Zum 50. Todestag von Camilo Torres
Sein Anliegen
Am 15. Februar 1966 wurde der kath. Priester Camilo Torres von Einheiten der kolumbianischen Armee erschossen. Kurz zuvor, mit dem „Aufruf an das kolumbianische Volk“ vom 7. Januar 1965, hatte er sich der ELN (Ejército de la Liberación Nacional – Nationale Befreiungsarmee) angeschlossen, einer Guerillaorganisation, die bis heute noch aktiv ist.
Eine kurze Zusammenfassung seines Glaubens (im Stil von Camilo Torres): Wenn das Wesen des christlichen Apostolats die Nächstenliebe ist, dann hat ein Christ in einem Land wie Kolumbien, in dem jede Viertelstunde ein Kind stirbt, die Pflicht, sich dafür einzusetzen, die Hungrigen zu speisen, die Durstigen zu tränken, die Obdachlosen zu beherbergen, die Nachbarn zu kleiden (Mt 25,31-46). Und wenn dieser Christ nun alles – aber auch wirklich alles – versucht hat, dieses oberste Gebot der Nächstenliebe mit legalen Reformen zu erfüllen und an der hartnäckigen Reformfeindlichkeit der herrschenden Oberschicht gescheitert ist, dann hat er die Pflicht, die Herrschaft dieser Oligarchie zu brechen um der Mehrheit des Volkes das geben zu können, was es zum Leben braucht.
Buen vivir und befreiende Evangelisierung - Ökumenische Versammlung, 02. Mai 2014
„Buen Vivir“ wird zunehmend als mögliche Alternative für das von Europa ausgehende Wirtschaftsmodell (Kapitalismus) diskutiert. Leider werden in der aktuellen Diskussion um „buen vivir“ die tieferen Zusammenhänge (kulturell, phil.- theol.) kaum verstanden oder willkürlich benutzt. Die spirituellen Grundlagen der andinen Weltsicht (wie auch anderer Jahrtausende alter Kulturen) können Auswege aus der Sackgasse aufzeigen, in die uns die "Kosmovision" (Philosophie, Theologie, Wirtschaft) des christlichen Abendlands weltweit geführt hat. (Aus meiner Workshop - Ankündigung).
Kirche der Befreiung – Das Evangelium von Jesus dem Christus mit den Augen der Indios sehen und erfahren
Dia-Reihe und Begleitheft; Fachstelle für Medienarbeit der Diözese Rottenburg-Stuttgart, 1986; Bilder und Text: Willi Knecht, Ulm; auf der Basis der Ausstellung "Kirche der Befreiung" in St. Georg, Ulm (Okt. 1983, überarbeitet für Diaschau,1984).
Einführung
Die Theologie der Befreiung ist nicht irgendeine Theologie oder theologische Richtung unter vielen anderen, am Schreibtisch erdacht. Vielmehr handelt es sich um eine Glaubensbewegung kontinentalen Ausmaßes, die für die Zukunft der Kirche von entscheidender Bedeutung sein wird. Ausgangspunkt dieser Bewegung ist das leidende Volk Gottes in der Geschichte und die Frohe Botschaft von seiner Befreiung. Es ist eine Bewegung zurück zu den Quellen, zu Bibel und zum Glauben der ersten Christen – um so den Weg in die Zukunft (wieder) zu finden.
Die Lichtbildreihe „Kirche der Befreiung“ will in aller Kürze in das Grundanliegen der Theologie der Befreiung einführen. Der Titel „Kirche der Befreiung“ deutet daraufhin, dass diese Glaubensbewegung aus dem geknechteten Volk Gottes heraus entstanden ist, aus einer Praxis der Befreiung. Es ist nämlich nicht die Theologie oder das Lehramt, die den Menschen das Heil bringen, sondern es ist das Evangelium von Jesus dem Christus. Dieses Evangelium wird in besonderer Weise von den unterdrückten Menschen Lateinamerikas als eine Botschaft der Befreiung verstanden, als Überwindung der "Sünde der Welt" (Habgier, Unterdrückung, Rassismus, koloniale Strukturen, etc.) und ihren Folgen.
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