Begrüßung und Einführung von Bischof Fürst:
Die zentralen Dialogforen in Mannheim 2011 und Hannover 2012 haben das Vertrauen in die kath. Kirche verbessert. Aber zuletzt gab es zwei Rückschläge: die Aufkündigung der wiss. Aufarbeitung des Missbrauchs und die Nichtbehandlung eines Vergewaltigungsopfers. Die DBK hat nun einstimmig beschlossen, dass die wiss. Aufarbeitung des Missbrauchs in der kath. Kirche weitergehen muss und dies wird mit neuen Partnern auch geschehen. Ebenso wurde in der Frage der „Pille danach“ Klarheit geschaffen. Alle Bischöfe versprechen, dass vergewaltigte Frauen jede Art von Hilfe erhalten, auch die Pille danach – falls der männliche Samen sich noch nicht in die weibliche Eizelle eingenistet hat (denn sonst wäre es Abtreibung). An dem Verbot der künstlichen Empfängnisverhütung ändert sich nichts.
Seit knapp 30 Jahren gibt es das "Rottenburger Modell Gemeindeerneuerung". Dieses Modell, am Schreibtisch erfunden, dann aber in der Praxis oft erprobt, galt als wegweisend und gilt es bis heute. Als Mitglied des KGR (u.a.) in der Gemeinde St. Georg, Ulm setzte ich mich sehr dafür ein, dieses Modell auch in unserer Gemeinde zu erproben. Hintergrund waren meine Erfahrungen in den Baissgemeinden von Peru (Cajamarca) und die daraus entstandene Gemeindepartnerschaft mit San Pedro in Cajamamrca (seit 1982), die in St. Georg auf große Zustimmung stieß. Die Gemeinde St. Georg galt zu Recht als sehr offen und vertrauenswürdig. Doch es zeigte sich bald, dass die Erfahrungen der Gemeinde und die befreienden Impulse, die sie von den Campesinos in Peru durch diese Partnerschaft erhalten hat, keine Rolle in den Überlegungen der Rottenburger Planer spielen konnte (durfte). Der Ausschuss "Mission, Entwicklung und Frieden" unter meiner Leitung hat daraufhin die folgenden kritischen Anmerkungen verfasst und nach Rottenburg geschickt.
Es bietet sich an, die damaligen Erfahrungen mit der heutigen Situation zu vergleichen...!
Willi Knecht, im Mai 2012. Zum Kontext siehe: "Erneuerung in Deutschland ???"
"Eine Kirche, die den Menschen dient, muss diese Orte der begegnung mit Gott und den Nächsten erst entdecken, sie muss aufbrechen und sich auf den Weg machen - erstrecht, wenn sie in einer „Wohlstandsgesellschaft“ derart fest verankert ist, dass sie von dieser kaum zu unterscheiden ist. Sie muss ausziehen, nach draußen gehen, vor die Tür – zu den Menschen im Straßengraben, die unter die Räuber gefallen sind, dann wird sie zur Gemeinschaft derer, für die Jesus der Messias ist. Das wäre dann echte Erneuerung!"
"....Es geht dabei nicht nur um Pater Boff, schreibt Knecht im Kirchenblatt, sondern auch um die „Gefahr, dass die Stimme der Armen und Verhungernden, mit denen sich Jesus identifiziert, zum Schweigen gebracht wird“ - die Maßregelung Boffs werde von vielen Unrechtsregimes als Bestätigung blutiger Verfolgung von Millionen engagierter Christen aufgefasst. Überdies gehe es dabei „auch um uns“, nämlich um die eigene Glaubwürdigkeit und darum, „wie wir als Christen mit einander umgehen“. Es hänge von allen ab, was aus dieser Kirche werde, „ein Zeichen der Hoffnung für alle Menschen oder ein Ort der Resignation, der Angst, der Verzweiflung, des inneren Auszugs und der Selbstaufgabe“. Nicht zuletzt, schreibt Knecht, sei der Brief an den Papst „auch als Hilfe und Ermutigung für die Verantwortlichen unserer Kirche, wie zum Beispiel Kardinal Ratzinger, gedacht, damit sie weniger Angst vor der Zukunft und mehr Vertrauen in das Wirken des Heiligen Geistes haben“. (Südwestpresse, 13. Juli 1985)
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