute für unser Stück Land bezahlen, aber niemand gibt uns Rechenschaft, was mit unserem Geld geschieht, es wird nichts für uns getan. Als wir einmal auf einer großen Volksversammlung vorschlugen, eine bessere Wasserversorgung mit Hilfe der städtischen Behörden zu organisieren - wir hatten schon die Pläne ausgearbeitet - wurde dies abgelehnt, stattdessen wurde die Versorgung der Stadt verbessert. Stadtverwaltung und Behörden machen dass, was ihnen selbst am meisten nützt.


7. Station – Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen

In der siebten Station sehen wir, wie Simon von Cyrene hilft, Jesus das Kreuz zu tragen. Der Cyrenäer nahm nicht nur an Jesu Leiden teil indem er das schwere Kreuz mittrug. Er erhielt auch die grausamen Peitschenhiebe jener tobenden und cholerischen Soldaten. Jesus hatte Freunde, die ihm sehr nahe standen. Doch nicht sie waren es, die ihm halfen. Der ihm half war ein anderer, der ihn noch nicht einmal gekannt hatte.

Heute in Bambamarca werden wir Arme jeden Tag mehr. Das Kreuz, das wir tragen müssen, wird immer schwerer. Einige von uns sind schon zusammengebrochen und können nicht mehr aufstehen. Es gibt in unserem Land „Amigos“, die immer dann, wenn Wahlen vor der Tür stehen, zu uns kommen und uns schöne Worte machen. Aber kaum an der Macht, vergessen sie uns wieder. Vielmehr laden sie uns immer neue Lasten und Steuern auf. In unserer Gruppe der ehemaligen Katecheten von Bambamarca gibt es, abgesehen von der schwierigen wirtschaftlichen Situation, viele Probleme, die uns daran hindern, in unserem christlichen Engagement voranzukommen. Doch in Deutschland leben Freunde, die uns immer wieder ermutigt haben und die uns auch weiterhin Mut machen, indem sie uns materiell und spirituell helfen. Auch sie haben ihr Kreuz zu tragen und sie geben uns das Gefühl, dass wir nicht alleine sind. Jesus sagt: „Alles, was ihr für einen meiner geringsten Brüder tut, das tut ihr für mich.“

Auf dem Kreuzesbalken: Elend, Hunger, Wirtschaftskrisen - Armut, Ausbeutung, Rückschritt in der katholischen Kirche, üble Nachrede, Verleumdung, falsche Anschuldigungen.

Kommentar: Jesus wird auf dem Bild von vielen Menschen begleitet. Auch Simon von Cyrene wird ausgepeitscht, er erhält die gleiche Strafe wie Jesus. Männer und Frauen, Autoritäten und Priester begleiten den Zug. Auch wir werden gezwungen, unser Kreuz getragen, wie Simon. Es gibt einige Menschen, die uns dabei helfen. Aber meist sind es nicht die Menschen aus unserer nächsten Umgebung, die uns helfen. Diese kommen nur, um uns mit schönen Worten einzuschläfern und um unsere Stimmen zu erhalten. Danach gehen sie wieder und sie vergessen uns. Auf dem Bild sehen wir einen Mann, gut gekleidet mit Anzug und mit einer Brille, der uns den Rücken zuwendet. Aber es gibt Brüder, die sich unser erbarmen. Sie kommen von weit her, wie Simon von Cyrene, und sie helfen uns, das Kreuz zu tragen. Wir haben Freunde in Deutschland, die sich um uns sorgen und unsere Sorgen teilen wollen. In meinen eigenen Fall ist es so, dass ich die Bilder gemalt habe und die Freunde in Deutschland helfen mir sehr. Ich konnte mir zwei kleine Stiere kaufen und die Hütte ausbessern. Ein anderes Beispiel: Misereor hat uns geholfen, dass wir in unserer Comunidad Wasserleitungen mit Trinkwasser haben. 78 Familien in unserer Comunidad haben einen eigenen Trinkwasseranschluss vor der Hütte. 17 weitere Comunidades haben dank der Hilfe von Misereor ebenfalls Wasser.

Solche Beispiele gab es immer in Bambamarca. Es gibt auch einzelne Personen, die uns helfen, so wie Simon von Cyrene Jesus geholfen hat. Auch auf dem Land helfen wir uns, wir geben uns gegenseitig die Hand - nicht um uns zu begrüßen, sondern als Zeichen dafür, dass wir unsere Hand dem anderen zur Verfügung stellen, d.h. dass wir ihm Hilfe anbieten. Simon hat Jesus in diesem Sinne die Hand gegeben und ihm geholfen. Es bedeutet auch stets eine gegenseitige Hilfe, in Gemeinschaft. Wenn mir jemand die Hand gibt, werde ich ihm auch die Hand geben. Dies ist eine Grundlage für unser Leben in der Comunidad, so entsteht Gemeinschaft. Aber diejenigen, die an der Macht sind, die viel Geld haben, in ihren feinen Anzügen, sie zeigen uns die Schulter. Es ist wie beim Beispiel des guten Samariters: die feinen Leute gehen vorbei und der verachtete Samariter „legt Hand an“.


8. Station – Die Frauen weinen um Jesus

In der achten Station sehen wir, wie die Frauen um Jesus weinen. Körperlich am Ende durch zu viele Schläge, die er erhalten hat und erschöpft durch die Last des Kreuzes, bricht er zusammen und kann nicht mehr aufstehen. Viele Leute hatten Mitleid mit Jesus, besonders die Frauen weinten laut um ihn. Jesus nähert sich ihnen, denn er betrieb auch die Befreiung der Frauen, die in jener Zeit so sehr unterdrückt waren. Deshalb sagte er zu ihnen: „Frauen von Jerusalem, weint nicht um mich, sondern um euch selbst“.

Heute sehen wir in Bambamarca, dass die Frauen auf dem Weg sind, sich zu organisieren. Vereint suchen sie sich zu befreien. Doch es gibt viele Schwierigkeiten auf dem Weg:

  • Viele Männer stellen sich quer. Sie wissen nicht die wichtige Aufgabe der Frau in der Familie zu schätzen.
  • In manchen Versammlungen der Männer wird die Beteiligung der Frau an Entscheidungen noch nicht anerkannt.
  • Auf religiöser Ebene kehrt die heutige Kirche zurück in vergangene Zeiten und durch ihre Lehren erniedrigt sie die Frau.
  • Auf politischer Ebene nützen die Politiker den Hunger der Menschen aus, um sich mit kleinen Geschenken bei den Frauengruppen einzuschmeicheln und sie so auseinander zu dividieren. Mit ein paar Brotkrumen kaufen sie das Gewissen der meisten Frauen, um ihre persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen.
  • Auf kultureller Ebene scheint es, das einige Männer jeden Respekt verloren haben. Sie machen sich an die Frau heran, versprechen ihr die Ehe und danach machen sie sich über sie lustig und lassen sie mit dem Kind sitzen. Daher gibt es sehr viele alleinerziehende Mütter. Alle diese Probleme führen vom wahren Weg der Befreiung ab, den Jesus der Frau vom Land lehrt.

Jesus: „Frauen von Jerusalem, weint nicht um mich, weint um euch selbst. - Wenn sie das mit dem grünen Holz tun, was werden sie mit dem dürren machen?“
Unten, kultureller Aspekt: Die Männer machen sich über uns Frauen lustig. Viele von uns sind unverheiratete Mütter.
Politischer Aspekt: „Señoras, wenn ihr nicht unsere Partei wählt, wird eure Volksküche mit Essensausgabe geschlossen - Wenn ihr die Wiederwahl unseres Bürgermeisters nicht unterstützt, streichen wir die Aktion „Ein Glas Milch für alle Kinder“.
Religiöser Aspekt: „Dieser Ort ist sehr heilig, der Eintritt für Frauen ist verboten. - Töchter, beichtet eure Sünden, versöhnt euch mit Gott“.
Sozialer Aspekt: „Komm, Maria, wir gehen nach Chinin“. - „Ihr Frauen dürft nicht eure Meinung sagen. Diese Versammlung ist für Männer und nicht für Frauen“.
Familiärer Aspekt: „Wir Frauen erledigen täglich alle Hausarbeiten. Doch der Herr des Hauses schätzt das nicht. - Kochen, waschen, Hausputz, Kinder erziehen, Vieh hüten, Brennholz und Wasser schleppen und dazu noch Weben, Hüte flechten ...“
Mann: „Ich bin es, der alle Arbeiten erledigen und seinen Schweiß vergießen muss. Die Frauen tun nichts. Sie drücken sich nur im Haus herum“.

Kommentar: In der achten Station sehen wir Jesus, erschöpft, verletzt und unter der Last des Kreuzes zusammengebrochen. Niedergedrückt von dem großen Leid und den Schlägen, die er empfangen hat, fällt er zu Boden und er kann nicht mehr aufstehen. Und die Frauen weinen um Jesus. Als Jesus die vielen Frauen sieht, sagt er ihnen: „Frauen von Jerusalem, weint nicht um mich, sondern um euch“. Viele die gegen ihn sind, begleiten ihn, Soldaten, Autoritäten, Priester. Auf der anderen Seite sehen wir das überschwere Kreuz und die weinenden Frauen. Das Weinen der Frauen wiederholt sich heute aufs Neue. Wir sehen die Verachtung gegenüber der Frau. Die Frau leidet in Wirklichkeit mehr als der Mann. Ihr bleibt keine freie Minute, in der sie sich ausruhen kann. Sie muss waschen, kochen, die Tiere versorgen, sie hilft auf dem Acker. Während die Frau die Arbeit hat, macht sich der Mann auf den Weg, um Arbeit zu suchen. Daher sagt Jesus zu den leidenden Frauen: „Weint um euch selbst und nicht um mich!“ Wir sehen auf dem Bild viele Frauen, die von den Männern verachtet werden. Anfangs wurde die Frau nicht gewürdigt, sie war nicht würdig, an einer Versammlung teilzunehmen, das Wort einer Frau wurde nicht ernst genommen. Das gibt es auch heute noch oft. Vor über 30 Jahren, vor der Arbeit von Monseñor Dammert, hat sogar die Kirche die Frau verachtet, die Frau ist eine große Sünde und es ist eine große Sünde, wenn sich die Frau dem Hauptaltar nähert und dasselbe wie der Priester tun will. Heute wiederholt sich dies in derselben Kirche, man macht den Frauen Angst und man fällt zurück in vergangen geglaubte Zeiten. Die Frau ist immer eine Sünderin und nicht würdig, den heiligen Raum zu betreten.

Wir sehen auf dem Bild, wie die Frauen Schlange stehen. Die Frauen organisieren sich und einige Frauengruppen wissen ihre Rechte einzufordern, während andere sich noch einschüchtern lassen von der Macht oder sich gar von ihr verführen lassen. Es gibt Gruppen, die viele Lebensmittel erhalten, sei es von lokalen oder stattlichen Behörden, die nichts anderes wollen, als ihre Stimme. Man zwingt sie, ihre Politik zu unterstützen und falls sie das nicht tun, wird ihnen alle Hilfe gestrichen. Wir sehen auch eine verlassene Frau und Mutter, betrogen und verlassen von ihrem Ehemann. Dieser macht sich über die Frau lustig und kümmert sich noch nicht einmal um seine eigenen Kinder. Vielleicht kommt es daher so, wie Jesus vorausgesagt hat: „Weint um euch selbst und nicht um mich!“
Die einfachsten Leute stehen alle unter dem Kreuz, wie z.B. Maria Magdalena. Jesus ist vollkommen auf der Seite der Armen, während diejenigen, die ihn misshandeln die Leute sind, die die Macht haben und die die Gesetze diktieren. Sie wenden sich gegen Jesus und damit gegen alle Armen.


9. Station – Jesus wird ans Kreuz geschlagen

In der neunten Station sehen wir, wie sie Jesus kreuzigen. Jesus ist der Verteidiger des unterdrückten Volkes, aber er fiel in die Hände der Machthaber. Sie machten mit ihm was sie wollten. Die jüdischen Autoritäten, die Hohen Priester und die Gesetzeslehrer hatten das Gewissen des Volkes, damit es schrie: „Kreuzige ihn, kreuzige ihn!“ Viele verspotteten ihn und sagten: „Wenn du Gottes Sohn bist, dann steig vom Kreuz herab!“ Jesus hatte sehr wohl die Macht, vom Kreuz herabzusteigen. Er stieg aber nicht vom Kreuz. Aus Liebe für die Menschen gab er ein Beispiel der Hingabe an die Menschen und deren Leid. Deshalb ertrug er diese schreckliche Strafe. Unser peruanisches Volk wird heute immer noch unterdrückt und gedemütigt durch die Arroganz der Mächtigen. Sie brauchen heutzutage kein Kreuz mehr um zu kreuzigen. Vielmehr benutzen sie als Waffen. Die heutigen Waffen zur Beherrschung der Menschen sind die Sekten und unsere eigene katholische Kirche. Heute benutzen sie die Bibel, um die Schwächsten psychisch zu demütigen. Deshalb haben die meisten Armen ihre Augen wie festgenagelt auf den Himmel gerichtet. Sie glauben, die Armut sei der Wille Gottes. Sie haben große Angst, nach diesem Leben in die Hölle zu kommen und daher kümmern sie sich kaum um die Probleme, die uns hier und jetzt peinigen. Doch inmitten aller Einfachheit und Demütigung gibt es heute unter uns Armen viele Führungspersönlichkeiten unter den Campesinos, die ihr Leben riskieren, indem sie ihr Volk verteidigen.

Soldaten: „Ich will den Hut. - Wir werfen das Los um zu sehen, wer den Poncho bekommt.“ - „Wenn du wirklich Gottes Sohn bist, dann steig vom Kreuz herab“. Mann: „Anderen hat er geholfen. Jetzt soll er sich selbst retten, wenn er der Gesandte Gottes ist.“ Jesus: „Vater, verzeih ihnen. Denn sie wissen nicht, was sie tun“.
Campesinos unter dem Kreuz von heute: „Schluss mit soviel Ungerechtigkeit, dem Volksbetrug und dem Machtmissbrauch! Männer und Frauen vereint, werden wir die Unterdrückung besiegen“!

Kommentar: Wir sehen die neunte Station des Kreuzweges von Jesus. Hier sehen wir, wie sie Jesus kreuzigen. Sie haben kein Mitleid mit ihm, obwohl er voller Blut ist. Auch die Priester sehen zu, die Gesetzeslehrer und die Militärs verteilen seine Kleider. Sie haben Jesus ans Kreuz genagelt. Heute wiederholt sich die Geschichte von der Kreuzigung Jesu. Zur Zeit Jesu benutzten sie ein Kreuz, um Jesus zu kreuzigen, so war ihre Sitte. Aber heute benutzt man kein Kreuz mehr, um die Leute zu kreuzigen, sondern man benutzt andere Methoden. Die Großen benutzen z.B. die Bibel, um die Menschen zu beherrschen. Es gibt viele Sekten in Bambamarca. Sie betrügen die Menschen, denn sie sagen, wenn die Menschen nicht ihre Sünden bereuen, kommen sie in die Hölle. Auch die eigene katholische Kirche demütigt die Menschen. Wenn die Menschen nicht zur Beichte gehen, kommen sie in die Hölle. Auf diese Weise lassen sie uns abhängig sein von dem Kreuz, abhängig von einer Religion und abhängig von der gegenwärtigen Kirche und wir haben niemand mehr, der uns einen Weg der Ermutigung zeigen kann. Auf diese Weise kreuzigen sie heutzutage die Armen. Aber es gibt auch viele Christi, die den Tod besiegen wollen. Vor allem wir Ronderos haben den ganzen Betrug erlebt und wir sind mehr denn je davon überzeugt, unsere Stimme erheben zu müssen. Wir sind davon überzeugt, dass wir das Kreuz überwinden werden, die Kreuzigung vermittels des Betrugs, der Angstmache, der Einschüchterung und der Waffengewalt. Unsere Organisation der Ronda wird eines Tages und Schritt für Schritt siegen und triumphieren. Wir werden einen Ausweg suchen aus der Demütigung, wir wollen uns nicht mehr ans Kreuz hängen lassen und werden die Demütigung durch die gegenwärtige Kirche in Bambamarca nicht mehr länger ertragen.

Jesus ist der Mittelpunkt unseres Lebens, er ist auf der Seite aller Armen. Wir sehen zwei Räuber zur Rechten und Linken Jesu. Sie haben die Möglichkeit gehabt, auf der Seite der Armen zu stehen. Angesichts der aktuellen Politik und der neuen Regierung, denke ich an die zwei „Oberräuber“ Fujimori und Montesinos, die alles Geld der Armen aus dem Land geschafft haben - für sich allein, während die Armen mit leeren Händen dastehen. Die Macht Gottes zeigt sich in dem Kreuz, es hat eine reinigende Wirkung, es erleuchtet uns und gibt uns den Glauben, mit dessen Hilfe wir gegen alles Übel kämpfen können. Es gibt viele Organisationen, die Front gegen die Unterdrückung machen. Wir stehen allen bei, die zu Unrecht angeklagt werden, sie vertrauen uns und wir geben ihnen die Hand, damit Gerechtigkeit geschehe. All das hängt damit zusammen, dass Jesus auf der Seite der Armen ist. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass die Mächtigen jede Gelegenheit nutzen und jeden Protest als Terrorismus brandmarken werden. Dies trifft auf die hiesigen Autoritäten zu, einschließlich der hiesigen aktuellen Kirchenführer.


10. Station – Jesus verzeiht dem Räuber

In der zehnten Station sehen wir, wie Jesus dem Räuber verzeiht. Jesus ist der Sohn Gottes. Er wurde gesandt, um inmitten seines Volkes mit uns zusammenzuleben und um eine Botschaft des Trostes zu verkünden, eine Botschaft der Gerechtigkeit und der Vergebung und um die Befreiung des unterdrückten Volkes zu proklamieren. Die Sendung Jesu öffnete der Religion seines Volkes eine neue Dimension. Denn jene Religion befreite nicht, im Gegenteil: sie lehrte „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Deswegen haben sich die obersten Machthaber des jüdischen Volkes der Lehre Jesu widersetzt. Sie wollten ihre Religion, die Unterdrückung rechtfertigte, beibehalten und beschlossen daher, Jesus ein Ende zu bereiten und ihn dem Kreuzestod zu überantworten. Auch in Peru herrscht heute die Sünde. Es scheint, dass das Christentum Schritt für Schritt im Verschwinden begriffen ist. Es herrscht Unterdrückung, Ausbeutung, Mord, Raub, Gewalt, Verachtung, Betrug und Rachgier. Doch dank der Lehre Jesu gibt es hier in Bambamarca viele Kurse, die uns mit Hilfe der Bibel befähigen, neue Formen des Friedens finden. Wenn einige Gefährten Fehler begehen, dann sind sie auch fähig und bereit, ihre Fehler einzugestehen. Die meisten Probleme werden in unserer Ronda dadurch gelöst, dass wir einander vergeben. Wir bitten, Herr Jesus, dass du mitten unter uns bist, wenn wir uns in der Ronda versammeln. Wo es Verirrungen gibt, hilf uns zu verzeihen und hilf uns, Lösungen durch das Vergeben zu finden!

Linker Räuber: „Wenn du der Christus bist, rette dich selbst und rette auch uns.“
Rechter Räuber: „Wir leiden mit Recht. Wir bezahlen unsere Verbrechen. Doch dieser tat nichts Böses. - Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst.“
Jesus: „Wahrlich, noch heute wirst du mit mir im Paradies sein“.
Ronderos: „Gefährten Ronderos, wir brauchen eure Entscheidung: Was machen wir mit diesem schlechten Freund, den Schuldigen für so viele Probleme?“ „Gefährten, ich glaube, dass man den Frieden nicht durch Rache und Gewalt herbeiführen kann. Den Frieden erreichen wir nur durch Verständnis, Geduld und Vergebung.“
Angeklagter: „Ja, ich erkenne meine Fehler an. Hier stehe ich zu eurer Verfügung. Verzeiht mir, ich werde es nicht mehr tun.“ „Von jetzt ab steht nichts mehr zwischen uns, Bruder Pancho“. „Hier, vor allen und vor Gott, lasst uns einander vergeben, Bruder Pedro.“

Kommentar: In der zehnten Station sehen wir, wie Jesus dem Räuber verzeiht. Einer der Räuber, der ebenfalls verurteilt wurde, sagt zu Jesus: „Wenn du in Wahrheit der Sohn Gottes bist, dann rette dich doch selbst“. Hier sehen wir einen Schuldigen, der trotz der Strafe nicht einsichtig und demütig wird. Der auf der anderen Seite sagt dagegen, dass sie zu Recht bestraft werden, Jesus aber zu Unrecht verurteilt wurde. Auf dem Bild sehen wir auch, das der unschuldig Verurteilte mit Nägeln an Kreuz festgenagelt wurde und sein Blut fließt aus ihm heraus, während die Schuldigen ans Kreuz gehängt und nicht festgenagelt wurden. Heute sehen wir in der Ronda dasselbe Problem. Es gibt falsche Anschuldigungen, aber auch wirkliche Schuld. Wir sind als Ronda verpflichtet, Lösungen für diese Art von Problemen zu finden. Wenn wir einen schuldigen Mitbruder treffen, der gerade etwas gestohlen oder sonst etwas schlechtes getan hat, oder der auch nur fälschlich beschuldigt wird, dann sucht die Ronda, das Problem zu lösen. Wenn es sich um einen Schuldigen handelt und er zum erstenmal erwischt wurde, dann geben wir ihm einen guten Rat, auch noch beim zweiten Mal, beim dritten Mal muss er aber mit der Prügelstrafe rechnen. Wenn er seine Schuld einsieht, wird ihm vergeben und die Sache ist vergessen.

Es gibt Beispiele, dass aus einem Dieb danach ein zuverlässiger Rondero wurde, so z.B. zuletzt in San Antonio. Ein junger Campesino wurde immer wieder beim Diebstahl erwischt. Beim dritten Mal erhielt er eine Abreibung, dennoch machte er weiter. Beim nächsten Mal zeigten wir ihm, was er angerichtet hat und welches Leid er den Betroffenen zufügt. Wir redeten eindringlich auf ihn ein, die Diebstähle zu unterlassen, denn damit hätte er keine Zukunft mehr. Er wurde einsichtig und heute ist er ein guter Rondero. In den meisten unserer Organisationen sind wir in der Lage, begangenes Unrecht zu erkennen. Wir sind uns bewusst, dass wir auch Fehler begehen und schlechte Sachen machen. Aber wir sind davon überzeugt, dass uns unser Gott vergeben wird, wenn auch wir uns untereinander vergeben. Aber es gibt solche, die sich für sehr intelligent und fähig halten und die ihre Irrtümer nicht wahrhaben wollen, auch wenn diese noch so schlimm sind. Das sehen wir bei einigen unserer Autoritäten in der Stadt, sie gleichen dem uneinsichtigen Verbrecher an der Seite Jesu. Die Soldaten auf dem Bild bewachen Jesus und sie sorgen dafür, dass die Kreuzigung „ordnungsgemäß“ verläuft. Sie halten die Ordnung aufrecht und halten die Leute zurück, die daher auf dem Bild nicht zu sehen sind. Jesus stirbt ordnungsgemäß, das Gesetz nimmt seinen Lauf, unbeeindruckt von den Leuten. Heute geschieht es genau so. Wenn die Polizei oder Soldaten jemanden ergreifen, haben Freunde und Familienangehörige keinen Zutritt mehr. Er ist ausschließlich in den Händen der Macht und der Autoritäten, bzw. deren Ordnungshütern, damit er seine Schuld bekenne. Sie peitschen ihn aus und misshandeln ihn, doch wir sehen davon nichts. Niemand sonst darf sich ihm nähern, alles geschieht unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die Armen bleiben selbst ausgeschlossen, wenn einer der Ihren zu Tode gepeinigt wird. Auf dem Bild hat der Dieb statt einem Hut eine Mütze auf dem Kopf. Dass bedeutet, dass er aus Armut gestohlen hat. Heute tragen immer mehr Campesinos eine Mütze, das ist keine Frage der Kultur oder Tradition, sondern des Preises. Es ist ein Zeichen für die zunehmende Armut, denn eine Mütze kostet nur 6 - 7 Soles, ein Sombrero kostet 200 - 250 Soles, denn es bedeutet viel Arbeit, einen Sombrero zu flechten.


11. Station – Jesus empfiehlt uns Maria als unsere Mutter

In der elften Station sehen wir, wie Jesus uns Maria als unsere Mutter anvertraut. Bevor Jesus am Kreuz starb, überantwortet er seine verzweifelte Mutter einem seiner Freunde. Er tröstet seine Mutter und sagt zu ihr: „Frau, hier hast du deinen Sohn.“ Maria ist die Mutter unseres Erlösers, Jesus. Und sie ist auch die Mutter aller Christen. Der Jünger, der in jenem Augenblick gegenwärtig war, repräsentiert uns alle. Der Schöpfer hat Maria auserwählt, die Mutter seines Sohnes Jesus zu sein. Er hat sie aus dem Schoß der ärmsten und verachtetsten Familien auserwählt, aus einem kleinen und völlig verlassen Dorf. Deswegen ist Jesus und er wird es immer sein, der „König der Armen“. Maria ist unsere Mutter, sie zeigt uns den Weg zum Vater, zum Sohn und zum Heiligen Geist.
Auch heute überantwortet uns der Herr die wahrhaftige Liebe zu unseren Müttern, unseren Ehefrauen und unseren Töchtern, denn sie repräsentieren Maria, die Mutter Jesu. So wie die Mutter Jesu arm war und sehr viel leiden musste, so leiden auch heute die Frauen. Sie leiden unter vielen Problemen: Trauer, Versklavung, Verachtung, Verlassensein, Analphabetismus. Die Frauen leiden am stärksten unter dem Elend. Sie erhalten nur leere Lobreden, denen keine Taten folgen. Es gibt noch viele Männer, die die Mütter misshandeln.

Jesus: „Freund, hier hast du deine Mutter“. - „Frau, hier hast du deinen Sohn“.
Maria: „Ayayay! Mein Sohn, nie dachte ich, dich so zu sehen“.
Unten: „Heute feiern wir Muttertag. Herzlichen Glückwunsch an alle Mütter Perus.“
Frau: „Ich habe nichts zu verkaufen, um Essen einzukaufen, obwohl mein Mann nichts als arbeitet. Morgen kann ich nichts zum kochen. Ayayay! Mein Gott!“ - „Die Kinder verlassen uns. Wie traurig ist das Leben.“
Mann:„Du hast mich geheiratet. Jetzt gehörst du mir.“
Frau: „Ich bin doch eure Mutter, Kinder. Für euch würde ich mein Leben geben.“

Kommentar: In der elften Station sehen wir, wie uns Jesus die verzweifelte Maria als unsere Mutter ans Herz legt. In der Stunde seines Sterbens zeigt er auf Johannes und sagt zu Maria: „Das ist jetzt dein Sohn“. Und zu seinem Jünger Johannes sagt er: „Das ist ab jetzt deine Mutter“. Die beiden Schuldigen an seiner Seite sind noch mitten im Leben, während für Jesus das Sterben begonnen hat. Auch die Autoritäten sind vor Ort, sie näherten sich dem sterbenden Jesus, um sein Ende aus der Nähe festzustellen zu können. Was bedeutet es für uns heute, dass Jesus uns Maria als seine Mutter und Maria uns an seiner Stelle als seine Söhne anvertraut hat? Wir sind verantwortlich für Maria, die Mutter Jesu und alle unsere Mütter. Wir sind ihr nahe und vertrauen ihr. Die Frau repräsentiert Maria, alle Frauen sind Maria. Doch oft behandeln wir Maria nicht gut, obwohl sie Jesus uns ans Herz gelegt hat. Maria ist sehr traurig, viele Frauen weinen um ihre Kinder und verzehren sich für sie. Auch wenn die Kinder weggehen, Maria bleibt dennoch ihre Mutter und sie macht sich große Sorgen um sie.

Auf dem Bild sehen wir eine Frau mit ihren fünf Kindern. Sie stellt ihr ganzes Leben in den Dienst der Kinder, sie will, dass ihre Kinder leben und sie ist bereit, dafür ihr eigenes Leben hinzugeben. Wir als Väter haben nicht diese Fähigkeit, so viele Liebe zu geben. Trotzdem schätzen wir unsere Ehefrau oft nicht entsprechend, wir sehen sie als etwas verschiedenes von uns an, wir halten sie für schwächer als wir selbst und wir meinen, sie sei weniger Wert als der Mann. Oft misshandeln die Männer ihre Ehefrauen. Wir halten uns daher für sehr mutig und als Herr des Hauses, wir behandeln die Frau, als hätten wir sie gekauft, als wäre sie wegen der Ehe unser Eigentum und wir tun mit ihr, was wir wollen. Dies alles geschieht noch des öfteren in unserer Mitte. Doch jede Mutter ist die Mutter Jesu, er hat uns seine Mutter ans Herz gelegt, sie sorgt für unser Leben, doch wir geben ihr nichts zurück. Auf dem Bild sehen wir, wie die heranwachsenden Kinder ihre Mutter verlassen. Die Mutter weint und die Kinder wenden ihr den Rücken zu. Sie gehen hinaus, wollen sich vergnügen, manchmal gehen sie an die Küste. Sie sehen ihre Mutter weinen, doch sie haben kein Erbarmen mit ihr. Auch auf diese Art misshandeln wir die Frau, die uns Jesus anvertraut hat, unsere Mutter und unsere Ehefrau.

Oder wir Ehemänner lassen die Mutter unserer Kinder allein zurück, während wir an andere Orte gehen, um ein besseres Leben zu suchen. Sie bleibt zurück, oft ohne das nötige Essen zu haben und viele kümmern sich nicht mehr um die Mutter ihrer Kinder. Die Frau weiß nicht, was sie ihren Kindern zu essen geben soll. Zusammen mit ihren Kindern bleibt der Mutter nur noch das Weinen. Es gibt viele verlassene Mütter und die Autoritäten behandeln sie oft noch schlechter als andere Mütter, als seien sie schuldig an ihrer Situation. Sie haben jeden Respekt vor der Mutter verloren und es gibt keine Hilfe für sie von den Behörden. Wir vergessen, dass Jesus uns seine Mutter anvertraut hat. Am zweiten Sonntag im Mai feiert man zwar den Muttertag. Aber es sind leere Versprechungen in ein Mikrofon oder in der Zeitung. Alle Medien sind voll von schönen Worten, doch in Wirklichkeit tut man nichts für die Mutter, die uns Jesus anvertraut hat. Das Bild ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Es gibt soviel Unterdrückung in der Welt, weil man nicht verstehen will, was uns Jesus gesagt hat.

Viele Leute verstehen z.B. nicht, was es bedeutet, dass uns Jesus seine Mutter anvertraut hat. Inmitten allen Elends und angesichts des Todes empfiehlt er seinem engsten Freund Johannes, stellvertretend für uns alle, seine Mutter als unsere Mutter. Er übergibt uns die Verantwortung für seine Mutter und seiner Mutter vertraut er uns als ihre Söhne an. Dies bildet zusammen eine untrennbare Einheit. Maria und Johannes repräsentieren diese Einheit, sie sind die Keimzelle einer neuen Familie, wir alle sind eine einzige Familie - so will es Jesus. Für die Situation in unserem Land und in der ganzen Welt, ist als wichtigster Faktor die Wirtschaft verantwortlich. Wer mehr Geld hat, tritt denjenigen mit Füßen, der weniger oder kein Geld hat. Das ist das Wesen dieser Welt und das betrifft auch das Leben in der Familie. Wer zu ein wenig Geld gekommen ist, vergisst seine Familie und seine Freunde, er hält sich für mehr Wert und er will nur noch mehr Geld haben um mehr Wert zu sein.


12. Station – Jesus stirbt am Kreuz

In der zwölften Station sehen wir, wie Jesus am Kreuz stirbt. Der Schöpfer der Welt sandte seinen Sohn zur Welt, um mit den Menschen zu leben und um eine schwere und sehr harte Aufgabe zu erfüllen. Jesus geriet in eine sehr schwierige Lage. Er spürte, dass sein Leben gescheitert war und er rief laut: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Dann sprach er: „Es ist vollbracht.“ Seine Aufgabe war beendet und er übergab dem Vater sein Leben und sein Werk: „Vater, in deine Hände empfehle ich meinen Geist“. Als Jesus noch lehrte, sagte er zu seinen Jüngern: „Um meiner Sache willen werdet auch ihr verfolgt, ins Gefängnis geworfen, gefoltert und getötet werden“. Auch heute gibt es in unserer peruanischen Wirklichkeit sehr viele Christi, die gewaltsam sterben. Sie werden von der Polizei oder den arroganten Militärs unter dem Vorwand der Bekämpfung des Terrorismus erschossen. Andere sterben, weil sie die wahrhafte Gerechtigkeit zu Gunsten der Ärmsten verteidigen, andere werden hinterrücks erstochen wegen bestimmter sozialer Probleme. Niemand kümmert sich darum, dieser schreckliche Situation aus Korruption und Gewalt ein Ende zu bereiten. Im Gegenteil: Alle sind wir verurteilt, einen langsamen Tod sterben zu müssen - durch die Verschmutzung unserer Umwelt, durch kontaminiertes Wasser und durch den Hunger und das Elend, das von den großen Kapitalisten hervorgerufen wird. Freunde Jesu, es ist nicht einfach! Es sind nur sehr wenige bereit, ihr Leben aus Liebe zu den Nächsten hinzugeben und Leid und Tod auf sich zu nehmen. Heute laufen Tausende von Ordensleuten und Klerikern herum und sagen, sie allein würden die Botschaft Jesu erfüllen und sie wären die wahrhaften Diener der Kirche Jesu. Aber nur wenige geben ein authentisches Zeugnis.

Kommentar: In der zwölften Station sehen wir, wie Jesus am Kreuz stirbt. Das Leben hat ihn verlassen. Auch die Schuldigen am Kreuz, die Soldaten und die Polizei sind anwesend. Sie bewachen ihn immer noch. Einige Freunde schauen aus der Ferne zu. Auf dem Bild habe ich Fälle gemalt, die in Wirklichkeit geschehen. Wie wir vorher schon gesagt haben, benutzt man heute kein Kreuz mehr, um Menschen zu töten. Heute benutzt man Feuerwaffen, um Menschen zu töten. Hier in Bambamarca halten sich einige für die Herren über Leben und Tod und töten viele Personen. Auf unserer ersten großen Protestversammlung, wurde einer von uns von den Militärs erschossen. Das ist hier auf dem Bild zu sehen. Abgesehen davon kommt es auch vor, dass durch Probleme unter den Campesinos, Menschen getötet werden; z.B. wenn einem Un-recht geschieht und er dann sein Recht einfordert, kann es zum Streit kommen und jemand wird erstochen. Im vergangenen Jahr gab es hier in der Stadt einige Messerstechereien mit Todesfolge. Das geschah vor allem am Sonntag, wenn viele in die Stadt kommen. Sie bringen ihre Probleme mit, trinken sich Mut an um sich rächen zu können.

Zu dem Streit kam es dann am späten Abend auf dem Heimweg am Stadtausgang. Wir überlegten mit den Behörden, was wir dagegen tun könnten. Vor zwei Jahren wurde ein Mann von einem Gefährten sogar erschossen und vor drei Jahren ebenfalls. Ursache waren meist gewisse persönliche Probleme. Ich möchte betonen, dass es nicht nur den Tod durch einen Messerstich gibt. Schwerwiegender ist z.B. der schleichende Tod durch die Vergiftung unserer Umwelt, vor allem die Verseuchung des Wassers durch die Minen. Zuerst sterben die Pflanzen, dann die Tiere. Vor einem Jahr sind im Rio Llaucán 12.000 Forellen verendet. Das war schon das zweite Mal, beim ersten Mal waren es über 1.000 Forellen. Es betraf Projekte von Frauengruppen, die Fischteiche angelegt hatten, um ihre Familien ernähren zu können.

Die Mine mit ihrer Umweltverseuchung ist eine Plage. Es gab Proteste gegen die Mine, damit sie zumindest den Schaden ersetze, doch bisher gab es darauf noch nicht einmal eine Reaktion, im Gegenteil: sie klagen uns der Verleumdung an und behaupten, die Forellen wären aufgrund technischer Fehler der Campesinos verendet. Und zuletzt töten sie den Menschen. Es tauchen in unserer Umgebung immer mehr unbekannte Krankheiten auf, deren Ursache noch nicht einmal die Ärzte erklären können. Wie oft wurden schon Wasserproben entnommen und nach Lima gebracht. Dort wurde festgestellt, dass das Trinkwasser schädlich ist. Doch die Autoritäten sagen, dass die Ergebnisse nicht stimmen und dass alles in Ordnung sei. Auf der zwölften Station wird auch dieser Tod durch die Umweltvergiftung dargestellt. Das Blau des Himmels und das Grün der Natur ist verschwunden, man sieht eine nur noch eine Wüste.


13. Station – Jesus wird ins Grab gelegt

In der dreizehnten Station sehen wir, wie sie Jesus beerdigen. Jesus hatte seinen Jüngern mehrmals angekündigt, dass er sterben werde. Er sagte auch: „Wenn das Samenkorn nicht in der Erde eindringt und stirbt, kann es keine Frucht tragen“. Deshalb stieg er von oben herun-ter, drang in die Erde ein und hatte auch Anteil am Tod, um bei allen Verstorbenen zu sein - um von dort aus aufzustehen und triumphierend und bis heute und für immer siegreich den Tod zu überwinden. Das Samenkorn dringt in die Erde ein, um Frucht zu bringen.

In Peru gibt es heute drei Klassen von Bürgern: Kapitalisten, Mittelschicht und die ganz Ar-men. Wir werden geboren mit dem Schicksal zu sterben und in der Erde begraben zu werden. Es gibt auch zwei Klassen von Geistlichen: Protestanten und Katholiken. Sie glauben, sie al-lein würden authentisch Gottes Gesetz erfüllen und sie halten sich für die Stellvertreter Chris-ti. Sie sagen, sie seien die Diener und Verwalter der Kirche und sie wären schon im Stand der Gnade Gottes.
Jesus sagte aber zu seinen Aposteln: „Geht hinaus in alle Welt und macht alle Menschen zu meinen Jüngern“. Lasst uns nachdenken: Wer sind heute die glaubwürdigen Jünger unseres Meisters Jesus? Gibt es jemanden, der sein Leben hingibt und der sich aufopfert aus Liebe zu den Nächsten? Sind es diejenigen aus der Hierarchie, oder der eine oder andere Laie? Wird es einer der protestantischen Pastoren sein oder vielleicht ein Leiter der Ronda?

Totengräber: „Ich kenne keinen Hunger“. Sargverkäufer: „Mein Geschäft läuft mehr als gut“. Schreiber: „Mir bringt das Arbeit.“

Kommentar: In der dreizehnten Station sehen wir, wie sie Jesus in den Schoß der Erde legen, in eine Felsenhöhle. Als Jesus starb, war er von fast allen verlassen. Aber bis heute gibt es die Tradition, dass die Verstorbenen beerdigt werden müssen. In jener Zeit lebte ein Mann mit dem Namen Josef aus Arimathäa, der Erbarmen mit Jesus hatte und der ihn beerdigen ließ. Jesus wird in einem Sarg beerdigt, unserer heutigen Tradition entsprechend. Wir sehen, dass auch bei der Beerdigung die Frauen Jesus am nächsten sind, seine Mutter und seine nächsten Freundinnen. Einige Freunde tragen den Sarg. Jesus wurde ganz Mensch und er erlitt den Tod und wurde in die Erde gelegt, um sich vollends mit uns zu identifizieren. Auch heute geschieht dasselbe. Wir sind alle dazu bestimmt, zu sterben. Zur Geschichte des Lebens gehört der Tod und wir sind Teil dieser Geschichte. Wir sehen einen Friedhof, in den wir alle eintreten.

Wir sehen aber auch einen Mann mit viel Geld, er fährt eine große Ernte von Geld ein. Ein anderer Mann auf dem Bild hat offensichtlich viel studiert, er sitzt in einem Büro und nimmt nicht an der Beerdigung teil. Aber weder er noch der Mann mit dem vielen Geld werden sich vor der Beerdigung retten können - auch nicht der Campesino, der arbeitet. Wir sind letztlich alle zusammen auf dem Weg, beerdigt zur werden und selbst Jesus wollte sich davon nicht ausschließen. Auf dem Friedhof gibt es verschieden Arten von Gräbern. Für die Nischen muss man Geld bezahlen, daher werden dort die Reicheren begraben, die Armen werden in die Erde gelegt, auf die ein einfaches Kreuz errichtet wird. Die Armen sind daher näher der Mutter Erde und in der Bibel heißt es: wir alle sind aus Erde und wir kehren in die Erde zurück. In den Nischen ruhen sie ohne Beziehung zur Erde, umgeben von kaltem Zement. Die Erde ist fruchtbar, der Zement ist tot. Die so Bestatteten leben etwas außerhalb der Realität, denn die Erde ist unsere Wirklichkeit. Und dafür haben sie auch noch viel Geld bezahlt.

Das Geld trennt die Menschen untereinander und von der Erde. Es gibt heute viele Menschen und viele Kirchen, die sich für die einzig wahrhaften und legitimen Erfüller des Gesetzes halten. Sie halten sich für die authentischen und legitimen Nachfolger und Diener Jesu. Welcher von ihnen wird in Wahrheit den Willen Gottes erfüllt haben? Viele Pastoren sagen, dass nur ihre Kirche die Menschen rettet. Auch unsere eigene Kirche und auch wir selbst sagen, dass unsere Kirche die einzig wahre Kirche ist. Wir Christen sind gespalten, es gibt bis heute viele verschieden Kirchen. Welche dieser Kirchen und dieser Personen innerhalb der katholischen Kirche bezeugen durch ihr Leben das authentische Beispiel Jesu, der sein Leben ließ aus Liebe zu den Menschen? Was bedeutet es heute wirklich, das Gebot Jesu zu erfüllen und sein Leben für andere hinzugeben? Welche der Kirchen und wer von den Priester und Laien ist dazu bereit, wer sind die authentischen Jünger Jesu? Das sollte uns zu denken geben und allen, die diese Bilder mit ihrer Botschaft betrachten und hören!


14. Station – Die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus

In der vierzehnten Station betrachten wir die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. Durch Jesus und dessen Lebensgeschichte schließt Gott einen Neuen Bund mit dem Menschen. Der Plan Gottes war und ist folgender:

  • Durch die Person Jesus nähert sich Gott den Menschen um sein Reich mitten unter ihnen zu errichten
  • Er führt die Zerschmetterten aus der Sklaverei und befreit sie aus der Sünde.
  • Er richtet die Gefallenen auf und lässt sie an seinem Reich teilhaben.
  • Er führt uns aus der Dunkelheit zum Licht und führt uns aus dem Tod in das Leben.
  • Er zeigt uns, dass der Tod nicht die Lösung für alle Probleme des gegenwärtigen Lebens ist und dass unser Leben nicht vollständig mit dem Tod endet, sondern dass es darüber hinaus führt.

In unserem heutigen Peru existieren viele von uns zwar noch, aber sie gleichen den Toten. Es gibt viele solcher Toten, am Boden zertreten wegen der Anhäufung materieller Reichtümer; andere werden durch den Egoismus zerstört, sie klammern sich an ihre Macht, ihre Willkür und ihren Stolz. Wieder andere sind lebende Tote, weil sivon anmaßenden Sekten erdrückt werden. Diese haben die gleiche Bibel, aber niemals lehren sie die Wahrheit, die Gott gefällt.
Dank des Vertrauens, das Bischof José Dammert in uns gesetzt hat, hat die Auferstehung in Bambamarca schon begonnen. Seit 1963 sind viele Gruppen von Männern und Frauen entstanden, die gut organisiert gegen die Folgen einer Politik und Wirtschaft protestieren, die das Leben verachtet. Vor 1963 lebten wir in der Dunkelheit, wir waren blind. Die Botschaft Jesu ist der Beginn einer auch im Tod nicht endenden Auferstehung.

Linker Priester: „Für euch, meine Kinder, ist es verboten, die Bibel zu besitzen. Sie ist nur für uns Priester bestimmt.“ „Für die Rettung eurer Seelen müsst ihr für eine Totenmessen Tribut errichten. Es gibt Messen zu jedem Preis: gesungen, gebetet, ganze Zeit und halbe Zeit.  Campesinos: „Ja, ich habe verstanden, Padrecito“. „Wir sind Analphabeten und leben in Abhängigkeit von unserm Patron, der uns nicht zahlt.“  Patron: „Arbeitet schneller, ihr faulen Indios, Carajo! Rechter Priester: „Kommt, Brüder, tretet heraus aus der Dunkelheit“! Transparente: In Bambamarca öffnete die katholische Kirche in den Jahren 1963 bis 1994 vielen Blinden die Augen, indem sie deren Fähigkeiten entdeckte und sie ans Licht brachte - auch das bedeutet Auferstehung. Wir haben alle die gleichen Rechte und verdienen Respekt, denn wir sind das Ebenbild Gottes. Unser Gott ist ein Gott des Lebens und nicht des Todes. Auferstehen ist, wenn sich die Armen erheben, um Gerechtigkeit, Respekt und Liebe zu for-dern. Unser Gott ist ein Gott der Vergebung und nicht der Vergeltung. Auferstehen heißt, aus der Unwissenheit herauszufinden und Weisheit zu erwerben. Auferstehen bedeutet, Gott zu erkennen und seinen Glauben zu leben.      In der vierzehnten Station betrachten wir die Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus. Durch Jesus und dessen Lebensgeschichte schließt Gott einen Neuen Bund mit dem Menschen. Der Plan Gottes war und ist folgender:

Kommentar: In der vierzehnten und letzten Station sehen wir die Auferstehung Jesu. Die Leidensgeschichte Jesu, verachtet und misshandelt in Jerusalem, seinem Tod und seiner Grablegung, findet hier ihr Ende: Jesus hat den Tod besiegt und bis heute lebt er daher mitten unter uns und begleitet uns auf unserem Weg. Deswegen hat auch unsere Auferstehung bereits begonnen. Er hat die Wächter mit ihren Waffen zu Boden gestreckt und das Gefängnis des Sarges aufgebrochen. Die Waffen und der schwere Stein, der den Weg ins Leben versperrt hat, liegen auf dem Boden, Jesus ist „obenauf“. Wir hoffen auf Jesus, dass er uns hilft, dasselbe zu tun und aufzustehen. Diese Auferstehung geht aus von unserer Wirklichkeit, in der wir leben, in der aber bereits die Gegenwart Jesu Wirklichkeit geworden ist. Wir glauben nicht an eine Auferstehung, die erst nach dem Tod beginnt, sondern an eine Auferstehung mitten im Leben. Seit meiner Kindheit habe ich Augenblicke erlebt, in denen ich tot schien und in meiner Kindheit habe ich noch eine Kirche erlebt, deren Priester Dinge gelehrt haben, die nichts mit dem Leben und der Wirklichkeit zu tun hatten. Sie sagten zu uns, dass für uns Sünder verboten ist, sich dem Hauptaltar zu nähern und dass für uns Sünder die Bibel ein verbotenes Buch ist.

Auf diese Art wurden wir im Tod gehalten, wir waren blind und ein großer Stein versperrte uns den Weg ins Leben. Wir wurden von denjenigen, die viel Geld hatten und die sich für intelligent hielten, weil sie studiert hatten, verachtet und gedemütigt. Die Autoritäten, die Gesetzeslehrer und die Großgrundbesitzer verlangten von uns unsere Unterwerfung. Auch die Priester behandelten uns nicht als Brüder. Wir glichen Toten. Aber nach 1963 fing die Kirche an, uns die Augen zu öffnen und das Licht zu schenken. Sie hat in uns Fähigkeiten wachgerufen, von denen wir selbst nichts mehr wussten. So haben wir angefangen, aus der Dunkelheit herauszufinden. Wir haben das hinter uns gelassen, was uns die alten Priester gelehrt haben. Die neue Kirche hat uns auch geholfen, unsere Rechte als Menschen einzufordern, denn wir sind alle gleich. Das bedeutet für mich Auferstehung. Wir haben Jesus kennengelernt. Jesus repräsentiert für uns nicht einen Gott, der uns beherrschen will, sondern einen Gott der uns hilft und beschützt. Auferstehung bedeutet auch, sich zu organisieren, seine Fähigkeiten zu entdecken und diese auszubilden.

Diese Auferstehung hat bereits in diesem unseren Leben begonnen. Wir können auferstehen trotz des Todes, der uns umgibt. Wir sehen in diesem Kreuzweg Jesus inmitten seines Volkes. Wir sehen auf dem Bild einen alten Priester in der Nacht, es gab kein Licht und es herrschte große Repression. Es ist aber auch ein Priester, der uns aus der Dunkelheit herausgeführt hat, er gibt uns die Hand und weist uns den Weg. Priester haben uns die echte Botschaft Jesu gelehrt. Sie und ihre Mitarbeiter gingen aufs Land zu den Leuten und luden sie ein, Jesus kennenzulernen. Die Organisation der Comunidades, der Männer, Frauen und Jugendlichen, sind das Ergebnis. Wir befinden uns aber erst auf der Schwelle zwischen Dunkelheit und Licht. Unglücklicherweise scheint es, als wolle uns die Kirche wieder in die Dunkelheit zurückstoßen. Doch wir haben das Licht gesehen und es wird nicht leicht sein, uns wieder in der Dunkelheit einzusperren. Die Alternative lautet: Leben und Auferstehung oder Tod und Gewalt.


Übersetzung der Texte und des Kommentars (auf Audiokassette aufgezeichnet): Willi Knecht Cajamarca, Ostern 2002 (nach Rücksprache mit José Espíritu und Candelario Cruzado*, zuletzt am 25. März 2002)

Candelario Cruzado war weltweit der erste indigene Katechet. Bischof Dammert hat ihm bereits 1969 mit päpstlicher Erlaubnis die Vollmacht erteilt, zu taufen, das Evangelium zu verkünden und eine Gemeinde zu leiten (mit wesentlich mehr "Vollmachten" als sie Diakone bei uns bis heute haben) . Bis 1992 gab es über 200 Katechetinnen und Katecheten mit demselben Auftrag. Sie wurden zum Vorbild einer befreienden Pastoral in Peru und darüberüber hinaus. (Siehe z.B.: Barbarita - eine Campesina wird zur Katechetin und Gemeindeleiterin)



José Espíritu - zur Person und Vorgeschichte

Auf dem Weg zur Hütte

Aus dem Brief von José Espíritu (1998).„Ich bin ein Campesino aus Cumbe Chontabamba, einer der ärmsten Comunidades von Bambamarca. Meine Eltern waren sehr arm. Sie konnten weder lesen noch schreiben und hatten ein mühevolles Leben. Seit meiner Kindheit hungern wir und leben in Elend. Vor 12 Jahren starben meine Eltern. Neun Jahre lang konnte ich mit meiner Frau und meinen Kindern in der Hütte meiner Eltern wohnen, dann warfen mich meine Brüder hinaus und teilten den kleinen Acker meiner Eltern auf.

Die älteste Tochter

Da ich nicht wusste wohin, baute ich für meine Familie aus Ästen und Stroh eine Hütte, um uns vor Regen und Kälte zu schützen. Unsere Schlafstätte und die Kleidung waren immer feucht. Wir schliefen sehr beengt und mussten größere Gegenstände wie Spaten, Pflug, Krüge und Töpfe außerhalb der Hütte lagern. Mein Feld ist nur ¾ ha groß und sehr unfruchtbar. Unter der dünnen Erdschicht ist reiner Fels. Dürre, Eisregen und Krankheiten vernichten oft die Saat. Von unserer Ernte leben wir gerade drei Monate. So flechte ich den größten Teil des Jahres Hüte, oft bis tief in die Nacht.

José in seiner Hütte, mit Marcial Blanco

Manchmal finde ich eine Gelegenheitsarbeit als Tagelöhner. Es reicht meistens, um das Salz und ein wenig Reis zu kaufen, oft hungert meine Familie. Mein größter Wunsch wäre, eine feste Arbeit zu finden, dann könnte ich die Beiträge für die Gemeinschaftsarbeiten in unserem Dorf bezahlen und meinen sechs Töchtern Schulsachen kaufen. Die Älteste ist 13 Jahre alt und besucht die 6. Klasse. (im Bild die älteste Tochter, inzwischen - im Jahr 2002 - 17 Jahre alt). Die jüngste ist 1½ Jahre alt. Vor einem Jahr baute ich mit einem Maurer ein Häuschen aus Lehm mit einem echten Ziegeldach. Es ist 8x4 m groß. Ich musste mich mit 900 Soles (520,- DM) verschulden.

Wir verzweifeln nicht, denn wir sind nicht die einzigen, die in extremer Armut leben müssen. In unserer Comunidad halten wir zusammen und suchen nach Entwicklungsmöglichkeiten. Mit der Frauengruppe meiner Comunidad arbeite ich schon immer gut zusammen. Wir spielen Theater, bauen Wege, ein Gemeindehaus und sind miteinander in der Ronda. Seit 16 Jahren nehmen ich an den Kursen der Pfarrei Bambamarca teil. Die Frauengruppen nennen mich den ‚malenden Katecheten’ und wünschen sich oft Bilder von mir. Wenn ich sie nur vervielfältigen könnte“!
_______________________________________________________________________

Nachtrag: Im November 1999, ebenso 2001 und zuletzt im März 2002 konnte ich José Espíritu in seiner Hütte besuchen (vier Stunden Fußweg von Bambamarca - Stadt). Das ehemalige und zerfallene „Erdhaus“ mit maximal 3x4 Grundfläche dient nun als „Depot“ für die Gebrauchsgegenstände und liegt auf 3.200 m Höhe (knapp unterhalb einer Bergkuppe inmitten einer steinigen Felslandschaft mit minimalen Anbaumöglichkeiten und ohne Wasser).

Inzwischen ist seine Frau schwer erkrankt. Die Familie überlebt notdürftig, alle verfügbaren Kräfte konzentrieren sich auf das Flechten von Strohhüten, um wenigstens diese verkaufen zu können. Nach meinem letzten Besuch bei seiner Familie im März 2002 ging es seiner Frau sehr schlecht, sie hat unerträgliche Schmerzen. Sie ist unheilbar krank (auf ihren eigenen Wunsch fotografiert).

Nach neuesten Nachrichten direkt aus Bambamarca (zu Weihnachten 2002) hat sich die Situation der Familie nicht gebessert. Die Partnerschaftsgruppe der kath. Gemeinde in Herzogenaurach, der auch die Originalbilder des Kreuzwegs übergeben wurde, wollte der Familie wohl helfen, doch ist nichts bei der Familie angekommen. Der Kreuzweg kann inzwischen im Heimatmuseum (!) von Herzogenaurach, dem die Bilder übergeben wurden, besichtigt werden.

Willi Knecht