Ökumenische Versammlung 14: Die Zukunft, die wir meinen – Leben statt Zerstörung

Unter diesem Motto ruft ein ökumenisches Netz zu einer Versammlung (30. 4. – 4. 5. 14) nach Mainz. Spätestens seit Anfang der 80-er Jahre führte das Bewusstsein, dass das Überleben der Menschheit als Ganzes in Frage gestellt ist, europaweit zu einer ökumenischen Bewegung: „Kairos – Die Zeichen der Zeit erkennen“. Das Konzil lehrt uns, die Zeichen der Zeit zu erkennen, in ihnen spricht Gott zu uns. Die Zeichen der Zeit müssen im Lichte des Evangeliums gedeutet werden.

In diesem Geist hat der Diözesanrat unserer Diözese am 14. März 1980 Stellung bezogen und unter dem Titel „Mission – Entwicklung – Frieden: Aufgaben der Diözese Rottenburg – Stuttgart“ eine Handreichung für die Seelsorge verabschiedet. Darin heißt es u.a.: „Die DBK sagt in Stuttgart  in einem Arbeitspapier für die römische  Bischofssynode: Die Kirche muss um ihrer Glaubwürdigkeit willen sich als Kirche der Armen und als arme Kirche zu ihrem Herrn bekennen, der nichts hatte, wohin er sein Haupt legen konnte…!“ Und in einer Ausstellung der  Gemeinde St. Georg, Ulm (als Diaserie übernommen in den Verleih der diözesanen Medienstelle in Stuttgart) aus dem Jahre 1983 heißt es: „Die bestehende Weltordnung basiert auf dem Recht des Stärkeren und der absoluten Vorherrschaft des Kapitals. Der wirtschaftliche Kreislauf wird allein von den Interessen der reichen Länder bestimmt und führt zu mehr Reichtum unsererseits und zu immer mehr Elend weltweit.“

Wir scheinen vor einem Epochenwechsel globalen Ausmaßes zu stehen: Über Tausende von Jahren hinweg hat die Menschheit bestimmte Verhaltensregeln entwickelt, um die destruktiven Seiten des Menschen einigermaßen zu zähmen und die Gleichheit aller Menschen zu entwickeln (Religionen, Humanismus, Menschenwürde). Doch nun steht dies zur Disposition, mehr noch: Das „Immer mehr, jeder für sich und einer gegen alle, wer etwas hat, der hat Recht und wer nichts hat, hat bestenfalls Pech gehabt oder ist selbst schuld“ wird zur Grundregel unseres Wirtschaften und Zusammenlebens erklärt – ohne jede Alternative. Zurück in die Steinzeit im Namen des Fortschritts? Ihr Gott ist das Geld und die Gier nach immer mehr Besitz und Macht ist die weltweit herrschende Religion.

Leben in Fülle für alle! – Aufruf für eine prophetische Kirche

Die Initiative „Prophetische Kirche“, hervorgegangen aus dem Deutschen Katholischen Missionsrat, veröffentlichte 2011 einen Aufruf, dem sich bundesweit viele Menschen anschlossen. „Wir erleben unsere Welt im krassen Widerspruch zu der Botschaft des Evangeliums: `Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben`. Wir erleben die Zerstörung unseres Planeten, wir sehen das Elend von einer Milliarde hungernder Menschen, die Hoffnungslosigkeit einer Jugend ohne Zukunftsperspektive. Dazu können wir als Christen/-innen und Kirchen nicht schweigen. Unsere Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel. Die Zeit ist reif für ein grundlegendes Umdenken: `Kehrt um!` Der Tanz um das goldene Kalb wird zum Totentanz für Mensch und Natur“.

Leben statt Zerstörung - Zur Notwendigkeit einer Ökumenischen Versammlung

Eine neue Initiative, in der auch das Ökumenische Netzwerk Württemberg (u.a.) stark vertreten ist, will den Kairos - Gedanken neu aufgreifen: Aus dem Aufruf: „Im ökumenisch-konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung haben die Kirchen die Überlebensfragen der Menschheit zu ihren eigenen gemacht. Die Überlebensfragen haben inzwischen deutlich an Dramatik zugenommen. Die Zeit ist reif, die Fragen des konziliaren Prozesses neu aufzugreifen.“

Mit Papst Franziskus werden diese zentralen Themen des Evangeliums wieder mehr an Bedeutung gewinnen. Dies betrifft auch die Kirche selbst. Themen wie eine „Kirche der Armen“ bzw. eine (materiell) arme Kirche sind eine prophetische Herausforderung an unsere Diözese und an uns alle. Eine jesuanische Spiritualität , die uns in ausgegrenzten und leidenden Menschen den gekreuzigten Christus entdecken lässt, wird zu einem radikalen Umdenken führen und Welt und Kirche erneuern.

(Informationen und Kontakte: Willi Knecht (www.williknecht.de)

PS: Artikel für "drs.global", dem Newsletter der Diözese Rottenburg-Stuttgart, der an alle Stellen der Diözese verschickt wird und in dessen Redaktion ich mitwirke