FIDEI DONUM Treffen in Luján Argentinien    

10. -18. September 2014 (Auszug aus dem Protokoll)

„QUE NUESTROS PUEBLOS TENGAN VIDA EN ABUNDANCIA“

 

DONNERSTAG, 11. SEPTEMBER 2014

Vortrag Adolfo Pérez Esquivel

1. Thema: Y lo reconocieron al partir el pan - hay que seguir andando nomas

Alfonso stellt sein Gemälde vor, das er für die Pfarrei Santa Cruz gemalt hat und dort auch im Original ausgestellt ist. Die dargestellten Personen sind reale Menschen, die aufgrund ihres Glaubens verfolgt und getötet wurden. (Bild und Einzelheiten in den  Materialien). Neben anderen persönlichen Erinnerungen spricht er vor allem von dem Treffen im Hogar Santa Cruz (Riobamba, Ekuador) bei Bischof Leónidas Proaño. 16 Bischöfe und weitere Persönlichkeiten aus Lateinamerika waren verhaftet worden. (se adjunta un archivo con la explicación del mural)

2. Thema: La situación en Argentina y América Latina - análisis coyuntural-social, logros y preocupaciones

Ausgangspunkt: Die Situation in Lateinamerika

  • Kontinent voller Bodenschätze (Ressourcen)
  • Die geopolitische Rolle Lateinamerikas
  • Tummelfeld vieler internationaler Konzerne
  • Markante Ereignisse in den letzten 60 Jahren: Die Revolution in Kuba (1.1.59) und Medellín 1968.

Diesen prägenden Ereignissen gegenüber wurde ausgehend von den USA die kontinentale Strategie der „Nationalen Sicherheit“ entwickelt mit dem Ziel, die bestehenden Verhältnisse der Ausbeutung zu verteidigen und jeden Widerstand dagegen mit Gewalt (Militärputsche, Folterungen) zu brechen. Dabei geriet auch die kath. Kirche ins Visier – in der Konsequenz von Medellín: Standortwechsel von einer Kirche auf der Seite der Mächtigen nun auf der Seite der Ohnmächtigen. Diese Strategie umfasst den wirtschaftlichen Bereich (Schutz der wirtschaftlichen Interessen), den militärischen Bereich (Militärbasen, entsprechende Ausbildung lateinamerikanischer Offiziere), sowie den erzieherischen, kulturellen und politischen Bereich. Zu dieser Strategie wurden alle Staaten Lateinamerikas verpflichtet. Die westlichen Staaten Europas unterstützten diese Strategie, denn sie war auch in ihrem Interesse.

Auch heute noch steht das „christliche Abendland“  auf der Seite des Kapitalismus und gegen die Interessen der Mehrheit der Völker und in den Völkern der Welt.

  • 1982 kam es durch den „Falklandkrieg (Islas Malvinas) zu einer Zäsur: Zum ersten Mal kam es zu einer Konfrontation „Nord gegen Süd“. Die Militärregierungen liefen aus dem Ruder und es kam in der Folge zu einer aufgezwungenen Demokratisierung in allen Ländern Lateinamerikas - aber mit den gleichen Inhalten (Neoliberalismus) und den gleichen Methoden.
  • Seit einigen Jahren wächst in Ländern wie Venezuela, Bolivien, Ekuador zunehmender Widerstand gegen die verordneten Wirtschaftsmodelle. Versuche  einer echten Demokratisierung wurden in Honduras und Paraguay durch Putsche gestoppt.
  • Internationale Konzerne vor allem in den Bereichen Bergbau, Öl, Landwirtschaft (Gentechnologie) erhalten verstärkt mehr Rechte und freie Hand, auch im scheinrechtlichen Rahmen von Freihandelsabkommen mit den USA und EU.

Fazit:

  1. Die Ernährungssouveränität der Völker ist immer noch (oder wieder) stark gefährdet.
  2. Es gibt keine „sichtbaren“ Diktaturen, aber eine Wirtschaftsdiktatur. Die Regierungen stehen unter dem Diktat der Multis. Z.B. ist Argentinien in fundamentalen Fragen nicht souverän.
  3. Die herrschende Finanzpolitik (u.a. „Geierfonds“ u.v.m., ) gefährdet das Leben unserer Völker
  4. Es gibt auch keine internationale demokratische Kontrolle, UNO ist nicht demokratisch

Was tun demgegenüber?

  • Stärken der Widerstandskraft der Völker; es gibt bereits viele Bewegungen bei Menschenrechten, Widerstand gegen Bergbau, Gentechnologie (z.B. Saatgut-Samenbanken einheimische Pflanzen) u.v.m.
  • Dies wiederum verschärft die Repression, viele Opfer; auch die Droge als Waffe gegen Volk.
  • Versuch einer gezielter Destabilisierung in Bolivien, Ekuador und Venezuela
  • Die aktuelle Kolonialisierung wird als 2. Conquista verstanden (da gleiche Logik)
  • Kirche: Anstelle von „Assstencialismo“ Stärken und Begleitung des Widerstands  auf der Seite der Opfer, der Indigenen etc.   > radikaler Wechsel der Perspektive und des Standorts ist notwendig.
  • US-Sekten als Hilfstruppen des Kapitals, führen zur Zerstören der Kultur und der Identität der  Völker.

Beispiel: In der Sprache der Mayas gibt es das Wort „Entwicklung“ nicht, stattdessen:  Gleichgewicht - mit der Schöpfung, mit der Gemeinschaft, mit Gott (siehe „Cosmovisiónmaya/ andina)

En el almuerzo nos acompañó  Monseñor Agustín Radrizzani, Arzobispo de Mercedes-Luján.

3. Tema: La dictadura en Argentina, su propia historia y la situación actual de DDHH

Adolfo berichtet über seinen Werdegang, seinEngagement seit 1970 (siehe auch Materialien): Einige Stichworte: Seit 1974 in „Justitia et Pax“  -Thema: No-Violencia; seit 1975 sehr starke ökumenische Zusammenarbeit, 1976 Militärputsch in Argentinien.  1977 für 14 Monate in Haft (auch Folter),anschließend 14 Monate Hausarrest; 1980 Friedensnobelpreis, seither „unantastbar“. Bis heute Arbeit mit Schwerpunktthemen wie Menschenrechte, soziale Fragen wie z.B. Grundbesitz für Indigene und Landlose, Drogenproblematik, Jugendkriminalität, Rechte der Indigenen, ihrer Sprache, Kultur und ihres Landbesitzes.

Beispiel eines persönlichen Erlebnisses von Adolfo: Er hatte 1981 ein Treffen mit Johannes Paul II. Dabei zeigte er ihm Fotos verschwundener Kinder in Argentinien. Der Papst wusste von nichts und wollte auch nichts wissen, er sagte ihm nur: „Kümmere dich besser um die verschwundenen Kinder in den kommunistischen Ländern“. (siehe auch: Oscar Romero beim Papst, 1979)

4. INTERCAMBIO DE NUESTROS TRABAJOS Y PROYECTOS

Unser Mitbruder Rudolfo Wirtz informiert über die Situation in Uruguay und die Lage der Kirche dort. Rudolfo nimmt als Vorsitzender der Bischofskonferenz von Uruguay an der Familien-Synode in Rom teil.

FREITAG, 12. SEPTEMBER 2014

Vortrag: Eduardo de la Serna   (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.)

1. Thema: Fundamentación bíblico-teológico de los DDHH

AT: Grundanliegen: Gott erwählt ein kleines Volk um der Welt zu zeigen, was Gerechtigkeit bedeutet, warum und wie Gott die Menschheit will. Dies soll sich in Israel zeigen. So wird Israel zum Zeichen für alle Völker, die auf diese Weise zu Gott als dem Herren aller Völker geführt und geeint werden. Aber: Israel wurde seinem Auftrag nicht gerecht, es wurde wie die anderen Völker, ungerecht, voller innerer Zerrissenheit, Sklaverei, Missbrauch der Religion etc.  – statt „Licht der Völker“ zu sein. Das ist das Grundthema aller biblischen Propheten.

NT: Paulus:Sein Thema ist der Konflikt mit dem römischen Imperium. Das „Evangelium des Imperiums“ versus Evangelium Jesus. Dieses steht im völligen Widerspruch (contra-cultural) zum herrschenden Evangelium mit Cäsar Augustus als Sohn Gottes und der Pax Romana. Paulus benutzt Schlüsselworte des Imperiums und deutet sie völlig neu. Beispiele: Sohn Gottes, Evangelium, Gesetz, Gnade, Opfer. Dies bezieht sich auch auf die jüdische „Staatsreligion“: Paulus spricht z.B. von Geschwistern (Frauen und Männer). Im Judentum dagegen werden nie Frauen mitangesprochen. 

Markus: Überwindet bzw. ignoriert bewusst jüdische „Dogmen“ wie Reinheit, Gesetz (z.B. Sabbat), Fasten, Vergebung, usw.  Jesus stellt den Menschen in den Mittelpunkt. Es handelt sich quasi um eine neue Religion. Das zeigt sich z.B. beim Gastmahl. Während in der jüdischen Religion (wie auch bei allen anderen Religionen) die „Honorationen“ die ersten Plätze einnehmen, sind dies bei Jesus die „öffentlichen Sünder“, die Aussätzigen, die „Unreinen“, die „Unbedeutenden“. Nach jüdischer Praxis macht sich auch derjenige unrein, der einen Unreinen berührt; er verliert seine Ehre.  Jesus stellt  die „Unehrenhaften“ in den Mittelpunkt seiner Botschaft. Für uns heißt das: Jesus begegnet man in den Unbedeutenden, den Ausgeschlossenen, den Armen.  Kirche sein heißt nach Markus: Gemeinschaft mir Jesus und denen, die er in den Mittelpunkt stellt.

Lukas sagt dasselbeDie Erniedrigten haben einen Ehrenplatz bei Jesus. Auch bei Lukas wird die bisherige Ordnung auf den Kopf gestellt(aus der Sicht Gottes: die rechte Ordnung wird wieder hergestellt). Und Johannes stellt die Liebe in den Mittelpunkt. Sie kennt keine Grenze und keine Ausgrenzung; sie gilt vorrangig den Armen.

2. Thema: El grupo de curas - opción por los pobres y su mirada de la realidad de Argentina

Sie bestehen darauf, dass die strukturelle Gewalt die Gewalt Nr. 1 ist. Der Widerstand dagegen ist die Gewalt Nr. 2 als Reaktion auf die bestehende ungerechte Ordnung, die Menschen „um ihr Leben bringt“ und die zudem nur mit Gewalt aufrecht erhalten werden kann. Die Priestergruppe geriet in eine Krise, als die Diktatur vorbei war und sie eine Rolle in der  neu entstehenden Demokratie suchte. Es kam zu Fraktionen und Meinungsverschiedenheiten über den rechten Weg (Strategie). Ihr Ziel war es, die Beschlüsse von Medellín auf die argentinische Realität zu übertragen. Zentraler Punkt wurde die (argentinische) Volksreligiosität. Während Medellín davon sprach, das Volk zu erziehen (paraelpueblo), ging man in Argentinien vom Volk aus (desdeelpueblo). Man war politisch eng mit dem Peronismus verbündet. Schlüsseldokument für diese Position war das Dokument von San Miguel, 1969.

Nach Wiederherstellung der Demokratie kam es erst 1986 zu einer  erneuten Versammlung der  „Ehemaligen“.  Bei der 2. Versammlung 1987 wurde das Thema bestimmt, das dann  die nächsten Jahre beherrschen sollte: Das Verhältnis zwischen der Theologie der Befreiung und der Theologie des Volkes. Viele Theologen der Befreiung wurden nach Argentinien eingeladen.  Die Dokumente der LA -Bischofskonferenz von Santo Domingo 1992 wurden als Rückschritt gewertet („un  nefasto  documento“). Befreiungstheologen wurde die Einreise in die Dominikanische Republik verwehrt.Über Kardinal Solana hatte Papst Johannes Paul II. engste Verbindungen zu Präsident Menem.  Die argentinische Bischofskonferenz hat bis heute kein Schuldbekenntnis ob ihres Verhaltens in der Diktatur abgelegt.  Es kam zwar 2002, von den Bischöfen angeregt,  zu einer sogenannten Begegnung zwischen Tätern und Opfern („Diálogoargentino“), aber die Opfer saßen nicht am Tisch. Stattdessen wurde eine „Theologie der Vergebung“ verkündet, in der Opfer und Täter sich versöhnen (sollen).

Heute ist die Gruppe wieder gespalten – in Anhänger und Gegner des „Kirchnerismo“. Der Kapitalismus wird aber grundsätzlich von allen abgelehnt. Es besteht ein großer Unterschied zwischen der Armenpastoral (Pastoral villera) von Jorge Bergoglio (sehr klerikal)  und Carlos Mujica. Hauptforderung der Gruppe heute ist: Die Bischofskonferenz muss zu ihrer Haltung zur Zeit der Diktatur Stellung nehmen und das Erinnern an die Märtyrer in den Mittelpunkt stellen.

3. Tema: “Vida en abundancia” en Argentina y América Latina

Ursprüngliches (von Rom) Ziel von Aparecida: Eine Re-Evangelisierung des Kontinents („discipulos missioneros“ als ursprünglicher Titel. Stattdessen nun: „Para que tengan la vida“ (hinzugefügt… „ plenitud“  im Sinne von „Ewiges Leben“, um allzu soziologische oder politische Begrifflichkeiten und um Missverständnisse zu vermeiden). Johannes versteht unter „Vida“ sowohl das ewige, himmlische Leben (zoe) als auch das menschliche, irdische Leben. Der Gute Hirte gibt sein Leben …. In korrekter Übersetzung: Er riskiert immer sein Leben, es ist nicht im Sinne eines Opferpriestertums gemeint. Die Bewegung Soladicio wurde von Benedikt XVI. persönlich eingeladen, sie ist fundamentalistisch, faschistisch!

Aparecida setzt das Erkennen der „Zeichen der Zeit“ voraus, um das Dokument richtig zu verstehen. „Zeichen der Zeit“ bedeutet in Lateinamerika: Zeichen des Todes (der Gewalt, der Vertreibung etc.). In Argentinien ist der Begriff „Pueblo“ ein kultureller Ausdruck, weniger ein soziologischer Begriff (als die Mehrheit der Armen im soziologischem Sinne). Er hat seine Wurzeln im Peronismus. Es geht kirchlicherseits um eine Vertiefung der Volksfrömmigkeit.

 

SAMSTAG, 13. SEPTEMBER 2014I

INTERCAMBIO DE NUESTROS TRABAJOS Y PROYECTO

  • Robert Hörberg berichtet über seine Arbeit in der Diözese San Marcos, Guatemala.
  • Danach berichten die Mitbrüder aus Deutschland von ihrer Arbeit:
  • Willi Knecht, früher in Peru, ehrenamtlich in der Diözese Rottenburg-Stuttgart und darüber hinaus tätig. Mitarbeit in kirchlichen Gremien, Reformgruppen und Eine-Welt-Themen bundesweit.
  • Bernd Klaschka - Hauptgeschäftsführer von ADVENIAT

Nachmittags

Vortrag: Dr. Arturo Bladetzky (ev. Pastor und Theologe)

Teología de Liberación y DDHH – por un nuevo cielo y un nuevo mundo

Se comenta sobre los secuestros en el tiempo de la dictadura y las terribles torturas y desaparecidos con nombres y apellidos.

El movimiento ecuménico de DDHH – su origen, historia y su trabajo hoy

El plan cóndor y la seguridad nacional, los desaparecidos alemanes y el rol de la embajada alemana

Zur Ökumene in Argentinien: Keine Probleme zwischen Lutheranern (ÖRK) und Katholiken. Aber viele fundamentalistische Sekten bekämpfen die evangelischen Kirchen des ÖRK als Verräter, weil sie mit kath. Priestern zusammen arbeiten. Evangelische Kirche ist eine Kirche europäischer Einwanderer, sie gilt als „tote Kirche“, u.a. weil sie keine Missionierung kennt. Es gibt (s. o.) eine totale Trennung zu den Evangelikalen. Kaum eine Zukunft für die Kirchen der Reformation (ÖKR) in Argentinien, gilt auch füt Lateinamerika insgesamt. Es gibt keine Basis mehr (weder im Volk noch theoplogisch);  die Lehre Luthers hat hier nie wirklich Fuß gefasst und der lateinamerikanischen Mentalität völlig fremd).

 

Montag, 15. September 2014: BESINNUNGSTAG IN DER PFARREI HEILIG KREUZ (Santa Cruz)

Dienstag, 16. September 2014

 

1.  EVALUIERUNG DES TREFFENS

  • Themenauswahl sehr interessant und lehrhaft über Geschichte der Militärdiktatur in Argentinien;
  • oft war nur Chile Thema, und über Argentinien wurde geschwiegen
  •        Positiv, dass Zeugnis gegeben wurde und nicht nur ein Thema referiert
  • Multinationale Geschäfte - Waffen- und Menschenhandel
  • Kirche hat nicht nur geschwiegen, sondern auch ethische Zustimmung gegeben
  • jetzt durch den neuen Papst neue Perspektiven, klare Aussagen
  • Mit Verantwortlichen hinterfragen
  • Wir als Ausländer sind fast die einzigen, die sich noch engagieren können und auch andere Sicherheiten haben als die Einheimischen
  • durch das System der Marktgesellschaft geht der Blick für den Einzelnen verloren
  • Zeugnis von Bischof Leo Schwarz, früher Geschäftsführer von MISEREOR.
  •        Interessant, die verschiedenen Referenten kennengelernt zu haben
  • vier Zeugen zu haben war sehr interessant (in LA oder auch weltweit bekannt)
  • Thema war beeindruckend, aber auch erschreckend
  • Memoria erzählt, damit es nicht vergessen wird                   

2.  Besuch des Parque de la memoria (Militärdiktatur 1976 – 1983)

3.  Besuch des Dt. Clubs und Abendessen

 

MITTWOCH, 17. SEPTEMBER 2014

INTERCAMBIO DE NUESTROS TRABAJOS Y PROYECTOS


Protokollant. Willi Knecht, zusammen mit Schwester Wilburgis, Ekuador.