Es bleibt festzuhalten, dass nahezu alle Gruppen, Gemeinden, Organisationen und Personen, die vorher den Kern einer „Kirche mit Poncho und Sombrero“ bildeten, plötzlich vor ganz neuen und gewaltigen Herausforderungen standen, auf die sie - zumindest so deren eigene Aussagen - nicht vorbereitet waren. Hinzu kommt, dass ihnen auch die bisherige Infrastruktur (Kurszentren, Begegnungsstätten etc. - meist mit, Spendengeldern von Deutschland finanziert) genommen wurde. Pfr. Rolando Estela: „Der neue Bischof - im Gegensatz zu seinem Vorgänger - priorisiert eindeutig die städtische Pastoral, während die Landpastoral total vernachlässigt wird. Ein Zeichen dafür ist, dass alle bistumseigenen Häuser, die insbesondere für die Landkatecheten offen standen, neuen und meist kontemplativen Schwesterngemeinschaften oder dem Vorseminar übergeben wurden. Diese Situation verhindert es, dass zentrale Kurse auf Diözesanebene stattfinden können.
Deutsche Kirchengemeinde haben die Campesinos auf ihrem Weg begleitet. Es gab bis 1997 in der Diözese Cajamarca fünfzehn Gemeinden, die mit deutschen Gemeinden das Wagnis einer Partnerschaft eingegangen waren. Die deutschen Gemeinden wurden im Dezember 1992 von der Nachricht überrascht, dass Bischof Dammert als Bischof von Cajamarca und Präsident der peruanischen Bischofskonferenz überraschend schnell nach Vollendung seines 75. Lebensjahres zurücktreten musste. Als sich darauf immer deutlicher herausstellte, dass sein Nachfolger ein anderes Verständnis von Partnerschaft, Kirche und Rolle der Laien hatte, entstand das Bedürfnis, aus Treue zu dem bisher zurückgelegten Weg, den Aufbruch der Kirche in Cajamarca und den gemeinsamen Weg seit 1962 zu dokumentieren und Perspektiven für eine Kirche des Volkes Gottes auf der Grundlage des Zweiten Vatikanischen Konzils, der Dokumente von Medellín, Puebla und den Erfahrungen der Campesinos von Cajamarca aufzuzeigen....
Weiterlesen … Anspruch und Wirklichkeit von Gemeindepartnerschaften
"Festzuhalten bleibt, dass die Entwicklung der Pastoral in Bambamarca eine Dynamik entwickelte, mit der nur wenige Priester Schritt halten konnten und die bald an die engen Grenzen der römischen Tradition stieß. Eine fest gefügte kirchliche Struktur mit ihrer Verrechtlichung, Verkrustungen und nicht von der Bibel her ableitbaren Strukturmerkmalen droht den weiteren Weg der Kirche des Volkes zu blockieren. Diese Strukturen erweisen sich für die Zukunft als ungeeignet, um dem Volk Gottes auf dem Weg helfen zu können. Auch Dammert definierte die Einheit der Kirche zuerst vom Papst her und Weltkirche bedeutete für ihn zuerst die Einheit der Bischöfe untereinander und mit dem Papst".
"Bereits im Februar 1993 besuchte Bischof Simón als erste große Pfarrei außerhalb von Cajamarca die Pfarrei Bambamarca (19). Er kam nach Bambamarca mit dem festen Willen, die rechte Ordnung wiederherzustellen. Er hatte eine vorbereitete Liste der Verfehlungen mitgebracht ohne vorher überhaupt in Bambamarca gewesen zu sein Vor den Katecheten, Verantwortlichen der Rondas und Frauengruppen sprach er davon, dass er gekommen sei, den „Saustall in Bambamarca auszumisten“.Denn in den letzten dreißig Jahren, so fuhr er fort, sei es zu einem Zerfall der Kirche gekommen, die Priester und die Sakramente würden nicht mehr respektiert, das spirituelle Leben sei verkümmert und die Lehre der Kirche würde nicht mehr respektiert bzw. man kenne sie gar nicht mehr. Statt dessen hätten sich die Verantwortlichen der Pfarrei, einschließlich der Pfarrer, nur um weltliche Dinge gekümmert, hätten Politik gemacht, statt sich dem Gebet zu widmen und hätten ständig Konflikte gegen die städtischen und staatlichen Autoritäten provoziert. Am schlimmsten sei das Unwesen mit den Rondas, in der viele Katecheten an verantwortlicher Stelle beteiligt sind und die Tatsache, dass noch nicht einmal die meisten Katecheten verheiratet seien und in wilder Ehe lebten."
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