Jesus hat uns gezeigt, was Liebe und Hingabe bedeuten: sich besonders für die einzusetzen, denen das von Gott gewollte „Leben in Fülle“ vorenthalten oder gar geraubt wurde. Die eindeutige Option für die Armen ist biblisches Gebot. Einsatz für Gerechtigkeit ist wahrer Gottesdienst. Nimmt man dies ernst und sieht auf das Beispiel so vieler Frauen in Afrika und Frauen in der Kirche, dann wird klar: Frauen sind die besseren Seelsorger - in jeder Hinsicht!"

Grußwort zum diözesanen Afrikatag des Kath. Frauenbundes am 18. Juli 2009 in Untermarchtal (in Stichworten, da freies Grußwort)

I. Zu Afrika:

1. Wie viele Bilder und Klischees mag es wohl geben – wie viele Vorurteile und Nichtwissen? Darauf kann man natürlich in einem Grußwort nicht eingehen, dennoch dazu zwei Gedanken: Afrika ist die Wiege der Menschheit - Wir alle sind Afrikaner. Andererseits: Würde Afrika von heute auf morgen ausgelöscht werden, man würde dies an den Börsen dieser Welt noch nicht einmal bemerken.

2. Frauen in Afrika (stellvertretend für die meisten Frauen in den armen Ländern):
Extreme Ungleichheiten, nicht nur gesellschaftlich von „Unten und Oben“, sondern zwischen Mann und Frau (Einkommen, Besitz, Arbeitslast …), Frauen als Opfer.
Dennoch: die Macht allein für die Männer: aber auch die negativen Schlagzeilen aus Afrika stammen fast ausschließlich von Männern (Gewalt, Korruption etc.); wenn es doch positive Schlagzeilen gibt, dann handeln sie fast ausschließlich von Frauen. Männer machen Kinder (je mehr, desto mehr Mann) - Frauen sorgen für die Kinder, sie sichern ihr Überleben und ermöglichen Leben und Zukunft, auch über die eigene Familie hinaus.

Jede nachhaltige Entwicklung geht dadurch nur durch und mit den Frauen > in Projekten müssen Frauen die Verantwortung übernehmen, Kooperation mit Frauen, Frauen als vorrangige Adressaten und Partner.

Ziel: Alle Menschen in Afrika (und weltweit) haben das Recht auf ein Leben in Würde und ein Recht auf einen angemessenen Anteil an den Gütern dieser Erde, denn die Erde ist den Menschen von Gott anvertraut, damit alle Söhne und Töchter der Erde sie hegen und pflegen - zum Wohle aller. Diesem Ziel muss jede Art von Entwicklungszusammenarbeit, „Hilfe“, untergeordnet bzw. verpflichtet sein.

II. Zu Europa:

Das christliche (!) Europa ist eine wesentliche Ursache für fast alle Übel, unter denen die Menschen von Afrika heute leiden müssen. Der Kontinent wurde über Jahrhunderte seiner kreativsten Kräfte beraubt, blühende Kulturen wurden zerstört, ganze Völker versklavt. Dies alles war nicht die Tat einzelner Bösewichte, sondern geschah systematisch, es war systembedingt in Gesellschaft und Kirche verankert. Wir als Europäer und „weiße Christen“ haben eine große Schuld auf uns geladen – und davon profitieren wir noch bis heute. Die gegenwärtige globale Weltordnung ruht auf den politischen und wirtschaftlichen Strukturen, wie sie seit Beginn der Neuzeit von Europäern geschaffen wurden. Unsere Hilfe bzw. Zusammenarbeit mit Afrika ist kein Geschenk, sondern das Mindeste, was wir tun können: etwas von dieser Schuld abzutragen und dafür zu sorgen, dass so etwas nie wieder passiert.

III. Zu Kirche:

1) Es gibt noch einen tieferen Grund für diese Partnerschaft mit Afrika: Wir sind als Kinder des Einen "Vaters" alle Schwestern und Brüder. Und wir sind hier versammelt, weil wir auf den Namen Jesu Christi getauft sind. Als Kirche sind wir die Gemeinschaft derer, die an Jesus den Christus glauben. Kennzeichen dieser Gemeinschaft ist das Brot Teilen, d.h. auch all dessen, was wir zum Leben brauchen. Tun wir dies, sind wir Zeichen der Kirche Jesu Christi in dieser Welt - und wir werden so selbst zum Brot des Lebens für andere.

2) Jesus hat uns gezeigt, was Liebe und Hingabe bedeuten: sich besonders für die einzusetzen, denen das von Gott gewollte „Leben in Fülle“ vorenthalten oder gar geraubt wurde. Die eindeutige Option für die Armen ist biblisches Gebot. Einsatz für Gerechtigkeit ist wahrer Gottesdienst. Nimmt man dies ernst und sieht auf das Beispiel so vieler Frauen in Afrika und Frauen in der Kirche, dann wird klar: Frauen sind die besseren Seelsorger - in jeder Hinsicht!

Diese gerechtere Welt ist möglich, denn sie ist uns verheißen und Jesus wird uns in diesem Kampf begleiten. So lasst uns denn in diesem Geiste und in dieser Zuversicht nun gemeinsam feiern…!

Dr. theol. Willi Knecht, Vorsitzender der „aktion Hoffnung“ und Berater des diözesanen Ausschusses „Eine Welt“