"Es waren 16 Tage friedlichen Widerstandes, die Zeugnis ablegten von der großen Würde und dem Edelmut der Campesinogemeinschaften (Comunidades) und dem Respekt vor dem Leben. Dies zwang die politisch Verantwortlichen, die Bevölkerung der Stadt und selbst die Kirche, sich den Campesinos anzuschließen. Pastoral gesprochen könnten wir sagen, dass unsere Comunidades getragen waren von einer tiefen gemeinschaftlichen Bekehrung, die sich in der Liebe zum Gott des Lebens und in der Solidarität mit den Ärmsten zeigt."

Wenn der Friede eine Frucht der Gerechtigkeit ist: die Proteste um den Berg Quilish: ein Glaubenszeugnis

„Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“.
(Mt. 25,40)

“Da rief Jesus sie zu sich und sagte: Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein“. (Mt. 20, 25-27)

“Das Ministerium für Energie und Minen hat den Antrag der Minengesellschaft Yanacocha auf Erschließung des Berges Quilish genehmigt“. So beginnt die Verlautbarung des Ministeriums. Dies ist eine traurige Nachricht für die Campesinos der betreffenden Zone, für die der Berg Quilish ein heiliger Berg ist.

Außerdem wirkt er als Wasserspeicher für das Land und die Stadt. Von da an war die Reaktion der Campesinos vorhersehbar. Vom Standpunkt der Macht ausgesehen bedeutete der Beginn der Erschließung mehr Gold und nach den Vorstellungen der Politiker und Unternehmer (als Annahme) mehr Entwicklung, mehr Steuereinnahmen und Arbeitsplätze für Cajamarca. Von den Campesinos her gesehen bedeutete der Beginn des Goldabbaus die Zerstörung des heiligen Berges, dem Sitz des Apu. Es bedeutete - wie sie schon seit 11 Jahren Minenarbeiten erfahren mussten - ein Versiegen des Wassers und Schließung der Wasserkanäle.

Aber wen interessierte es schon, dass die Bergarbeiten das Überleben von 8.000 Familien von Kleinbauern in Gefahr brachte, für die das Wasser Leben bedeutet? Beim Abwägen zwischen 4 Millionen Unzen Gold und der Subsistenzwirtschaft der Campesinos, die vom Wasser abhängt, war zu erwarten, dass die Funktionäre des Ministeriums zum Ergebnis kamen, dass das Gold mehr wiegt als das Leben der Campesinos.

Als die Armen ihr Leben in Gefahr sahen, haben sie nicht gezögert, ihr Leben einzusetzen. Sie drangen in den Berg Quilish ein, um zu verhindern, dass die Erschließung weiter gehe. Denn danach käme ja der Abbau des Goldes. Die Campesinos klammerten sich an den Berg wie das Gras an den Boden. Sie konnten nur durch Tränengas und durch den Abtransport mit Hubschraubern vom Berg vertrieben werden. Das Ergebnis waren misshandelte, verletzte und festgenommene Menschen von jung bis alt.

Das Ergebnis war weiterhin eine empörte und aufgeheizte Comunidad, die zu Zwangsmassnahmen griff und den Hauptzugang zur Mine blockierte. Von da an ist das Geschehen bekannt. Es waren 16 Tage friedlichen Widerstandes, die Zeugnis ablegten von der großen Würde und dem Edelmut der Campesinogemeinschaften (Comunidades) und dem Respekt vor dem Leben. Dies zwang die politisch Verantwortlichen, die Bevölkerung der Stadt und selbst die Kirche, sich den Campesinos anzuschließen. Pastoral gesprochen könnten wir sagen, dass unsere Comunidades getragen waren von einer tiefen gemeinschaftlichen Bekehrung, die sich in der Liebe zum Gott des Lebens und in der Solidarität mit den Ärmsten zeigt.

Wenn wir auf die Ereignisse des Lebens mit den Augen des Glaubens sehen, bedeutet dies, den Gott, an den wir glauben, als einen Gott der Geschichte zu entdecken, der sich in bestimmten Taten, Personen und konkreten Situationen offenbart. Gott ist kein Mysterium mehr, zumindest nicht für Christen. Denn Jesus Christus hat uns gesagt, wo wir ihn zu suchen haben: „In Wahrheit sage ich euch, was ihr einem der Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt. 25,40). Die Sache der Armen zu seiner eigenen machen, sich an seine Seite stellen, um sein Recht auf ein würdigeres Leben zu verteidigen, bedeutet, Gott selbst zu begegnen - jenseits all unserer kulturellen, religiösen, politischen und philosophischen Überzeugungen.

Diese Ereignisse aus der Nähe aus der Nähe gelebt zu haben, war eine tiefe menschliche und christliche Erfahrung - besonders für das Team von GRUFIDES, der Studentengemeinde „Thomas von Aquin“ und der Pfarrei Guadalupe. Die Option für die Armen und für das Leben, Bestandteil der Pastoral, wurde auf die Probe gestellt, als die Organisationen der Campesinos und der Zivilgesellschaft Padre Marco Arana als ihren Delegierten auswählten, um zwischen den Campesinos und den Vertretern des Ministeriums zu vermitteln.

Das war kein Zufall, sondern die Folge von einer jahrelangen Nähe zu Personen, Familien und Führungspersönlichkeiten verschiedener Organisationen, die Padre Marco gehabt hatte, zuerst als Pfarrer von Porcón und danach als Priester, der die Armut und die Schwierigkeiten der Campesinos nicht vergessen hatte. Padre Marco und GRUFIDES haben immer darauf bestanden, dass man nicht von humaner Entwicklung in Cajamarca sprechen kann, wenn man das Thema der Mine und ihre sozialen Folgeerscheinungen außen vorlässt.

„Wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein“.

Die Verteidigung der Unberührbarkeit des Berges Quilish und die Solidarität mit den Campesinos wuchs täglich und zwang die lokalen und nationalen Politiker - sei es aus Zwang oder politischem Opportunismus - sich auf die Seite des Volkes zu stellen. So konnten sie aus der Nähe sich selbst fragen lassen, ob die Macht dazu dient, um zu unterdrücken oder um dem Volk zu dienen. Ihr großer Widerstand, ihre Macht als Dienst an den Armen zu begreifen, erzeugte Empörung und Ohnmacht im Volk. Sie standen nämlich der Mine näher und das Volk entdeckte, dass die Entscheidungen in den Händen von einigen Wenigen lagen.

Die Christen wurden an das Urteil Jesu über diejenigen erinnert, die alle Macht in ihren Händen halten: „Ihr wisst, dass die Herrscher ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein“. Diese Worte sind in die Geschichte eingebrannt und sie laden uns ein, nach Führungspersönlichkeiten zu suchen, die ihre Macht als Dienst an den Armen verstehen - ausgehend von den Armen, mit und für die Armen.

Bewahrt euer Gesicht (bleibt Menschen)!

Ausschlaggebend war die Rolle von Padre Marco als Vermittler. Eine große Sorge war, ob Gewalt vermieden werden konnte. Diese hätte provoziert werden können durch einige verzweifelte Politiker, durch einige Funktionäre der Mine, die vor allem die „Ordnung“ wieder herstellen wollten und durch einige kleine radikalisierte Gruppen aus der Bevölkerung. Ein erster Sieg für den Frieden war der Rückzug einer großen Zahl von Polizisten vom Brennpunkt des Konflikts. Das war fast ein Wunder. Die Würde der Campesinos und ihre Berufung zum Frieden befreite die Polizisten aus einer schwierigen Lage. Es kam sogar zu Gesten wie das Teilen der Nahrung mit denen, von denen sie vorher angegriffen worden waren.

Der vielleicht schwierigste und beängstigte Moment war der Tag, an dem die Möglichkeit einer Übereinkunft zuerst scheiterte. Auf einer langen Sitzung mit hohen Vertretern des Ministerium, der Bürgerbewegungen, Kongressabgeordneten und lokalen Politikern konnte man sich nicht darauf einigen, die Erlaubnis zur Erschließung des Quilish zu annullieren. Dies war aber eine Bedingung der Campesinos für die Aufhebung ihrer Straßenblockade. Die Standpunkte hatten sich radikalisiert. Padre Marco teilte mit seinen Freunden die Sorge vor einem Ausbruch der Gewalt.

Einige Politiker ließen verlauten, dass sie die Blockaden mit Gewalt aufheben würden. Es wurden schon Überlegungen angestellt, wie viele Polizisten man dafür brauchen würde. Wir wussten, dass dies „Blut und Feuer“ bedeuten würde, der „Friede“ und die Ordnung der Friedhöfe. Der emotionalste Augenblick war, als Padre Marco der “Hohen Kommission” nur noch sagen konnte: Bewahrt euer Gesicht (werdet keine Unmenschen), falls ihr euch schon für den gewaltsamen Weg entscheidet.  Das heißt: auch die Armen sind Menschen, sie sind Subjekte mit allen Rechten, sie sind Bürger!

Ich erinnere mich an die Tränen in den Augen der Mitglieder von GRUFIDES und an die gebrochene Stimme von Padre Marco. Die friedliche Geste der Campesinos, die Polizisten in Frieden abziehen zu lassen, war drauf und dran, mit Gewalt beantwortet zu werden. Aber glücklicherweise kam es nicht zur Gewalt. Diese Erfahrung zeigt uns, wie dringend notwendig es ist, das menschliche Gesicht in den Personen und Institutionen zu bewahren, die für eine authentische humane Entwicklung arbeiten, wo das Leben der Armen im Zentrum ihrer Motivation und ihrer Arbeit steht und wo die Armen nicht benutzt werden, um die eigene Macht zu vergrößern. Die Notwendigkeit, moralisch reife Führungspersönlichkeiten heranzubilden, ist eine ständige Herausforderung für Gesellschaft und Kirche.

Es waren Tage voller Intensität. Jeden Tag erklärten sich mehr Personen und Institutionen solidarisch mit den Campesinos in der Verteidigung der Unberührbarkeit des Quilish. Die Studenten strömten auf die Straßen. Sensibilisierte Jugendliche haben ihre Apathie und ihre subjektiven Probleme überwunden, denen die heutige Generation eine so große Bedeutung zumisst und die Gefahr läuft, die sozialen und gemeinschaftlichen Leiden zu verdrängen. Nun aber übernahmen sie Verantwortung und kämpften für eine gerechtere Welt und damit zugleich für ihre eigene Entwicklung, hin zu einem neuen Menschen.

Die Jugendlichen wurden provoziert und antworteten mit Gewalt. Die friedliche Demonstration wurde mit Tränengasbomben aufgelöst. Kleine Gruppen von Schülern und Studenten trieben sich um die Plaza de Armas herum, stark bedrängt von Polizisten. In diesem Moment tauchte Padre Marco als Vermittler auf. Nachdem er die Präfektur besucht und erreicht hatte, dass die Polizei nicht mit noch mehr Gewalt antwortet, ging er auf die kleine Gruppe von Jugendlichen zu, die noch auf der Plaza waren. Die Atmosphäre war sehr aufgeladen.

Padre Marco hielt eine spontane und bewegende Ansprache und beruhigte so die Gemüter: „…Das Böse bekämpft man mit der Kraft des Guten, die Ungerechtigkeit vergeltet man mit Gerechtigkeit und nicht mit einer anderen Ungerechtigkeit, die Gewalt bekämpft man nicht mit noch mehr Gewalt, sondern mit dem Frieden. Und wenn wir das nicht verstehen, dann suchen wir noch nach gewaltsamen Auswegen. Niemand - es sei denn, jemand hebe die Hand - will hier Gewalt. Wer von euch ist für Frieden und wer für Gewalt? Wer für den Frieden ist, hebe die Hand! Applaus! Der Friede, der Friede sagte Papst Paul VI., ‘der Friede ist Frucht der Gerechtigkeit’. Wenn es keine Gerechtigkeit gibt, kommt die Gewalt.... “

So ging der Morgen zu Ende, mit einer einzigartigen Erfahrung, den priesterlichen Dienst in dieser Welt auszuüben. Denn die Berufung des Hirten besteht nicht darin, die Schafe zu verlassen, damit der Wolf sie verschlingen kann. Diese Suche nach dem Frieden in Gerechtigkeit führte zu Spannungen und es bedurfte einer großen Offenheit und Berufung, um ständig mit den Campesinos, den Organisationen und Politikern im Gespräch zu bleiben. Nach einigem Hin und Her kam es zu dem neuen Vorschlag: „Aufheben der Resolution 361 für die Erschließung des Quilish“. Dies war eine wahrhafte Übung in Demokratie, oder besser gesagt: die Praxis einer echten Pädagogik des Dialogs, der Beratung und des Respekts.

Die Solidarität und die Berufung des Volkes von Cajamarca zu einem Frieden in Gerechtigkeit, zeigte sich beispielhaft bei der letzten friedlichen Demonstration. Die Antwort auf den Aufruf zum regionalen Streik war überwältigend. Die Demonstration endete in einem Marsch zum km 4,5 (Zugang zur Mine - Red.) der Straße nach Porcón, wo sich die Campesinos seit 15 Tagen versammelt hatten. Diese symbolische Geste drückt die Bekehrung eines Volkes aus, das die Armen in seiner unmittelbaren Nähe vergessen hatte und das sich nun den Armen zuwendete, indem es deren Weg zu eigen machte.

Dies ist ein Symbol, das in der Praxis dazu führen muss, die Ausschließung und die Marginalisierung, in der Tausende Menschen leben zu überwinden. Es liegt am Staat, ein authentisches Wohlergehen anzustreben, in dem alle eingeschlossen sind. Die Campesinos sind Bürger, die ihre Rechte ausüben wollen. Sie sind nicht eine Gruppe von Betrunkenen, denen Padre Marco Alkohol verteilte, so wie es die Funktionäre der Mine und Zeitungsleute sagten, die die Wirklichkeit für 30 Silberlinge verdrehten.

In diesen Tagen erlebte man die einzigartige Erfahrung einer Aufgeschlossenheit und Nähe gegenüber den Campesinos durch Personen, die auf der Suche nach Informationen und nach einer Solidarität zwischen Stadt und Land waren. So zum Beispiel nationale und ausländische Reporter, die das Büro von GRUFIDES besuchten: TV-Kanal N, Korrespondenten von El Comercio, La República, Caretas, Guarango, New York Times, und andere, die die menschliche Seite der Realität und der sozialen Bewegung kennen lernten wollten.

Das Büro war ein Ort der Begegnung und des Dialogs. Aus erster Quelle konnten sie die Transparenz, mit der gehandelt wurde, feststellen; ebenso aber auch die fehlende Sensibilität der politischen Macht, um den Konflikt zusammen mit den Armen lösen zu können. Mehr als einmal konnte man die große Macht der Information feststellen, um zu orientieren oder zu desorientieren, um die Wahrheit zu sagen oder um sie zu verdecken. Die Reporter konnten nicht immer sicher sein, ob ihre Nachrichten nicht verfälscht oder zensiert wurden.

Gerade deswegen konnte man die Bedeutung der Kommunikation und Information in der heutigen Welt feststellen, mit ihren Zwängen und Zweideutigkeiten, aber auch mit ihrem Einfluss auf die Gesellschaft, falls sie wahr informieren. So wurde erreicht, dass die Bewegung zur Verteidigung des Quilish von Politikern und der nationalen und internationalen Öffentlichkeit bekannt und ernst genommen wurde.

„Im Lichte des lebendigen und wirksamen Wortes”.

Für viele engagierte Laien war diese Tage eine Gelegenheit, ihre Berufung, Christ zu sein in der Welt von heute, zu erneuern. Sie sind aufgerufen, diese Welt umzuwandeln, indem sie konkrete Zeichen der Solidarität mit den Ärmsten setzen. Sie haben ihre Fähigkeiten, ihre Intelligenz und ihr Wort in den Dienst der Armen gestellt. Dies ist ein Zeichen ihres Glaubens. Die sonntägliche Liturgie half ihnen, diese Praxis zu erhellen.

Am ersten Sonntag wurde der Brief an Philemon, 9-17, herausgehoben, in dem Paulus ein schweres soziales Problem seiner Zeit anspricht: die Sklaverei. Der Sklave Onesimus soll von Philemon, seinem Herrn, wie ein Bruder behandelt werden. Paulus ließ die gesamte christliche Gemeinschaft an diesem Problem teilhaben. Onesimus und Philemon symbolisieren die große soziale, wirtschaftliche und kulturelle Kluft zwischen Armen und Reichen. Diese Kluft ist bis heute noch nicht überwunden. Die Verteidigung des Berges Quilish hat dazu geführt, den armen Campesino als Subjekt mit allen Rechten anzuerkennen. Die Lesung der Bibel hat geholfen, der Solidarität mit den Campesinos einen Sinn zu geben. Aber sie ist auch eine Herausforderung, wie es zu machen sei, dass es in Zukunft weniger Ausschluss und Marginalisierung und stattdessen eine Annäherung und Anerkennung des Armen als Subjekt und nicht als bloßes Objekt geben möge.

Am zweiten Sonntag erinnerte uns die Lesung von Ex 32, 7-14, daran, dass Gott sich in der Geschichte seines Volkes offenbart. Es ist ein Gott, der sich mit seinem Volk auf einen Weg der Befreiung macht, auf dem das Volk in aller Freiheit sich für den wahren Gott, der das Leben, den Frieden, die Befreiung und das Wohlergehen für alle will, entscheidet. Es ist ein Gott, der vermittels menschlicher Taten handelt, wie z.B. bei Moses, der Gott und sein Volk gehört hat, um es zu verteidigen. „Da sprach der Herr zu Moses: Geh, steig hinunter, denn dein Volk hat gesündigt… Sie haben sich ein Goldenes Kalb gegossen und werfen sich vor ihm zu Boden. … Moses bat Gott, seinen Herrn: Lass ab von deinem glühenden Zorn und verzichte darauf, dein Volk zu bestrafen… Da ließ der Herr das Böse reuen, das er seinem Volk angedroht hatte“.

Auch unser Volk war durch das Gold in Versuchung geführt worden. Wenn auch die Ausbeutung der Mine dem Staat Einkünfte und Wirtschaftswachstum beschert hat, so hat die Wirklichkeit, in der die Armen leben, den „Götzen Gold“ entmythifiziert. Denn man sah keine Entwicklung zu Gunsten der Menschen. Im Gegenteil: die Absicht, den Quilish auszubeuten, gehorcht einer reinen ökonomischen Rationalität, die ihr Fundament im Gewinnstreben hat und in deren Logik die Unberührbarkeit des Berges ein großer wirtschaftlicher Verlust bedeutet und nicht die Chance, das Wasser und eine gesunde Umwelt für kommende Generationen zu bewahren.

Offensichtlich ist der Quilish für die Minenbesitzer zu einem neuen Götzen geworden. Die Versuchung, den Berg auszubeuten, bleibt bestehen. Und sie wird nur überwunden werden können, wenn die Vision einer echten menschlichen Entwicklung, die fähig ist, Wohlstand für die Ärmsten zu schaffen, übernommen wird. Das Evangelium des „Verlorenen Sohnes“ desselben Sonntags hat ebenfalls geholfen, das Geschehene mit dem Blick des Glaubens zu deuten. Der Vater gibt dem Sohn die Erbschaft; dieser missbraucht seine Freiheit und verschwendet alles. Danach, inmitten der Armut, kommt er zu sich und entscheidet sich, zum Vater zurückzukehren. Dieser nimmt ihn auf und gibt ihm eine neue Chance.

Die Kraft der Armen brachte die Verantwortlichen zur Vernunft und hat ihnen eine neue Chance gegeben, sich dem Volk zuzuwenden. Sie wurden daran erinnert, dass die Macht zerbrechlich ist, wenn sie sich nicht in den Dienst des Volkes stellt, um dessen fundamentalen Rechte zu verteidigen. Diese Erfahrung einer sozialen Bekehrung war ein Zeichen dafür, wie gut die Suche nach einem Frieden in Gerechtigkeit und Brüderlichkeit der Welt tut. Und was könnten wir Christen nicht alles tun, wenn wir Bürger wären, die sich ihrer Pflichten und Rechte bewusst wären - mit der Fähigkeit zur Selbstkritik und zur Utopie?

Am Freitag, den 17. September, am Nachmittag, war der Konflikt auf seinem Höhepunkt angelangt. Mit viel Anstrengung und Mühe wurde das Dekret zur Erlaubnis des Abbaus zurückgenommen. Man setzte auf den Dialog und den gesetzlichen Weg. Das Evangelium vom folgenden Sonntag brachte uns das notwendige Kriterium in Erinnerung, um die anstehende Aufgabe des Dialogs mit Geduld, Entschiedenheit und Hoffnung anzugehen. Die Worte des Herrn, in bereits gewohnter Radikalität, berührten die Wurzeln der sozialen Konflikte: „Ihr könnt nicht beiden zugleich dienen, Gott und dem Geld“ (Lk 16,13).

Der Text erinnerte die Christen, die dem Machtzirkel angehören, unter dem Druck der Macht, die Werte des Evangeliums, der Gerechtigkeit, der Wahrheit und der Verteidigung des Lebens nicht zu unterdrücken. Diese menschlichen Erfahrungen, die in diesen Tagen mit großer spirituellen Tiefe gelebt wurden, fanden ihren Höhepunkt in vielen Freuden und Tränen. Mit Freuden, denn das Volk hat erreicht, dass es gehört wurde: „Der Berg Quilish wird nicht ausgebeutet, weder heute noch irgendwann!“ Aber auch mit Tränen, wie denen des jungen Bürgermeisters von Huambocancha, der einer der Anführer der Proteste war, bei denen mehr hätte erreicht werden können. Und es bleibt die Angst, dass das Volk sorglos wird und dass die Minenbesitzer dann erneut zuschlagen werden.

Die Campesinos kehrten nach Hause zurück. Sie waren auf dem Weg, ihre bürgerlichen Rechte einzufordern, ein Stück weiter gekommen. Ein neuer Weg, neue Augen, neue Sichtweisen haben sich aufgetan. Es entstand eine enorme Verbundenheit (Nabelschnur) der Solidaridad der Stadt mit dem Land und umgekehrt. Es wurde ausgesät, nun gilt es sich zu engagieren, um die Früchte einzufahren - in dem Wissen, dass der Herr sich um die Ernte sorgen wird (Mk 4, 26-29).


September 2004, Francisco Centurión Obando, (Pfarrer von Guadalupe - Red.)  Übersetzung: Dr. theol. Willi Knecht, 17. November 2004.

Anmerkung: "Panchito" Centurión ist Priester mit einer schweren Behinderung. Er wurde von Bischof Dammert gegen "kirchenrechtliche" Widerstände zum Priester geweiht und besaß sein volles Vertrauen. Er ist bei den "einfachen Leuten" sehr beliebt. Meine Frau, Amelia Centurión, ist mit ihm verwandt.