Wir sagen nein zu allen Formen der Kolonialisierung

Ansprache von Papst Franziskus beim Welttreffen der Volksbewegungen, Santa Cruz, Bolivien, am 9. Juli 2015

Gott hat es gewährt, dass wir uns heute ein weiteres Mal sehen. Die Bibel erinnert uns daran, dass Gott die Klage seines Volkes hört, und auch ich möchte erneut meine Stimme mit der Ihren vereinen: Grund und Boden, Wohnung und Arbeit für alle unsere Brüder und Schwestern! Das habe ich gesagt, und ich wiederhole es: Es sind unantastbare Rechte. Es lohnt sich, es lohnt sich, für sie zu kämpfen. Möge die Klage der Ausgeschlossenen in Lateinamerika und auf der ganzen Erde gehört werden!

1. Beginnen wir mit der Einsicht, dass wir eine Veränderung brauchen. Damit es keine Missverständnisse gibt, möchte ich klarstellen, dass ich von den gemeinsamen Problemen aller Lateinamerikaner – und generell der ganzen Menschheit – spreche. Von Problemen, die globalen Charakter haben und die heute kein Staat im Alleingang lösen kann. Nach dieser Klärung schlage ich vor, dass wir uns folgende Fragen stellen:

Sehen wir ein, dass etwas nicht in Ordnung ist in einer Welt, in der es so viele Campesinos ohne Grund und Boden, so viele Familien ohne Wohnung, so viele Arbeiter ohne Rechte gibt, so viele Menschen, die in ihrer Würde verletzt sind?

Sehen wir ein, dass etwas nicht in Ordnung ist, wenn so viele sinnlose Kriege ausbrechen und  die brudermörderische Gewalt sich selbst unserer Stadtviertel bemächtigt? Sehen wir ein, dass etwas nicht in Ordnung ist, wenn der Boden, das Wasser, die Luft und alle Wesen der Schöpfung einer ständigen Bedrohung ausgesetzt sind?

Sagen wir es ganz unerschrocken: Wir brauchen und wir wollen eine Veränderung.

Ihnen allen einen guten Abend!

Vor einigen Monaten haben wir uns in Rom versammelt, und mir ist diese unsere erste Begegnung noch gegenwärtig. Während dieser Zeit habe ich Sie in meinem Herzen und in meinen Gebeten getragen. Ich freue mich, Sie erneut hier zu haben, in einem Gespräch über die besten Wege, wie die Situationen schwerer Ungerechtigkeit überwunden werden können, unter denen die Ausgeschlossenen in aller Welt leiden. Danke, Herr Präsident Evo Morales, dass Sie diese Begegnung so entschlossen begleiten.

Damals in Rom habe ich etwas sehr Schönes empfunden: Geschwisterlichkeit, Charisma, Engagement, Durst nach Gerechtigkeit. Heute in Santa Cruz de la Sierra spüre ich wieder das Gleiche. Danke dafür! Durch den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden unter dem Vorsitzt von Kardinal Turkson habe ich auch erfahren, dass es viele in der Kirche gibt, die den Volksbewegungen nahe stehen. Das freut mich sehr! Zu sehen, dass die Kirche Ihnen allen ihre Türen öffnet, sich begleitend einbringt und es ihr gelingt, in jeder Diözese und jeder Kommission für Gerechtigkeit und Frieden eine wirkliche, ständige und engagierte Zusammenarbeit mit den Volksbewegungen zu strukturieren. Alle – Bischöfe, Priester und Laien gemeinsam mit den sozialen Einrichtungen der städtischen und ländlichen Randgebiete – lade ich ein, diese Begegnung zu vertiefen.

Gott hat es gewährt, dass wir uns heute ein weiteres Mal sehen. Die Bibel erinnert uns daran, dass Gott die Klage seines Volkes hört, und auch ich möchte erneut meine Stimme mit der Ihren vereinen: Grund und Boden, Wohnung und Arbeit für alle unsere Brüder und Schwestern! Das habe ich gesagt, und ich wiederhole es: Es sind unantastbare Rechte. Es lohnt sich, es lohnt sich, für sie zu kämpfen. Möge die Klage der Ausgeschlossenen in Lateinamerika und auf der ganzen Erde gehört werden!

1. Beginnen wir mit der Einsicht, dass wir eine Veränderung brauchen. Damit es keine Missverständnisse gibt, möchte ich klarstellen, dass ich von den gemeinsamen Problemen aller Lateinamerikaner – und generell der ganzen Menschheit – spreche. Von Problemen, die globalen Charakter haben und die heute kein Staat im Alleingang lösen kann. Nach dieser Klärung schlage ich vor, dass wir uns folgende Fragen stellen:

Sehen wir ein, dass etwas nicht in Ordnung ist in einer Welt, in der es so viele Campesinos ohne Grund und Boden, so viele Familien ohne Wohnung, so viele Arbeiter ohne Rechte gibt, so viele Menschen, die in ihrer Würde verletzt sind?

Sehen wir ein, dass etwas nicht in Ordnung ist, wenn so viele sinnlose Kriege ausbrechen und  die brudermörderische Gewalt sich selbst unserer Stadtviertel bemächtigt? Sehen wir ein, dass etwas nicht in Ordnung ist, wenn der Boden, das Wasser, die Luft und alle Wesen der Schöpfung einer ständigen Bedrohung ausgesetzt sind?

Sagen wir es ganz unerschrocken: Wir brauchen und wir wollen eine Veränderung.

In Ihren Briefen und in unseren Begegnungen haben Sie mir die vielfältigen Ausschließungen und Ungerechtigkeiten geschildert, die Sie bei jeder Arbeit, in jedem Stadtviertel, in jedem Territorium erleiden. Sie sind so zahlreich und so unterschiedlich, wie Ihre Formen, ihnen entgegenzutreten, zahlreich und unterschiedlich sind. Es gibt jedoch einen unsichtbaren Faden, der alle diese Ausschließungen miteinander verbindet. Können wir ihn erkennen? Es handelt sich nämlich nicht um isolierte Probleme. Ich frage mich, ob wir fähig sind zu erkennen, dass diese zerstörerischen Wirklichkeiten einem System entsprechen, das sich über den ganzen Globus erstreckt. Erkennen wir, dass dieses System die Logik des Gewinns um jeden Preis durchgesetzt hat, ohne an die soziale Ausschließung oder die Zerstörung der Natur zu denken?

Ja, so ist es, ich beharre darauf, sagen wir es unerschrocken: Wir wollen eine Veränderung, eine wirkliche Veränderung, eine Veränderung der Strukturen. Dieses System ist nicht mehr hinzunehmen; die Campesinos ertragen es nicht, die Arbeiter ertragen es nicht, die Gemeinschaften ertragen es nicht, die Völker ertragen es nicht… Und ebenso wenig erträgt es die Erde, „unsere Schwester, Mutter Erde“, wie der heilige Franziskus sagte.

Wir wollen eine Veränderung in unserem Leben, in unseren Wohnvierteln, in der niedrigen Bezahlung, in unserer unmittelbaren Wirklichkeit; auch eine Veränderung, welche die ganze Welt berührt, denn heute verlangt die weltweite Interdependenz globale Antworten auf die lokalen Probleme. Die Globalisierung der Hoffnung, die in den Völkern aufkeimt und unter den Armen wächst, muss an die Stelle der Globalisierung der Ausschließung und der Gleichgültigkeit treten!

Ich möchte heute mit Ihnen über die Veränderung nachdenken, die wir wollen und brauchen. Sie wissen, dass ich vor Kurzem über die Probleme des Klimawandels geschrieben habe. Doch diesmal möchte ich über einen Wandel im anderen Sinn sprechen. Über einen positiven Wandel, eine Veränderung, die uns gut tut, einen „erlösenden“ Wandel, könnten wir sagen. Denn wir brauchen ihn. Ich weiß, dass Sie eine Veränderung suchen, und nicht nur Sie: Bei den verschiedenen Begegnungen, auf den verschiedenen Reisen habe ich festgestellt, dass es in allen Völkern der Welt eine Erwartung gibt, eine starke Suche, ein Sehnen nach Veränderung. Selbst in dieser immer kleineren Minderheit, die glaubt, von diesem System zu profitieren, herrscht die Unzufriedenheit und besonders die Traurigkeit. Viele erhoffen einen Wandel, der sie von dieser individualistischen, versklavenden Traurigkeit befreit.

Die Zeit, Brüder und Schwestern, die Zeit scheint reif. Es reichte nicht, dass wir untereinander gestritten haben, sondern wir wüten sogar gegen unser Haus. Heute gibt die Wissenschaft zu, was die einfachen Leute schon seit langer Zeit anprangern: Dem Ökosystem werden Schäden zugefügt, die vielleicht irreversibel sind. Die Erde, die Völker und die einzelnen Menschen werden auf fast barbarische Weise gezüchtigt. Und hinter so viel Schmerz, so viel Tod und Zerstörung riecht man den Gestank dessen, was Basilius von Cäsarea den „Mist des Teufels“ nannte. Das hemmungslose Streben nach Geld, das regiert. Der Dienst am Gemeinwohl wird außer Acht gelassen. Wenn das Kapital sich in einen Götzen verwandelt und die Optionen der Menschen bestimmt, wenn die Geldgier das ganze sozioökonomische System bevormundet, zerrüttet es die Gesellschaft, verwirft es den Menschen, macht ihn zum Sklaven, zerstört die Brüderlichkeit unter den Menschen, bringt Völker gegeneinander auf und gefährdet – wie wir sehen – dieses unser gemeinsames Haus.

Ich möchte mich nicht damit aufhalten, die üblen Auswirkungen dieser subtilen Diktatur zu beschreiben; Sie kennen sie. Es reicht auch nicht, die strukturellen Ursachen des augenblicklichen sozialen und ökologischen Dramas aufzuzeigen. Wir leiden unter einem gewissen Übermaß an Diagnose, das uns manchmal in einen wortreichen Pessimismus führt oder dazu, uns am Negativen zu ergötzen. Wenn wir die schwarze Chronik jedes Tages sehen, meinen wir, dass man nichts tun kann, als sich um sich selbst und den kleinen Kreis von Familie und Freunden zu kümmern.

Was kann ich, ein Cartonero, eine Catadora, ein Müllsucher, eine Müllsortiererin angesichts so vieler Probleme tun, wenn ich kaum genug zum Essen verdiene? Was kann ich Handwerker, Straßenhändler, Fernfahrer, ausgeschlossener Arbeiter tun, wenn ich nicht einmal Arbeitsrechte habe? Was kann ich Bäuerin, ich Indio, ich Fischer tun, wenn ich kaum der Unterwerfung durch die großen Genossenschaften widerstehen kann? Was kann ich von meinem Elendsviertel, meiner Bruchbude, meinem Dörfchen, meiner Barackensiedlung aus tun, wenn ich täglich diskriminiert und ausgegrenzt werde? Was kann dieser Student, dieser Jugendliche, dieser Vorkämpfer, dieser Missionar tun, der durch die Stadtviertel und die Gegenden läuft mit dem Herzen voller Träume, doch nahezu ohne irgendeine Lösung für meine Probleme? – Viel! Sie können viel tun. Sie, die Unbedeutendsten, die Ausgebeuteten, die Armen und Ausgeschlossenen, können viel und tun viel. Ich wage, Ihnen zu sagen, dass die Zukunft der Menschheit großenteils in Ihren Händen liegt, in Ihren Fähigkeiten, sich zusammenzuschließen und kreative Alternativen zu fördern, im täglichen Streben nach den „drei T“ (trabajo, techo, tierra – Arbeit, Wohnung, Grund und Boden) und auch in Ihrer Beteiligung als Protagonisten an den großen Wandlungsprozessen auf nationaler, regionaler und weltweiter Ebene. Lassen Sie sich nicht einschüchtern!

2. Sie sind Aussäer von Veränderung. Hier in Bolivien habe ich einen Ausdruck gehört, der mir sehr gefällt: „Wandlungsprozess“. Die Veränderung, nicht verstanden als etwas, das eines Tages eintreffen wird, weil diese oder jene politische Option sich durchgesetzt hat oder weil diese oder jene soziale Struktur errichtet wurde. Wir haben die schmerzliche Erfahrung gemacht, dass ein Wandel der Strukturen, der nicht mit einer aufrichtigen Umkehr des Verhaltens und des Herzens einhergeht, darauf hinausläuft, früher oder später zu verbürokratisieren, zu verderben und unterzugehen. Darum gefällt mir das Bild des Prozesses so sehr, wo die Freude am Aussäen und gelassenen Begießen von etwas, dessen Erblühen später andere sehen werden, an die Stelle der ängstlichen Sorge tritt, alle verfügbaren Machtbereiche zu besetzen und unmittelbare Ergebnisse zu sehen. Jeder von uns ist nicht mehr als ein Teil eines komplexen und vielschichtigen Ganzen, das in wechselseitiger Beeinflussung durch die Zeit geht – Bevölkerungsgruppen, die um Bedeutung ringen, für ein Ziel kämpfen, um in Würde zu leben, um „gut zu leben“.

Sie aus den Volksbewegungen übernehmen die immer gleichen Arbeiten, motiviert durch die Bruderliebe, die sich gegen die soziale Ungerechtigkeit auflehnt. Wenn wir das Gesicht der Leidenden sehen, das Gesicht des bedrohten Campesinos, des ausgeschlossenen Arbeiters, des unterdrückten Ureinwohners, der obdachlosen Familie, des verfolgten Migranten, des arbeitslosen Jugendlichen, des ausgebeuteten Kindes; das Gesicht der Mutter, die ihren Sohn in einer Schießerei verloren hat, weil das Quartier vom Drogenhandel eingenommen war; das Gesicht des Vaters, der seine Tochter verloren hat, weil sie der Sklaverei unterworfen wurde; wenn wir an diese „Gesichter und Namen“ denken, erschauern wir im Innersten und sind erschüttert… Denn „wir haben gesehen und gehört“ – nicht die kalte Statistik, sondern die Wunden der verletzten Menschheit, unsere Wunden, unser Fleisch. Das ist etwas ganz anderes als das abstrakte Theoretisieren oder die vornehme Entrüstung. Das erschüttert uns, bringt uns in Bewegung, und wir suchen den anderen, um uns gemeinsam zu bewegen. Diese zu gemeinschaftlichem Handeln gewordene Ergriffenheit kann man nicht mit dem Verstand allein begreifen: Sie besitzt ein Mehr an Sinngehalt, das nur die Leute aus dem Volk verstehen und das den wirklichen Volksbewegungen ihre besondere Mystik verleiht.

Sie leben Tag für Tag im Zentrum des menschlichen Unwetters, gleichsam darin eingetaucht. Sie haben mir von Ihren Anliegen erzählt, mich teilhaben lassen an Ihrem Ringen, und ich danke Ihnen dafür. Sie, liebe Brüder, arbeiten oftmals im Kleinen, im Naheliegenden, in der ungerechten Wirklichkeit, die Ihnen aufgezwungen wurde und mit der Sie sich nicht abfinden, sondern dem götzendienerischen System, das ausschließt, demütigt und tötet, aktiven Widerstand entgegensetzen. Ich habe Sie unermüdlich arbeiten sehen für den Boden und die kleinbäuerliche Landwirtschaft, für Ihre Territorien und Gemeinschaften, für die Achtung der Würde der volksnahen Wirtschaft, für die städtische Eingliederung Ihrer Vororte und Siedlungen, für den Eigenbau von Wohnungen und die Entwicklung einer Infrastruktur der Wohnviertel sowie in vielen gemeinschaftlichen Aktivitäten, die auf die erneute Bekräftigung von etwas so Elementarem und unbestreitbar Notwendigem abzielen wie das Recht auf die „drei T“: tierra, techo, trabajo – Boden, Wohnung und Arbeit.

Diese Verwurzelung im Stadtviertel, im Grund und Boden, im Territorium, im Handwerk, in der Genossenschaft, dieses Sich-Erkennen im Gesicht des anderen, diese Nähe im Alltag mit seinem Elend und seinem täglichen Heldentum – all das erlaubt, die Sendung der Liebe zu praktizieren, nicht aufgrund von Ideen und Konzepten, sondern aufgrund der echten Begegnung zwischen Menschen, denn was man liebt, sind nicht die Konzepte und die Ideen; man liebt die Menschen. Die Hingabe, die wahre Hingabe geht aus der Liebe hervor, aus der Liebe zu Männern und Frauen, zu Kindern und Alten, zu Volksgruppen und Gemeinschaften…Gesichter und Namen, die das Herz erfüllen. Aus diesen Samen der Hoffnung, die geduldig in den vergessenen Peripherien des Planeten ausgesät werden, aus diesen Sprossen der Zärtlichkeit, die in der Dunkelheit des Ausgeschlossenseins ums Überleben kämpfen, werden große Bäume heranwachsen, werden dichte Wälder der Hoffnung entstehen, um diese Welt mit Sauerstoff zu versorgen.

Ich sehe mit Freude, dass Sie im Naheliegenden arbeiten und pflegen, was aufsprosst, zugleich aber in einer weiter reichenden Perspektive die Baumpflanzung schützen. Sie arbeiten in einer Perspektive, die nicht nur den jeweiligen Sektor der Wirklichkeit in Angriff nimmt, den jeder von Ihnen vertritt und in dem er glücklich verwurzelt ist, sondern Sie versuchen auch, die allgemeinen Probleme von Armut, Ungleichheit und Ausschließung von Grund auf zu lösen.

Dafür beglückwünsche ich Sie. Es ist unerlässlich, dass die Völker und ihre sozialen Organisationen zugleich mit der Einforderung ihrer legitimen Rechte eine menschliche Alternative zur ausschließenden Globalisierung aufbauen. Sie sind Aussäer der Veränderung. Möge Gott Ihnen Mut, Freude, Ausdauer und Leidenschaft schenken, mit dem Säen fortzufahren! Seien Sie gewiss, dass wir früher oder später die Früchte sehen werden. Die Leiter bitte ich: Seien Sie kreativ und verlieren Sie nie die Verwurzelung im Naheliegenden, denn der Vater der Lüge weiß edle Worte anderer für seine Zwecke zu gebrauchen, geistige Moderichtungen zu fördern und ideologische Posen anzunehmen. Wenn Sie aber auf soliden Fundamenten aufbauen, auf den realen Bedürfnissen und der lebendigen Erfahrung Ihrer Brüder und Schwestern – der Campesinos und der Ureinwohner, der ausgeschlossenen Arbeiter und der ausgegrenzten Familien –, dann werden Sie mit Sicherheit nicht fehlgehen.

Die Kirche kann und darf in ihrer Verkündigung des Evangeliums diesem Prozess nicht fern stehen. Viele Priester und Pastoralarbeiter erfüllen eine gewaltige Aufgabe der Begleitung und Förderung der Ausgeschlossenen in aller Welt, indem sie – gemeinsam mit Genossenschaften – Unternehmen vorantreiben, Wohnungen bauen und hingebungsvoll in den Bereichen des Gesundheitswesens, des Sports und des Erziehungswesens arbeiten. Ich bin überzeugt, dass die respektvolle Zusammenarbeit mit den Volksbewegungen diese Bemühungen stärken und die Wandlungsprozesse unterstützen kann.

Halten wir immer die Jungfrau Maria in unserem Herzen, ein einfaches Mädchen aus einem kleinen, abgelegenen Dorf am Rande eines großen Kaiserreiches, eine obdachlose Mutter, die es verstand, eine Grotte für die Tiere in das Haus Jesu zu verwandeln – mit ein paar Windeln und einem Überschwang an zärtlicher Liebe. Maria ist ein Zeichen der Hoffnung für die Bevölkerungsgruppen, die „Geburtswehen“ erleiden, bis die Gerechtigkeit zum Durchbruch kommt. Ich bete zur Jungfrau vom Berge Karmel, der Patronin Boliviens, damit sie ermöglicht, dass diese unsere Begegnung ein Ferment des Wandels sei.

3. Als Letztes möchte ich, dass wir gemeinsam nachdenken über einige wichtige Aufgaben für diesen historischen Moment, denn wir wollen eine positive Veränderung zum Wohl aller unserer Brüder und Schwestern, das ist klar. Wir wollen eine Veränderung, die durch die Zusammenarbeit zwischen den Regierungen, den Volksbewegungen und anderen sozialen Kräften bereichert wird, auch das ist klar. Doch es ist nicht so leicht, den Inhalt der Veränderung, sozusagen das soziale Programm zu bestimmen, das diesen Plan der Geschwisterlichkeit und Gerechtigkeit, die wir erhoffen,  widerspiegelt. In diesem Sinn erwarten Sie bitte kein Rezept von diesem Papst. Weder der Papst, noch die Kirche besitzen das Monopol für die Interpretation der sozialen Wirklichkeit, und sie haben auch keine Lösungsvorschläge für die gegenwärtigen Probleme. Ich wage zu behaupten, dass es gar kein Rezept gibt. Die Geschichte wird von den aufeinander folgenden Generationen aufgebaut im Rahmen von Völkern, die auf der Suche nach ihrem eigenen Weg sind und die Werte achten, die Gott ihnen ins Herz gelegt hat.

Dennoch möchte ich drei große Aufgaben vorschlagen, die den entscheidenden Beitrag der Gesamtheit der Volksbewegungen erfordern:

3.1. Die erste Aufgabe ist, die Wirtschaft in den Dienst der Völker zu stellen: Die Menschen und die Natur dürfen nicht im Dienst des Geldes stehen. Wir sagen Nein  zu einer Wirtschaft der Ausschließung und der sozialen Ungerechtigkeit, wo das Geld regiert, anstatt zu dienen. Diese Wirtschaft tötet. Diese Wirtschaft schließt aus. Diese Wirtschaft zerstört die Mutter Erde.

Die Wirtschaft dürfte nicht ein Mechanismus zur Anhäufung sein, sondern die geeignete Verwaltung des gemeinsamen Hauses. Das beinhaltet, das Haus sehr bedacht zu pflegen und die Güter angemessen unter allen zu verteilen. Ihr Zweck besteht nicht allein darin, die Nahrung bzw. einen „anständigen Lebensunterhalt“ zu sichern. Nicht einmal darin, den Zugang zu den „drei T“ zu gewährleisten, für den Sie kämpfen, auch wenn das schon ein großer Schritt wäre. Eine wirklich gemeinschaftliche Wirtschaft – eine christlich inspirierte Wirtschaft, würde ich sagen – muss den Völkern Würde garantieren, „Wohlstand in seinen vielfältigen Aspekten“[1]. Das schließt die „drei T“ ein, aber auch den Zugang zum Bildungs- und Gesundheitswesen, zur Innovation, zu künstlerischen und kulturellen Darbietungen, zum Kommunikationswesen sowie zu Sport und Erholung. Eine gerechte Wirtschaft muss die Bedingungen dafür schaffen, dass jeder Mensch eine Kindheit ohne Entbehrungen genießen, während der Jugend seine Talente entfalten, in den Jahren der Aktivität einer rechtlich gesicherten Arbeit nachgehen und im Alter zu einer würdigen Rente gelangen kann. Es ist eine Wirtschaft, in der der Mensch im Einklang mit der Natur das gesamte System von Produktion und Distribution so gestaltet, dass die Fähigkeiten und die Bedürfnisse jedes Einzelnen einen angemessenen Rahmen im Gemeinwesen finden. Sie – und auch andere Volksgruppen – fassen diese Sehnsucht auf einfache und schöne Weise in dem Ausdruck „gut leben“ zusammen.

Diese Wirtschaft ist nicht nur wünschenswert und notwendig, sondern auch möglich. Sie ist weder Utopie, noch Fantasie. Sie ist eine äußerst realistische Perspektive. Wir können sie erreichen. Die in der Welt verfügbaren Ressourcen – eine Frucht der generationsübergreifenden Arbeit der Völker und der Gaben der Schöpfung – sind mehr als ausreichend für die ganzheitliche Entwicklung eines jeden Menschen und des ganzen Menschen[2]. Das Problem ist hingegen ein anderes. Es existiert ein System mit anderen Zielen. Ein System, das trotz der unverantwortlichen Beschleunigung der Produktionsrhythmen, trotz der Einführung von Methoden in Industrie und Landwirtschaft, welche um der „Produktivität“ willen die Mutter Erde schädigen, weiterhin Milliarden unserer Brüder und Schwestern die elementarsten wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Rechte verweigert. Dieses System verstößt gegen den Plan Jesu.

Die gerechte Verteilung der Früchte der Erde und der menschlichen Arbeit ist keine bloße Philanthropie. Es ist eine moralische Pflicht. Für die Christen ist die Verpflichtung noch stärker: Es ist ein Gebot. Es geht darum, den Armen und den Völkern das zurückzugeben, was ihnen gehört. Die universale Bestimmung der Güter ist nicht eine wortgewandte Ausschmückung der Soziallehre der Kirche. Es ist eine Wirklichkeit, die dem Privateigentum vorausgeht. Der Besitz – ganz besonders wenn er die natürlichen Ressourcen betrifft – muss immer den Bedürfnissen der Völker zugeordnet sein. Und diese Bedürfnisse beschränken sich nicht auf den Konsum. Es reicht nicht, ein paar Tropfen fallen zu lassen, wenn die Armen diesen Becher schütteln, der niemals von sich aus etwas ausgießt. Die Hilfspläne, die gewisse Dringlichkeiten versorgen, müssten nur als vorübergehende Antworten gedacht werden. Niemals werden sie die wahre Einbeziehung ersetzen können: die, welche die würdige, freie, kreative, beteiligte und solidarische Arbeit gibt.

Auf diesem Weg spielen die Volksbewegungen eine wesentliche Rolle, nicht nur indem sie fordern und anmahnen, sondern grundsätzlich, indem sie schöpferisch tätig sind. Sie sind soziale Poeten: Arbeitsbeschaffer, Wohnungsbauer, Lebensmittelproduzenten – vor allem für diejenigen, die vom Weltmarkt ausgeschlossen sind.

Ich habe aus der Nähe verschiedene Experimente kennen gelernt, in denen es den in Genossenschaften und anderen gemeinschaftlichen Organisationen zusammengeschlossenen Arbeitern gelungen ist, Arbeit zu schaffen, wo es nur Abfälle der götzendienerischen Wirtschaft gab. Die sanierten Unternehmen, die kleinen freien Märkte und die Kooperativen der Cartoneros sind Beispiele dieser volksnahen Wirtschaft, die aus der Ausschließung hervorgeht und allmählich, mit Einsatz und Geduld, solidarische Formen annimmt, die ihr Würde verleihen. Welch ein Unterschied dazu, dass die Ausgeschlossenen durch den offiziellen Markt wie Sklaven ausgebeutet werden!

Die Regierungen, die sich die Aufgabe zu Eigen machen, die Wirtschaft in den Dienst des Volkes zu stellen, müssen die Stärkung, die Verbesserung, die Koordinierung und die Ausbreitung dieser Formen von volksnaher Wirtschaft und Gemeinschaftsproduktion fördern. Das beinhaltet, die Arbeitsprozesse zu verbessern, für eine geeignete Infrastruktur zu sorgen und den Arbeitern dieses alternativen Sektors volle Rechte zu garantieren. Wenn Staat und soziale Organisationen gemeinsam die Aufgabe der „drei T“ übernehmen, kommen die Grundsätze von Solidarität und Subsidiarität zum Tragen und ermöglichen, das Gemeinwohl in einer vollkommenen und partizipativen Demokratie aufzubauen.

3.2. Die zweite Aufgabe ist, unsere Völker auf dem Weg des Friedens und der Gerechtigkeit zu vereinen.

Die Völker der Welt wollen ihr Schicksal selbst bestimmen. Sie wollen in Frieden ihren Weg zur Gerechtigkeit gehen. Sie wollen weder Bevormundung noch Einmischung, wo der Stärkere den Schwächeren unterordnet. Sie wollen, dass ihre Kultur, ihre Sprache, ihre gesellschaftlichen Prozesse und ihre religiösen Traditionen respektiert werden. Keine faktische oder konstituierte Macht hat das Recht, den armen Ländern die volle Ausübung ihrer Souveränität abzuerkennen, und wenn es dennoch geschieht, sehen wir neue Formen von Kolonialismus, welche die Möglichkeiten zu Frieden und Gerechtigkeit ernsthaft schädigen, denn „Grundlagen des Friedens sind nicht nur die Achtung der Menschenrechte, sondern auch der Respekt vor den Rechten der Völker, insbesondere dem Recht auf Unabhängigkeit“[3].

Die Völker Lateinamerikas haben ihre politische Unabhängigkeit unter Schmerzen geboren und seitdem fast zwei Jahrhunderte einer dramatischen Geschichte voller Widersprüche erlebt, in dem Versuch, die volle Unabhängigkeit zu erlangen.

Nach viel Entfremdung konnten in diesen letzten Jahren zahlreiche lateinamerikanische Länder eine Zunahme an Geschwisterlichkeit unter ihren Völkern beobachten. Die Regierungen der Region haben ihre Kräfte vereint, um dafür zu sorgen, dass ihre Souveränität respektiert wird, und zwar die eines jeden Landes und die der Region im Ganzen, die sie – wie einst unsere Väter – mit dem schönen Namen die „Große Heimat“ bezeichnen. Ich bitte Sie, liebe Brüder und Schwestern aus den Volksbewegungen, diese Einheit zu hüten und auszubauen. Angesichts aller Spaltungsversuche ist es notwendig, die Einheit zu bewahren, damit die Region in Frieden und Gerechtigkeit wächst.

Trotz dieser Fortschritte gibt es immer noch Faktoren, die diese gerechte menschliche Entwicklung untergraben und die Souveränität der Länder der „Großen Heimat“ und anderer Regionen einschränken. Der neue Kolonialismus nimmt verschiedene Gestalten an. Manchmal ist es die anonyme Macht des Götzen Geld: Körperschaften, Kreditvermittler, einige sogenannte „Freihandelsabkommen“ und die Auferlegung von „Sparmaßnahmen“, die immer den Gürtel der Arbeiter und der Armen enger schnallen. Die lateinamerikanischen Bischöfe prangern das im Dokument von Aparecida in aller Deutlichkeit an, wenn sie sagen: „Finanzinstitutionen und transnationale Konzerne entwickeln eine solche Macht, dass sie sich die jeweilige lokale Wirtschaft untertan machen, vor allem aber die Staaten schwächen, die kaum noch die Macht haben, Entwicklungsprojekte zugunsten ihrer Bevölkerungen voranzubringen.“[4] In anderen Fällen sehen wir, dass unter dem edlen Mantel des Kampfes gegen Korruption, Drogenhandel und Terrorismus – schwerwiegende Übel unserer Zeiten, die ein koordiniertes internationales Eingreifen erfordern – den Staaten Maßnahmen auferlegt werden, die wenig mit der Lösung dieser Problemkreise zu tun haben und oftmals die Dinge verschlimmern.

In gleicher Weise ist die monopolistische Konzentration der sozialen Kommunikationsmittel, die entfremdende Konsummodelle und eine gewisse kulturelle Uniformität durchzusetzen versucht, eine weitere Gestalt, die der neue Kolonialismus annimmt. Es ist der ideologische Kolonialismus. Wie die Bischöfe von Afrika sagen, wird oft versucht, die armen Länder zu „Rädern eines Mechanismus, zu Teilen einer gewaltigen Maschinerie“[5] zu machen.

Man muss erkennen, dass keines der schweren Probleme der Menschheit gelöst werden kann ohne Interaktion zwischen den Staaten und Völkern auf internationaler Ebene. Jede Handlung von einer gewissen Tragweite, die in einem Teil des Planeten durchgeführt wird, wirkt sich in wirtschaftlichem, ökologischem, sozialem und kulturellem Sinn auf das Ganze aus. Sogar das Verbrechen und die Gewalt haben sich globalisiert. Deshalb kann sich keine Regierung bei ihrem Handeln einer allgemeinen Verantwortung entziehen. Wenn wir wirklich eine positive Veränderung wollen, müssen wir demütig unsere wechselseitige Abhängigkeit akzeptieren. Interaktion ist aber nicht gleichbedeutend mit Auferlegung, es ist keine Unterordnung der einen zugunsten der Interessen der anderen. Der neue wie der alte Kolonialismus, der die armen Länder zu bloßen Rohstofflieferanten und Zulieferern kostengünstiger Arbeit herabwürdigt, erzeugt Gewalt, Elend, Zwangsmigrationen und all die Übel, die wir vor Augen haben… und zwar aus dem einfachen Grund, weil er dadurch, dass er die Peripherie vom Zentrum abhängig macht, ihr das Recht auf eine ganzheitliche Entwicklung verweigert. Das ist soziale Ungerechtigkeit, und die erzeugt eine Gewalt, die weder mit polizeilichen, noch mit militärischen oder geheimdienstlichen Mitteln aufgehalten werden kann.

Wir sagen Nein zu den alten und neuen Formen der Kolonialisierung. Wir sagen Ja zur Begegnung von Völkern und Kulturen. Selig, die für den Frieden arbeiten.

Und hier möchte ich bei einem wichtigen Thema innehalten. Es könnte nämlich jemand mit Recht sagen: „Wenn der Papst von Kolonialismus redet, vergisst er gewisse Handlungen der Kirche.“ Ich sage Ihnen mit Bedauern: Im Namen Gottes sind viele und schwere Sünden gegen die Ureinwohner Amerikas begangen worden. Das haben meine Vorgänger eingestanden, das hat die CELAM gesagt, und auch ich möchte es sagen. Wie Johannes Paul II. bitte ich, dass die Kirche „vor Gott niederkniet und von ihm Vergebung für die Sünden ihrer Kinder aus Vergangenheit und Gegenwart erfleht“[6]. Ich will Ihnen sagen – und ich möchte dabei ganz freimütig sein, wie es der heilige Johannes Paul II. war –: Ich bitte demütig um Vergebung, nicht nur für die von der eigenen Kirche begangenen Sünden, sondern für die Verbrechen gegen die Urbevölkerungen während der sogenannten Eroberung Amerikas. Gemeinsam mit dieser Vergebungsbitte möchte ich auch um gerecht zu sein die tausende von Priestern und Bischöfen nennen, die sich mit der Kraft des Kreuzes gegen die Logik der Ausbeutung gewandt haben. Es gab Sünden, schwere Sünden, und für die Bitte ich um Vergebung. Aber wie es der heilige Paulus sagt, wo es viel Sünde gibt, gibt es überreiche Gnade, und zwar durch die Menschen, welche die Rechte der indigenen Völker verteidigt haben. 

Desgleichen bitte ich Sie alle – Gläubige und Nichtgläubige –, sich an die vielen Bischöfe, Priester und Laien zu erinnern, welche die Frohe Botschaft Jesu mutig und sanftmütig, respektvoll und friedlich verkündet haben und verkünden; die auf ihrem Weg durch dieses Leben bewegende Werke der menschlichen Förderung und der Liebe hinterlassen haben, oft gemeinsam mit den einheimischen Bevölkerungen oder indem sie deren Volksbewegungen begleiteten, sogar bis zum Martyrium. Die Kirche, ihre Söhne und Töchter, sind ein Teil der Identität der Völker Lateinamerikas – einer Identität, die einige Mächte hier wie in anderen Ländern unbedingt auslöschen wollen, manchmal weil unser Glaube revolutionär ist, weil unser Glaube der Tyrannei des Götzen Geld die Stirn bietet. Heute sehen wir mit Grauen, wie im Nahen Osten oder an anderen Orten der Welt viele unserer Brüder und Schwestern um ihres Glaubens an Jesus willen verfolgt, gefoltert und ermordet werden. Und wir müssen es auch anprangern: In diesem dritten Weltkrieg „in Raten“, den wir erleben, ist eine Art Völkermord im Gange, der aufhören muss.

Lassen Sie mich den Brüdern und Schwestern der lateinamerikanischen Eingeborenenbewegung meine zutiefst empfundene Zuneigung ausdrücken und sie beglückwünschen zu ihrem Versuch, ihre Völker und Kulturen zu vereinen. Es ist das, was ich „Polyeder“ nenne: eine Form des Zusammenlebens, in der die einzelnen Teile ihre Identität bewahren und gemeinsam eine Pluralität aufbauen, welche die Einheit nicht gefährdet, sondern stärkt. Ihre Suche nach diesem Miteinander in der Multikulturalität, welche die erneute Bekräftigung der Rechte der Urbevölkerungen mit der Achtung gegenüber der territorialen Ungeteiltheit der Staaten verbindet, bereichert und stärkt uns alle.

3.3 Die dritte, vielleicht wichtigste Aufgabe, die wir übernehmen müssen, ist die Verteidigung der Mutter Erde.

Unser aller gemeinsames Haus wird ungestraft ausgeplündert, verwüstet und misshandelt. Die Feigheit bei ihrer Verteidigung ist eine schwere Sünde. Mit zunehmender Enttäuschung sehen wir, wie ein internationales Gipfeltreffen dem anderen folgt ohne irgendein bedeutendes Ergebnis. Es gibt ein klares, definitives und unaufschiebbares ethisches Gebot, zu handeln, das nicht befolgt wird. Man darf nicht zulassen, dass gewisse Interessen – die globalen aber nicht universalen Charakters sind – sich durchsetzen, die Staaten und die internationalen Organisationen unterwerfen und fortfahren, die Schöpfung zu zerstören. Die Völker und ihre Bewegungen sind berufen, ihre Stimme zu erheben, sich zu mobilisieren und friedlich aber hartnäckig zu fordern, dass unverzüglich geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Ich bitte Sie im Namen Gottes, die Mutter Erde zu verteidigen. Zu diesem Thema habe ich mich in der Enzyklika Laudato si‘ gebührend geäußert.

4.  Zum Schluss möchte ich Ihnen noch einmal sagen:  Die Zukunft der Menschheit liegt nicht allein in den Händen der großen Verantwortungsträger, der bedeutenden Mächte und der Eliten. Sie liegt grundsätzlich in den Händen der Völker; in ihrer Organisationsfähigkeit und auch in ihren Händen, die in Demut und mit Überzeugung diesen Wandlungsprozess „begießen“. Ich begleite Sie. Sprechen wir gemeinsam aus vollem Herzen: keine Familie ohne Wohnung, kein Campesino ohne Grund und Boden, kein Arbeiter ohne Rechte, kein Volk ohne Souveränität, kein Mensch ohne Würde, kein Kind ohne Kindheit, kein Jugendlicher ohne Möglichkeiten, kein alter Mensch ohne ein ehrwürdiges Alter. Fahren Sie fort in Ihrem Kampf und, bitte, sorgen Sie sehr für die Mutter Erde! Ich bete für Sie, ich bete mit Ihnen, und ich möchte Gott, unseren Vater, bitten, Sie zu begleiten und zu segnen, Sie mit seiner Liebe zu erfüllen und auf Ihrem Weg zu verteidigen, indem er Ihnen reichlich jene Kraft verleiht, die uns auf den Beinen hält: Diese Kraft ist die Hoffnung, die Hoffnung, die nicht enttäuscht. Danke. Und bitte beten Sie für mich!


[1] Vgl. Johannes XXIII., Enzyklika Mater et Magister (15. Mai 1961), 3: AAS53 (1961), 402.

[2] Vgl. Paul VI., Enzyklika Populorum progressio, (16. März 1967), 14: AAS59 (1967), 264.

[3] Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden, Kompendium der Soziallehre der Kirche, 157.

[4] V. Generalversammlung des Episkopats von Lateinamerika und der Karibik,Dokument von Aparecida (29. Juni 2007), 66.

[5] Johannes Paul II., Nachsynodales Apostolisches Schreiben Ecclesia in Africa (14. September 1995), 52: AAS 88 (1996), 32-33; Ders., Enzyklika Sollicitudo rei socialis (30. Dezember 1987), 22: AAS 80 (1988), 539.

[6] Verkündigungsbulle des Großen Jubiläums des Jahres 2000 Incarnationis mysterium (29. November 1998), 11: AAS 91 (1999), 140.

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II Encuentro Mundial de Movimientos Populares   -  Discurso de clausura del Papa Francisco
Santa Cruz de la Sierra, Bolivia,  9 de Julio de 2015

(Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=ava3Zmf1H6A&feature=youtu.be)

Buenas tardes a todos.
Hace algunos meses nos reunimos en Roma y tengo presente ese primer encuentro nuestro. Durante este tiempo los he llevado en mi corazón y en mis oraciones. Me alegra verlos de nuevo aquí, debatiendo los mejores caminos para superar las graves situaciones de injusticia que sufren los excluidos en todo el mundo. Gracias Señor Presidente Evo Morales por acompañar tan decididamente este Encuentro.
Aquella vez en Roma sentí algo muy lindo: fraternidad, garra, entrega, sed de justicia. Hoy, en Santa Cruz de la Sierra, vuelvo a sentir lo mismo. Gracias por eso. También he sabido por medio del Pontificio Consejo Justicia y Paz que preside el Cardenal Turkson, que son muchos en la Iglesia los que se sienten más cercanos a los movimientos populares. ¡Me alegra tanto! Ver la Iglesia con las puertas abiertas a todos Ustedes, que se involucre, acompañe y logre sistematizar en cada diócesis, en cada Comisión de Justicia y Paz, una colaboración real, permanente y comprometida con los movimientos populares. Los invito a todos, Obispos, sacerdotes y laicos, junto a las organizaciones sociales de las periferias urbanas y rurales, a profundizar ese encuentro.
Dios permite que hoy nos veamos otra vez. La Biblia nos recuerda que Dios escucha el clamor de su pueblo y quisiera yo también volver a unir mi voz a la de Ustedes: las famosas “tres t” tierra, techo y trabajo para todos nuestros hermanos y hermanas. Lo dije y lo repito: son derechos sagrados. Vale la pena, vale la pena luchar por ellos. Que el clamor de los excluidos se escuche en América Latina y en toda la tierra.
 

1.Empecemos reconociendo que necesitamos un cambio. Quiero aclarar, para que no haya malos entendidos, que hablo de los problemas comunes de todos los latinoamericanos y, en general también, de toda la humanidad. Problemas que tienen una matriz global y que hoy ningún Estado puede resolver por sí mismo. Hecha esta aclaración, propongo que nos hagamos estas preguntas:
- ¿Reconocemos en serio que las cosas no andan bien en un mundo donde hay tantos campesinos sin tierra, tantas familias sin techo, tantos trabajadores sin derechos, tantas personas heridas en su dignidad?
- ¿Reconocemos que las cosas no andan bien cuando estallan tantas guerras sin sentido y la violencia fratricida se adueña hasta de nuestros barrios? --- -.¿Reconocemos que las cosas no andan bien cuando el suelo, el agua, el aire y todos los seres de la creación están bajo permanente amenaza?

Entonces, si reconocemos esto, digámoslo sin miedo: necesitamos y queremos un cambio.
Ustedes – en sus cartas y en nuestros encuentros – me han relatado las múltiples exclusiones e injusticias que sufren en cada actividad laboral, en cada barrio, en cada territorio. Son tantas y tan diversas como tantas y diversas sus formas de enfrentarlas. Hay, sin embargo, un hilo invisible que une cada una de esas exclusiones, ¿podemos reconocerlo? Porque no se trata de cuestiones aisladas. Me pregunto si somos capaces de reconocer que estas realidades destructoras responden a un sistema que se ha hecho global. ¿Reconocemos que este sistema ha impuesto la lógica de las ganancias a cualquier costo sin pensar en la exclusión social o la destrucción de la naturaleza?
Si es así, insisto, digámoslo sin miedo: queremos un cambio, un cambio real, un cambio de estructuras. Este sistema ya no se aguanta, no lo aguantan los campesinos, no lo aguantan los trabajadores, no lo aguantan las comunidades, no lo aguantan los Pueblos... Y tampoco lo aguanta la Tierra, la hermana Madre Tierra como decía San Francisco.

Queremos un cambio en nuestras vidas, en nuestros barrios, en el pago chico, en nuestra realidad más cercana; también un cambio que toque al mundo entero porque hoy la interdependencia planetaria requiere respuestas globales a los problemas locales. La globalización de la esperanza, que nace de los Pueblos y crece entre los pobres, debe sustituir esta globalización de la exclusión y la indiferencia. 
Quisiera hoy reflexionar con Ustedes sobre el cambio que queremos y necesitamos. Saben que escribí recientemente sobre los problemas del cambio climático. Pero, esta vez, quiero hablar de un cambio en el otro sentido. Un cambio positivo, un cambio que nos haga bien, un cambio – podríamos decir– redentor. Porque lo necesitamos. Sé que Ustedes buscan un cambio y no sólo ustedes: en los distintos encuentros, en los distintos viajes he comprobado que existe una espera, una fuerte búsqueda, un anhelo de cambio en todos los Pueblos del mundo. Incluso dentro de esa minoría cada vez más reducida que cree beneficiarse con este sistema reina la insatisfacción y especialmente la tristeza. Muchos esperan un cambio que los libere de esa tristeza individualista que esclaviza.

El tiempo, hermanos, hermanas, el tiempo parece que se estuviera agotando; no alcanzó el pelearnos entre nosotros, sino que hasta nos ensañamos con nuestra casa. Hoy la comunidad científica acepta lo que hace ya desde hace mucho tiempo denuncian los humildes: se están produciendo daños tal vez irreversibles en el ecosistema. Se está castigando a la tierra, a los pueblos y las personas de un modo casi salvaje. Y detrás de tanto dolor, tanta muerte y destrucción, se huele el tufo de eso que, uno de los primeros teólogos de la Iglesia, Basilio de Cesarea llamaba «el estiércol del diablo». La ambición desenfrenada de dinero que gobierna. Ese es el estiércol del diablo. El servicio para el bien común queda relegado. Cuando el capital se convierte en ídolo y dirige las opciones de los seres humanos, cuando la avidez por el dinero tutela todo el sistema socioeconómico, arruina la sociedad, condena al hombre, lo convierte en esclavo, destruye la fraternidad interhumana, enfrenta pueblo contra pueblo y, como vemos, incluso pone en riesgo esta nuestra casa común. La hermana y madre tierra. No quiero extenderme describiendo los efectos malignos de esta sutil dictadura: ustedes los conocen. Tampoco basta con señalar las causas estructurales del drama social y ambiental contemporáneo. Sufrimos cierto exceso de diagnóstico que a veces nos lleva a un pesimismo charlatán o a regodearnos en lo negativo. Al ver la crónica negra de cada día, creemos que no hay nada que se puede hacer salvo cuidarse a uno mismo y al pequeño círculo de la familia y los afectos.

¿Qué puedo hacer yo, cartonero, catadora, pepenador, recicladora frente a tantos problemas si apenas gano para comer? ¿Qué puedo hacer yo artesano, vendedor ambulante, transportista, trabajador excluido si ni siquiera tengo derechos laborales? ¿Qué puedo hacer yo, campesina, indígena, pescador que apenas puedo resistir el avasallamiento de las grandes corporaciones? ¿Qué puedo hacer yo desde mi villa, mi chabola, mi población, mi rancherío cuando soy diariamente discriminado y marginado? ¿Qué puede hacer ese estudiante, ese joven, ese militante, ese misionero que patea las barriadas y los parajes con el corazón lleno de sueños pero casi sin ninguna solución para mis problemas? ¡Pueden hacer mucho! Pueden hacer mucho. Ustedes, los más humildes, los explotados, los pobres y excluidos, pueden y hacen mucho. Me atrevo a decirles que el futuro de la humanidad está, en gran medida, en sus manos, en su capacidad de organizarse y promover alternativas creativas, en la búsqueda cotidiana de «las tres T» (trabajo, techo, tierra) y también, en su participación protagónica en los grandes procesos de cambio, nacionales, regionales y mundiales. ¡No se achiquen!

2. Ustedes son sembradores de cambio. Aquí en Bolivia he escuchado una frase que me gusta mucho: «proceso de cambio». El cambio concebido no como algo que un día llegará porque se impuso tal o cual opción política o porque se instauró tal o cual estructura social. Sabemos dolorosamente que un cambio de estructuras que no viene acompañado de una sincera conversión de las actitudes y del corazón termina a la larga o a la corta por burocratizarse, corromperse y sucumbir. Hay que cambiar el corazón. Por eso me gusta tanto la imagen del proceso, donde la pasión por sembrar, por regar serenamente lo que otros verán florecer, remplaza la ansiedad por ocupar todos los espacios de poder disponibles y ver resultados inmediatos. La opción es por generar procesos y no por ocupar espacios. Cada uno de nosotros no es más que parte de un todo complejo y diverso interactuando en el tiempo: pueblos que luchan por una significación, por un destino, por vivir con dignidad, por «vivir bien», dignamente, en ese sentido.

Ustedes, desde los movimientos populares, asumen las labores de siempre motivados por el amor fraterno que se revela contra la injusticia social. Cuando miramos el rostro de los que sufren,el rostro del campesino amenazado, del trabajador excluido, del indígena oprimido, de la familia sin techo, del migrante perseguido, del joven desocupado, del niño explotado, de la madre que perdió a su hijo en un tiroteo porque el barrio fue copado por el narcotráfico, del padre que perdió a su hija porque fue sometida a la esclavitud; cuando recordamos esos «rostros y esos nombres» se nos estremecen las entrañas frente a tanto dolor y nos conmovemos todos. Porque «hemos visto y oído», no la fría estadística sino las heridas de la humanidad doliente, nuestras heridas, nuestra carne. Eso es muy distinto a la teorización abstracta o la indignación elegante. Eso nos conmueve, nos mueve y buscamos al otro para movernos juntos. Esa emoción hecha acción comunitaria no se comprende únicamente con la razón: tiene un plus de sentido que sólo los pueblos entienden y que da su mística particular a los verdaderos movimientos populares.

Ustedes viven cada día, empapados, en el nudo de la tormenta humana. Me han hablado de sus causas, me han hecho parte de sus luchas, ya desde Buenos Aires, y yo se los agradezco. Ustedes, queridos hermanos, trabajan muchas veces en lo pequeño, en lo cercano, en la realidad injusta que se les impuso y a la que no se resignan, oponiendo una resistencia activa al sistema idolátrico que excluye, degrada y mata. Los he visto trabajar incansablemente por la tierra y la agricultura campesina, por sus territorios y comunidades, por la dignificación de la economía popular, por la integración urbana de sus villas y asentamientos, por la autoconstrucción de viviendas y el desarrollo de infraestructura barrial, y en tantas actividades comunitarias que tienden a la reafirmación de algo tan elemental e innegablemente necesario como el derecho a «las tres T»: tierra, techo y trabajo. Ese arraigo al barrio, a la tierra, al territorio, al oficio, al gremio, ese reconocerse en el rostro del otro, esa proximidad del día a día, con sus miserias, porque las hay, las tenemos, y sus heroísmos cotidianos, es lo que permite ejercer el mandato del amor, no a partir de ideas o conceptos sino a partir del encuentro genuino entre personas, necesitamos instaurar esa cultura del encuentro, porque ni los conceptos ni las ideas se aman; nadie ama un concepto, nadie ama una idea. Se aman las personas. La entrega, la verdadera entrega surge del amor a hombres y mujeres, niños y ancianos, pueblos y comunidades... rostros y nombres que llenan el corazón. De esas semillas de esperanza sembradas pacientemente en las periferias olvidadas del planeta, de esos brotes de ternura que lucha por subsistir en la oscuridad de la exclusión, crecerán árboles grandes, surgirán bosques tupidos de esperanza para oxigenar este mundo.
Veo con alegría que ustedes trabajan en lo cercano, cuidando los brotes; pero, a la vez, con una perspectiva más amplia, protegiendo la arboleda. Trabajan en una perspectiva que no sólo aborda la realidad sectorial que cada uno de ustedes representa y a la que felizmente está arraigado, sino que también buscan resolver de raíz los problemas generales de pobreza, desigualdad y exclusión.

Los felicito por eso. Es imprescindible que, junto a la reivindicación de sus legítimos derechos, los Pueblos y sus organizaciones sociales construyan una alternativa humana a la globalización excluyente. Ustedes son sembradores del cambio. Que Dios les dé coraje, les dé alegría, les dé perseverancia y pasión para seguir sembrando. Tengan la certeza que tarde o temprano vamos de ver los frutos. A los dirigentes les pido: sean creativos y nunca pierdan el arraigo a lo cercano, porque el padre de la mentira sabe usurpar palabras nobles, promover modas intelectuales y adoptar poses ideológicas, pero si ustedes construyen sobre bases sólidas, sobre las necesidades reales y la experiencia viva de sus hermanos, de los campesinos e indígenas, de los trabajadores excluidos y las familias marginadas, seguramente no se van a equivocar.

La Iglesia no puede ni debe estar ajena a este proceso en el anuncio del Evangelio. Muchos sacerdotes y agentes pastorales cumplen una enorme tarea acompañando y promoviendo a los excluidos en todo el mundo, junto a cooperativas, impulsando emprendimientos, construyendo viviendas, trabajando abnegadamente en los campos de la salud, el deporte y la educación. Estoy convencido que la colaboración respetuosa con los movimientos populares puede potenciar estos esfuerzos y fortalecer los procesos de cambio. 
Tengamos siempre en el corazón a la Virgen María, una humilde muchacha de un pequeño pueblo perdido en la periferia de un gran imperio, una madre sin techo que supo transformar una cueva de animales en la casa de Jesús con unos pañales y una montaña de ternura. María es signo de esperanza para los pueblos que sufren dolores de parto hasta que brote la justicia. Rezo a la Virgen, tan venerada por el pueblo boliviana, rezo a la Virgen María, para que permita que este Encuentro nuestro sea fermento de cambio.
 

3.El cura habla largo parece ¿no? Por último quisiera que pensemos juntos algunas tareas importantes para este momento histórico, porque queremos un cambio positivo para el bien de todos nuestros hermanos y hermanas, eso lo sabemos. Queremos un cambio que se enriquezca con el trabajo mancomunado de los gobiernos, los movimientos populares y otras fuerzas sociales, eso también lo sabemos. Pero no es tan fácil definir el contenido del cambio, podría decirse, el programa social que refleje este proyecto de fraternidad y justicia que esperamos. En ese sentido, no esperen de este Papa una receta. Ni el Papa ni la Iglesia tienen el monopolio de la interpretación de la realidad social ni la propuesta de soluciones a los problemas contemporáneos. Me atrevería a decir que no existe una receta. La historia la construyen las generaciones que se suceden en el marco de pueblos que marchan buscando su propio camino y respetando los valores que Dios puso en el corazón.
Quisiera, sin embargo, proponer tres grandes tareas que requieren el decisivo aporte del conjunto de los movimientos populares: 
 

3.1. La primera tarea es poner la economía al servicio de los Pueblos:Los seres humanos y la naturaleza no deben estar al servicio del dinero. Digamos

NO a una economía de exclusión e inequidad donde el dinero reina en lugar de servir. Esa economía mata. Esa economía excluye. Esa economía destruye la Madre Tierra.
La economía no debería ser un mecanismo de acumulación sino la adecuada administración de la casa común. Eso implica cuidar celosamente la casa y distribuir adecuadamente los bienes entre todos. Su objeto no es únicamente asegurar la comida o un “decoroso sustento”. Ni siquiera, aunque ya sería un gran paso, garantizar el acceso a «las tres T» por las que ustedes luchan. Una economía verdaderamente comunitaria, podría decir, una economía de inspiración cristiana, debe garantizar a los pueblos dignidad «prosperidad sin exceptuar bien alguno». Esta última frase la dijo el papa Juan XXIII hace 50 años. Jesús dice en el Evangelio aquel que dé espontáneamente un vaso de agua al que tiene sed, le será tenido en cuenta en el reino de los cielos. Así que…

Esto implica «las tres T» pero también acceso a la educación, la salud, la inovación, las manifestaciones artísticas y culturales, la comunicación, el deporte y la recreación. Una economía justa debe crear las condiciones para que cada persona pueda gozar de una infancia sin carencias, desarrollar sus talentos durante la juventud, trabajar con plenos derechos durante los años de actividad y acceder a una digna jubilación en la ancianidad. Es una economía donde el ser humano en armonía con la naturaleza, estructura todo el sistema de producción y distribución para que las capacidades y las necesidades de cada uno encuentren un cauce adecuado en el ser social. Ustedes, y también otros pueblos, resumen este anhelo de una manera simple y bella: «vivir bien». Que no es lo mismo que pasarla bien.

Esta economía no es sólo deseable y necesaria sino también posible. No es una utopía ni una fantasía. Es una perspectiva extremadamente realista. Podemos lograrlo. Los recursos disponibles en el mundo, fruto del trabajo intergeneracional de los pueblos y los dones de la creación, son más que suficientes para el desarrollo integral de «todos los hombres y todo el hombre». El problema, en cambio, es otro. Existe un sistema con otros objetivos. Un sistema que a pesar de acelerar irresponsablemente los ritmos de la producción, a pesar de implementar métodos en la industria y la agricultura que dañan la Madre Tierra en aras de la «productividad», sigue negándoles a miles de millones de hermanos los más elementales derechos económicos, sociales y culturales. Ese sistema atenta contra el proyecto de Jesús. Contra la buena noticia que trajo Jesús.

La distribución justa de los frutos de la tierra y el trabajo humano no es mera filantropía. Es un deber moral. Para los cristianos, la carga es aún más fuerte: es un mandamiento. Se trata de devolverles a los pobres y a los pueblos lo que les pertenece. El destino universal de los bienes no es un adorno discursivo de la doctrina social de la Iglesia. Es una realidad anterior a la propiedad privada. La propiedad, muy en especial cuando afecta los recursos naturales, debe estar siempre en función de las necesidades de los pueblos. Y estas necesidades no se limitan al consumo. No basta con dejar caer algunas gotas cuando lo pobres agitan esa copa que nunca derrama por si sola. Los planes asistenciales que atienden ciertas urgencias sólo deberían pensarse como respuestas pasajeras. Nunca podrán sustituir la verdadera inclusión: ésa que da el trabajo digno, libre, creativo, participativo y solidario.
En este camino, los movimientos populares tienen un rol esencial, no sólo exigiendo y reclamando, sino fundamentalmente creando. Ustedes son poetas sociales: creadores de trabajo, constructores de viviendas, productores de alimentos, sobre todo para los descartados por el mercado mundial.
He conocido de cerca distintas experiencias donde los trabajadores unidos en cooperativas y otras formas de organización comunitaria lograron crear trabajo donde sólo había sobras de la economía idolátrica. Las empresas recuperadas, las ferias francas y las cooperativas de cartoneros son ejemplos de esa economía popular que surge de la exclusión y, de a poquito, con esfuerzo y paciencia, adopta formas solidarias que la dignifican. ¡Qué distinto es eso a que los descartados por el mercado formal sean explotados como esclavos! 

Los gobiernos que asumen como propia la tarea de poner la economía al servicio de los pueblos deben promover el fortalecimiento, mejoramiento, coordinación y expansión de estas formas de economía popular y producción comunitaria. Esto implica mejorar los procesos de trabajo, proveer infraestructura adecuada y garantizar plenos derechos a los trabajadores de este sector alternativo. Cuando Estado y organizaciones sociales asumen juntos la misión de «las tres T» se activan los principios de solidaridad y subsidiariedad que permiten edificar el bien común en una democracia plena y participativa.

3.2. La segunda tarea es unir nuestros Pueblos en el camino de la paz y la justicia.

Los pueblos del mundo quieren ser artífices de su propio destino. Quieren transitar en paz su marcha hacia la justicia. No quieren tutelajes ni injerencias donde el más fuerte subordina al más débil. Quieren que su cultura, su idioma, sus procesos sociales y tradiciones religiosas sean respetados. Ningún poder fáctico o constituido tiene derecho a privar a los países pobres del pleno ejercicio de su soberanía y, cuando lo hacen, vemos nuevas formas de colonialismo que afectan seriamente las posibilidades de paz y de justicia porque «la paz se funda no sólo en el respeto de los derechos del hombre, sino también en los derechos de los pueblos particularmente el derecho a la independencia».
Los pueblos de Latinoamérica parieron dolorosamente su independencia política y, desde entonces llevan casi dos siglos de una historia dramática y llena de contradicciones intentando conquistar una independencia plena.

En estos últimos años, después de tantos desencuentros, muchos países latinoamericanos han visto crecer la fraternidad entre sus pueblos. Los gobiernos de la Región aunaron esfuerzos para hacer respetar su soberanía, la de cada país y la del conjunto regional, que tan bellamente, como nuestros Padres de antaño, llaman la «Patria Grande». Les pido a ustedes, hermanos y hermanas de los movimientos populares, que cuiden y acrecienten esa unidad. Mantener la unidad frente a todo intento de división es necesario para que la región crezca en paz y justicia.

A pesar de estos avances, todavía subsisten factores que atentan contra este desarrollo humano equitativo y coartan la soberanía de los países de la «Patria Grande» y otras latitudes del planeta. El nuevo colonialismo adopta distintas fachadas. A veces, es el poder anónimo del ídolo dinero: corporaciones, prestamistas, algunos tratados denominados «de libres comercio» y la imposición de medidas de «austeridad» que siempre ajustan el cinturón de los trabajadores y de los pobres. Los obispos latinoamericanos lo denunciamos con total claridad en el documento de Aparecida cuando se afirma que «las instituciones financieras y las empresas transnacionales se fortalecen al punto de subordinar las economías locales, sobre todo, debilitando a los Estados, que aparecen cada vez más impotentes para llevar adelante proyectos de desarrollo al servicio de sus poblaciones». En otras ocasiones, bajo el noble ropaje de la lucha contra la corrupción, el narcotráfico o el terrorismo –graves males de nuestros tiempos que requieren una acción internacional coordinada– vemos que se impone a los Estados medidas que poco tienen que ver con la resolución de esas problemáticas y muchas veces empeora las cosas. 
Del mismo modo, la concentración monopólica de los medios de comunicación social que pretende imponer pautas alienantes de consumo y cierta uniformidad cultural es otra de las formas que adopta el nuevo colonialismo. Es el colonialismo ideológico. Como dicen los Obispos de África, muchas veces se pretende convertir a los países pobres en «piezas de un mecanismo y de un engranaje gigantesco».

Hay que reconocer que ninguno de los graves problemas de la humanidad se puede resolver sin interacción entre los Estados y los pueblos a nivel internacional. Todo acto de envergadura realizado en una parte del planeta repercute en el todo en términos económicos, ecológicos, sociales y culturales. Hasta el crimen y la violencia se han globalizado. Por ello ningún gobierno puede actuar al margen de una responsabilidad común. Si realmente queremos un cambio positivo, tenemos que asumir humildemente nuestra interdependencia. Es decir, nuestra sana interdependencia. Pero interacción no es sinónimo de imposición, no es subordinación de unos en función de los intereses de otros. El colonialismo, nuevo y viejo, que reduce a los países pobres a meros proveedores de materia prima y trabajo barato, engendra violencia, miseria, migraciones forzadas y todos los males que vienen de la mano... precisamente porque al poner la periferia en función del centro les niega el derecho a un desarrollo integral. Y eso, hermanos, es inequidad y la inequidad genera violencia que no habrá recursos policiales, militares o de inteligencia capaces de detener. 

Digamos NO a las viejas y nuevas formas de colonialismo. Digamos SÍ al encuentro entre pueblos y culturas. Felices los que trabajan por la paz.
Aquí quiero detenerme en un tema importante. Porque alguno podrá decir, con derecho, que «cuando el Papa habla del colonialismo se olvida de ciertas acciones de la Iglesia». Les digo, con pesar: se han cometido muchos y graves pecados contra los pueblos originarios de América en nombre de Dios. Lo han reconocido mis antecesores, lo ha dicho el CELAM y también quiero decirlo. Al igual que san Juan Pablo II pido que la Iglesia «se postre ante Dios e implore perdón por los pecados pasados y presentes de sus hijos». Y quiero decirles, quiero ser muy claro, como lo fue san Juan Pablo II: pido humildemente perdón, no sólo por las ofensas de la propia Iglesia sino por los crímenes contra los pueblos originarios durante la llamada conquista de América.

Y junto a este pedido de perdón, y para ser justos, también quiero que recordemos sacerdotes, obispos, que se opusieron fuertemente a la lógica de la espada con la fuerza de la cruz. Hubo pecado, hubo pecado y abunda, pero no pedimos perdón, y por eso pedimos perdón. Pero allí también donde hubo pecado, donde hubo abundante pecado, sobreabundó la gracia, a través de esos hombres que defendieron la justicia de los pueblos originarios.
Les pido también a todos, creyentes y no creyentes, que se acuerden de tantos Obispos, sacerdotes y laicos que predicaron y predican y siguen predicando la buena noticia de Jesús con coraje y mansedumbre, respeto y en paz; dije obispos, sacerdotes y laicos, no me quiero olvidar de las monjitas que anónimanente patean nuestros barrios pobres, llevando un mensaje de paz y de justicia, que en su paso por esta vida dejaron conmovedoras obras de promoción humana y de amor, muchas veces junto a los pueblos indígenas o acompañando a los propios movimientos populares incluso hasta el martirio. La Iglesia, sus hijos e hijas, son una parte de la identidad de los pueblos en Latinoamérica. Identidad que tanto aquí como en otros países algunos poderes se empeñan en borrar, tal vez porque nuestra fe es revolucionaria, porque nuestra fe desafía la tiranía del idolo dinero. Hoy vemos con espanto como en Medio Oriente y otros lugares del mundo se persigue, se tortura, se asesina a muchos hermanos nuestros por su fe en Jesús. Eso también debemos denunciarlo: dentro de esta tercera guerra mundial en cuotas que vivimos, hay una especie de genocidio en marcha que debe cesar. 

A los hermanos y hermanas del movimiento indígena latinoamericano, déjenme trasmitirle mi más hondo cariño y felicitarlos por buscar la conjunción de sus pueblos y culturas, eso que yo llamo poliedro, una forma de convivencia donde las partes conservan su identidad construyendo juntas la unidad, una pluralidad que no atenta, sino que fortalece la unidad. Su búsqueda de esa interculturalidad que combina la reafirmación de los derechos de los pueblos originarios con el respeto a la integridad territorial de los Estados nos enriquece y nos fortalece a todos.
 

3.3. La tercera tarea, tal vez la más importante que debemosasumir hoy, es defender la Madre Tierra.

La casa común de todos nosotros está siendo saqueada, devastada, vejada impunemente. La cobardía en su defensa es un grave pecado. Vemos con decepción creciente como se suceden una tras otra cumbres internacionales sin ningún resultado importante. Existe un claro, definitivo e impostergable imperativo ético de actuar que no se está cumpliendo. No se puede permitir que ciertos intereses –que son globales pero no universales– se impongan, sometan a los Estados y organismos internacionales, y continúen destruyendo la creación. Los Pueblos y sus movimientos están llamados a clamar, a movilizare, a exigir –pacífica pero tenazmente– la adopción urgente de medidas apropiadas. Yo les pido, en nombre de Dios, que defiendan a la Madre Tierra. Sobre éste tema me expresado debidamente en la Carta Encíclica Laudato si’. (...)
 

4.Para finalizar, quisiera decirles nuevamente: el futuro de la humanidad no está únicamente en manos de los grandes dirigentes, las grandes potencias y las élites. Está fundamentalmente en manos de los Pueblos; en su capacidad de organizar y también en sus manos que riegan con humildad y convicción este proceso de cambio. Los acompaño. Digamos juntos desde el corazón: ninguna familia sin vivienda, ningún campesino sin tierra, ningún trabajador sin derechos, ningún pueblo sin soberanía, ninguna persona sin dignidad, ningún niño sin infancia, ningún joven sin posibilidades, ningún anciano sin una venerable vejez. Sigan con su lucha y, por favor, cuiden mucho a la Madre Tierra. Soy sinciero cuando les digo, rezo por ustedes, rezo con ustedes y quiero pedirle a nuestro Padre Dios que los acompañe y los bendiga, que los colme de su amor y los defienda en el camino dándoles abundantemente esa fuerza que nos mantiene en pie: esa fuerza es la esperanza, y una cosa importante la esperanza que no defrauda, gracias.
Y, por favor, les pido que recen por mí.Y si alguno de ustedes no puede rezar, yo lo respeto pido que me piense bien, que me mande buena onda.