Massive Vorwürfe erhob der Ulmer Theologe Willi Knecht im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) gegen Bischof Francisco Simon. Während dessen Vorgänger Dammert "Seelsorge für Poncho und Sombrero" förderte, halte es Simon seit 1993 mit den Reichen und den Herren der Goldmine vor Ort, wirft Knecht ihm vor. Campesinos hätten Zutrittsverbot zur Kirche.

Der Ulmer, der die deutsch-peruanischen Partnerschaften im Auftrag der Unis Tübingen und Würzburg vor Ort erforscht und gegen die aktuelle Kirchenpolitik protestiert, fürchtet Anschläge gegen sich in Peru. Der Bischof habe gedroht, dem 55-jährigen "mit allen Mitteln das Handwerk zu legen".

Theologe: Peruanischer Bischof zerstört Partnerprojekte

Für die armen Bauern in der peruanischen Diözese Cajamarca bricht eine Welt zusammen. Seit Jahren sind die Campesinos Partner deutscher Pfarreien. Doch jetzt leiden beide Seiten. Massive Vorwürfe erhob der Ulmer Theologe Willi Knecht im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) gegen Bischof Francisco Simon. Während dessen Vorgänger Dammert "Seelsorge für Poncho und Sombrero" förderte, halte es Simon seit 1993 mit den Reichen und den Herren der Goldmine vor Ort, wirft Knecht ihm vor. Campesinos hätten Zutrittsverbot zur Kirche. Der Ulmer, der die deutsch-peruanischen Partnerschaften im Auftrag der Unis Tübingen und Würzburg vor Ort erforscht und gegen die aktuelle Kirchenpolitik protestiert, fürchtet Anschläge gegen sich in Peru. Der Bischof habe gedroht, dem 55-jährigen "mit allen Mitteln das Handwerk zu legen".

Die 15 deutschen Gemeinden, für die der in der Ulmer Pfarrei St. Georg engagierte Theologe spricht, schwärmen von der Arbeit des Bischofs Dammert. Heute ist der Alt-Bischof 84 Jahre alt, schwer krank und erfährt kaum vom Wirken seines Nachfolgers. 30 Jahre lang führte der frühere Konzilsvater und Spitzenmann der peruanischen Bischofskonferenz die Campesinos zu Gemeinden zusammen, zu "Comunidades". Er förderte Katecheten unter den armen Bauern, ließ sie quasi zu Gemeindeleitern ausbilden. Ins neu geplante Priesterseminar sollten auch Söhne von Campesinos aufgenommen werden, berichtet Knecht. Die 100.000-Seelen-Pfarrei Bambamarca verfügt inzwischen über 200 Katecheten, darunter 30 Frauen. Diese laut Dammerts Vorschrift verheirateten Christen durften bei Eheschließungen assistieren und taufen. Diese selbstbewusste Dynamik missfiel Nachfolger Simon, wie der mit einer Frau aus Cajamarca verheiratete Ulmer Forscher erzählt.

"Saustall aufräumen"

Nach seinem Amtsantritt ordnete Simon an, dass "der Saustall aufgeräumt" wird, wie Tonbandprotokolle belegen. Der Bischof setzte die Katecheten ab, erkannte die von ihnen geschlossenen Ehen nicht an, entließ im Ordinariat die Laienmitarbeiter und ersetzte sie durch Priester. Die Überweisung deutscher Zahlungen habe Simon an seine Adresse statt wie bis dahin auf die Konten der Vertrauensleute in den Comunidades befohlen. Knecht prangert das Verschwinden von Spendengeldern an, die an die Bistumsleitung gegangen waren. Den Gipfel sieht er im "Missbrauch" des noch von Dammert geplanten Priesterseminars. Simon habe für dessen Bau Gelder des kirchlichen Hilfswerks Adveniat ("mindestens 400.000 Euro") sowie umfangreiche deutsche Spenden bekommen - und nach Bauende das Haus geschlossen. Heute leben darin Knecht zufolge vier Karmeliterinnen.

Knecht muss sich wehren: Er führe keinen Privatkampf gegen Bischof Simon. Dessen Verhalten zeige aber, wie sehr sich "eine geänderte Seelsorge auf das Wohl der Menschen auswirkt". Die Campesinos stellen nach Knechts Angaben 80 Prozent der Gläubigen in der Diözese Cajamarca. Simon also halte nur zu einem Fünftel seiner Herde. Die Campesinos riefen ihm unlängst entgegen: "Bischof, verehrst du den wahren Gott oder das Geld der Goldmine?" Knecht ist sicher, dass es in den Beziehungen zwischen Bistumsleitung und US-Minengesellschaft "um millionenschwere Geschäfte geht". Proteste der Bauern gegen Umweltzerstörung und Verseuchung der Gewässer durch das Quecksilber der Minenfirma verurteile der Oberhirte als "Sünde und Einmischung in die Politik". Simon selbst aber besuche stets die Empfänge der Minenbesitzer.

Trotzdem zuversichtlich:

Trotz aller Rückschläge sind Knecht, die Pfarreien wie die Comunidades zuversichtlich. Das bischöfliche Verhalten schweiße die Campesinos noch stärker zusammen und befördere auch den Eifer der deutschen Pfarreien. Bei letzteren heiße es "Jetzt erst recht" und in Peru vertrauten die Partner auf die Treue der Deutschen. "Wenn ihr uns auch noch verlassen würdet, dann wäre das für uns ganz schlimm", sagten die Campesinos zu Knecht vor seiner Abreise am Mittwoch aus Cajamarca.

Hinweis: In dem Buch "Die globale Verantwortung - Partnerschaften zwischen Pfarreien in Deutschland und Peru"(daraus der Hauptartikel)hat Willi Knecht seine Forschungen dokumentiert. Es ist erschienen im Würzburger Echter-Verlag und kostet 19,90 Euro. Weitere Informationen in: www.cajamarca.de

Redaktion KNA Bonn  Gesendet: Freitag, 12. April 2002 12:22
Von KNA-Redakteur Uwe Renz 12. 04. 2002