"Waffenexporte sind nach dem Wertekatalog dieses Systems also nichts Unmoralisches. Man verkauft ja nur, was alle haben wollen (Angebot - Nachfrage), verdient dabei und liefert einen Beitrag zum BSP. Man kauft ja auch das Blut der Armen (die haben dann wenigstens für 1 Tag etwas zu essen) für 15 Pf. pro Liter, verkauft giftige Pillen in arme Länder, kauft Ländereien und Lizenzen in aller Welt usw. Man kann alles kaufen und verkaufen. Die Welt ist nichts anderes als ein großer Marktplatz und wer nicht mitmacht, kommt unter die Räder und ist selbst schuld. Es ist einfach dumm, nicht mitzumachen."

Stichworte und Kurzvortrag zu einer Ausstellung in der VH Ulm, mit Beteiligung von St. Georg (Bilder, Texte etc.), über deutsche Waffenexporte,1984 (verantwortlich Willi Knecht).

Waffenexporte sind nicht isoliert zu betrachten, sondern im Gesamtrahmen der Weltwirtschaft, insbesondere im Hinblick auf arme - reiche Länder.

I. Es gibt viele Götter, denen man dienen kann….

Welchen Göttern dienen wir? Was ist für uns das Wichtigste? Für ein Unternehmen ist es das Wichtigste, Gewinne zu machen, Profit. Und davon profitiert bekanntlich nach gängiger Überlieferung (Dogma des Freien Welthandels) auch die Allgemeinheit. Das Volk wird derart manipuliert, dass es freiwillig seinen Beitrag zu seiner eigenen Verarmung ohne Murren leistet. Dass die Schere zwischen arm und reich auch bei uns immer größer wird - wen stört es schon? Gut ist, was unserem Wohlstand nutzt.
Von welchen Werten lassen wir uns leiten? Man spricht davon, Besitzstände zu wahren, von Sicherheit, usw. Wer und mit welchen Mitteln bringt es zu etwas? Vielleicht nur eine rethori- sche Frage, denn wenn wir uns unsere bedrohte Umwelt ansehen, die zunehmende Verelendung in der Dritten Welt usw., dann ist die Antwort klar: Der Mammon ist zum herrschenden Gott geworden und bestimmt unser Leben. Vielleicht gar nicht mal von jedem Einzelnen von uns, aber von uns als Gesellschaft, als Staat - vielleicht auch unserer Kirchen? Wir sind schon so weit gekommen, dass uns die potentielle Zerstörung der Schöpfung Gottes kalt lässt - von der Sorge um „unsere“ Wälder vielleicht mal abgesehen.

Was hat das mit Waffen zu tun? Wenn man viel besitzt, kann man viel verlieren. Man muss dies alles verteidigen. Da wir - bewusst oder unbewusst - unsere Seele dem Teufel verkauft haben (Mammon), sind wir bereit um jeden (!) Preis unseren Besitz, unsere Weltanschauung, die von uns so eingerichtete Weltordnung, unsere Wirtschaft und dessen Bestandsgarantie (den Staat) zu verteidigen. Selbst um den Preis einer völligen Vernichtung der Schöpfung, auf jeden Fall aber um den Preis eines millionenfachen Todes bereits jetzt (von uns verursachter Hunger, weltweite Kriege usw.). Wir können uns sogar unschuldig dabei fühlen, denn das System dispensiert uns von jeder Schuld und lässt uns sogar noch stolz werden auf unsere Leistungen und auf unsere „überlegene Zivilisation und Kultur“.

II. Waffenexporte sind daher nur eine logische Folge:

  1. Es fällt von der Rüstungsproduktion eh einiges ab, das wir nicht mehr brauchen und billig verscherbeln können.
  2. Waffen lassen sich verkaufen - und das rechtfertigt alles. Es lassen sich stolze Gewinne erzielen, und das kommt uns allen zugute (Arbeitsplätze, technologischer Fortschritt, usw.).
  3. Gezielte Waffenexporte tragen zur Verteidigung des „Freien Welthandels“ bei, zur Verteidigung dieser Freiheit - eine Freiheit für Haie und Wölfe (ohne diese Tiere beleidigen zu wollen)

Waffenexporte sind nach dem Wertekatalog dieses Systems also nichts Unmoralisches. Man verkauft ja nur, was alle haben wollen (Angebot - Nachfrage), verdient dabei und liefert einen Beitrag zum BSP und zu einem stabilen Weltfrieden. Man kauft ja auch das Blut der Armen (die haben dann wenigstens für Tag etwas zu essen) für 15 Pf. pro Liter, verkauft giftige Pillen in arme Länder, kauft Ländereien und Lizenzen in aller Welt usw. Man kann alles kaufen und verkaufen. Die Welt ist nichts anderes als ein großer Marktplatz und wer nicht mitmacht, kommt unter die Räder und ist selbst schuld. Es ist einfach dumm, nicht mitzumachen.

III. Zur sogenannten "Dritten  Welt“.

In fast keinem Land der 3. Welt ist die Mehrheit des Volkes an der Macht (Demokratie). Viele Völker sind in ihrer großen Mehrheit ihren Regierungen hilflos ausgeliefert. Und das ist gut so - für uns! Wäre dem nicht so, so hätte das katastrophale Folgen für die Weltwirtschaft, die seit 500 Jahren so gut funktioniert: Anhäufung von immer mehr Besitz und aller Reichtümer in den reichen Ländern bei gleichzeitiger und davon abhängiger Verelendung der armen Länder. So sind die Regierungen der armen Länder willkommene (wenn auch nicht immer geliebte) Komplizen um die Ansprüche ihrer eigenen Völker niederzuhalten. Und ein Volk kann natürlich nur mit Waffen niedergehalten werden. So ergeben unsere Waffenexporte einen tieferen Sinn. Es sind nicht zufällig die großen weißen Nationen (USA, UdSSR, England, Frankreich, Deutschland), die am meisten Waffen liefern….

Nun mag man einwenden: Wir sind doch für Reformen in der 3. Welt, und für Demokratie sowieso. Richtig: Allzu blutige Tyrannen ekeln uns an, da können wir unsere ganze Liberalität und Fortschrittlichkeit dadurch demonstrieren, dass wir freie Wahlen wollen, Pressefreiheit usw. Wir fordern Wahlen - aber wehe, das Volk wählt falsch, z.B. eine Regierung, die die eigenen Bodenschätze selbst verarbeiten will etc. Das geht natürlich nicht! Wir wollen Regierungen, die für eine engere Anbindung und Integration in den freien Welthandel eintreten, d.h. die ihre Märkte für unsere Produkte öffnen, freie Investitionen zulassen und ansonsten dafür sorgen dass termingerecht die Zinsen für die Schulden bezahlt werden. Doch je mehr ärmere Länder in unser System integriert werden, desto reicher werden dort und bei uns die Oberschichten. Das alles ist ja auch der Sinn staatlicher Entwicklungshilfe. Und die Kluft zwischen reich und arm in den einzelnen Ländern und weltweit wird ständig größer.

Die Kosten für die Waffenkäufe in den armen Länder durch deren Machthaber müssen die Armen aufbringen. Das Volk finanziert durch seine Arbeit seine eigenen Henker. Die Oberschichten der armen Ländern brauchen auch deswegen immer mehr Waffen, weil sie die immer strenger werden Forderungen des IWF erfüllen müssen: keine Streiks, gutes Investitionsklima, Kürzen des Staatshaushaltes (vor allem im sozialen Bereich und bei Bildung und Gesundheit) auf Kosten des Volkes, freier Zugang ausländischen Kapitals usw. Schließlich will man ja auch die reibungslose Zahlung der Zinsen für verliehene, oft aufgedrängte Kredite garantiert haben - und auch das geht nur, wenn die Machthaber gut mit modernsten Waffen versorgt sind, ihre Polizei gut ausgebildet ist, usw. Die brasilianischen Bischöfe sagen 1984: Die Erfüllung der Bedingungen des IWF kostet allein in Brasilien jährlich 2-3 Millionen Todesopfer. Da das Volk zunehmend unbotmäßiger wird, braucht man immer mehr und bessere Waffen. Schließlich werden damit auch "unsere" Investitionen (z.B. 2 Atomkraftwerke in Brasilien) vor dem Zorn des Volkes geschützt. Und eine Militärregierung kann dies nun mal am besten!

Nun wieder zurück zu uns: Die Industrieländer verbrauchen 7/8 der Reichtümer der Erde. Und das soll so bleiben. Ein Kind, das in den USA geboren wird, hat von vorneherein einen ihm zugestandenen Energieverbrauch, der 200 - Mal höher ist als der eines in Angola geborenen Kindes. Höchstes Ziel der USA (und all seiner Satelliten) wird es daher sein, diesen Lebensstandard für seine Staatsbürger „für immer“ zu garantieren. Wir selbst brauchen uns die Hände dabei gar nicht schmutzig zu machen, dafür gibt es ja die bösen Diktatoren, über die wir uns dann zum Ausgleich so moralisch aufregen und abreagieren können. Diese Regimes verrichten dabei ganze Arbeit - so wie Schuldeneintreiber, im unseren Sinne. Der Papst sagte vor kurzem in Kanada (Edmonton 1984): "Die Länder der 3. Welt werden uns eines Tages zur Rechenschaft ziehen und ihr Gericht wird über uns kommen!"

(Recht hat er, der Johannes Paul II. - aber warum bekämpft und diffamiert er dann alle Befreiungsbestrebungen, die gegen diese herrschenden Zustände aufstehen und unterstützt de facto die Praxis verbrecherischer Militärregierungen und vor allem die Menschen verachtende Politik der USA - der Papst als Handlanger der Henkersknechte?)